Читать книгу Schottisches Feuer und englische Anmut - Giulianna G. Bailie - Страница 6

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Kapitel 1

15. Oktober 1513, in der Nähe von Aillmoore

Dunkle schemenhafte Wolken waberten über den immer schwärzer werdenden Nachthimmel. Die Stille und die Anspannung waren beinahe spürbar. Weit hinten in der Ferne konnte man helle Striemen am Horizont ausmachen. Dort berührte der Himmel die Erde und liess sie in gleissendem Licht der Blitze erstrahlen, als würde Gott selbst über die Geschehnisse der letzten Stunde ungehalten sein. Doch der schwarze Reiter auf seinem schwarzen Hengst glitt rasend über die Ebene und hielt auf einen kleinen See zu. Rasant wichen sie den Bäumen aus, die ihnen den Weg versperrten oder sprengten über Büsche, die scheinbar plötzlich aus dem Nichts auftauchten. Der agile Hengst fühlte die aufgepeitschte Stimmung bis ins Blut und liess seine Muskeln spielen, während sein Meister verbissen nach vorn schaute und ihm freien Lauf liess. Der See kam immer näher und erst kurz vor dem Ufer zügelte der Reiter seinen Schwarzen. Das Pferd stieg atemberaubend auf seine Hinterläufe und wieherte erregt. Der Mann stieg ab, entfernte das Halfter von seinem Pferd und entliess es. Die Whisky Flasche in der Hand stapfte er wütenden Schrittes zum Ufer des Sees. Diese Frau trieb ihn in den Wahnsinn! Nun da er versucht hatte über seinen Schatten zu springen, um ihr zu verzeihen, dass sie ihn nicht heiraten wollte und ihm ihre Geschichte nicht anvertraut hatte, kam das nächste Geheimnis zum Vorschein! Mindestens hier hätte er doch von Anfang an eingeweiht werden müssen, da es doch auch sein Kind war, oder? Sein Kopf dachte weiter. Nein!

„Nein! Das hätte sie mir nie angetan“ fluchte er. Doch eine kleine innere Stimme beharrte auf dieser Frage. Er hob die Flasche an seine Lippen und nahm einen weiteren kräftigen Schluck des Whiskys. Arac weidete gemütlich etwas abseits von Alec und wieherte zufrieden. Er hatte nicht länger im Lager bleiben können und war auf Arac, eine halbe Stunde, Richtung Aillmoore an den See geritten. Im Lager feierten die Soldaten ihren ersten Sieg in diesem Krieg und die leichten Mädchen sollten sie auf andere Gedanken bringen. Alec wusste nur zu genau, dass er einen grossen Fehler begangen hätte, wenn er nicht weggeritten wäre. Hier war er vor Dummheiten in Sicherheit. Er lehnte sich ins nasse Gras zurück. Sie war schwanger! Er musste sie schnellstens vor einen Priester bringen, doch er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er sie dazu bringen sollte einzuwilligen. Er leerte die gesamte Flasche und versuchte seine schäumenden Gedanken zu besänftigen. Doch es schien nichts dazu beizutragen, dass er wirklich zur Ruhe kam. Ein Gedanke fesselte ihn und liess ihn nicht mehr los. Herrgott! Er war der Mann und er hatte Entscheidungen zu treffen, das war nun einmal so! Grimmig erhob er sich und trat zu Arac. Einmal den Gedanken gefasst, war er von nichts anderem zu überzeugen. Im Schnellgalopp ritt er mit Arac zurück. Hektisch schlitterten sie ins Lager, wo Alec dem Pferdejungen Arac überreichte und direkt auf sein Zelt zu steuerte. Vor dem Eingang stand eine Wache und Alec ergriff die Gelegenheit, packte den Jungen am Kragen. Er hatte ihn oft mit Isabella zusammen gesehenen, er hatte sie zum Lachen gebracht und sie unterhalten. Es war ihm schon auf Carlisle aufgefallen, wie der Junge sich in ihrer Nähe wohl zu fühlen schien! Aber er war doch noch ein halbes Kind?! Sollte sie ihn, ihm Alexander, vorgezogen haben?! Der Alkohol war ihm zu Kopf gestiegen, doch dies kümmerte ihn nicht „Sag mir Junge, warst du bei ihr alleine oder gar ein anderer Mann mit ihr im Zelt oder in ihrem Gemach in Carlisle?“ Der Junge schüttelte energisch den Kopf

„Nein Mylord… nur… ihr“ sagte er verunsichert und Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Alec sah ihn grimmig an und seine Vernunft kämpfte gegen sein Misstrauen. Der junge Soldat schluckte verängstigt „My Mylord… Mylady ist… ist eine wunderbare Lady“. Alec zog seine Stirn in Falten und der Junge fuhr fort „aber sie ist wie eine Mutter zu uns Waisen“. Diese Worte drangen durch den Nebel des Alkohols hindurch und Alec liess ihn abrupt los. Er wusste, dass er zu weit gegangen war. Er schüttelte sich kurz und klopfte dann dem Jungen auf die Schultern

„Nichts für ungut mein Junge“. Alec kratzte sich verlegen am Hinterkopf und fragte schliesslich „Bist du bereit und könntest nach Gretney reiten?“ fragte er seinen verblüfften Soldaten.

„Ja Mylord“ antwortete er.

„Dann reite so schnell du kannst dorthin und bring einen Priester mit, sag ihm es ist äusserst wichtig… und nenn ihm meinen Namen“. Der Junge nickte, froh darüber, dass er von ihm wegkam und rannte los.

„Was tust du da?“ fragte Jackson, als er sich von hinten näherte. Alec drehte sich um. Thomas hatte ein schönes Veilchen unter dem linken Auge, was Alec Befriedigung verschaffte. „Immer noch wütend?“ fragte Thomas lässig und setzte sich auf den Stuhl, auf dem soeben noch der Junge gesessen hatte. „Wo hast du Dustin hingeschickt?“ wollte er wissen.

„Ah Dustin… ich wusste seinen Namen nicht mehr“ nach einer längeren Pause meinte Alec „Habe ihm gesagt, er solle einen Priester auftreiben“ sagte er und setzte sich auf den zweiten Stuhl, der vor dem Zelt stand.

„Sie schläft bereits“ meinte Thomas.

„Das spielt keine Rolle. Der Priester wird sowieso erst morgen früh hier sein. Der Junge reitet nach Gretney“. Als Jackson ihn fragend anblickte, meinte er erklärend „Diese Priester stellen weniger Fragen“. Bei dieser Antwort nickte Thomas langsam wissend.

„Alec sprich mit ihr… sie hat genug durchgemacht und das auch ohne Schwangerschaft“ doch Alec hob seine Hand, damit er verstummte

„Versuch mir nicht Ratschläge zu erteilen. Du hast es gewusst und mir nichts davon erzählt“. Thomas atmete schwer aus

„Ich weiss und mir war bewusst, dass du es nicht gut aufnehmen würdest, doch Isabella… hatte schlagfertige Argumente, wieso sie dir noch nichts sagen wollte“ meinte Jackson verteidigend. Alexander schnaubte ungläubig

„Argumente?! Du bist mein erster Offizier verdammt! Ich sollte dir vertrauen“

„Das kannst du auch Alec“ erwiderte Thomas resigniert. Alec legte seinen Kopf in die Hände. Es war absolut frustrierend. Zwei Menschen, die ihm sehr am Herzen lagen, hatten ihn hintergangen. Das Thomas vielleicht unter Umständen versucht hatte Isabella zu schützen, mochte sein, denn sie hatte ihm bisher kein bisschen über den Weg getraut. Diesen Sachverhalt musste er ändern und deshalb hatte er den Priester holen lassen. Sie konnte sich noch lange hinter ihrer Verschwiegenheit verbergen, doch als seine Frau war sie an ihn gebunden. Es war wohl nicht die feine englische Art, doch darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Auch er hatte Dinge, die er ändern musste, dies war ihm bewusst. Immerhin hatte er dank ihr fast keinen starken Tropfen mehr angerührt, bis auf heute Nacht. Mit der Trauung verfolgte er gewiss nicht nur edle Ziele. Er hatte erkannt, der Krieg hatte es deutlich hervor gehoben, dass er ihre Anwesenheit, ihr Wesen brauchte. Er würde sie ehelichen sobald der Priester da war und dann etwas Gras darüber wachsen lassen, bis sie sich an den Gedanken gewöhnt hatte und die Ehe nicht mehr auflösen könnte. Er rieb sich die Augen, nun überkam auch ihn Müdigkeit und er unterdrückte ein Gähnen. Er sah zu Thomas hinüber, er sass immer noch auf dem Holzstuhl und blickte in den Himmel.

„Gute Nacht“ meinte Alexander versöhnlicher und trat ins Zelt. Ein kleiner Berg in der Mitte des Bettes verriet ihm, dass Isabella sich dort eingerollt hatte. Wie in Bel Kirk, hob er die Felle und Kissen auf, die sie auf den Boden geworfen hatte. Er bedeckte sie vorsichtig und legte einen Ziegenfellbeutel zu ihren Füssen. Isabella lag in Seitenlage zur Mitte des Bettes. Die rechte Hand ruhte auf ihrem Bauch. Alec entkleidete sich, schlüpfte auf der anderen Seite ins Bett, wo ihn sofort der Schlaf übermannte.

Zwei Tage später hatte sich Alec enorme Vorwürfe gemacht, dass er einen solch jungen Soldaten losgeschickt hatte. Von Dustin oder dem Priester gab es kein Lebenszeichen und eine Nachricht über ihren Tod war auch nicht bis ins Lager vorgedrungen. Als Alec schliesslich einen kleinen Wachtrupp zusammenstellen wollte, um die beiden zu suchen, ritten sie ins Lager. Der Priester war ein alter Mann und ritt auf eben einem solch alten Klepper, dass Alec sich ehrlich gesagt kaum wunderte, dass sie so lange gebraucht hatten. Allerdings war dies nicht der Grund für ihre Verspätung. Der Priester wirkte etwas verunsichert als ihm Rickard vom Pferd half und ihn ins Kommandozelt brachte. Dustin hingegen schritt auf Alec zu

„Mylord, verzeiht mir meine Verspätung, doch wir wurden verfolgt“ haspelte Dustin hervor.

„Lass uns im Kommandozelt darüber sprechen“. Dustin folgte Alec. Im Zelt reichte Alec Dustin einen Humpen, damit er seine trockene Kehle befeuchten konnte. Dustin leerte ihn und sagte dann

„Gleich als wir von Gretney aufgebrochen sind, hatte ich das ungute Gefühl, dass wir verfolgt werden“. Dustin blickte zwischen Alec und Thomas, der soeben ins Zelt getreten war, hin und her „ich habe dann versucht sie im nächsten Dorf abzuschütteln, doch sie waren hartnäckig und so bin ich mit dem Priester Callaghan einen grossen Umweg geritten, bis ich überzeugt war, dass wir sie losgeworden sind“ meinte Dustin und füllte seinen Humpen noch einmal.

„Das war sicher eine Spähtruppe der Schotten“ warf Rickard ein, der dem Priester ebenfalls einen Becher gereicht hatte. Bevor irgendjemand dazu etwas sagen konnte, sprach der Alte

„Nein meine Herren“ sagte er und räusperte sich „dies waren keine Schotten, so wahr ich Gottes Zeuge bin“. Alec blickte den Priester und dann Dustin an

„Dustin… es waren keine Schotten?“ fragte er, denn einem Schotten im Krieg konnte er kaum trauen, selbst wenn er ein Priester war.

„Ich glaube auch, dass es keine Schotten waren… mir war so, als hätten sie versucht herauszufinden wohin wir gingen und sie haben auch nie versucht uns anzugreifen. Wir wären schliesslich einfache Beute gewesen. Zudem wissen die Schotten doch ungefähr wo wir positioniert sind, oder nicht?“ fragte er nachdenklich.

„Allerdings“ meinte Thomas langsam. Nach einer längeren Pause hatte Alec noch eine Frage

„Wo glaubst du, hast du die Truppe verloren?“

„Ich glaube in den Blackwood Hills“ sagte Dustin nach längerem nachdenken.

„Ich hoffe“ wandte sich der Priester ein „ich muss auf meinem Heimweg eine weniger beschwerliche Reise machen. Ich fürchte meine alten Knochen“ er klopfte sich auf die Knie „halten solche Strapazen nicht mehr aus“. Alec sah zu Dustin und winkte ihn zu sich, wo er ihn Richtung Zeltausgang beförderte

„Dustin du hast deine Aufgabe hervorragend gemeistert, obwohl du noch nicht so weit mit deiner Ausbildung bist, solche Situationen zu handhaben“ er klopfte dem Jungen auf die Schulter „Aber“ grinste Alexander „musstest du unbedingt einen solch klapprigen Priester herschaffen?“ Dustin lächelte

„Tut mir leid. Er war der Einzige, der kommen wollte“. Alexander sah Dustin nach, wie er zwischen den Zelten verschwand. Er war sich sicher, dass er ihm sein Verhalten nicht nachtrug. Er wandte sich zu den drei Männern um. Der Priester hatte sich mittlerweile erhoben und stand etwas gebückt da. Sein graues schütteres Haar hing in langen Fäden von seinem Kopf. Was ihm auf dem Kopf an Haar ausgegangen war, schien er mehr als genug in seinem äusserst langen Bart zu haben. Für einen christlichen Priester war seine Erscheinung ziemlich gewöhnungsbedürftig. Alexander ging auf den Mann zu

„Und ihr seid ein… Priester im anglikanischen Glauben?“ fragte Alec skeptisch. Der Mann stützte sich auf seinen Gehstock und blickte ihn sehr lange schweigend an, bis Alec dachte er müsste seine Worte wiederholen „Ihr seid ein anglikanischer Priester?“ Der Alte runzelte die Stirn

„Ich habe dich schon verstanden mein Junge. Ich versuche nur zu verstehen, wieso ihr die Ehe in Zeiten des Krieges eingehen wollt und um eure Frage zu beantworten, ja ich bin Lior Callaghan, Priester im anglikanischen Glauben“. Er schob seine Hand in die Innentasche seines Umhanges und zog ein grosses in schwarzes Leder gebundenes Buch hervor „Dies ist mein fünfundzwanzigstes Buch, in welches ich die Eheschliessungen eintrage“ erklärte er.

