Читать книгу Umgang mit Sterben und Tod im Feuerwehrdienst - eine Chance für die Seelsorge?! - Gerhard Deißenböck - Страница 6

Оглавление

Geleitwort

Die im Begriff »Caritas« enthaltene Einstellung von Menschen ihrem Nächsten gegenüber – im Sinne von »Nächstenliebe« oder »Fürsorge« – wird vielerorts in den Freiwilligen Feuerwehren ganz konkret gelebt. Gerade in Bayern tun dies besonders viele: Derzeit leisten etwa 320.000 Männer und Frauen aktiven Dienst in bayerischen freiwilligen Feuerwehren, das heißt, 25 von 1000 Bürgern. Es wird hierbei natürlich ein enormes zeitliches Engagement für Ausbildung und Übungen erbracht - dazu gehören aber auch die »echten Einsätze«. Darin genau besteht der Unterschied zu anderen ehrenamtlichen Aktivitäten. Man kann sich auch mit großem Aufwand im sozialen, kirchlichen, kulturellen oder sportlichen Bereich einbringen – die Bereitschaft, Tag und Nacht, egal in welcher persönlichen Lebenslage man sich gerade befindet, dem Ruf des Funkalarmempfängers zu folgen und in einen »Einsatz« zu fahren, von dem man beim Ausrücken noch nicht weiß, was einen erwartet, ist noch einmal etwas ganz anderes.

Auch wenn es viele unproblematische Aufgaben gibt, wie z. B. »Straße reinigen« aufgrund einer Ölspur, sind im Laufe der Zeit, gerade bei größeren Feuerwehren, immer wieder auch Einsätze dabei, bei denen man mit Schwerverletzten oder gar Toten konfrontiert ist.

In den mehr als vier Jahrzehnten meines bisherigen aktiven Dienstes habe ich derartige Situationen oft erlebt: man ist grundsätzlich bereit und gut ausgebildet, das Material ist top. Alarmierung: »VU mit eingeklemmter Person«, Anfahrt ins Gerätehaus, Umziehen, Aufsitzen, Ausrücken. Auf der Anfahrt: Anlegen der »Aidshandschuhe«, Prüfen der Wettersituation, Kontrolle der persönlichen Schutzausrüstung, Ankunft am Einsatzort. Was dann geschieht, welche Entscheidungen fallen, was man konkret erlebt, läuft dann ab wie eine filmische Handlung. Wenn die geretteten Personen erstversorgt, geborgen und im RTW oder im Rettungshubschrauber verschwunden sind, beginnt bei vielen erst wieder die Wahrnehmung der äußeren Umstände: es ist kalt, man ist außer Atem, etc.. Das gerade Erlebte reflektiert man meist erst in einem gewissen zeitlichen Abstand. Oft geschieht das, wenn man nach der Rückkehr von nächtlichen Einsätzen versucht, noch einmal etwas Schlaf zu finden, bevor man morgens wieder zur Arbeit aufstehen muss. Das ist die Zeit der Fragen: hätte man nicht früher ein anderes Gerät einsetzen sollen, wäre es nicht besser gewesen …?

Wenn es Schwerverletzte oder Tote gegeben hat, sind diese Eindrücke besonders bewegend, ganz intensiv, wenn die Verunfallten leiden mussten oder Angehörige unter starker emotionaler Erregung den Einsatz behinderten.

Erlebnisse dieser Art belasten jeden – ganz besonders natürlich die freiwilligen Einsatzkräfte, die nur selten mit solchen Situationen konfrontiert sind. Deshalb ist es wichtig, Menschen, die in ihrem freiwilligen Engagement für ihre Mitmenschen in seelische Belastungssituationen geraten sind, professionelle Hilfe anbieten zu können. Eine Antwort zu finden auf die Fragen: „Warum musste dieser Mensch gerade jetzt an dieser Stelle sterben und warum konnten wir nicht mehr helfen?“, fällt jedem schwer und belastet einen, oft noch lange Zeit.

Die Verankerung im christlichen Glauben bietet hierfür oft den einzigen Ankerpunkt, um in diesen Situationen Trost und Hilfe spenden zu können. Feuerwehrseelsorgerinnen und -seelsorger oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kriseninterventionsteam mit einem gefestigten christlichen Gottes- und Menschenbild haben in solchen Situationen schon oft wertvolle Hilfe geleistet.

Aus diesem Grunde halte ich die Seelsorge für eine wichtige Einrichtung, um die Probleme im Umgang mit Sterben und Tod im täglichen Einsatzgeschehen der freiwilligen Feuerwehren bewältigen zu können.

Dr. Marcel Huber MdL

Staatsminister a D.

Ehemaliger Kommandant FFAmpfing

Umgang mit Sterben und Tod im Feuerwehrdienst - eine Chance für die Seelsorge?!

Подняться наверх