Читать книгу Engadiner Abgründe - Gian Maria Calonder - Страница 4
III
ОглавлениеAls Capaul diesmal aufs Revier zurückkehrte, ging der Summer schon, bevor er überhaupt die Klingel gedrückt hatte. Inzwischen hielt Jon Luca die Stellung, er tippte mit zwei Fingern auf der Tastatur und fluchte auf Romanisch. Capaul sah jetzt auch den Bildschirm, auf dem man den Eingang sehen konnte.
»Woher wusstest du, wer ich bin?«, fragte er.
»Aus deiner Akte natürlich«, sagte Jon Luca, ohne aufzusehen. »Außerdem hat längst die Runde gemacht, dass du ein Hübscher sein sollst.«
Capaul hörte darüber hinweg. Er beugte sich über den Tresen und legte Linard den Ausweis ins Fach, dann fragte er: »Ich sollte den Brand in Zuoz rapportieren, aber das Opfer will gar keinen Rapport. Was tue ich jetzt?«
»Schreib einen internen Bericht, drei Sätze, dann geh und trink ein Bier darauf, so leicht machen sie es dir selten. Sieh mich an, ich bin fast den ganzen Tag einer Anzeige wegen unerlaubten Plakatierens nachgerannt. Du glaubst nicht, was ich angeschnauzt wurde. Und der ganze Mist gehört jetzt auch noch ins Protokoll.«
»Ich schreibe ja eigentlich gern.«
»Dann bist du hier definitiv richtig. Aber ich dachte, du fängst erst am Montag an?«
»Linard hat mich gebeten einzuspringen. Aber ich glaube, ich habe ihn genervt.«
»Ihn nerven alle. Nimm seine Launen nicht zu ernst. Er kommt mit den Leichen in unserem Beruf nicht klar, und das lässt er an jedem aus. Ich glaube kaum, dass er es bis zum Gefreiten schafft.« Den zwei Zacken auf den Schulterpatten nach war Jon Luca schon Korporal. »Wie steht es mit dir, hast du Probleme mit Toten?«
»Bisher nicht«, sagte Capaul.
»Hast du überhaupt schon welche gesehen?«
»Keine Verkehrstoten.«
»Sondern?«
Statt zu antworten, deutete Capaul auf den Bildschirm. »Wenn du willst, kannst du mir diktieren, und ich tippe.«
Jon Luca lachte und machte Platz. »Du bist mehr einer von der maulfaulen Sorte, was? Dafür lade ich dich nachher auf eine Cola ein. Du musst sie allerdings holen.«
Nachdem das Protokoll verfasst war, erklärte Capaul jedoch: »Ich bin müde. Die Höhe. Oder das Wetter. Ich gehe mal lieber zu Bett.«
»Um sieben Uhr abends?«
»Ich habe auch Kopfweh.«
Tatsächlich hatte die Arbeit am Computer es wieder befeuert. Er nahm einen Apfel aus dem Früchtekorb, der sollte ihm das Abendbrot ersetzen. Doch zuvor musste er noch das Parkplatzproblem lösen.
»Polizeistunde«, rief Bernhild von drinnen, als er die Tür zum Wassermann aufstieß.
»Ich bin es nur«, sagte er und schob den Kopf durch den Vorhang.
»Dann stimmt es ja sogar«, witzelte sie. »Polizeistunde ist das Einzige, was diese Bauern verstehen. Sage ich ›Geschlossen‹, quetschen sie sich erst recht rein, weil sie denken: ›Zwei, drei kleine Blonde, danach habe ich es mit diesem Mädel lustig.‹«
Sie saß am Stammtisch und rechnete Belege zusammen.