„Verzeihung ich wollte euch nicht kränken alter Mann“. Alec sah Rickard an „Versorge den Mann mit genügend Essen und Trinken, damit er zu Kräften kommt“ dann sah er wieder den Priester an „Ich will die Eheschliessung heute Abend vollziehen, hier im Kommandozelt. Ihr könnt so lange im Lager bleiben, wie ihr wünscht. Vielleicht ist es gut in solchen Zeiten einen Priester vor Ort zu haben“. Der Priester nickte und Alexander verliess das Zelt. Sein Entschluss stand immer noch unerschütterlich fest. Morgen würden sie mit den Truppen bereits weiter in Schottland eindringen und die Gebiete unterwerfen.

Ohne es gewollt zu haben, stand er nun vor seinem Zelt. Er trat ein und erblickte Isabella, die auf dem Diwan lag, las und ein Fell über ihre Beine geworfen hatte. Sie warf einen kurzen Blick zum Eingang und richtete dann ihre Augen wieder auf die Zeilen vor ihr. Alexander ging zu ihrer Kleidertruhe und suchte ein Kleid. Er fand das Kleid seiner Mutter mit dem schottischen Plaid und hing es über die Diwanlehne. Isabella blickte ihn verwundert an. „Zieh dieses Kleid an, heute Abend. Thomas wird dich ungefähr um sieben Uhr beim Zelt abholen“ meinte er erklärend.

„Wofür?“ fragte sie argwöhnisch. Alexander verliess das Zelt und blieb ihr eine Antwort schuldig.

Obwohl es eigentlich nur eine formale Angelegenheit war, stieg Alecs Nervosität, je später es wurde. Er schlüpfte in seine Kriegsausrüstung, die von den Knappen zuvor gereinigt und poliert worden war. Er selbst hatte sich rasiert und gewaschen, ausserdem trug er die Farben der de Warennes und ein Schild mit seinem Wappen. Alexander ging eine Viertelstunde vor sieben ins Kommandozelt. Der grosse Tisch, auf dem üblicherweise die Schlachtpläne diskutiert und Karten begutachtet wurden, war in die Mitte getragen und mit einem weissen Leinentuch und Kerzen bestück worden. Der Priester sah nun erholter aus und begrüsste Alec. Kurz nach sieben wurde die Zeltwand von Thomas angehoben und er betrat mit Isabella das Zelt. Rickard erhob sich und stellte sich hinter Alexander. Thomas schien nicht recht zu wissen, wie Isabella reagieren würde und stellte sich vorsichtshalber vor den Ausgang. Sie tat ein paar Schritte und blickte verunsichert umher. Sie sah zu Alec und dann hinter ihn, wo der Priester stand. Ihre Züge erstarrten und sie warf einen wütenden Blick auf Alec. Im nächsten Moment drehte sie sich um und wollte aus dem Zelt stürmen. Gut, dass Thomas in weiser Voraussicht gehandelt und ihr den Fluchtweg genommen hatte. Als sie sich wieder zu Alec hindrehte bebten ihre Nasenflügel und ihre Augen glühten. Ihre grünen Opale schwammen im glitzernden Wasser ihrer Tränen, was Alexander für einen Moment sehr ans Herz ging. Unwillkürlich fragte er sich, ob es für sie eine solche Qual war ihn zu ehelichen und er sie damit verdammte.

„So“ krächzte der Priester „tritt heran mein Kind“. Der Priester entzündete die Kerzen und winkte sie beide vor ihn hin. Isabella schritt bedächtig zu dem Priester und Alexander stellte sich neben sie. Falls der Priester Isabellas Schwangerschaft bemerkt haben sollte, so ignorierte er diesen Umstand geflissentlich. Er spürte Isabellas Blick von der Seite und sie wisperte

„Alexander… bitte“. Doch Alexander reckte seinen Rücken gerade und starrte stur den Priester an. Er musste mit ihr da durch, für ihn gab es keinen anderen Weg. Der Priester begann

„Oh Herr, dieser Mann ist vor mich getreten mit der Bitte dieses Weib hier zu seinem Eheweib zu machen. Treten wir nun alle zusammen, um das Wort Gottes zu hören und ihn mit Gebeten zu preisen. Vater Unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Mit der Anwesenheit und dem Einverständnis unseres einzigen Hirten, will ich nun der verlängerte Arm unseres Herren sein und diese beiden miteinander verheiraten, denn der Herr ist unser Hirte, er weidet uns auf einer frischen Aue, er erquicket unsre Seele, er führe uns auf der rechten Strasse, um seines Namens willen und ob wir schon wanderten im finsteren Tal, fürchteten wir kein Unglück, denn du bist bei uns und tröstest uns. Herr und Gott, du bist unserem irdischen Auge verborgen, aber doch in unserer Welt zugegen. Wir danken dir, dass du uns deine Nähe schenkst, wo der Mann das Weib ehelicht. Segne diesen Mann, segne dieses Weib und segne diese Ringe“ der Priester nahm die beiden Ringe, die ihm Alexander zuvor gereicht hatte und hob sie in die Höhe „die diese beiden als Zeichen ihrer Ehe und Treue tragen werden. Lass in ihrer Gemeinschaft deine verborgene Gegenwart unter uns sichtbar werden. Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Herren. Alexander John Arthur Lord de Warenne, seid ihr hierher gekommen, um nach reiflicher Überlegung und aus freiem Entschluss mit diesem Weib das heilige Sakrament der Ehe zu begehen?“

„Ja, das will ich“ antwortete Alec.

„Wollt ihr dieses Weib ehren und achten und es versorgen in allen Tagen eures Lebens und wollt ihr mit ihr Kinder zeugen und sie im Glauben unseres Gottes erziehen als gelehrige Christen?“

„Ja“ sagte Alexander monoton.

„Ich frage euch Isabella Rose Campbell, wollt ihr das Weib dieses Mannes werden, ihn ehren und achten und ewige Treue schwören und ihm viele gesunde Kinder schenken, bis das der Tod euch scheidet?“ Isabella antwortete nicht dem Priester, sie sah Alexander an

„Alexander… ich bitte dich, bedenke was du verlangst“ sagte sie verzweifelt „Ich bitte dich… zwing mich nicht dazu“. Der Priester schien verwirrt und er blickte von einem zum anderen. Alexander richtete seinen Blick noch immer nicht auf Isabella und dies versetzte ihm einen Stich in sein Herz, er wollte ihr schliesslich nicht das Gefühl vermitteln, dass er sich nicht um ihre Ansichten scherte. Er konnte aber in diesem Punkt nicht nachlässig sein. Sie musste ihn ehelichen.

„Fahrt fort, Priester“ presste er zwischen den Zähnen hervor. Der Priester haspelte etwas vor sich her und fuhr dann fort

„Dann im Namen unseres Herren sollt ihr nun die Ringe tauschen“ er reichte erst Alec den kleineren goldeingefassten Ring, der mit einem Smaragd in der Mitte versehen war

„Pignus amoris habes1, in Gottes Namen nehme ich dich zu meinem Eheweib“ nun musste sich Alec unweigerlich zu Isabella umdrehen. Er hatte Tränen ihrerseits erwartet, da ihre Augen vorher verschwommen gewesen waren, doch sie sah ihn mit einem durchdringenden Blick an. Er nahm ihre linke Hand, die totenkalt war, und steckte ihr den Ring an. Der Priester reichte ihm ein offizielles Dokument, worauf Alec seine Unterschrift ganz unten anbringen musste, wie ebenfalls im schwarzen Lederbuch. Jetzt reichte der Priester Isabella den grösseren goldenen Wappenring der de Warennes. Alexander beobachtete ihre Reaktion. Mit zitternden Fingern griff sie nach ihm und zog sanft Alecs linke Hand hervor

„Bidh bu toigh leam… do bean… mi gradhaich a thu… mo cridhe!2“. Der Priester betrachtete Isabella äusserst neugierig und zu Alexanders erstaunen antwortete er ihr in Gaelic.

„Thuirt thu brèagha mo clann3“. Dann unterzeichnete auch Isabella auf beiden Pergamentstücken und legte die Feder nieder. Alec nahm mit seiner linken Hand die Rechte von Isabella und sie hoben ihre verschlungenen Hände dem Priester entgegen. Der Priester legte seine Hände auf die Ihrigen und räusperte sich

„Gott der Herr hat euch als Mann und Weib verbunden und was Gott geeinigt hat, soll der Mensch nicht trennen. Im Namen des Herrgottes und seiner Kirche bestätige ich diese Vermählung, diejenigen die dieser Ehetrauung zugegen sind, nehme ich zu Zeugen dieses heiligen Bundes. Der Herr segne und behüte Euch! Gehet hin im Frieden des Herrn. Gott sei ewiglich Dank. Amen“. Als der Priester seine Hand löste spürte Alec wie auch Isabella ihre Hand wegziehen wollte, doch er hielt sie fest. In ihrer Familie gab es einen Brauch und den wollte er, trotz der unglücklichen Umstände, die zu dieser Eheschliessung geführt hatten, umsetzen. Er trat nah an Isabella heran und fühlte ihren warmen Atem an seiner Brust. Er küsste ihre Stirn und kniete sich dann, mit einem Bein angewinkelt, vor ihre Füsse. Das Schwert an seinem Gürtel zog er aus seiner Scheide, bot es ihr mit beiden Händen dar

„Du mein Eheweib bist Führerin meines Schwertes. Von diesem Zeitpunkt an wird jede Schlacht, die ich gewinne und leite, im Auftrag deiner Gunst geschehen und mein Schwert wird sich deinem Befehl unterordnen“. Alec legte das Schwert zu ihren Füssen und verbeugte sich bis zum Boden vor ihr, dann erhob er sich und blickte sie an. Von hinten traten Rickard und Thomas heran, legten ihnen beiden einen rotgoldenen de Warenne Umhang um die Schultern, um ihre Verbundenheit zu demonstrieren. Er nahm erneut ihre Hand und schritt mit ihr aus dem Zelt. Alexander hatte bewusst darauf geachtet, dass die Nachricht seiner Hochzeit nicht die Runde im Lager machte. Zuerst sollte ihre Vermählung geheim bleiben, damit er den König nicht unnötig brüskierte. Nach dem Krieg wäre noch genügend Zeit, um Verhandlungen abzuhalten. Thomas und Rickard kamen nach ihnen aus dem Zelt und erwiesen ihnen ihre Ehre. „Gebt dem Priester ein Zelt und zu Essen, er soll sich ausruhen und wenn er einverstanden ist soll er hier bleiben, damit wir einen Geistlichen für die letzten Stunden der Soldaten haben, wenn sie es wünschen“ dann machte er eine kurze Pause und blickte zu Isabella, die etwas Abstand zwischen sie beide gebracht hatte „es soll mich niemand stören. Ich will mit meiner Frau alleine sein“ sagte Alec. Die beiden nickten und Rickard grinste und flüsterte, so dass es nur Alec hören konnte

„Du hast die Frau schon mit deinem Samen gefüllt und sie kommt ihrer Pflicht nach, schneller als andere Ehefrauen würde ich meinen“. Alec gab ihm einen heftigen Knuff

„Hüte deine Zunge, du sprichst von meiner Frau und meinem Kind. Sorg lieber dafür, dass der Priester bleibt“ sagte Alec düster und schritt zu seiner Frau, die er mit sich in ihr gemeinsames Zelt zog. Im Zelt legte Alec seine Rüstung ab und bediente sich an den Weintrauben, die auf dem Tisch standen. Isabella stand immer noch in der Nähe des Einganges und hatte sich kaum gerührt. „Du hast noch kein Wort mit mir gewechselt… mit deinem Ehemann“ sagte Alec langsam und musterte sie. Sie schritt auf den Diwan zu und streifte ihren Umhang ab

„Was willst du denn hören?“ sagte sie deutlich erregt „dass du mich dazu gezwungen hast dich zu meinem Ehemann zu machen? Meine Meinung hat dich nicht gekümmert Alexander. Ich habe dich gebeten, dies zu unterlassen… doch du hast meine Bitte nicht gehört“. Sie warf den Umhang vor seine Füsse „bald wird ganz England und der König davon wissen, dass du eine Spionin geheiratet hast und sie einen Bastard in sich trägt. Da es ziemlich deutlich ist, dass ich vor unserer Hochzeit empfangen haben muss, weil das Kind bald auf die Welt kommen wird“. Sie wischte sich mit einer Hand über die Wange „Verdammter Engländer! Du bist alleine schuld, wenn deiner Familie etwas geschehen sollte und du trägst das Blut unseres Kindes an deinen Händen!“ schrie sie ihn an. Alexander spürte, wie der Zorn in ihm anschwoll. Konnte sie denn nicht ein einziges Mal sehen, wieso er es getan hatte?! Er erhob sich von dem Stuhl am Tisch und ging auf sie zu. „Nicht ein Wort wolltest du von mir hören, doch ich verspreche dir, sobald ich kann, werde ich diese verdammte Insel verlassen und in den Schoss meiner Familie zurückkehren“ sprach sie weiter. Alec ging weiter auf sie zu und erwiderte

„Du trägst ein Kind in dir… mein Kind Isabella und das lasse ich mir nicht wegnehmen! Es ist mein zukünftiger Erbe, den du da austrägst und der wird diese Insel nicht ohne meine Erlaubnis verlassen!“ grollte er. Isabella japste und reckte ihre Nase in die Luft, sie hielt ihm stand und Alec trat noch näher. Ihr Mut war einfach bewundernswert, selbst in den gefährlichsten Situationen bot sie dem Kommenden die Stirn.

