Читать книгу Der OGG - Gerhard Freitag - Страница 4
Prolog
ОглавлениеEs ist eine unwidersprochene Tatsache, dass die Milliarden von Sonnen und deren Planeten in der Galaxis Milchstraße von einem physikalisch zu definierenden Zentrum aus expandieren. Im Laufe tausender von Jahren wurden dafür alle möglichen Beweise gefunden. Ein deutlich sichtbarer Beweis für die Schlüssigkeit dieser Theorie ergibt sich auch aus der absoluten Bewegung der Sonnensysteme an sich, dem engen Sonnenabstand im galaktischen Zentrum und den immer größer werdenden Sonnenabständen, je weiter man sich vom galaktischen Zentrum entfernt.
Die verbreitet akzeptierte Theorie des Urknalls und der darauf folgenden Ausdehnung der Materie führte zu der Erkenntnis, dass es einen Zusammenhang zwischen den Sonnenabständen und der zeitlichen Entwicklung der galaktischen Völker gibt. Die Entwicklung intelligenten Lebens in einem frühen Stadium der galaktischen Expansion führte zur Erforschung und Eroberung unserer Galaxis durch Völker, die inzwischen gar nicht mehr existieren, oder über die nichts mehr bekannt ist. Sie führte zum Zusammenprall von Interessen, zu Krieg und Zerstörung, bis hin zum Genozid.
Der Reifeprozess der Völker der Milchstraße dauerte hunderttausende Jahre. Zivilisationen kamen und vergingen.
Die zunehmende Ausdehnung der Milchstraße führte bei immer größeren Sonnenabständen zu immer größer werdenden Reiseabschnitten, wollte man andere Planeten besuchen.
Es kam zum >VergessenLücken< in den Aufzeichnungen und Erzählungen. Speziell über das sehr schwierig zu bereisende galaktische Zentrum taten sich die größten Wissenslücken auf. Die Navigation zwischen den äußeren Sonnensystemen war um so vieles einfacher, und daher wohl auch wirtschaftlicher, sodass sich bei Berichten über das galaktische Zentrum Dichtung und Wahrheit immer mehr verwoben.
Eines der hartnäckigsten Gerüchte auf vielen Planeten war, dass es in grauer Vorzeit eine Art Gericht gegeben hätte, dem alle Völker der Milchstraße unterworfen waren.
In der Neuzeit waren die Hauptprotagonisten der galaktischen Völker in der GU (Galaktische Union) zusammengefasst.
Die Gründungsvölker der GU hatten im Jahr 2862 TZ1 beschlossen, eine allgemeine Rechtscharta zur Einhaltung bestimmter Grundprinzipien aufzustellen und diese durch ein von allen Völkern beschicktes Gericht überwachen zu lassen – dem OGG (Oberster Galaktischer Gerichtshof).
Die Durchsetzung der Anordnungen des OGG sollte eine eigene Polizei - die GUPOL (Galaktische Unionspolizei) - erzwingen.
Aber...
Gibt es ein Galaktisches Recht? Oder um noch vorsichtiger zu fragen: Kann es so etwas wie Galaktisches Recht überhaupt geben?
Grundsätzlich schon.
Abgesehen von der Frage nach dem Inhalt, und wie detailliert dieses Recht angesichts hunderter und tausender verschiedener Völker sein kann oder darf, stellt sich automatisch die Frage nach dem Geltungsbereich und auch nach der Möglichkeit, es durchzusetzen, sowie einer Ahndung bei Nichtbeachtung und Übertritt dieses Rechts.
Können ein OGG und seine Polizei überhaupt funktionieren?
In einer Galaxis mit mehr als 200 Milliarden Sonnen und ungezählten Planeten, die nur zu einem kleinen Teil erforscht und bekannt sind, stellt die Gründung eines eigenen Staates oder einer vergleichbaren Organisation das geringste Problem dar. Das passende Fähnchen auf einem unbewohnten Planeten zu hissen, und damit Besitzanspruch zu erheben, ist nun wirklich keine Kunst. Was aber, wenn nun jemand anderer kommt und gleiche Besitzansprüche erhebt? Was, wenn der solchermaßen besetzte Planet eine Urbevölkerung hat, die lediglich technologisch unterlegen ist und sich nicht wehren kann?