»Ich gehe gleich hoch«, versicherte er. »Aber wo kann ich das Auto parken?«
»Wo steht es denn jetzt?«
»Beim Bahnhof, aber dort muss man im Voraus zahlen, und ich hatte kein Kleingeld mehr.«
»Egal, lassen Sie es stehen, nach sieben Uhr kontrolliert keiner mehr. Morgen früh stellen Sie es bei mir hinters Haus, unters Schild mit dem Parkverbot, das habe ich da hingemacht. Ich muss aber noch mit dem Lieferwagen durchkommen. Und jetzt setzen Sie sich gefälligst, Sie hatten bestimmt noch kein Abendessen. Ich wärme uns Reste, geht aufs Haus.«
Da trotz des Apfels sein Magen knurrte, nahm er dankend an. Während sie in der Küche war, benutzte er kurz das Bad. Bernhild hatte zwei Handtücher auf die Kommode gelegt, auf jedes davon eine kleine Seife in Form einer Rosenblüte, die wieder je ein Zettelchen beschwerte: Auf einem stand Capaul, auf dem zweiten Unterpertinger.
»Haben Sie noch einen zweiten Gast?«, fragte er, als er zurückkam. Sie hatte aus den Spaghetti vom Mittag, einer Dose Mais und Mayonnaise etwas wie Nudelsalat gemacht, dazu gab es eine Essiggurke und Brot aus der Plastiktüte.
»Wein?« Sie schenkte zwei Gläser mit Merlot aus der Literflasche ein, dabei erklärte sie: »Unterpertinger, das bin ich. Es ist eben auch mein Bad, aber das reibt man nicht gern den Gästen unter die Nase.«
»Dann Entschuldigung, dass ich gefragt habe.«
Sie kicherte wie ein Schulmädchen. »Quatsch, für dich bin ich sowieso die Bernhild. Eigentlich für die meisten. Wie nennen sie dich?«
»Capaul.« Er begann zu essen.
»Ich verstehe, ein Polizist hat ja auch andere Stammgäste«, witzelte sie. »Aber deine Freunde?«
Er zögerte. »Capaul.«
Sie lachte. »Deine Mutter?«
Er probierte nochmals etwas Salat, dann legte er die Gabel beiseite, wischte sich den Mund ab und spülte ihn mit einem kleinen Schluck Kochwein aus. Er studierte die Aussicht aus dem Fenster – es war die nachtgraue Fassade eines Nachbarhauses – und fragte: »Kennen Sie einen Pinggera Rudi?«
»Wir waren beim Du.«
»Kennst du einen Pinggera Rudi?«
»Ja, natürlich. Rudi ist seit dreißig Jahren unser Goldjunge. Nein, unser Silberjunge. Kaum einer hat so viel fürs Oberengadin getan wie er. Schön, mit der Olympia-Kandidatur hat er es überzogen, aber das verzeiht man ihm gern. Bestimmt haben sogar viele, die eigentlich dagegen waren, nur ihm zuliebe Ja gestimmt. Obwohl wir wirklich nicht das Geld haben, uns solche Experimente zu leisten.«
Capaul bat um noch eine Gurke, dann fragte er: »Woher hat er denn sein Geld?«
»Ja, das wüssten alle gern. Ich habe gehört, auf seiner Visitenkarte steht Gesprächspartner. Vielleicht bezahlen ihn gewisse Leute wirklich dafür, dass er dabei ist. Er macht eben eine gute Figur, er gibt einem Anlass das gewisse Etwas. Man muss ihn einfach mögen, er ist ein Strahlemann. Und er ist einer von uns, irgendwie steht er stellvertretend für das Oberengadin: Wir sind ja nicht so reich, wie wir tun. Wir haben auch nicht die höchsten Berge. Wir geben nur an, und jeder spielt das Spiel mit. Gleichzeitig schämen wir uns immer ein bisschen für uns. Wir denken, das muss doch auffliegen, dass wir in Wahrheit nur ein Bauernkaff im schnieken Anzug sind. Aber soll ich dir was sagen? Auch die meisten Reichen, die hierherkommen, um Ferien zu machen, sind nur Bauern im schnieken Anzug. Und mit Ehrlichkeit wurde keiner von ihnen reich. Deshalb mögen sie es hier wohl auch.«
Inzwischen hatte Capaul auf Rudis Visitenkarte nachgesehen, es stimmte. R. Pinggera, Gesprächspartner, stand da in silberfarbenen Lettern. »Wie war Rudi unehrlich?«, fragte er.