„Du kannst diese Hure bespringen so oft du willst, vielleicht schenkt sie dir diesen Erben, doch dieses Kind wird dort sein, wo ich bin Alexander! Du hast mich gedemütigt und mir nicht das geringste Recht zukommen lassen, selbst ein Hund hätte mehr erwarten können… das Schlimmste ist gar, dass du diesen Fehler nicht einmal annähernd einsiehst Alexander John Arthur de Warenne“. Nun stand Alexander ganz nah vor ihr. Sie verstand es einfach nicht, warum konnte sie sich nicht mit ihrer Absicherung zufriedengeben?! Er war einer der reichsten und einflussreichsten Männer im Königreich. Sein Wort war von grossem Wert. Es verletzte ihn, dass sie es unerträglich zu finden schien ihn geheiratet zu haben. Vielleicht hätte sie lieber seinen Bruder, den Schönling, geheiratet oder irgendeinen Schotten. Er biss sich auf die Unterlippe, doch die Worte, die er nun sagte, konnte er nicht mehr aufhalten

„Ich kann gerne meine Hure herholen lassen, damit sie deine Pflicht als Ehefrau im Bett erfüllt“. Er sah, wie Isabellas Nasenflügel bebten, sie holte mit ihrer Hand aus und verpasste ihm eine saftige Ohrfeige. Nun er musste zugeben, er hatte sie verdient. Er knirschte mit den Zähnen und noch einmal holte sie mit ihrer Hand aus. Alexander erkannte ihr Vorhaben und fing ihre Hand in der Luft ab. Sie blickte ihn wütend an. Er packte sie und zog sie nah an sich heran. Als ihr Gesicht so nah vor seinem war, hatte er nur noch ein Bedürfnis. Gequält von aufsteigendem Verlangen presste er seine Lippen auf die ihren und küsste sie hart. Erst hämmerte sie mit ihren Fäusten auf ihn ein und wollte sich von ihm lösen, doch dann glitten ihre Hände an seinen Schultern herab und er fühlte, wie ihr Widerstand brach. Er küsste sie hart und unnachgiebig wild. Er unterwarf sie seinem Liebesspiel und wollte sie vor Lust erbeben lassen. Kraftvoll stiess er seine Zunge in ihren Mund. Er knetete ihre Arme und fuhr ihren Körper entlang. Er löste den Kuss und sie beide atmeten sehr schnell. Er öffnete ihr Kleid und liess es nach unten gleiten. Ihre Brüste waren voller und praller, als beim letzten Mal. Sie wurden von ihrem Seidenhemdchen bedeckt und Alec riss an dem feinen Stoff und liess die Fetzen fallen. Zum ersten Mal, seit jenem verhängnisvollen Abend, erblickte er ihre weibliche Figur. Fassungslos und ehrfürchtig blickte er die runde Wölbung in ihrer Mitte an. Sie war so wunderschön und ihre Haut so samt weich. Er knöpfte sein Hemd auf, liess die Hose nach unten gleiten und zeigte ihr, wie sehr sie ihn erregt hatte. Sein Glied pochte erwartungsvoll und durch ihren lustvollen Blick, brachte sie ihn noch mehr zum Anschwellen. Diese eine Sekunde der Stille zwischen ihnen schien so zerbrechlich und Alec konnte nicht länger warten. Er umfasste und küsste sie animalisch. Er wollte sie, nichts anderes hätte ihn davon abhalten können. Er biss ihr spielerisch in den Hals und drehte sie dann in seinen Armen, sodass er ihren Rücken vor sich hatte. Ihre prallen Brüste erschienen ihm, wie eine verbotene Frucht im Garten Eden. Er umfasste sie von hinten und massierte ihre Spitzen. Sie rieb sich mit ihrem Rücken an seiner Vorderseite und versetzte ihn in Flammen. Die Luft war heiss, voller Leidenschaft und Alec presste seine Männlichkeit an ihr Hinterteil. Sie drehte ihren Kopf nach hinten und gab ihm die Erlaubnis ihren Mund zu erforschen. Alec rieb sich an ihr, strich ihr über den gesamten Körper und wollte sie ebenso in Ekstase versetzen. Mit einem Finger tastete er sich langsam an ihre Pforte um sicher zu gehen, dass sie bereit für ihn war. Sie war unglaublich feucht und stöhnte als er seinen Finger wegzog. Er schob sein Glied zwischen ihre Beine und drang mit voller Wucht in sie ein. Isabella schrie seinen Namen und Alec versuchte im Stehen seinen Rhythmus zu finden. Sie schob ihr Becken etwas zurück und ermöglichte ihm besser in sie einzudringen. Die Feuchtigkeit umfasste sein Glied und liess es grösser anschwellen. Mit kräftigen Stössen drang er in sie hinein. Der heisse Rhythmus den er verfolgte liess Isabellas Hintern auf Alecs Oberschenkel schlagen und ergab ein immer schneller werdendes Klatschen. Er versuchte sich an ihrer Hüfte halt zu verschaffen, um dadurch stärker in sie einzudringen.

„Alexander!!“ rief sie und Alexander fühlte, wie er von seiner männlichen Lust überrumpelt wurde. Die reissende See hatte ihn erfasst und konnte nicht gestoppt werden. Alec verlor seine Sinne, er konnte weder Sehen, Schmecken noch Hören. Er schloss für diesen einen Augenblick die Augen und fühlte den Sturm aus seiner Pforte jagen. Nach einer Ewigkeit, so schien es ihm, kam das Gefühl in seine Sinne zurück und er kam wieder im Zelt zu Bewusstsein. Er strich Isabella über den Rücken und gab ihr einen Kuss zwischen ihre Schulterblätter. Sie war äusserst erschöpft und Alec hob sie auf seine Arme und trug sie ins Bett. Er bettete sie unter die Decken und sie schloss sofort ihre klaren grünen Augen. Er stieg zu ihr und zog sie an sich heran. Er legte seine Arme um sie und seine linke Handfläche behutsam auf ihren Bauch. Sein eigen Fleisch und Blut so nah. Er fühlte sanfte Bewegungen und wollte etwas zu Isabella sagen, doch dann sah er, dass sie bereits eingeschlafen war und er wollte sie nicht aufwecken. In wenigen Monaten würde er das Wunder der Geburt erleben und Vater werden. Ein seltsames Gefühl breitete sich in seinem Innern aus. Bevor er ihr begegnet war, hatte er nur im Sinne seiner gesellschaftlichen Verpflichtung an eine eigene Familie gedacht, doch nun… war ihm klar, dass er dieses Gefühl und die freudige Aufregung nur ihr zu verdanken hatte. Sie war sein Juwel. Er lächelte im Dunkeln des Zeltes. Nur noch wenige Stunden und er müsste aufs Schlachtfeld zurück und seine Geliebte verlassen.

„Alec, wach auf... wir müssen los“ flüsterte die vertraute Stimme von Thomas neben ihm. Alexander lag halb bedeckt von Fellen im Bett und Isabella hatte sich neben ihm zusammengerollt. Sachte schälte er sich aus dem Bett und stand auf. „Ich warte draussen“ sagte Thomas und verliess das Zelt. Alec drehte sich um und betrachtete seine schlafende Schöne. Er strich ihr über die Schulter und küsste sie sanft. Er bekleidete sich und nahm seine Ausrüstung. Den Ringpanzer und die Rüstung würde er erst draussen anziehen, damit er Isabella nicht aus ihrem ruhigen Schlaf holte. Als er im Begriff war die Zeltwand zurück zu schieben, hörte er ein unruhiges Seufzen und blickte noch ein letztes Mal zum Bett. Sie hatte sich auf seine Seite gedreht und weitere Decken in Beschlag genommen. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Ihm war bewusst, dass sie nicht damit einverstanden war, wie er über ihren Kopf hinweg entschieden hatte, doch er war sich sicher das Richtige getan zu haben. Sie gehörte zu ihm und er hoffte sie würde ihre Meinung während seiner Abwesenheit überdenken. Wenn nicht, würde er es nicht übers Herz bringen, sie zu zwingen bei ihm zu bleiben. Draussen vernahm er das monotone Summen seiner Truppe. Einige riefen Befehle umher. Alec ging Richtung Versammlungsplatz, setzte die Rüstung ab und stülpte sich den Ringpanzer über das Lederwams. Jackson unterhielt sich mit den obersten Offizieren. Als Alec sich die Beinschienen anzog fiel sein Blick auf zwei Soldaten. Es waren Dustin und der Lagervorsteher Marcus. Er verschnürte die Lederriemen an der Seite seiner Rüstung und schritt auf die beiden Männer zu. Dustin erkannte, dass Alec auf sie zu kam und nahm eine straffere Haltung ein. Der erfahrenere und ältere Marcus blickte Alec neugierig an

„Morgen Alec“ sagte Marcus.

„Morgen Marcus, Dustin“ nickte Alec „Ich will, dass ihr beide die Frau in meinem Zelt ununterbrochen im Auge behaltet. Falls irgendwelche ungewöhnlichen Dinge vorfallen, will ich darüber informiert werden. Sendet mir einen Boten direkt zum Schlachtfeld, wenn es die Situation erfordert“. Alec machte eine kurze Pause und sagte dann „Marcus“ er senkte seine Stimme „sie ist meine Ehefrau. Wenn sie einen Doktor benötigt, hol sofort einen aus Hawick oder bring sie dorthin“. Dustin blickte vollkommen überrascht, doch Marcus behielt seine Nerven

„Alec, mach dir keine Sorgen, ich werde mich um sie kümmern. Nirgends wäre sie sicherer als hier. Fokussier dich auf den Kampf und vertraue auf mein Wort“ sagte Marcus, legte seine Hand auf Alecs Schulter und drückte zu. Er wusste, dass er Marcus vertrauen konnte, doch ein mulmiges Gefühl blieb in ihm zurück. Als er sich umdrehte und zu Jackson gehen wollte, wandte er sich noch einmal um

„Marcus unauffällig, sie sollte davon nichts bemerken“ sagte Alec in weiser Voraussicht. Er wusste, wenn ihr bewusst werden würde, dass er sie beobachten liesse, wäre sie ausser sich. Die weissen Zähne von Marcus blitzen hervor und er nickte grinsend.

Eine halbe Stunde später ritten er und Thomas auf ihren Pferden aus dem Fort und führten seine Männer an. Ihr nächstes Ziel war Arcioldun, dort sollten sie unter anderem James und seine beiden ersten Offiziere wieder antreffen. David Brandons Armee würde von Duns her zu ihnen stossen. Sie würden erneut die erste Front bilden und den Angriff steuern. Die zweite Front mit dem König würde erst einige Tage später zu ihnen aufschliessen, denn ihre Aufgabe war es, ihnen den Rücken zu schützen und dafür zu sorgen, dass die Schotten sich nicht erneut in das bereits eroberte Gebiet einschlichen. Er dachte an Isabella. Sie war nun auf einheimischem Boden und wäre wahrscheinlich vor Übergriffen ihres Volkes geschützt. Wenn die Schotten in sein Lager einbrechen sollten wäre ihnen schnell klar, dass sie eigentlich die Gefangene von de Warenne war. Deshalb hatte er Isabella erneut die Fussfessel angelegt, die Kette mit dem Schlüssel hatte er bei ihr im Zelt zurückgelassen. Sie sollte sich befreien können, wenn Gefahr drohte. Nun versuchte er sich auf das Bevorstehende zu konzentrieren. Schliesslich war nichts tödlicher als ein unkonzentrierter Anführer. Seine Sinne mussten geschärft sein, damit er jederzeit alles im Blick hatte. Sie brachten noch mehr Hügel hinter sich und Alec übermannte erneut ein ungutes Gefühl. Schon beim Angriff über die Grenze, hatte es ihn beunruhigt so lange keine schottische Armee zu sehen. Erst bei Hawick waren sie auf die Schotten gestossen. Nun lag die Hälfte der Strecke zwischen Hawick und Arcioldun hinter ihnen und noch kein bewaffneter Schotte war ihnen entgegengetreten. Die kleinen Dörfer oder Häuser, die sie passierten, schienen verlassen und man sah kaum Menschen auf den Feldern. Dies war sehr ungewöhnlich. Normalerweise versuchte man den Feind nahe der Grenze zurück zu drängen, damit er so wenig wie möglich einnehmen konnte. Zudem war ihm die Schlacht bei Hawick wie eine Farce vorgekommen, denn Alec hätte schwören können, dass einige der Soldaten zum ersten Mal ein Schwert geführt hatten. Nach knapp einer Woche hatten sie dann die Schotten zurückgewiesen. Ihre Linie hatte sich aufgelöst und sie waren ins Landesinnere zurückgekehrt. So kannte er die Schotten nicht, geschweige denn andere Soldaten. Irgendetwas übersah er…

Die Sonne versuchte vergeblich ihre goldenen Strahlen durch den dunkelgrau verhangenen Himmel zu bohren und wurde immer mehr von einer gewaltigen Schar schwarzer Wolken verdeckt.

