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Mk 1,9-11: Jesu Taufe
Оглавление(9) Und es geschah in jenen Tagen, daß Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und im Jordan von Johannes getauft wurde. (10) Und sogleich, als er aus dem Wasser trat, sah er die Himmel geöffnet und den Geist wie eine Taube auf sich herabsteigen. (11) Und eine Stimme erscholl aus den Himmeln: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.«
Redaktion und Tradition
V. 9-11: Die Perikope setzt die Ankündigung von V. 7-8 in Handlung um. Die Näherbestimmung des Stärkeren von V. 7 erfolgt in der Anrede Gottes an Jesus, die die besondere Qualität seiner Person zum Ausdruck bringt: »Du bist mein geliebter Sohn«. Man beachte zusätzlich für den redaktionellen Zusammenhang die Parallelen 9,7 und 15,39, wo jeweils eine Proklamation Jesu als des Sohnes Gottes erfolgt. Innerhalb der Perikope hat Mk »in Galiläa« hinzugefügt. Damit betont er, daß Jesus aus einer anderen Gegend kommt als die zum Täufer hinzutretenden Scharen aus V. 5. An Galiläa liegt ihm viel (vgl. 16,7).
Die Perikope wird auf der Stufe der Tradition formgeschichtlich vielfach als Glaubenslegende klassifiziert, die Jesu Weihe zum Messias erzähle. Jesus werde nämlich in dem Moment, da er die Himmelsstimme (V. 11; vgl. Ps 2,7) höre, zum Sohn Gottes eingesetzt.
Bezüglich der Taufe des Johannes übergeht Mk bei der Erzählung der Taufe Jesu die Tatsache, daß sie zur Vergebung der Sünden geschah. Der Grund dafür ist klar: Eigentlich durfte sich Jesus nicht zur Vergebung der Sünden taufen lassen. Bei Mk wird also zum ersten Mal das urchristliche Bestreben sichtbar, die Taufe Jesu umzudeuten (vgl. später Mt 3,13-15; Lk 3,20f; Joh 1,29-34). Ebenfalls verschweigt Mk die Tatsache, daß Jesus, indem er sich von Johannes taufen ließ, der Gerichtspredigt des Täufers zugestimmt hat. (Freilich hatte er diesen Gerichtsaspekt bereits in V. 8 weggelassen.)
Historisches
V. 9a wirft geschichtlich Licht auf Nazareth als Wohnort Jesu (vgl. noch zu Mt 9,1).
V. 9b: Die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer ist historisch. Jedoch hat Jesus seine Taufe nicht als Einsetzung zum Sohn Gottes angesehen. Das dahinterliegende Konzept stammt aus der Gemeinde, die an Jesus als den Sohn Gottes glaubte (vgl. Gal 2,20; 4,4) und seine Einsetzung zum Sohn Gottes in sein irdisches Leben verlegte. Das war nicht immer so. In der ältesten Zeit meinte man, Jesus sei erst durch seine Auferstehung von den Toten zum Sohn Gottes eingesetzt worden (vgl. Röm 1,4).
Daß Jesu Taufe durch Johannes ein geschichtliches Faktum ist, folgt ferner daraus, daß die christliche Gemeinde damit Schwierigkeiten hatte. So schwächte bereits Mk sie ab, noch stärker dann Mt und erst recht Lk, dem zufolge Johannes gar nicht der Jesus Taufende gewesen sein kann. Das JohEv meint sogar, die Taufe habe überhaupt nicht stattgefunden; ebenso das nicht in den neutestamentlichen Kanon aufgenommene Evangelium der Nazaräer, wo es heißt: »Siehe, die Mutter des Herrn und seine Brüder sagten zu ihm: ›Johannes der Täufer tauft zur Vergebung der Sünden; laßt uns hingehen und uns von ihm taufen lassen!‹ Er aber sprach zu ihnen: ›Was habe ich gesündigt, daß ich hingehe und mich von ihm taufen lasse?‹«.