Bernhild tat ihm ungefragt eine dritte und vierte Essiggurke auf den Teller, dafür war er sehr dankbar, dabei sagte sie: »Rudi hat gar keine Olympiamedaille. Sie wurde ihm aberkannt. Er wollte Gold, nicht Silber, und hat deshalb nach dem Rennen behauptet, der Sieger, ein Österreicher, hätte an einer Stelle, an der keine Kamera stand, ein Tor ausgelassen. Die Streckenposten hatten aber nichts gesehen. Dafür sagte dann der Österreicher: ›Messt lieber mal dem Pinggera seine Bindungsplatten nach.‹ Und die waren zwei Millimeter zu hoch, oder zwei Hundertstel oder zwei Tausendstel. Da konnte er die Silberne auch abgeben, und das Schlimmste: Jetzt waren zwei Oberösterreicher auf dem Podest und ein Südtiroler.«
»Was ist daran schlimm?«
Bernhild lachte fröhlich. »Dass wir in Tat und Wahrheit alle eine Familie sind, Tiroler, Südtiroler, Engadiner. Pinggera ist sogar ein Südtiroler Name. Aber wir neiden einander alles. Wer hat die schöneren Berge, mehr Schnee, mehr Gäste? Und vor allem: Wer hat die besseren Sportler?« Sie trug ab. »Wie kommst du überhaupt auf den Rudi?«, rief sie aus der Küche. »Ist ihm etwas passiert?«
»Nein, seinem Onkel. Und er hat mich zum Skifahren eingeladen, mit dem Hubschrauber.«
Sie kam mit zwei Schnäpschen wieder. »So läuft das eben. Wenn du geschickt bist, kannst du dir hier oben als Polizist bestimmt ein gutes Leben machen. Einen Hubschrauberflug kann ich dir nicht bieten, aber wenn du magst, ich habe oben ein kuscheliges Sofa. Warum sehen wir uns nicht den Kommissar-Brunetti-Film an, und danach haben wir etwas Spaß?«
»Ich fand es schon spaßig«, versicherte Capaul. »Jetzt muss ich ins Bett.«
Sie seufzte. »Ich kann dich wohl auch nicht mit einem Ausflug ins Cash & Carry in Samnaun locken, oder? Morgen früh?«
»Hast du morgen nicht geöffnet?«
»Das wäre vergebene Liebesmüh, samstags ist sowieso nur der Stammtisch besetzt, und vor dem ersten Schnee sind alle auf Trab, die einen müssen noch ernten oder mähen, die anderen bringen Jauche aus. Dazu kommt, dass ich noch die Sommerreifen draufhabe, die Winterreifen sind durch. Wer weiß, wann die Straßen wieder frei sind.«
»Ich wollte eigentlich auf die …«, er blätterte im Blöckchen, »… auf die Padellahütte. Dort ist Kehrausparty.«
»Na also, ich wusste doch, im Grunde bist du ein fröhlicher Gesell. Wenn das eine Einladung ist, nehme ich sie gern an. Und wenn du morgen ausgeschlafen bist, hast du ja vielleicht auch Lust, mit mir zu shoppen.«
Aus dem erholsamen Schlaf wurde nichts. Er versuchte, im Kopf den Bericht in drei Sätzen zu formulieren, und bekam ihn nicht hin. Rainer Pinggera entdeckte Feuer in seinem Stall. Er hielt es mit einem Gartenschlauch in Schach, und die Feuerwehr war schnell vor Ort, bestand streng genommen aus nur zwei Sätzen, und ersetzte er das Komma durch einen Punkt, holperte es furchtbar. Zudem schien ihm das Ganze zu knapp. Als Rainer Pinggera den Heustall betrat, um eine defekte Toilettenbrille zu reparieren, entdeckte er, dass ein Heizofen Altpapier in Brand gesetzt hatte. Er griff zum Gartenschlauch und hielt das Feuer in Schach, bis die Feuerwehr kam. Das war ausführlicher, aber nun waren es entschieden nur zwei Sätze. In beiden Versionen schien ihm auch etwas zu fehlen, sogar mehreres: Pinggeras Mordverdacht und die Tatsache, dass er – trotzdem oder eben deshalb? – auf einen Polizeirapport verzichtete.