„Regen… und Nebel… das hat uns gerade noch gefehlt“ sagte Thomas düster. Alec liess seinen Blick zu ihm gleiten. Thomas schien die Situation genauso zu deuten, wie Alec. Er blickte angespannt umher und suchte mit seinen Augen jeden Winkel ab. Von Stunde zu Stunde wurde der Nebel dichter, setzte sich am Boden fest und die Hufe der Pferde liessen die Nebelschwaden umher wirbeln. Je dichter sie in den Nebel ritten, umso höher stieg er, bis er die gesamte Truppe umhüllte. Flüsternd wandte sich Alec an Thomas

„Wir müssen aus diesem verdammten Tal raus“. Thomas nickte und mit einem Befehl von Alec an seine Truppe ritten sie den Hügel vor ihnen hinauf. Die klebrige Masse, die an ihnen hing, fiel mit jedem Höhenschritt mehr von ihnen ab und blieb hinter ihnen liegen. Als auch die letzten Soldaten den Nebel hinter sich gelassen hatten, standen sie auf einem erhöhten Punkt und blickten in das Tal unter ihnen. Der weisse Nebel schlängelte sich durch die Spalten und bedeckte das Tal vollständig.

„Wir müssten kurz vor Arcioldun sein“ meinte Jackson und stieg vom Pferd. Ein leises zischen durchschnitt die Nebelschicht, surrte an Alecs Kopf vorbei und schlug mit einem knackenden Geräusch in etwas neben ihm ein. Ein krächzendes Gurgeln war zu vernehmen und Alec drehte sich um. Sein Blick fiel auf den Fusssoldaten. In seinem Hals steckte ein Pfeil. Er hatte seine Kehle durchstossen, die Pfeilspitze blitzte auf der anderen Seite heraus und an ihr hingen Adern und Blut. Ein Blick in seine Augen verriet, dass er auf der Stelle tot war. Er sackte auf die Knie und fiel vorne über. Alec zog sein Claymore aus dem Schlitz und schrie

„Formation!!!“ nach einem Blick auf Thomas, der inzwischen wieder auf sein Pferd gestiegen war, rief er „Vae victis!4“ Hinter ihm formierten sich die Männer. Bogenschützen und Armbrustmänner nahmen die vorderste Front ein und brachten sich in Stellung. Hinter ihnen folgten erst die Hellebarden und Pikeniere, dann die Kavallerie und erst nach ihnen die Fusstruppen. Weitere Pfeile schossen aus dem zähen Nebel und trafen ihre Reihen. Seine Männer spannten die Bögen, zogen die Armbruste an und legten Pfeil und Bolzen ein. Alec ritt mit Arac vor seinen Männern durch und rief „Für König und Vaterland! Vae victis!“ Die Pfeile und Bolzen schossen hervor und teilten den Nebel. Der Aufschrei der Schotten war nicht zu überhören. Auch sie stiessen ihren Schlachtruf aus und die Schwerter wurden auf ihre Schilder geschlagen. Beim ersten Trommelschlag der Schwerter fiel der erste Regentropfen vom Himmel. Das eintönige Summen der Schwerter verstummte und der Himmel öffnete seine Pforten. Die schweren Tropfen prasselten auf sie nieder und es ertönte eine schaurige Melodie auf den Helmen und Rüstungen der Soldaten. Der heftige Regen vertrieb die Nebelschwaden und die verfeindeten Truppen standen sich gegenüber. Alec wusste sofort, dass er im Vorteil war. Durch seine erhöhte Stellung auf dem Hügel mussten sie weniger Kraft aufwenden und konnten abwarten. Die Schotten hatten mehrere Reihen aufgestellt, zuvorderst standen ebenfalls die Bogenschützen und gleich hinter ihnen die Kavallerie. Die Pferdeharnische glänzten im Regen und die Reiter waren mit Metallplatten und Barbuta Helmen ausgerüstet. Beide schossen noch weitere Pfeile und Bolzen auf die Gegner und dann griffen die Schotten mit einem vereinten Aufschrei an. Die Kavallerie der Schotten galoppierte in einer Front den Hügel hinauf. Alec stand in der Reihe der Kavallerie, damit er den Pikenieren und Hellebarden einen freien Blick ermöglichen konnte. Er schrie Befehle in die Reihen seiner Männer. Da die Pferde der Schotten nun bald auf sie treffen würden schrie Alec „Stellung!“. Die Pikeniere knieten in den Matsch, der sich mittlerweile unter ihren Füssen gebildet hatte, und rammten ihre Pike diagonal in den aufgeweichten Boden. Die Hellebarden hielten ihre Axtwaffe nach vorne und warteten auf den Aufprall. Die Bogenschützen und Armbrustmänner hatten sich hinter die Kavallerie zurückgezogen und wieder in Stellung gebracht. Alexander blickte in die erste Front der Schotten und sah ihre grimmigen Gesichter. Die Münder offen, um den Schlachtruf zu verbreiten, in der einen Hand ihre Waffen, die sie über ihre Köpfe schwangen und mit der anderen lenkten sie ihre Pferde. Er fühlte mit jedem Herzschlag, dass sie näherkamen. Das donnern ihrer Hufe war nur noch als grollen zu hören und liess den Erdboden erzittern. Alec klappte das Scharnier seines Helmes nach unten und blickte durch den Augenspalt. Drei… Alec sah, wie die Pferde den Hügel erklommen und der Schlamm von ihren Hufen umher geschleudert wurde. Zwei… einige der Reiter spannten ihre Langbögen und zielten. Eins… sein Herz pochte ein letztes Mal laut in seiner Rüstung und die schottischen Bogenschützen liessen ihre Pfeile durch die Luft surren. Die Pferde krachten gegen die Pikeniere und die Schlacht begann. Pferde stiegen in die Höhe und fielen tot zu Boden, in ihnen steckte die Pike seiner Männer. Die Reiter, nun ohne Pferd, zogen ihre Klingen und stürmten die Pikeniere und Hellebarden, die sich mit ihren Waffen verteidigten. Einige hatten die Reihe durchbrochen und seine Männer in den Boden gestampft. Die Kavallerie mit Alec sprang nach vorne und griff in das Geschehen ein. Arac preschte in die Menge und Alec schwang sein Claymore. Mit seinen Hieben traf er die Fusssoldaten und duellierte sich mit der Kavallerie der Schotten. Arac tänzelte geschickt zwischen den Fronten umher und brachte Alec in eine gute Position, um seinen Feind niederschmetternd zu schlagen. Er hatte auch bei diesem Mal seinen Männern ins Gewissen gesprochen und verlangt, dass sie die unerfahrenen Soldaten nur verletzen sollten, aber nicht töten. Denn er war sich sicher, dass auch hier vermehrt Bauern als Soldaten ausgegeben wurden. Der Regen liess unbekümmert weiter seine Fluten auf die Männer nieder rasseln, sodass sie von Stunde zu Stunde immer mehr im Boden versanken. Das Getöse der Schlacht war ohrenbetäubend. Männer schrien umher. Verwundete, dem Tode nahende riefen verzweifelt um Hilfe. Die Klingen der anderen, noch Lebenden, prallten unablässig aufeinander und durchbohrten Rüstungen und Leiber. Erneut schoss ein Pfeil an Alec vorbei und traf einen Schotten in den Kopf. Der massige Mann taumelte und stürzte krachend nach hinten in den Schlamm. Alec blickte zurück, da er wissen wollte von wem der Pfeil so präzise geschossen worden war und erblickte Alfred, der schon den nächsten Pfeil eingespannt hatte. In diesem Moment traf ihn die Seite eines Panzerbrechers mitten auf seine Rüstung. Ein Reiter der Schotten war auf ihn zugeritten und hatte mit voller Wucht sein Schwert auf den Brustpanzer von Alec geschlagen. Beim ersten Schlag hatte die Waffe zwar keinerlei körperlichen Schaden angerichtet, allerdings war eine enorm grosse Delle in Alecs Brustpanzer zurückgeblieben. Der schottische Ritter machte im Galopp einen grösseren Bogen und wendete mit ausgestrecktem Schwert. Dieser verdammte Mistkerl!! Alec hob sein Schwert in die Luft, Arac stellte sich auf seine Hinterläufe und wieherte ungeduldig. Mit einem Satz preschte er nach vorne, dem schottischen Gegner entgegen. Die fliessende Muskelbewegung von Arac ermutigte Alec und gab ihm die nötige Durchschlagskraft. Die beiden Pferde prallten aufeinander zu und die Schwerter kreuzten sich in der Luft. Sein Gegner hatte eine starke Hand und er fühlte, dass die Kampftaktik und sein Geschick mit jahrelanger Erfahrung antrainiert worden war. Jeder mögliche Treffer wurde von dem Schotten geschickt abgewehrt und verwandelte Alecs tödliche Angriffe in unbedeutende. Aber auch der Schotte schien nicht an sein Ziel zu gelangen, da Alec ihm jegliche Bewegungsfreiheit für einen vernichtenden Schlag verwehrte. Die beiden Pferde drehten sich unablässig im Kreis und schlugen wütend mit ihren Schweifen. Alec wurde bewusst, dass er hier eine andere Taktik anwenden musste. Im Gegensatz zu Alec trug der Schotte eine komplette Rüstung, nicht nur einen Brustpanzer und Beinschienen. Er musste ihn von seinem Pferd holen. Er drückte Arac mit seiner Ferse in die Rippen. Arac stieg in die Höhe und Alec nutze die Verwirrtheit des Schotten, der sich über das anscheinend bockende Pferd wunderte, sprang auf den Feind und riss ihn mit sich zu Boden. Mit einem spritzenden Geräusch krachten sie auf den Schlammboden. Alexander schlug ihm sein Schwert aus der Hand und richtete sich auf. Die Rüstung war ziemlich eingedrückt und der Schotte bewegungsunfähig. Dies war der Grund weshalb Alec selten eine komplette Rüstung trug. Sie schütze einen zwar vor harten Angriffen, doch lag man auf dem Rücken, war man seinem Feind gnadenlos aufgeliefert. Er kniete sich neben den Kopf des Feindes und öffnete das Visier. Ein älterer Schotte blickte ihn aus hellblauen Augen an

„Tu es… verdammter Königsritter“ schnaubte er.

„Einen wehrlosen alten Mann, der am Boden liegt, töten?! Haltet ihr mich für einen Barbaren?“ Alec erhob sich und blickte weiter in die hellblauen Augen „Ihr bleibt hier liegen und sobald wir eure Truppe geschlagen haben, werdet ihr uns als Gefangener mehr von Nutzen sein als Tod“. Die hellen Augen starrten ihn an und schienen ihn zu verwünschen. Er war sich zwar nicht sicher, ob der Schotte je reden würde, doch er war einer der wenigen echten Soldaten, die er bisher in diesem Krieg kämpfen gesehen hatte. Sein Blick glitt über die Menge der kämpfenden Meute. Er entdeckte Rickard, der es mit drei Schotten zugleich aufnahm. Alec schlug sich durch die Menge und bahnte sich einen Weg bis zu seinem Bruder und deckte ihm den Rücken.

„Das wurde aber auch Zeit“ presste Rickard hervor und wehrte soeben einen gezielten Stich auf sein Herz ab. Alec nahm sich den Hellebardier vor, der wütend mit seiner Stichwaffe drauf losschlug. Wäre es ein richtig ausgebildeter Hellebardier, hätte er bereits mehrere gefährliche Treffer auf Alec verübt. Aber auch bei diesem Soldaten zeigte sich deutlich, dass er nicht zum Hellebardier ausgebildet worden war. Plump hob er die Hellebarde in die Luft und liess sie, ohne auf seine Deckung zu achten, auf Alec niedersausen. Dieser dumme Fehler, gewährte Alec eine Lücke, die er sofort ausnutze. Er parierte die Hellbarde und liess sie nach links abgleiten, als die Stichwaffe seines Gegners den Boden berührte, hatte Alec freie Angriffsfläche auf seinen Kopf. Alec stiess mit seinen Fäusten, die den Schwertknauf umgriffen, nach vorne und schlug dem Schotten mit voller Wucht ins Gesicht. Er fühlte den Knochen brechen und Blut floss aus den Naseflügeln des Gegners. Dieser, jedoch wenig beeindruckt von dem harten Schlag auf seinen Kiefer, packte mit beiden Händen die Hellebarde und schwang sie wütend um sich in der Absicht Alec zu treffen. Alec rollte sich auf den Boden und entging dem unüberlegten Schlag. Er nutze die dargebotene Rippe, die nun ungeschützt freistand. Mit einem kräftigen Hieb seines Schwertes zerfetzte er den Ringpanzer und das Lamellenhemd. Der Schotte knickte auf die Seite und liess seine Hellebarde fallen. Die Verletzung war nicht allzu tief, würde den Gegner allerdings ausser Gefecht setzen. Er wandte sich zu seinem Bruder um, der mit zwei Schwertkämpfern zugange war. Alec ging mit seinem Claymore dazwischen und stiess einen von ihnen mit einem gezielten Fusstritt nach hinten. Für einen kurzen Augenblick schien es so, als würde der Schotte sein Gleichgewicht verlieren, konnte sich aber im letzten Moment noch einmal ausbalancieren. Er war etwas kleiner als Alec, trug eine Brustrüstung und eine Beckenhaube, die seinen Kopf und durch ein Geflecht aus Ringpanzernieten seinen Hals schütze. Er war ziemlich schlank und Alec war erstaunt, welche Kraft er auf das Schwert übertragen konnte. Seine Hiebe waren stark. Ein paar Jahre intensive Ausbildung und aus diesem Jungen würde ein grossartiger Soldat werden. Er ging geschickt um Alexander herum und versuchte eine Schwachstelle in seiner Verteidigung zu erahnen. Er wehrte die Schläge des Jungen ab und versetzte ihm ein paar harte Schläge mit dem Knauf seines Schwertes. Was nun geschah konnte Alec allerdings nicht voraussehen. Der junge Schotte täuschte einen Schlag vor und rannte dann direkt mit vorgehaltener Schwertspitze auf Alec zu. Alec wollte ihm das Schwert aus der Hand schlagen, doch es war zu spät. Sein Claymore steckte tief im Körper des Jungen. Dem Schotten stockte der Atem und er liess seine Waffe fallen. Er fiel Alec entgegen und schnappte nach Luft. Alec hielt ihn auf und sah einmal mehr in seinem Leben in schwach glitzernde Augen, die bald die Schwelle zum Tod überschreiten würden. Die grauen Augen des Jungen blickten in Alecs und er versuchte etwas zu sagen.