Wenn sich schon die Mitgliedsstaaten des OGG auf einen gemeinsamen Nenner einigen konnten:
Was geschieht, wenn ein Fremder Dritter sich nicht an diese Regeln hält?
Die wichtigsten, weil ältesten Gründungsmitglieder des OGG waren:
Zeissonen
Diese waren Abkömmlinge von Echsen. Etwa 2m hoch, mit schuppigem Schwanz, der als Stütze bei sitzender Haltung eingerollt wurde. Die beiden vorderen Gliedmaßen hatten sich im Lauf der Evolution zu Greifarmen mit Fingern entwickelt. Kopf und Gebiss erinnerten an ein irdisches Krokodil.
Die Zeissonen waren Sauerstoffatmer und besiedelten vor allem wasserreiche Planeten von hoher Durchschnittstemperatur, waren von geringem Temperament, aber einer gewissen Sturheit gekennzeichnet. Es galt als schwierig, einem Zeissonen etwas auszureden, was dieser sich einmal vorgenommen hatte.
Sie waren zweigeschlechtlich und pflanzten sich durch Eierlegen fort.
Die Zeissonen hatten eine hoch entwickelte Technologie, die vor allem dann anderen Völkern überlegen war, wenn der praktische Anwendungszweig etwas mit Wasser zu tun hatte.
Ihre Gesellschaftsform war am ehesten noch eine direkte Demokratie. Es gab allerdings auf der Ebene, die Menschen als Gemeinden bezeichnet hätten, so etwas wie erbliche Formen der Politik.
Die Zeissonen besiedelten die Planeten von rd. 200 Sonnen und waren daher von einigem Gewicht in der Politik der Milchstraße. Ihre Raumschiffe hatten die schlanke Form eines Torpedos. Die größten waren Raumer von mehr als 300m Länge.
Alorer
Die Alorer waren ein hominides Volk, deren äußere Form an Menschen erinnerte. Sie hatten eine blaue Haut, schwarzes Haar und eine Vorliebe für bunte Gewänder. Alorer waren geborene Händler, wurden allerdings von den anderen Völkern auch gerne als Diebe bezeichnet. Eine Bewertung, die ihnen oft nur deswegen zuteil wurde, da sie sich durch geschicktes Handeln meist einen Vorteil zu verschaffen wussten. Alorer waren niemals um eine Ausrede verlegen, und die meisten Völker versuchten bei Verträgen mit Alorern jedenfalls auch die kleinste Kleinigkeit vertraglich zu vereinbaren.
Ihre Gesellschaftsform war am ehesten als Clan zu bezeichnen. Der Clanführer musste sich stets aufs Neue als der Stärkste oder Klügste beweisen und konnte einmal jährlich von einem Gruppenmitglied zur Neuwahl herausgefordert werden. In diesem Fall kamen alle wahlberechtigten Clanmitglieder zusammen und bewerteten die bisherige Führung und die Bewerbung des Herausforderers durch einfache Stimmabgabe.
Die Technologie der Alorer war völlig uneinheitlich, da ihre Raumschiffe durch Zukäufe und Eigeneinbauten in keine Kategorie einordenbar war. Sie waren Händler und meist nicht sesshaft, was auch die Einordnung ihrer politischen Stärke äußerst schwierig machte.
Die Anzahl der Alorer oder ihr Stammplanet waren unbekannt.
Kaargh
Sammelbegriff für die canidischen Völker mit einem hundeartigen Gesicht und hunderten verschiedenen Ausprägungen, Fellfarben- und Formen. Ihr Haupt- und Stammplanet - Kaargh VI - war sehr zentrumsnahe und galt fremden Raumfahrern als einer der navigatorisch am schwierigsten anzusteuernden. Die Kaargh waren in Zentrumsnähe über etwa 150 Sonnensysteme verbreitet und besaßen eine entsprechende Raumfahrttechnologie. Ihr bevorzugter Raumschifftyp besaß die Form eines elliptischen Diskus. Die größten Schiffe durchmaßen etwa 250m Durchmesser bei 100m Höhe.