Offenbar wusste er einfach noch zu wenig, um den Fall, der kein Fall war, abzuschließen. Wie immer legte er sich auf seine rechte Seite, um kurz vor dem Einschlafen auf die Linke zu wechseln, doch er hatte das Fenster einen Spalt geöffnet gelassen, und nun zog es ihm in den Nacken. Er schloss das Fenster, danach hielt ihn der Gestank wach. Im Halbschlaf war er überzeugt, der Teppich, die Matratze oder beides sonderten giftige Dämpfe ab. Umso mehr freute er sich, als ihm einfiel, dass er viel zu wenig getrunken hatte. Auf der Toilette trank er vom Hahn, und zurück in seinem Zimmer, entdeckte er ein an die Tür geschraubtes Klapptischlein. Es ließ sich zwar nur ausklappen, während die Tür geschlossen war. Doch so lange konnte er darauf seine Uhr und zwei, drei Dinge legen, die ihm wertvoll waren, wie etwa ein Kettchen aus Lotussamen aus dem kleinen Nachlass seiner Mutter. Das Zimmer gewann dadurch enorm an Wohnlichkeit.
Als Capaul zum Frühstück kam, saß Bernhild am Stammtisch und war dabei, Aromat in den Gewürzkörbchen nachzufüllen. Ihn hatte sie ganz auf die andere Seite der Stube gesetzt. »Ich selbst bin ja ein Mensch, der beim Frühstück seine Ruhe will«, sagte sie. Dafür hatte sie ihm ein mit Tesafilm verklebtes Klarsichtmäppchen neben den Teller hingelegt. Es enthielt einen Ausschnitt aus einer Boulevardzeitung, dem Blick wohl, und zeigte ein barbusiges Seite-3-Girl. Offensichtlich war es schon durch viele Hände gegangen. Capaul warf nur einen kurzen Blick darauf, dann öffnete er eine der Gerberkäse-Ecken und strich sein Brot.
Bernhild hatte ihm Kaffee gebracht, dann war sie dazu übergegangen, Maggi-Fläschlein aufzufüllen. Das war eine diffizile Angelegenheit, bei der sie immer wieder die Zunge vorschob und vor sich hin murrte. Ganz nebenbei bemerkte sie: »So rein körperlich habe ich mich ja seit damals kaum verändert.«
Nun las Capaul auch die Bildlegende: Bernhild (19) ist Kellnerin aus Leidenschaft. Wo sie serviert, bleibt kein Mund trocken.
»Hat die Zeitung dafür bezahlt?«, fragte er.
Schweigend stand Bernhild auf, nahm seine Tasse und ließ einen zweiten Kaffee aus der Maschine, dann setzte sie sich neben ihn.
»Wenn man so ein Bild sieht, Capaul, dann sagt man: Donnerwetter. Oder: Tolle Brüste. Oder: Mensch, da hab ich was verpasst. Oder: So was Süßes hätte ich ja auch gern mal in der Falle. Klar?«
»Donnerwetter«, sagte er folgsam.
»Ist das alles?«
»Donnerwetter, damals hattest du noch lange Haare.«
»Ich habe auch jetzt lange Haare, Dösel. Hast du überhaupt hingesehen?«
»Tatsächlich, waren sie denn damals auch schon rot?«
Sie nahm das Mäppchen an sich und stand kommentarlos auf. Nachdem sie die Gewürzkörbchen auf die Tische verteilt hatte, fragte sie: »Brauchst du noch was? Ich fahre dann sonst jetzt los. Ich nehme nicht an, dass du mitkommen willst.«
»Oh doch, eigentlich schon, also zumindest, wenn du mich ans Steuer lässt. Dein Lieferwagen hat doch sicher Gangschaltung, die muss ich noch üben.«
Ihr rostroter oder vielleicht auch nur rostiger Citroën Jumper war eine Herausforderung für sich mit seinem ausgeleierten Getriebe. Die Gänge sprangen öfters raus, und die Bremse griff nur, wenn Capaul mit voller Kraft aufs Pedal trat.