„Pssst… pssst… es ist bald vorbei“. Das hastige nach Luft schnappen wurde schwächer und der Körper erschlaffte in Alecs Griff. Er legte den Jungen auf den Rücken und zog sein Schwert aus seinem Leib. Zur selben Zeit entledigte sich Rickard seines Gegners. Sie mischten sich wieder unter die Kämpfenden.

Die Schlacht zog sich hin und Alec hielt mit seinen Männern die Schotten in Schacht bis James de Ferres und sein Gefolge eintrafen und sie mit vereinten Kräften die schottische Gegenwehr zerschlugen. Nach drei Tagen hatten sie das Gebiet für Englands Krone eingenommen. Sie gewährten den schottischen Truppen noch den Zugang zu ihren gefallenen Soldaten, damit sie den Toten die letzte Ehre erweisen konnten. Der Verlust auf Alecs Seite war gering, gerade mal ein duzend hatte er verloren. Alec stand an der Seite und betrachtete die Soldaten, welche die Totenbetten aus Holz errichteten und dann die leblosen Körper auf ihnen niederbetteten. Die Sonne ging unter und seine Männer versammelten sich vor den Bahren. Thomas lief mit einer Fackel von einem Totenbett zum anderen und entzündete es. Schweigen breitete sich in den Reihen der Männer aus und alle hatten ihren Blick auf das Feuer gerichtet. Als das Ritual vorbei war, erblickte Alec James, der abseits der Truppe stand. Sie gingen beide ins Kommandozelt von James und Alec setzte sich in einen Stuhl. James blieb beim runden Tisch, worauf die Schlachtpläne lagen, stehen und stützte sich mit beiden Händen am Tisch ab

„Der alte Schotte, den du im Matsch liegen gelassen hast, war überhaupt nicht erfreut, als wir ihn in Ketten legten. Er hat dich als Sohn eines räudigen Bastards bezeichnet“ grölte James los „Er hätte einen ehrenvollen Tod verdient“. Alec schenkte ihm ein müdes Lächeln. James strich sich durch sein dunkles Haar und sprach weiter „Ich bezweifle allerdings stark, dass er je ein Wort preisgeben wird“. Alec leerte einen Kelch mit Wein und erwiderte

„Davon bin ich auch nicht ausgegangen… vielleicht verrät er etwas, dass für ihn nicht relevant erscheint und wir trotz allem nutzen könnten“. James zuckte mit den Schultern und wurde ernst

„Alec die Situation hier gefällt mir nicht. Mein Instinkt sagt mir, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht“ schnaubte James und schüttelte energisch den Kopf. Alec rieb sich die Augen, nun spürte er die Müdigkeit, da er die letzten drei Tage nicht geschlafen hatte

„Ich weiss“ sagte Alec „es beunruhigt mich ebenfalls, dass wir hier nur drei Tage gebraucht haben und bei Hawick lediglich eine Woche. Es scheint beinahe unmöglich, dass so viele Schotten sich nicht am Krieg beteiligen. Ich frage mich, wo all die Soldaten geblieben sind… König Henry konnte unmöglich so viele auf unsere Seite ziehen, dass den restlichen Schotten nichts übriggeblieben war, als unerfahrene Krieger in den Kampf zu senden“. Alec erhob sich, lief zum Tisch und betrachtete die Aufzeichnungen, die zerstreut umher lagen. James blickte Alec an

„Unser König glaubt, die Schotten hätten nun erkannt, dass es nur einen König und Herrscher gäbe und zwar ihn“ sagte James nachdenklich und nach einer Pause fuhr er fort „Henry hat zu wenig Erfahrung in Kriegen und allem voran in Gefechten mit den Schotten. Selbst wenn sein Spion ihm mehrere namhafte Clanoberhäupter liefern konnte, so würden die Restlichen nicht klein beigeben. Nein… Ich denke wir müssen uns auf eine Überraschung gefasst machen und darauf könnte ich gerne verzichten“. Alec trommelte mit seinen Fingern auf den Tisch

„Es liegt auch nicht in meinem Interesse. Ich werde Jackson bitten seine Leute zu kontaktieren und jetzt muss ich mich hinlegen“

„Nimm mein Zelt bis dein Lager hier eintrifft“ er hielt inne „Alec, das wollte ich dich schon bei Hawick fragen, doch es gab keine Gelegenheit… was ist an den Spekulationen über eine Spionin in deiner Obhut dran?“ Alec streckte seine Glieder und antwortete

„Ich werde beweisen, dass diese Anschuldigungen nicht zutreffen“. James nickte und vertiefte sich dann erneut in die Pläne. Alexander schritt aus dem Zelt, eine kühle Brise streifte ihm über sein Gesicht. Sein Hauptlager würde erst in einer Woche weiter nach vorne rücken, wie zuvor bei der Schlacht in Hawick. Er musste sicher gehen, dass das eroberte Gebiet nicht noch einmal von schottischen Soldaten gestürmt wurde und dafür sorgen, dass König Henry VIII nicht schon allzu früh von seiner Hochzeit mit einer angeblichen Spionin erfuhr. Im Zelt von James wusch Alec rasch sein Gesicht an der Waschschüssel und streifte seine Kleidung ab. Er legte sich auf die braunen Felle und fiel sofort in einen traumlosen Schlaf.

Die Lage blieb verhältnismässig ruhig. Es gab einige Schotten, die an bestimmten Stellen noch einmal einen Angriff versuchten, doch schliesslich zogen sie sich weiter zurück. Der gefangene Schotte stellte sich als ein Mitglied des Clans der Ogilvy heraus. Mehr Informationen erhielten sie von ihm allerdings nicht. Die zweite Front mit dem König traf Ende Oktober in Arcioldun ein. Die Offiziere und Befehlshaber blieben vorerst im Lager von James. Ihre Soldaten rückten weiter vor und bauten ihre Lager in grösseren Abständen zueinander auf. Sie bildeten praktisch eine Linie von West nach Ost. Die erste Front mit Alec und James würde dann, sobald die Zeit gekommen war, an ihnen vorbei und weiter nach Schottland eindringen. Geplant war nun Richtung Edinburgh zu marschieren und dann die Highlands anzugreifen. Dies sollte, nach den beiden lächerlichen ersten Gefechten, der schwierigste Teil werden. Alec hatte sich geirrt was die beiden Ersten anging und war nun überzeugt, dass auch hier keine echten Soldaten gegen sie antreten würden. Der König berief sofort eine Ratssitzung ein, um über die Verluste und die Taktiken informiert zu werden. Mittlerweile waren auch andere Peers zu dem Schluss gekommen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen vor sich ging. König Henry war jedoch anderer Ansicht

„Nein!!“ donnerte er „die Schotten räumen das Schlachtfeld, weil sie genau wissen“ sagte er zitternd mit dem erhobenen Zeigefinger „dass sie keine Chance gegen unser Heer haben und mich als ihren König anerkennen! Wir zerschlagen sie und treffen sie dort, wo es diese Barbaren am meisten schmerzt! Sobald Edinburgh und Glasgow hinter uns liegen, brauchen wir nur noch die Highlands zu erobern und sie gehören uns!“ sagte Henry VIII voller Inbrunst und schleifte das Bärenfell, welches über seinen Schultern hing, am Boden entlang „Wir werden ihnen zeigen, was es bedeutet sich gegen England und den König zu stellen! Sie werden es kein zweites Mal wagen, uns Engländer zu demütigen! Wir werden durch ihr ganzes Land rasen, wie die Pest!“ Er schwebte zum Tisch und riss sich ein Hühnerbein ab. Die Peers und ihre Sergeants waren alle verstummt. Zwischen zwei bissen sagte Henry VIII „De Warenne, de Ferres wo steckt Lord Brandon?“ fragte er. James kam Alec zuvor

„Sire, ich erhielt einen Brief von einem seiner Boten. Er und seine Männer waren in Duns aufgehalten worden. Als sie zu uns aufschliessen wollten grassierte eine Krankheit bei seinen Männern“. James räusperte sich „Alle mussten sich übergeben und ihre Knie konnten sie nicht mehr stützen. Er meinte, sobald seine Männer und er wieder bei Kräften seien, würde er aufschliessen“. Henry VIII schnaubte missbilligend

„Ha, dieser Narr… nun lasst mich allein“. Die Peers erhoben sich und drängten aus dem Zelt „Ihr nicht de Warenne“. Alec nickte und drehte sich dem König zu. Der König wartete bis alle Lords sein Zelt verlassen hatten und blickte dann Alec durchdringend an „Ich weiss ihr wart ein sehr treuer Anhänger meines Vaters und deshalb schätze ich eure Meinung über alle Massen, allerdings“ sagte Henry VIII und nahm sich ein paar Trauben von einem silbernen Tablett „ist mir zugetragen worden, dass ihr eine Spionin unter eurem Dach beherbergt und das hat mich an eurer Aufrichtigkeit zweifeln lassen“ sagte er genüsslich und beobachtete Alexander genau. Alec verneigte sich

„Eure Majestät lasst euer Ohr nicht mit Unrat von Talbot füllen. Er neigt oft dazu, sich selbst als zu gerissen anzusehen, um mit Lügen an seine niedrigen Ziele zu gelangen. Doch mir ist sehr wohl bewusst, dass dieses Missverständnis aus der Welt geschafft werden muss“ endete Alec.

„Ihr wisst also, dass Talbot mich davon in Kenntnis gesetzt hatte“ meinte der König langsam und musterte Alec sehr genau. Alec nickte mit dem Kopf und Henry VIII fuhr fort „Nur zu, berichtet mir von diesem Frauenzimmer, das einen solch teuflischen Plan verfolgte, um sich bei einem meiner Hauptmänner einzunisten“. Alec spürte, welch Gradwanderung er nun vollbringen müsste. Er hätte nicht gedacht, dass Henry sich während des Krieges für Isabella interessieren könnte und nun musste er ihn davon überzeugen, dass seine Frau keine Spionin war.

„Nun Sire, es ist schlicht unmöglich, dass sie vor bald zwei Jahren schon wusste, dass ich der erste Hauptmann sein würde, da ich zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht informiert worden war“. Henry nickte

„Das ist wahr… weiter“ forderte er Alec auf.

„Ihr Name ist Isabella Rose Campbell und sie ist Talbots Mündel gewesen“. Henry hob seine Augenbrauen und Alec fuhr fort „Ab hier kann ich nur noch Vermutungen anstellen, denn leider ist mir bisher keine Zeit geblieben Nachforschungen anzustellen. Wie es aussieht ist sein Mündel aus seiner Obhut geflohen, da er ihr wahrscheinlich Leid zu gefügt hat. Da Talbot nun ja, doch eher ein bescheidenes Dasein fristet, bin ich davon überzeugt, dass sie ein Vermögen in Aussicht hat, welches er für sich beanspruchen wollte“. Henry sah ihn immer noch aufmerksam an

„Sie ist Schottin?“ fragte er.

„Ich vermute“ sagte Alec bedacht.

„Und wie ist sie bei euch gelandet?“. Seine Augen blickten Alexander neugierig an.

„Als Dienstmädchen“. Henry lachte auf

„Dienstmädchen? Eine Adlige? Und ihr habt das kleine Ding nicht durchschaut?“. Alexander schüttelte den Kopf. „Dann muss sie eine Verführerin und ein verdammt schönes Weibsbild sein, dass sie selbst euch Alexander de Warenne, den einsamen Löwen, so bezirzen konnte“. Alec war nicht dumm, er wusste er dürfte nicht auf die Anspielung reagieren. Der König liess sich einen weiteren Kelch mit Wein reichen „Nun gut. Das Weibsbild könnte noch von grossem Nutzen sein. Behaltet sie noch bei euch. Talbot würde sie nur zu Grunde richten und“ er brach ab und blickte zu Alec „Ihr dürft nun gehen“. Alexander verneigte sich und verliess das Zelt des Königs. Die Andeutungen Henrys setzten ihm zu. Jetzt war Isabella zum Spielball des Königs geworden und Alec wusste nicht, wie viel Einfluss er geltend machen könnte, um ihr beizustehen. Wie Henry darauf reagieren würde, dass Isabella bereits verheiratet war und dass die Ehe schon längst vollzogen worden war, darauf hatte er keine Antwort. Alecs Gedanken waren so düster, wie die Wolken über ihm. Er müsste sich eine Strategie zurechtlegen, die den König so sehr überzeugen würde, dass er darüber hinwegsah, dass Alec den König praktisch hintergangen hatte. Er lief zwischen den Zelten zurück und sah vereinzelt Soldaten. Einige hielten Wache, andere versorgten ihre Wunden. Es half nichts, er musste mit dem arbeiten, was er hatte. Immerhin hatte er für den jetzigen Zeitpunkt die Deckung des Königs und musste nicht damit rechnen, dass Henry Talbot erlauben würde, Isabella zu sich zu holen. Und das war, zumindest im Moment, das Wichtigste. Er hob die Plane seines Zeltes und trat ein.

