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DIE ERSTE LÄUFIGKEIT

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Auf der Rückfahrt unserer Italienreise bahnt sich etwas an. Um den Urlaub ausklingen zu lassen, bleiben wir noch drei Tage in Ligurien in Küstennähe. Ein junges Paar aus Mailand, beide aus sozialen Berufen, hatte sich entschlossen, einen alten Hof mit Olivenbaumbestand und Olivenmühle zu kaufen und ihn in eine Azienda agricultura (einen landwirtschaftlichen Gastronomiebetrieb) umzubauen. Sie vermieten vier Zimmer und bieten die Übernachtung an mit Frühstück und einem Drei-Gänge-Menü am Abend, für das die eigenen Produkte sowie Produkte aus der Region verarbeitet werden. Ihr Vorhaben ist ihnen sehr gut gelungen, und wir verleben angenehme Tage dort. Bei den Mahlzeiten bringen wir Paula ins Auto, da der einem Wintergarten ähnliche Speiseraum sehr klein ist und unsere große Kleine gar nicht unter die zierlichen Bistrotische passt. In fremden Zimmern wollen wir sie nicht lassen, denn sie würde fortwährend gegen die Klinke der Tür springen, um diese zu öffnen. Allein sein geht nur zu Hause oder im Auto! Die anderen Gäste sind italienische Paare, deutlich jünger als wir und sehr schick. Wir vermuten, dass sie aus Mailand kommen. Ein anschließendes Gespräch bestätigt uns unsere Vermutung. Ja, sie sind Wochenendgäste, genießen eine kleine Erholung auf dem Lande. Bei einem Spaziergang kommt es zu einer heiteren Begebenheit, als wir rufen: »Paula, hierher, hier … Paula!« Denn statt unserer Hündin kommt eine elegante Italienerin, die uns fragend anschaut. Wir sind irritiert, lächeln einander an. »Paula!« Endlich reißt sie sich vom Schnüffeln los und kommt angestürmt. Die Augen der Italienerin blitzen auf. »Mi chiamo Paola, ich heiße Paula«, erklärt sie und reicht uns die Hand. Einem Schwall italienischer Wörter, deren Inhalt wir nur erahnen können, glauben wir zu entnehmen, dass sie sich gerufen fühlte und erstaunt war, als dann niemand da war, den sie kannte. Stattdessen stieß sie auf ein deutsches Ehepaar mit seinem Hund. Nun denn, ob Paula oder Paola: Italiener würden ihren Tieren keine Menschennamen geben. Paola streichelt Paula, dann geht jeder seines Wegs.

Am Tag der Abreise ist Paula völlig aufgekratzt. Sie schleicht auch gar nicht um das Auto herum, was sie bei Aufbruchstimmung sonst immer macht. Sie will noch hierhin und dorthin und strahlt eine große Unruhe aus. Da sie ihre Antibiotika-Spritzen, die sie wegen eines Zeckenbefalls bekommen muss, gut verträgt, schließen wir einen Zusammenhang mit den Zeckenbissen aus. »Ob sie schon läufig wird?« Diese Frage drängt sich auf, denn sie wird bald neun Monate alt. Man gut, dass wir am nächsten Tag wieder zu Hause sind.

Kurze Zeit später ist es dann tatsächlich so weit. Die ersten Blutspuren tauchen auf und eine völlig ausgewechselte Paula, unruhig und fahrig, hält uns beschäftigt. Sie will immer aus dem Haus, am Dorfrand bleibt sie stehen, will keinen Schritt weitergehen, nur die Umgebung taxieren, ob nicht ein Rüde in Sicht ist. Diese verfolgen uns im gleichmäßigen Abstand auf den Spaziergängen, bei denen Paula an der Leine bleibt, sich aber immer nach hinten umschaut und kaum vorwärtsgeht. Einer der Rüden ist besonders hartnäckig. Er läuft mit durch den Wald und wieder zurück. Vielleicht sein bisher längster Spaziergang? Wir fahren mit dem Auto zu anderen Feldwegen, weiter entfernt von unserem Dorf. So haben wir mehr Ruhe, denn Paulas Zustand hat sich dort noch nicht »herumgesprochen«. Aber sie bleibt an der Leine. Doch nun geht die Komödie zu Hause weiter: Die Rüden springen über unseren Gartenzaun und stehen vor der Terrassentür. Selbst einen Methusalem aus unserem Dorf, der sich sonst nur noch mühsam durch die Straßen schleppt, treffen wir plötzlich auf unserer Terrasse an. Die Lust versetzt Berge, in diesem Fall Zäune. Paulas Blutung dauert länger an, als ich erwartet habe. Danach kommt die Zeit möglicher Empfängnis – alles nicht so genau einzuordnen, die Zeiten können sich überschneiden. Wir passen weiterhin gut auf unsere Kleine auf. Als kein Rüde mehr zu sehen ist, wissen wir, dass die anstrengende Zeit vorbei ist. Paula darf wieder allein in den Garten, und wir nehmen unsere alten Gewohnheiten wieder auf. Am Dorfrand lasse ich sie von der Leine. »Paula, jetzt darfst du wieder frei toben.« Ihre Augen blitzen auf.

Darauf habe ich doch schon so lange gewartet.

Anmerkung: Auf Anraten unserer Tierärztin, die Paula während der Welpenzeit betreut hat, haben wir beschlossen, dass Paula nach der ersten Läufigkeit kastriert werden soll. So geschieht es auch. Paula hat weder Gewichtsprobleme bekommen, noch war eine Wesensveränderung spürbar.

Mein Haus, mein Hof, mein Rudel

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