Samnaun war ein entseeltes Dörfchen mit einer stereotypen Einkaufsmeile, in der Edelmarken mit Sonderangeboten lockten. Etwas außerhalb des Dorfs erhob sich eine große Warenhalle mit den sonderbarsten Artikeln für Hotellerie und Gastronomie, von der Hundewaschanlage bis zum Serviettenhalter in Raketenform.
Bernhild kannte sich aus und steuerte gleich die relevanten Regale an. »Tomaten«, sagte sie etwa, und Capaul dachte: Schön, schnappen wir uns die Tomaten, doch dann öffnete sich vor ihm eine fast endlose Galerie an Dosen, Tuben und Einmachgläsern unterschiedlichster Herkunft und Qualität. Capaul lernte, den Preis von Konserven nach ihrem Einlagegewicht zu beurteilen und eingebeulte Dosen entweder zurückzustellen oder im Preis herunterzuhandeln. Er lernte, Kaffeesorten nach ihrem Duft zu beurteilen. Dazu stach Bernhild mit einer Stecknadel, die sie extra dafür am Revers mitführte, ein Löchlein ins Paket: »Guter Kaffee«, sagte Bernhild, »riecht wie Pipi auf der Haut.« Er erfuhr, dass Steinpilzsauce keine Steinpilze enthält, sondern ein Tubenextrakt lettischer Herkunft, dazu Rahmfix und Shiitakepilze, und er lernte, Kochwein von Tafelwein zu unterscheiden. Am Vorabend hatten sie doch Tafelwein genossen, Kochwein verkaufte sich per Gallone. Er erfuhr endlich, dass in Kaffeerahm kein Rahm steckt, sondern Abfallmolke, und dass Handwerker diese Abfallmolke echter Milch im Kaffee ebenso vorziehen wie sogenanntes Sägemehl dem echten Parmesan.
Als sie zwischen Lasagneblättern und Kehrbesen für Kinder schließlich einen Sonderposten Henna entdeckten, brachte sie ihm außerdem bei, dass die Wahl der perfekten Haarfarbe in keiner Weise Geschmackssache ist, sondern vom Hautton, der Augenfarbe und sogar der Lippenform abhängt: Je voller die Lippen, desto dunkler die Färbung. Bernhilds perfekter Farbton war leider schon aus.
Das viele neue Wissen machte Capaul regelrecht beschwingt. Der Dämpfer kam erst, als ihm sein Chrysler wieder einfiel, der noch immer unerlaubt auf dem Gebührenparkplatz in Samedan stand. Nun hatte er es eilig, zurückzufahren, was nicht nur beiden auf die Laune schlug, es beschleunigte die Sache auch nicht, weil er bei den Lichtsignalen an all den Baustellen regelmäßig den Motor abwürgte – zweimal verpassten sie so die Grünphase. Dann setzte Bernhild sich ans Steuer.
Beim Bahnhofskreisel ließ sie ihn raus, von dort war es nur ein paar Schritte bis zum Parkplatz. Erst als Capaul den Chrysler aufschloss, entdeckte er eine Wegfahrsperre am linken Vorderrad, unter dem Scheibenwischer klemmte ein zweiter Bußzettel. Darauf stand: Links, rechts, links, hinterm Hauptmann stinkt’s.
Kurz dachte er daran, auf dem Revier den Schlüssel für die Wegfahrsperre zu holen. Doch dann fiel ihm ein, dass Linard ihn sicher mit auf den Ofenpass genommen hatte, also ging er zum Wassermann, um Bernhild ausladen zu helfen.
Sie fragte nicht, warum er gekommen war, doch als er Hand anlegen wollte, winkte sie ab. »Die verderbliche Ware ist bereits drin, das andere eilt nicht. Fahren wir lieber gleich los, auf ein Tänzchen mit dir in der Padellahütte hatte ich mich nämlich am meisten gefreut.«
Sie wollte ihn sogar wieder ans Steuer lassen. Aber Capaul sagte: »Wenn ich aussuchen darf, sehe ich mir lieber die Landschaft an. Ihr habt es schon verflixt schön hier oben.«