Der nächste morgen brach früh an und Alec beruf seine Offiziere zusammen. Er setzte sie darüber in Kenntnis, dass sie ihr Hauptlager in Dun Rig und die anderen beiden in Rachan und Stanhope errichten würden. Dies hatte er mit James bereits festgelegt. Er sah in den Gesichtern seiner Männer seine eigene Skepsis aufleuchten, doch keiner seiner Offiziere würde ihrem Kommandanten widersprechen. Als seine Männer das Zelt verlassen hatten, wandte er sich an Rickard und Jackson

„Jackson hast du bereits einen Boten an deine Kontaktmänner senden können? Wir müssen endlich wissen, was die Schotten planen. Ich fürchte sonst, dass wir eine Überraschung erleben werden, die wir nicht überleben“. Jackson nickte

„Das habe ich, gleich als du mir den Befehl gabst. Doch so schnell wird keine Nachricht eintreffen Alec“. Alec blickte die beiden an

„König Henry weiss nun über Isabella Bescheid. Er sieht ebenfalls keine Gefahr in ihr“ sagte Alec langsam. Rickard sprang sofort ein

„Das ist ja grossartig! Dann steht euch nichts mehr im Weg“ doch sein anfängliches Lächeln verblasste rasch bei Alexanders Blick.

„Er weiss nichts von unserer Hochzeit, geschweige denn von unserem baldigen Nachwuchs“. Jackson verzog dabei sein Gesicht und kratzte sich. Betretenes Schweigen breitete sich aus, bis Thomas es unterbrach

„Und ich nehme an er will sie benutzen…?“

Henry brach Anfang November Richtung Okston auf, da dort in der Nähe seine Soldaten ihr Lager errichtet hatten. Alec hatte schon Tage zuvor einen Boten zu Marcus gesandt und ihm den Befehl gegeben nach Dun Rig aufzubrechen. Es wäre ein langer Weg von Hawick nach Dun Rig und er hatte Marcus gebeten mit Isabella einzeln zu Reisen, damit er mehrere Pausen einlegen konnte. Die wenigen verletzten Soldaten seiner Truppe hatten sich bald wieder erholt und somit brachen auch Thomas und Alexander zu ihrem Hauptlager auf. Am späten Nachmittag ritten er und seine Männer ins Lager bei Dun Rig. Alec sattelte Arac ab und überliess ihn dem Knappen. Ein merkwürdiges Gefühl durchströmte ihn. Den gesamten Weg hierher, hatte er es kaum erwarten können sie zu sehen, doch nun durchzuckte ihn Angst. Was wenn sie immer noch nicht seine Frau sein wollte und sie ihn nicht in ihrer Nähe haben wollte? Auf halbem Weg zu seinem Zelt hielt er inne.

„Auf was wartest du?“ fragte Thomas und klopfte ihm auf seine Schulter.

„Ich bin mir… nicht sicher“ seufzte er und warf einen zweifelnden Blick auf sein Zelt weiter hinten. Jackson lief kopfschüttelnd davon und murmelte etwas vor sich her. Es half nichts. Er wappnete sich und schritt auf sein Zelt zu. Er öffnete die Wand und trat ein, doch das Zelt war leer. Die Anspannung, die sich angesammelt hatte, wich von seinem Brustkorb und er zog seine Rüstung mit Ringpanzer und Wams aus. Er wusste nicht was er tun konnte, um diese Situation zum Besseren zu wenden. Fast glaubte er, dass er niemals mehr ihre zarten Schenkel um seine Hüfte spüren würde oder einen sinnlichen Kuss erhaschen dürfte. Vermutlich hatte er das was sie noch verbunden hatte mit der gezwungenen Heirat zerstört. Alec war sich nicht sicher ob er damit leben konnte. Ein feiner Windstoss huschte über seinen nackten Rücken und er wandte sich um. Im Zelteingang stand sie. Seine wunderschöne Rose. Sie trug ein braunes tailliertes Kleid mit einer kleinen Schleppe. Ihr runder Bauch wölbte sich deutlich unter dem feinen Stoff hervor. Sie legte ihre linke Hand auf ihren Bauch und blickte Alec an. Sie schritt auf ihn zu und blieb direkt vor ihm stehen, sanft nahm sie seine Hand und legte sie ebenfalls auf ihren Bauch. Alec fühlte ein starkes Pochen an seiner Handfläche

„Isabella“ hauchte er und sank vor ihr auf die Knie. Sie strich ihm über sein Haupt und Alec legte seinen Kopf an ihren Bauch. Dann sank auch sie auf ihre Knie, obwohl es ihr schon sehr schwerfiel

„Alexander“ wisperte sie und küsste ihn auf seine Lippen. Ihre weichen sanften Lippen schmeckten salzig, doch Alecs Gedanken und sein Herz überschlugen sich

„Meine Wunderschöne… bitte“ sagte Alec und küsste sie im ganzen Gesicht. Er richtete sich auf und zog Isabella mit sich mit. Zum ersten Mal in seinem Leben, seit er sich erinnern konnte, brannten selbst in seinen Augen Tränen. Er schloss seine harten Arme um seine Liebe und hielt sie fest. Er bettete seinen Kopf auf ihren, schloss die Augen und verlor sich in diesem Moment. Nach einer Weile löste sie ihren Kopf von seiner Brust und blickte mit ihren hellen Smaragden zu ihm hinauf. Er küsste ihre feuchten Lippen „Verzeih mir… ich wollte dich nie zu etwas zwingen… ich wollte… ich… Isabella ich liebe dich“ flüsterte er. Ein wohliges Gefühl durchflutete ihn und umschloss sein Herz mit Wärme.

„Oh Alexander“ sagte sie heiser „tust du das?“ fragte sie unsicher und ihre grünen Augen glitzerten. Er nahm ihren Kopf in seine Hände und blickte sie unverständlich an

„War es nicht offensichtlich?“ fragte Alec und er gewahr in ihren Augen Angst. Sie schloss ihre Lieder und antwortete ihm

„Nein… ich dachte“ er hob ihren Kopf und zwang sie ihn anzusehen „ich dachte, vielleicht… die Rothaarige“. Er schüttelte energisch den Kopf

„Ich liebe dich“ wiederholte er. „Mein Herz gehört schon seit geraumer Zeit dir, aber ich war töricht“. Isabella schluckte, streckte sich zu ihm empor und küsste ihn. Alexander hob sie von den Füssen und trug seine Frau auf ihr gemeinsames Bett. Und dann hörte er Worte, die ihm mehr als alles andere auf dieser Welt wichtig waren und ihm wurde bewusst, dass er nur dafür gelebt hatte.

„Und meine Liebe gehört nur dir, mein Ehemann“ wisperte sie an seinen Lippen. „Ich bin so unendlich glücklich das du wieder heil hier bei mir bist… und ich möchte dich um Verzeihung bitten, dass ich dir nicht das Vertrauen entgegengebracht habe, welches du verdienst“ sagte sie sanft und suchte seinen Blick. Alec strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht

„Meine Liebste, deine Gefühle hätten von mir mehr beachtet werden müssen, doch ich wollte nur eines… dich zu meiner Frau. In meiner Sturheit wollte ich nicht erkennen, wie sehr dich mein Drängen quälte. Verzeih es mir“. Isabella hielt seine Hand, die über ihre Wange strich fest

„Es gibt nichts zu verzeihen Alexander“. Sie küsste die Finger seiner Hand „Ich trage dieses Geheimnis schon sehr lange mit mir. Ich wollte vermeiden, dass du oder jemand aus deiner Familie gefahrläuft ins Kreuzfeuer von George Talbot zu gelangen. Er ist unberechenbar und gefährlich Alec“ sagte sie. „Ich könnte niemals damit leben, wenn jemandem von euch etwas zustossen würde“ meinte sie bitter. Alec strich ihr über ihre Wange und sagte mit belegter Stimme

„Du bist meine Frau. Du bist meine Familie… und wer dich bedroht, der wird meinen Einfluss zu spüren bekommen“. Sie klammerte sich an seine Hand. Er wusste, dass dies nicht einfach für sie war. Er betrachtete ihre Erscheinung. Ihre Haut war so zart und ihre Wangen schimmerten pfirsichfarben. Er riss den Blick von ihrem Gesicht und legte seine Hand auf ihre Wölbung. Leben. Sein Kind wuchs in ihrem Schosse heran und er würde Vater werden. Der Gedanke daran liess ihn erzittern. Er blickte sie erneut an, schmunzelte und küsste ihre weichen Lippen, die er geglaubt hatte nie mehr spüren zu dürfen. Ihre Lippen umsorgten ihn und luden ihn ein. Ihre Zunge strich über die seine. Er genoss die Zärtlichkeit und wünschte sich, er müsste nie mehr von ihrer Seite weichen. Langsam lösten sie ihren liebevollen Kuss und Alec lehnte sich im Bett zurück „Möchtest du mir jetzt deine Geschichte erzählen Liebstes?“ Isabella blickte ihn an und nickte unsicher. Er zog sie in seine Arme um ihr den nötigen Schutz zu bieten.

„Im Mai fünfzehnhundertsechs starben meine Eltern“ sagte sie mühsam „Sie waren auf dem Weg zum Kontinent und während ihrer Reise achteten die Hausdiener und meine Hausdame auf mich. Die Erinnerung ist noch so stark daran, als wäre es gestern geschehen“ sagte sie abwesend „Ich war so aufgeregt, da ich das erste Mal ganz allein zuhause war… der Frühling damals war traumhaft. Ich weiss noch, dass ich viel Zeit draussen verbracht habe, sehr zum Leidweisen meiner Hausdame Ailsa. Meine Eltern haben von mir nie verlangt, dass ich mich ausschliesslich Damendingen widmete und nicht herumtollen durfte. Wichtig war ihnen jedoch meine geistige Bildung. Ich bin mir sicher, dass sie dort noch strenger waren, als andere Familien bei ihren Söhnen. Es machte mir allerdings kein bisschen etwas aus, ich mochte das Wissen und auch die langweiligsten Themen erweckten das Interesse in mir“ sie endete für einen kurzen Moment und Alec wusste das ihr die nächsten Worte schwer fielen „Es vergingen einige Wochen ohne eine Nachricht meiner Eltern. Meine Hausdame versuchte mich zu besänftigen und sagte, dass alles gut sei, doch ich wusste, dass Schreckliches passiert sein musste“ ihre Stimme brach ab. Alexander reichte ihr ein Becher Gewürzwein, zog sie an sich und hielt sie fest. Sanft strich er ihr über das Haar und flüsterte beruhigend auf sie ein

„Es tut mir sehr leid“. Nach einer Weile hatte sie sich wieder gefangen und ihre Stimme mit Wein benetzt, dann erzählte sie weiter

„Ich erfuhr an einem Donnerstagmorgen, dass meine Eltern bei einem Kutschenunglück den Tod gefunden hatten. Ich schrak an jenem Morgen aus dem Schlaf und rannte in die Feuerhalle, so nennen wir unsere Versammlungshalle. Dort stand er. George Talbot und überbrachte sichtlich erfreut dies all e Nachricht. Ich hatte zuvor noch nie etwas von ihm gehört. Er behauptete der Besitzer dieses Anwesens zu sein und mein Vormund. Ailsa musste sich vor Schreck hinsetzen und atmete ganz flach. Doch Talbot schien dies wenig zu interessieren. Er schaute sich um und meinte, dass er hier einiges verändern werde und mit mir würde er beginnen. Ailsa legte sofort schützend ihre Hände um mich, doch er entriss mich ihrer Obhut und steckte mich alleine in mein Zimmer. Ich weinte tagelang, erschien nicht bei den Dinnées und das machte Talbot fuchsteufelswild. Zusätzlich bereiten ihm die Dienstboten grosse Schwierigkeiten, denn sie fühlten sich ihm gegenüber nicht verpflichtet. Das ist die Art des schottischen Volkes, hast du nicht ihre Zustimmung, musst du sie erobern, damit sie sich dir unterordnen… doch das ist etwas, dass Talbot nicht verstand und noch immer nicht versteht. All das veranlasste Talbot nach ungefähr zwei Monaten seine Habseligkeiten packen zu lassen und die Flucht nach England anzutreten. Mich nahm er natürlich mit. Ailsa bettelte darum bei mir zu bleiben, doch Talbot war so erzürnt darüber, dass er nicht der Herr über dieses Land war, dass er sie vor meinen Augen niederschlug“. Sie atmete einige Male tief durch und fuhr weiter in ihrer Erzählung „Ich weiss bis heute nicht, wie es ihr ergangen ist und wie sich meine Leute über Wasser gehalten haben. Ich bin sicher George Talbot hat nicht dafür gesorgt, dass sie genügend Geldmittel hatten, um das Haus in Stand zu halten“. Eine einzelne Träne lief ihr die rechte Wange hinunter, doch sie wischte sie rasch ab. So vieles hatte sie über sich ergehen lassen müssen, wurde von ihren Lieben getrennt und in eine unsichere Zukunft geschickt. Alec schloss seine Arme um Isabella und versuchte ihr die Wärme und Geborgenheit zu schenken, die sie die letzten Jahre vermisst hatte. Nach einer Weile fragte Alec

