Читать книгу Umgang mit Sterben und Tod im Feuerwehrdienst - eine Chance für die Seelsorge?! - Gerhard Deißenböck - Страница 13
ОглавлениеMethodik und Aufbau
Das Thema »Sterben und Tod im Feuerwehrdienst« und speziell die Verknüpfung mit seelsorglichen Möglichkeiten steckt nach heutigem Kenntnisstand noch in den Kinderschuhen. Verwiesen sei hier auf die Ergebnisse der Literaturrecherche nach dezidierten Stichworten in einschlägigen Bibliotheken wie z. B. der Bayerischen Staatsbibliothek mit angeschlossener Fernleihe oder der Universitätsbibliothek Salzburg. Es wurde nach Begriffen wie »Feuerwehr und Sterben bzw. Tod« oder »Feuerwehrseelsorge« oder »Feuerwehr und Seelsorge« gesucht. Die Ergebnisse waren in allen Fällen marginal. Wenn sich Ergebnisse einstellten, waren es in fast 100 % der Fälle Werke zum Thema »Notfallseelsorge«. In der Folge werden zur Darstellung der Feuerwehr vermehrt einschlägige Internetquellen genutzt. Allgemein gestaltet sich das vorliegende Dissertationsprojekt aufgrund der dargestellten Informationslage als Literatur- und Grundlagenarbeit. Ergänzend ist anzuführen, dass die Ausführungen grundsätzlich ökumenisch vollzogen werden können.9
Der Hauptteil besteht aus drei Teilen:
In Teil I findet sich eine Bestandsaufnahme der Seelsorge im Feuerwehrdienst. Diese gliedert sich in den Bereich der Institution Feuerwehr, der PSNV in Deutschland und einer Zusammenfassung der gewonnenen Einsichten. Die Institution Feuerwehr wird dargestellt in Form der rechtlichen Grundlagen, der Organisation, des Einsatzspektrums und der möglichen Bedrohungsszenarien. Das Selbstverständnis der Freiwilligen Feuerwehren in Bayern, das Antlitz des »factum brutum«10, das Sterben und Tod speziell im Feuerwehrdienst mit sich bringt sowie die psychischen Auswirkungen des Einsatzgeschehens runden die Beschreibung ab.
In einem zweiten Schritt folgt die Darstellung der vorhandenen säkularen und kirchlichen Strukturen der Feuerwehrseelsorge in Bayern. Die PSNV in Deutschland ist „ein fast flächendeckendes System“11, und „dazu gehören beispielsweise die Krisenintervention im Rettungsdienst (KIT), die Notfall-, Polizei- und Feuerwehrseelsorge, die Notfallpsychologie u. v. m.“12. Die Erläuterungen zur Genese der PSNV gliedern sich in den Weg des Konsensus-Prozesses von 2007 – 2010, in die Ergebnisse – in Form von Standards und Leitlinien – sowie in die Zukunftsperspektiven der PSNV.
In Teil II werden die verschiedenen Dimensionen der Seelsorge im Feuerwehrdienst durchleuchtet. Als Basis dient die Verortung der Feuerwehrseelsorge im Zweiten Vatikanischen Konzil, in der Pastoraltheologie und -psychologie sowie in der Moraltheologie. In einem zweiten Schritt nähert sich die Arbeit dem Umgang mit dem Unumgehbaren. Der Fokus richtet sich hierbei auf den Umgang mit Sterben und Tod, mit Leid, Verwundbarkeit, Fehlern und Hilflosigkeit. Die Verbindung oder vielmehr die Grundlage der einzelnen Aspekte ist die Heilige Schrift. Die biblischen Grundlagen der Nächstenliebe und Barmherzigkeit schlagen in einem dritten Schritt eine Brücke zum Ostergeschehen und ermöglichen den Entwurf einer Theologie der Begegnung. Der Weg führt weiter zu der Erkenntnis, dass Gottes Gesicht im Angesicht des Anderen zu sehen ist. In einem vierten Schritt richtet sich die Aufmerksamkeit innerhalb eines salutogenetischen Ansatzes auf die Maßnahmen der »Bundesvereinigung Stressbearbeitung nach belastenden Ereignissen« (SbE e. V.) und die Spiritualität als Lebensressource, die im Umgang mit Sterben und Tod eine große Hilfestellung sein kann.
Im anschließenden Teil III gilt es aus den vorangegangenen beiden Teilen I und II einen gemeinsamen Weg von Feuerwehrdienst und Seelsorge zu umreißen. Zunächst wird die notwendige Handlungskompetenz der Seelsorgerinnen und Seelsorger skizziert. Ein eigenes Rollenverständnis und eine vielleicht notwendige Emanzipation der Feuerwehrseelsorge gegenüber der Notfallseelsorge werden sich an dieser Stelle herauskristallisieren. Die Darstellung und Diskussion der Möglichkeit einer Umsetzung am Beispiel der Polizeiseelsorge in Bayern folgt als letzter Punkt im Teil III und gibt einen Ausblick.
9 Damit der Umfang dieses Dissertationsprojekts nicht überstrapaziert wird, erfolgen die Erarbeitung und die Überlegungen weitestgehend nach katholischen Gesichtspunkten. Der Umgang mit Quellen erfolgt ökumenisch und wird nicht dezidiert gekennzeichnet.
10 Das »factum brutum« als eine Tatsache, die keine Erklärung zulässt.
11 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (Hg.), Psychosoziale Notfallversorgung; Qualitätsstandards und Leitlinien Teil I und II (Praxis im Bevölkerungsschutz, Band 7), Bonn 220 1 2, 7.
12 Ebda.