Ihre Gesellschaftsform kam am ehesten einer Monarchie gleich, in der die Fürsten zugleich auch die Eigentümer der wichtigsten Technologien waren.
Die Kaarghvölker waren in ihrer Mentalität sehr unterschiedlich. So unterschiedlich ihre Fellfarben- und Typen waren, so unterschiedlich waren auch ihre Reaktionen und Handlungen. Aggression und Passivität und alles dazwischen konnte man auf den einzelnen Kaarghplaneten finden.
Zhistolven
Diese Völker waren der jüngeren Geschichte der Galaxis zuzuordnen und stellten insektenartige Wesen dar, die sich gleich wie die Kaargh von einem gemeinsamen Urstamm aus entwickelten. Alle Zhistolvenvölker waren sechsgliedrige Arthropoden mit 4 Lauf- und 2 Greifarmen. Ihre Gesellschaftsformen waren so unterschiedlich wie ihre Stammesgeschichten. Viele hatten eine Art präsidentielle Demokratie, mit einem herrschenden Präsidenten und einem Parlament. Es gab aber auch monarchische Strukturen und vereinzelte Diktaturen. Die Zhistolven hatten dadurch keinen Gesamtvertreter, was ihre politische Einigkeit entsprechend erschwerte.
Die Zhistolven besiedelten die Planeten von rd. 50 Sonnen und hatten eine spezielle Hochtechnologie, was Nahrungsmittelverarbeitung, Genforschung, Biologie und ähnliches betraf.
Solaner
Das jüngste Mitglied des galaktischen Staatenbundes waren die Solaner. Ihre Raumfahrttechnologie war noch rückständig und unterrepräsentiert, sollte aber nach dem Beitritt zur GU rasch aufholen. Die Hominiden von SOL III bauten vorwiegend hantelförmige Raumschiffe von bis zu 150m Länge.
Worauf die Solaner hingegen mit Recht stolz sein konnten, war ihre Transmittertechnologie, die die der anderen Völker bei weitem übertraf.
Ihre Politik wurde durch ein 2-Kammern-Parlament vertreten, welches zuerst einen Präsidenten wählte, der dann die einzelnen Minister seiner Regierung bestimmte. Die Kammer der Konzerne und die Kammer der Planeten übten die parlamentarischen Kontrollrechte aus und wurden durch die Aufsichtsräte nach Opportunität und durch die politischen Parteien nach Mehrheitswahlrecht besetzt.
Die Solaner hatten es leicht, politisch mit einer Stimme zu sprechen, da der Präsident für alle 31 beherrschten Systeme sprechen konnte. Die beiden Kammern mussten den Gesetzesvorlagen allerdings mehrheitlich zustimmen.
Die Gesetze des OGG sollten alle 10 Jahre einer Überprüfung und eventuellen Neuordnung unterzogen werden. Dieses geschah durch das Zusammentreffen der obersten politischen Organe der Mitglieder bzw. deren bevollmächtigter Vertreter anlässlich der >Galaktischen Direktive
So gesehen, war die >Galaktische Direktive< eine Art oberstes politisches Organ der GU, des OGG und damit weiter Teile der Milchstraße.
Im Jahr 2693 TZ fand die dritte Galaktische Direktive statt, bei der die Solaner nach ihrer Mitgliedschaft in der Galaktischen Union auch Sitz und Stimme im Obersten Galaktischen Gerichtshof und in der Galaktischen Unionspolizei erhalten sollten.
Mit diesem Sitz war das Recht und die Pflicht verbunden, pro 10 beherrschter Sonnensysteme je einen Richter an den OGG und je 100.000 Soldaten an die GUPOL zu stellen. Terra würde also drei Richter und 300.000 Soldaten entsenden...