„Wieso bist du erst nach längerer Zeit geflohen?“

„Glaub nicht ich hätte es nicht von Anfang an versucht. Von dem Tag an als er mich in Westmorland untergebracht hatte, habe ich keine Gelegenheit ausgelassen um zu entkommen. Doch Talbot hat dies natürlich geahnt und seine Männer mit meiner Bewachung beauftragt. Seine Mutter Marianne hatte die Aufgabe mich in eine Lady zu verwandeln, damit ich dem gesellschaftlichen Leben angepasst wäre. Eine liebende Grossmutter, so viel kann ich sagen, war sie nicht. Sie hat mich schikaniert, mir das aufrechte Gehen eingeprügelt und micht mit dem Stock gezüchtigt, wann immer sie glaubte ich hätte es verdient. Am Anfang weigerte ich mich strikt etwas von dem zu lernen was sie mir beibringen wollte, doch die Schläge wurden stärker und der Stock dicker. Förmlich hatte sie darauf geachtet nur die Stellen zu treffen, die man in einem Kostüm nicht sehen konnte. Ich versuchte durchzuhalten und an mein Zuhause zu denken. Argyll Castle. Fast dreieinhalb Jahre wehrte ich mich und unternahm mehrere Fluchtversuche, doch ich kam nie weit. Irgendwann hatte mein Grossvater Francis seinem Sohn gesagt, dass er zwingendere Massnahmen ergreifen müsse, um mich zu bändigen und das tat er. Talbots geistiger Horizont war schon immer sehr beschränkt, doch ich denke Francis hat ihn auf die Idee gebracht, denn er fand das einzige Druckmittel, mit welchem er mich gefügig machen konnte. Nach einem weiteren Fluchtversuch, bei dem mich seine Wächter erneut aufgegriffen hatten, baute er sich vor mir auf und drohte mir, dass wenn ich weiter seine Befehle missachten würde, er mein geliebtes Argyll Castle mitsamt seinen Menschen bis auf die Grundmauern niederbrennen würde. In diesem Moment, ich kann es heute noch fühlen, zerbrach in mir der Widerstand und ich gehorchte ihm. Ich schottete mich geistig von den Dingen ab und folgte monoton den täglichen Übungen von Marianne. Sie entzogen mir sämtliche Bücher, da sie in mir böse Gedanken wecken könnten und statteten mich mit Nähutensilien und Stickwaren aus. Marianne achtete pedantisch darauf, dass ich meine Gebete sprach und regelmässig in die kleine Kapelle ging. Ihre Worte waren stehts; man müsse mir den Teufel, die heidnischen Rituale und Feste austreiben, gegebenenfalls mit Gewalt“. Isabella schwieg ein weiteres Mal und Alec setzte ein

„Und wie hast du es doch noch geschafft zu entkommen?“ Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen

„Es vergingen weitere zwei Jahre… mit der Zeit fand Talbot, dass ich es nun endlich begriffen hätte und setzte seine Wachen wieder auf andere Schandtaten an. Ich hatte zunehmend mehr freie Zeit für mich. Marianne bestand noch auf weiteren Übungen, doch ich hatte mittlerweile bewiesen, dass ich gesellschaftsfähig geworden war. Sie zerrten mich auf Bälle in London und überall dorthin, wo es Rang und Namen gab. Sie zeigten mich umher und priesen mich, als zwar nicht mehr ganz so junge, aber immerhin gereifte Frau, die ihre Pflichten verstand und zudem sehr devot sei. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass einer dieser Ehemänner Verständnis haben könnte für meine Situation und mir helfen würde. Doch vergebens. Sodass ich am anfänglichen Umgarnen von potenziellen Ehemännern bald kein Interesse mehr zeigen konnte. Erschienen sie erst elegant, gebildet und herzlich, zeigte sich im Garten oder in einer dunklen Nische ihre wahre Persönlichkeit. Eine Zeitlang ging es mir dann so schlecht, dass ich erkrankte und ziemlich abmagerte. Mein Lebenswille war verloren gegangen und es schien mir aussichtlos ihn wieder zu erlangen. Der Doktor konnte sich meinen Zustand nicht erklären und so versuchte er mit allerlei Behandlungen meine teuflische Krankheit zu verbannen. Als an einem Nachmittag Marianne und George wegfuhren, war ich allein mit Francis zuhause. Er hatte ein Jahr zuvor einen Herzanfall erlitten und war seit diesem Tag nicht mehr der Alte. Er war verwirrt, konnte seine Säfte nicht mehr bei sich behalten und wurde von seinem Kammerdiener Tag und Nacht versorgt. Ich schlenderte durch die Gänge des kleinen Schlosses und stand plötzlich vor einer doppelten Holztür, die ich zuvor nie wahrgenommen hatte. Ich trat ein und erkannte, dass dies das Büro von Talbot sein musste. Ich kann nicht mehr genau beziffern wieso ich das getan habe, aber ein Inneres Gefühl leitete mich zu seinem Schreibtisch. Ich setzte mich in seinen Sessel und lehnte mich etwas zurück, strich mit meinen Handflächen über das teure Holz aus dem der Tisch gemacht worden war. Ich liess sie den Kanten entlang gleiten bis sich meine Hände in der Mitte an der Unteren wieder berührten. Kaum merklich fühlte ich einen kleinen Spalt in der Kante. Ich liess die Hände unter die Tischplatte fahren und entdeckte ein geheimes Fach, welches sich durch Gegendruck öffnen liess. Mehrere Dokumente und Papiere kamen zum Vorschein. Darin fand ich, was ich bisher nicht beweisen konnte. George Talbot hatte Männer auf dem Kontinent damit beauftragt meine Eltern zu eliminieren und sie darauf hingewiesen es wie einen Unfall oder Raubüberfall aussehen zu lassen. Die Bezahlung könnten sie sich bei ihm abholen, sobald es erledigt worden war. Das hatte mich ins Diesseits zurückgeholt. Ich war wild entschlossen, doch das war nicht alles“ sagte sie erzürnt und Alecs Bewunderung für seine Frau stieg immer mehr. „Ich fand Briefe von meinem Onkel und meiner Tante, die auf dem Kontinent lebten. Robert und Maud. Er hatte sie beide über den Tod meiner Eltern und mir informiert. Tante Maud schrieb Talbot, wie sehr sie und Robert darunter litten und wie sehr sie das Zerwürfnis der Familie bedauerten, da sie mich nicht aufwuchsen sahen und die Familie nicht schützen konnten. Es fiel mir auf, dass Talbot ausserdem verschwiegen hatte, dass meine Eltern auf dem Kontinent verstorben waren. Ich bin mir sicher, dass er wusste, dass beide sonst nach England gereist wären um herauszufinden, ob sie das Zerwürfnis hatten beilegen wollen. Und so fasste ich an jenem Nachmittag die Entscheidung meine Flucht zu planen. Ich legte die Papiere so zurück, wie ich sie vorgefunden hatte und bereitete mich vor. Am Tag meiner Flucht setzte ich einen Brief auf, der nach Argyll Castle ging um die Bewohner vor allfälligen Angriffen zu warnen. So floh ich mit den Dokumenten und Briefen nach London. Ich versteckte einen Teil und zog dann weiter zu dir… nach Surrey“. Alec schüttelte ungläubig den Kopf.

„Dann hast du noch Verwandte auf dem Kontinent? Wolltest du zu ihnen reisen, als du beschlossen hattest mich zu verlassen?“ neckte Alec Isabella. Isabella nickte

„Ja. Ich wollte über Brighton nach Gibraltar und von dort aus mit einer Kutsche weiter nach Frankreich. Denn dort, das haben meine Nachforschungen ergeben, sollten sie sich aufhalten“. Sie schwieg und blickte Alec lange an „Ich hatte nie den Wunsch dich zu verlassen, doch als ich mir sicher war, dass ich ein Kind in mir trage, wollte ich nicht allzu lange das Risiko auf mich nehmen, dass es jemand und allen voran du bemerken könntest. Auch wusste ich nicht, wie viel Zeit genau ich für die Reise benötigen würde. Mein Geld reichte nicht für die gesamte Strecke und so hätte ich unterwegs eine Arbeit annehmen müssen, bis ich wieder genug gehabt hätte, um weiter nach Frankreich zu reisen“. Alec spürte, wie sich in seinem Inneren eine giftige Kreatur erhob. Der Gedanke, dass sie schwanger, alleine mit zu wenig Geld eine solche Reise auf sich genommen hätte bis nach Frankreich, machte ihn unbändig. Sie schien seine Gedanken zu erahnen und rückte ganz nah an sein Gesicht „Alec, es lag mir fern dich zu verletzen, doch ich wollte mein Kind in Sicherheit wissen und ich wusste nicht, wie es mit uns hätte weitergehen können. Oft habe ich mir überlegt, wie ich es ertragen könnte, wenn du… heiraten würdest und ich deine Maitresse wäre. Irgendwo abseits mit unseren Kindern. Doch ich wollte dich für mich“. Die giftige Kreatur grollte zufrieden und zog sich langsam zurück. Er drückte Isabella an sich

„Ich weiss meine Liebe, ich weiss. Doch versprich mir, dass du mich nie mehr verlässt“ sagte er rau. Um von dem sensiblen Thema etwas abzulenken, fragte Alec „Gibt es noch etwas das ich über Talbot wissen muss?“ Isabella hob stirnrunzelnd den Kopf

„Traust du mir immer noch nicht?“ doch sie lächelte „Alec, er ist hinterhältig, dumm und blutrünstig. Er wird sich nichts gefallen lassen“

„Damit wären wir schon zwei“ sagte Alec trocken. Ihre Augen schimmerten ihn an

„Alexander bitte… unternimm nichts gegen Talbot. Er ist unberechenbar und ich will nicht, dass er dir etwas antut“. Alec lächelte ihr entgegen und versuchte ihr ihre unbegründete Angst zu nehmen. Talbot würde nicht ohne weiteres davonkommen. Sobald sich eine Gelegenheit ergeben würde, musste er ihn herausfordern. Er hatte immer vermutet, dass sie eine grosse Last mit sich getragen hatte, doch er hätte niemals mit einer solch bedrückenden Geschichte gerechnet. Er betete ihren Kopf an seine Brust und gab ihr halt. Dieser Mann musste sterben. Nichts könnte ihn aufhalten ihm die Klinge in seine Eingeweide zu stechen. Isabella füllte die Lücke, die er seit dem Tod seiner Mutter verspürt hatte und diese Frau würde er nie kampflos aufgeben und er würde sich rächen für die Schandtaten, die ihr widerfahren waren. Sein Blick fiel nach unten. Isabella atmete tief und regelmässig mit geschlossenen Augen. Er hätte nicht glücklicher sein können, schon bald hätte er seine eigene kleine Familie und er konnte es kaum erwarten sein Kind in den Armen zu halten. Sanft legte er Isabella in die Kissen, bedeckte sie mit Fellen und legte sich neben sie. Bis die nächste Schlacht anfing hatte er noch ein paar Tage mit seiner Frau, die er endlich geniessen konnte da nichts mehr zwischen ihnen stand.

Um möglichst viel Zeit mit Isabella zu verbringen, hielt er die kleinen Besprechungen am nächsten Tag in seinem Zelt ab. Isabella lag auf dem Diwan und blätterte gedankenverloren in einem Buch. Alexander war sich aber sicher, dass sie aufmerksam zuhörte, denn mehrmals bemerkte er, wie sie wieder eine Seite zurückblätterte. Einige Soldaten waren erst irritiert ob der Situation, doch sprachen aufgrund Alecs Aufforderung schliesslich weiter. Marcus berichtete ihm, wie es um das Lager stand und teilte ihm mit, dass drei der auszubildenden Soldaten erkrankt waren

„Sie leiden an Schüttelfrost, Übelkeit und“ er räusperte sich „Diarrhoea“ sagte er leise mit einem verlegenen Blick zu Isabella. In diesem Moment legte sie ihr Buch auf ihren Bauch und blickte zu ihnen herüber

„Ach Marcus! Ich bin keine dieser alten Matronen, die in Ohnmacht fallen, wenn solche Dinge angesprochen werden“. Bei diesen Worten kroch Marcus eine sanfte Röte ins Gesicht. Sie blickte immer noch in ihre Richtung und sagte dann „Sie sind krank. Da kann es schon mal vorkommen, dass man nicht alles bei sich behält“ schmunzelte sie „und wenn sie weiterhin die Kräuter, die ich ihnen gegeben habe, zu sich nehmen, wird es ihnen bald besser gehen“. Sie nahm wieder ihr Buch in die Hand „und übrigens ich weiss genau, dass du Marcus damit beauftragt hast mich zu beobachten“ sagte sie keck und verschwand mit ihrer Nase erneut in den Seiten des Buches.

„Tatsächlich?“ grinste er zu ihr und meinte dann zu Marcus „Nun gut, dann sorge dafür Marcus, dass sie genügend Medizin erhalten und lass meine Frau unter gar keinen Umständen mehr zu den kranken Männern“ damit entliess er ihn und ging auf den Diwan zu „Du hast also gewusst, dass er dich… also auf dich aufpasst?“ sagte Alec und liess sich neben ihr nieder. Sie schielte über den Buchrand

„Natürlich wusste ich es. Schliesslich konnte ich keinen Schritt ohne meine Truppe machen“. Alexander legte seine Hand auf ihr Knie, welches sie angewinkelt hatte

„Es tut mir leid“ sagte Alec „dass du es bemerkt hast“ lachte er. Sie verdrehte die Augen und er rückte etwas näher. Er beugte sich über sie und küsste sie sanft auf ihren Mund. Sie schien darauf gewartet zu haben, denn ihre Hände schlangen sich um seinen Nacken und zogen ihn weiter nach unten. Das Buch schnappte zu und glitt zu Boden. Er schmeckte den Honigwein, den sie vorhin getrunken hatte und kostete ihre Zunge. Auf einmal war sein inneres Feuer entfacht und Alec musste sich zurückhalten, nicht dass er sie gleich hier auf dem Diwan überwältigte. Doch genau darauf schien sie es abgesehen zu haben. Sie forderte ihn heraus, strich ihm provokativ über seine Lenden und hielt seine Zunge in Schacht. Auf einmal spürte er ihre nackte Hand auf seiner Brust und war überrascht, dass er nicht bemerkt hatte, wie sie ihm das Hemd geöffnet hatte. Sie atmeten beide erregt aus und stützten ihre Köpfe aneinander.

„Ich will dir und unserem Kind keinen Schmerz zufügen“ meinte Alec atemlos. Isabella küsste ihn heiss auf seinen Mund

„Nein… wie sollte unser Kind an Schmerzen leiden, wenn wir beide uns lieben?“ Alec stöhnte auf und legte sich auf seine Frau. Sie bot ihm ihren Hals, er küsste sie sanft und folgte der schmalen Linie nach unten. Um nicht mit seinem gesamten Gewicht auf ihr zu liegen, stemmte er sich mit dem linken Arm auf dem Diwan ab. Sie indes streifte ihm sein Leinenhemd zurück und küsste seine starke Brust. Mit ihren zarten Fingerkuppen strich sie an seinen Muskeln entlang und brachte ihn zur Verzweiflung. Diese Frau machte ihn wahnsinnig. Jede Berührung, jeder Kuss und jeder Augenaufschlag brachte ihn um seine Fassung. Sie hatte ihn im Griff, doch es war ihm egal, solange er sie nur für sich hatte. Von Draussen wehte der Wind Musik ins Zelt, die einige seiner Männer beim Versammlungsplatz spielten. Er hatte ihnen erlaubt heute ein wenig mit Wein auf andere Gedanken zu kommen. Er lehnte sich nach hinten. Er hielt ihre Hand und als er sich erhob, zog er sie mit sich. Er drehte sie im Kreis und liess sie dann nach innen zu ihm drehen. Somit hatte er freien Blick auf ihren Nacken. Langsam öffnete er ihre Bänder und streifte ihr oben das Kleid ab. Ihre prallen, weichen und einladenden Brüste reckten sich ihm entgegen und Alexander senkte seine warmen Lippen auf eine erregte Knospe. Er liebkoste sie genüsslich und umfasste mit seinen Händen ihr Hinterteil. Sie streifte ihr Kleid ganz nach unten und stand verführerischer den je vor ihm. Sie legte ihre kleinen Hände an seine Hose und öffnete seinen Lendenschutz. Ihre Finger waren schnell und er verspürte eine angenehme Freiheit. Mit ihren Händen umschlang sie seine Männlichkeit und bereitete ihm unbeschreibliche Lust. Sanft stiess sie ihn in Richtung des Diwans zurück und Alec setzte sich auf die weiche Polsterung. Isabella kniete sich zwischen seine Beine, um ihn mit ihrem köstlichen Mund zu verwöhnen. Alec entwichen alle Gedanken aus dem Kopf, er genoss ihre gekonnte Verführung und überliess ihr die Zügel. Wie ein Donnerschlag durchbohrte es ihn. Er hielt sich zurück. Seine Eichel pochte sehnsüchtig und verlangend. Doch er musste sie stoppen, sonst wäre alles viel zu früh vorbei. Er legte sich seitlich auf den Diwan und bedeutete ihr sich neben ihn zu legen. Sie gehorchte willig und sah ihm tief in die Augen. Ihr Grün leuchtete ihm entgegen. Er küsste seine Liebste zärtlich auf die rosa Lippen, denn er wollte keine übereilte Leidenschaft, sondern jeden einzelnen Moment mit ihr auskosten. Er erkundete mit seinen rauen Händen ihren Körper, liess dabei ihre Härchen erzittern. Seine Fingerkuppen waren kühl und er genoss das Gefühl ihrer heissen Haut unter seinen Fingern. Ihr Mund war halb geöffnet, er küsste sie um ihn herum. Sie hatte ihre Augen geschlossen, atmete tief ein, wenn er eine ihrer empfindlichen Stellen antastete. Ohne Hast kamen sich ihre Hüften näher, berührten sich nur leicht. Allein seine Männlichkeit stiess an ihren Körper. Er sog mit seinen Lippen an ihrer Oberlippe, bis sie sich bald darauf inniger küssten denn je zuvor. Genau wie ihre Münder nun miteinander verschmolzen, genauso verschmolzen sie mit ihrer intimsten Stelle. Sie war so weich und feucht, dass Alec ohne weiteres in ihre Weiblichkeit einsinken konnte. Alec fühlte das heisse einengende Gefühl und sein Glied pochte vor Aufregung. Er hielt ihr Gesicht mit beiden Händen, sie küssten sich weiter unbesonnen und leidenschaftlich. Isabella hatte eine Hand an seinem Handgelenk und die andere an seiner Wange. Sanft hob sie ihr Bein und Alec bewegte langsam kreisend seine Hüfte. Er war gefangen in dieser sanften Umarmung, in der innigen Liebe, die sie füreinander empfanden. Die Zeit verging ohne einen Wert zu haben. Nur ihre jetzige Verbundenheit zählte, war wichtig. Er fühlte, wie Isabella sich in ihrem Innern anspannte und dann tief ausatmete, wobei sie ihre Augen öffnete. Ihre satten Smaragde blinzelten ihn zufrieden an, forderten ihn auf weiter zu machen. Ihre Lippen trafen wieder aufeinander und Alec blieb seinem Rhythmus treu. Erneut musste sie tief ausatmen und wisperte seinen Namen „Alexander“. Diese Worte liessen seinen eisernen Willen brechen, er presste sich an sie, schloss seine Augen und eroberte ihren Mund. Mit dem nächsten Stoss in ihrer Weiblichkeit ergoss sich sein Samen in ihr. Sie hielt sich an ihm fest und erwiderte seinen starken Kuss. Er öffnete seine Lieder und blickte seine Geliebte an. Sie schmiegte sich an seinen Hals. Alec beschützte sie mit seinen Armen. Er legte sie auf den Rücken und erhob sich. Sie sah ihn betrübt an, als er von ihr weg schritt. Alec zog eines der Felle von ihrem Bett und trat zu ihr an den Diwan

„Ich will nicht, dass ihr beide euch den Tod holt“ sagte Alexander und bedeckte sie mit dem Fell.

„Ich benötige nur eines… deine Wärme“ dabei setzte sie sich auf und fasste sich rasch an den Bauch.

„Was ist Liebste?“ fragte Alec, er war überrascht, wie ängstlich seine Stimme klang. Sie kniff ihre Augen zusammen und atmete tief ein und aus

„Nichts… niiichts“ sie atmete erneut tief aus. Alec setzte sich neben sie. Sie lehnte sich zurück und hielt ihre Hand auf die Stelle an ihrem Bauch, die ihr Schmerzen verursachte.

„Liebe… kann ich“ doch weiter kam er nicht. Sie atmete noch zweimal tief aus und sagte dann

„Nein Alec… alles ist bestens“. Sie schloss ihre Augen erneut und strich immer wieder über die Stelle an ihrem Bauch. Sie lächelte, öffnete ihre Augen „Es ist alles recht“. Doch Alec war nicht davon überzeugt

„Ich werde einen Arzt herbringen lassen“ sagte er, schlüpfte in seine Hosen und band sie zu.

„Nein Alec glaub mir“ sie blickte ihn an „Es ist nichts geschehen. Dem Kind geht es gut“. Alexander blickte missmutig zu ihr hinunter

„Und dir? Du hattest Schmerzen und ich will nicht, dass dir etwas geschieht“ sagte er bestimmt. „Ich werde einen Arzt herbringen lassen und unsere Liebeleien werden wir nun bis nach der Geburt aufheben müssen“. Sie sah ihn entrüstet an

„Alexander es ist nichts geschehen“. Er kniete sich vor ihr hin

„Das ist mir vollkommen gleichgültig. Ich lasse einen Arzt herbringen und bis dahin will ich, dass du im Bett bleibst“. Mit den letzten Worten hob er sie vom Diwan und trug sie in das grosszügige Bett. Er rückte ihr die Kissen zurecht und deckte sie sorgfältig zu. Sie blickte ihn mit einer Mischung aus Belustigung und Empörung an, sagte allerdings kein Wort mehr. Er küsste sie „Ich weiss, dass es dir nicht gefällt, wenn ich meine männlichen Pflichten erfülle, doch ich trage für euch die Verantwortung! Ich bin gleich wieder bei dir Liebstes. Ich lasse einen Wachposten vor dem Zelt, wenn du erneut Schmerzen verspürst, will ich, dass du ihn rufst!“ Dabei verschränkte Isabella die Arme vor der Brust und kniff ihre Lippen aufeinander. Alexander hob eine Augenbraue und küsste sie auf die Wange „Bitte meine liebe Rose“. Diese Worte schienen sie zu besänftigen und sie sah ihn an

„Gut, dann schick nach einem Arzt. Ausserdem wäre ich froh, wenn du mir etwas Honigwein mitbringen könntest und du nicht allzu lange fortbleiben würdest“. Er küsste sie erneut und ging aus dem Zelt. Hier draussen waren die Gesänge deutlicher wahrzunehmen. Als er in die Nähe des grossen Feuers kam, erkannte er abseits Dustin

„Dustin“ rief ihm Alexander zu. Dustin erschrak und preschte sofort in die Höhe. Er hastete auf Alec zu

„Mylord“ haspelte er. Er hatte zweifelsohne schon einiges Getrunken und Alec war sich nicht sicher, ob er der Richtige dafür war.

„Kannst du deine Gedanken noch kontrollieren Dustin?“ Seine Wangen verfärbten sich rosa, wie die einer Jungfrau.

„Natürlich Mylord, wenn sie es verlangen“

„Dann postier dich vor meinem Zelt und wenn meine Frau nach Hilfe ruft, dann eile sofort zu mir“. Er blickte Dustin nach, der in direktem Weg zu Alecs Zelt lief. Im Kreise beim Feuer sass Rickard mit einigen Soldaten, ihr Gelächter hallte über den gesamten Platz.

„Na mein Bruder, hebst du auch einen mit uns?“ lachte Rickard als Alexander auf sie zu schritt.

„Kann ich dich kurz sprechen Rickard?“. Die Soldaten verstummten und blickten sie beide an. Rickard hob seinen Kelch, stimmte für die Männer ein Lied an und folgte dann Alec, der sich von der Gruppe entfernte „Wie viel hast du schon getrunken?“ fragte er Rickard.

„Ich kann noch geradeaus gehen und meinen Krug halten“ meinte Rickard erklärend und sah ihn fragend an.

„Kannst du einen Arzt auftreiben?“. Die Farbe wich aus Rickards Gesicht

„Ist etwas mit dem Kind?“ und dabei kippte er den Rest des Weines auf den Boden. Alec schüttelte den Kopf

„Ich denke nicht, ich weiss nicht… aber Isabella hatte eben ungebührliche Schmerzen. Es ist mir bedeutend wohler, wenn ein Arzt sich vergewissert, dass es den beiden gut geht. Leider ist O’Leary zu weit weg“. Alec fuhr sich fahrig mit den Fingern durch die Haare „Wieso habe ich sie nur mitgenommen? Das hier ist doch keine Umgebung für eine Frau, die ein Kind erwartet!?“

„Alec wir alle haben es nicht gewusst und es geht ihr hier gut. Dustin und die Jungs beschützen sie mit ihrem Leben. Hier ist sie weniger der Gefahr von Talbot ausgesetzt“. Rickard klopfte ihm wohlwollend auf die Schulter „Glaub mir, du hast richtig entschieden. Ich mache mich sofort auf den Weg“ meinte Rickard und verliess ihn. Als Alec mit einem Fässchen Honigwein zum Zelt zurückkehrte, stand Dustin pflichtbewusst davor.

„Mylord es ging ihr die gesamte Zeit über gut. Sie hat meine Hilfe nicht benötigt“ sagte er zufrieden. Dies rang Alec ein Lächeln ab. Er war ein guter Junge und würde ein grossartiger Soldat werden.

„Geh und feiere weiter mit den anderen“ sagte er. Dustin ging an ihm vorbei und als er um ein Zelt bog, sah Alec, dass er anfing zu rennen. Isabella lag an der Stelle bei der er sie hingelegt hatte und schien eingeschlafen zu sein. Alec entzündete die Kerze auf seinem Schreibtisch und fing an seine Post zu öffnen. Er beantwortete mehrere Briefe, setzte selbst einige auf, die nach Carlisle zu Tino gingen und las zu allerletzt den Brief seiner Schwester. Er war schon etwas älter.

Schottisches Feuer und englische Anmut

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