Читать книгу Schottisches Feuer und englische Anmut - Giulianna G. Bailie - Страница 7

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Mein lieber Bruder

Ich hoffe diese Zeilen erreichen dich noch bevor du Carlisle verlassen musst, andererseits bin ich mir aber auch nicht sicher, ob du diesen Brief überhaupt erhältst. Ich schreibe dir, weil sich hier in Surrey seltsame Dinge abspielen, die ich mir nicht erklären kann. Du magst dich noch erinnern, dass Ende Juni der Nachlassverwalter von Vater hier eingetroffen ist und gesagt hat, er brauche Zeit um alle Dokumente zu ordnen? Er hatte gute zwei Monate gebraucht, mit mehreren Unterbrechungen in denen er wieder nach London gereist war, um die Papiere zu ordnen. Merkwürdigerweise kam er nach seiner letzten Reise nicht mehr zurück und sandte uns lediglich einen Brief. Alexander ich weiss nicht was darin gestanden hatte, doch Mutter war ausser sich. Sie zerriss den Brief in Stücke und diese dann ins Feuer. Seitdem ist sie nicht mehr zu bremsen. Bei einem Gespräch mit ihrem Diener Moris sprach sie darüber ihren Vater und ihre Mutter herzubitten… zuerst dachte ich, ich müsste mich mit meinem Französisch verhört haben, doch sie wiederholte es erneut. Doch ich dachte, dass Mutter keine Verwandten mehr besässe? Die Worte, die sie aussprach konnte ich seither nicht vergessen. Sie sagte, dass sie alles getan hätte was ihre Eltern von ihr verlangt hatten und sie nun keinen Einfluss mehr hätte, keinen Einfluss mehr auf dich und Rickard. Sie müssten nun einen anderen Weg gehen, einen radikaleren, dann warf allerdings Moris etwas ein und dies, Alexander, hat mich erschüttert. Er meinte zu meiner Mutter, ob es denn keinen Rechtsgelehrten gäbe, welcher die Ehe von Vater und eurer Mutter Sinead für ungültig erklären würde, dann musste ich mich allerdings in ein Versteck retten, da Mutter hastig aus der Tür trat. Ich verstehe nicht was hier vor sich geht Alexander! Es macht mir etwas Angst. Ausserdem gibt Mutter spezielle Feste, die gar nicht in deinem Sinne wären und ich versuche mich dann in meinem Gemach zu verstecken oder flüchte in den Garten deiner Mutter. Mir liegt es fern dich in Aufruhr zu versetzen oder dich gar von deiner Pflicht abzuhalten, aber ich musste diese Zeilen loswerden, da ich mir Sorgen um dich und Rickard und den Ruf der Familie de Warenne mache. Ich bete jeden Tag für dich, Rickard und Isabella. Ich hoffe du konntest ihr verzeihen…

in Liebe deine dich erwartende Schwester Elaine

Was hatte dies zu bedeuten? Er las den Brief seiner Schwester mehrmals und seine Hoffnung noch mehr Informationen daraus zu erhalten blieben unbefriedigt. Er zog den bereits versiegelten Brief aus dem Stapel, den er an Tino schicken wollte. Er brach sein Siegel und schrieb ein paar weitere Zeilen. Da er Tino gebeten hatte die Briefe des Verwalters in Carlisle zu sammeln, musste er nun wissen ob und vor allem was Eagan Larraby ihm geschrieben hatte. Alexander lehnte sich nach der letzten geschriebenen Zeile zurück, blickte auf das Pergament, worauf die Tinte langsam trocknete und sinnierte über die Worte nach, die Elaine an ihn gerichtet hatte. Alice Charlotte de Warenne geborene Buvette. Alec wusste genau, dass seine Stiefmutter keine Verwandten mehr hatte. Sie sei eine Aristokratentochter und die einzig lebende Nachfahrin der Familie Buvette in Frankreich. Eine Freundin der Familie hatte sie nach London gebracht und in die Gesellschaft eingeführt. So hatte sie den reichen gutaussehenden Witwer John de Warenne getroffen und ihn kurz darauf zum Altar geführt. Diese Geschichte erzählte man sich auf den Gesellschaften in London noch heute. Wie er es auch drehte und wendete, er kam auf keinen logischen Schluss. Er musste abwarten bis der Krieg vorüber war und er sich dieser Angelegenheit widmen konnte. Als er den Brief an Elaine schrieb, versuchte er sie mit seinen Worten zu besänftigen und bat sie sich weiterhin diskret von den Festen ihrer Mutter fernzuhalten. Alec konnte sich nur allzu gut vorstellen, was für eine Art von Fest sie in Surrey veranstaltete, da allerdings der Krieg laufend neue Informationen lieferte, würde ihr Treiben bestimmt nicht weiter auffallen. Es war unmöglich Elaine jetzt noch nach Carlisle bringen zu lassen, dafür fehlten ihm die Soldaten und es wäre ihm viel zu unangenehm sie so nah am Krieg zu wissen. Er versicherte ihr, dass seine erste Handlung, wenn er in Carlisle eintreffen würde, sein werde sie zu sich zu holen. Er faltete den Brief, goss das Wachs darüber und drückte seinen Siegelring in die heisse klebrige Masse. Der de Warenne Löwe blickte ihn an und Alec legte sein Schreiben auf den angeschwollenen Briefstapel.

Die wundervollen Stunden und Tage, die er mit Isabella verbringen durfte, vertrieben die düsteren Grübeleien um Alice de Warenne. Jeden einzelnen Moment genoss er und vergass dabei fast, dass er sich im Krieg befand. Rickard war bisher nicht zurückgekehrt, doch Isabella und dem Kind schien es gut zu gehen. Zumindest hatte er keine weiteren Anzeichen mehr für Schmerzen ausgemacht. Zwei Tage später traf ein Bote von James ein. Er teilte Alec mit, dass er und John Beaufort in einem Tag weiter vorrücken würden. Alec bestätigte dem Boten seine Teilnahme und er ritt aus dem Lager. Seine Männer waren schon seit ein paar Tagen bereit aufzubrechen und Marcus hatte das Lager und dessen Verteidigung unter Kontrolle. Erneut blieben die jüngeren Soldaten im Lager zurück und folgten dem Kommando von Marcus. Alecs Plan sah vor, dass wenn sie die Schotten bei Edinburgh schlugen, Marcus das Lager ein letztes Mal dorthin verlagern sollte. Dort würde Isabella zu einem Arzt gebracht werden bis zu ihrer Niederkunft. Es war seiner Ansicht nach zu riskant eine weitere Reise für sie in Kauf zu nehmen. Am nächsten morgen zog Alec sein Wams, die Rüstung und seine Beinschienen an, steckte sein Claymore in den Schaft und drehte sich zu Isabella um. Sie lag in einem hellen aus Wolle gefertigten Kleid auf dem Bett und betrachtete ihn. Ihre Lippen hatte sie aufeinandergepresst und ihre Augen verrieten ihren grossen Schmerz.

„Isabella… es zerreisst mich, wenn ich dich so sehe“ sagte er leise und setzte sich zu ihr auf das Bett. Sie schluckte mühsam und kämpfte gegen ihre Tränen

„Ich mache mir nur sorgen… ich kann mir nie sicher sein, ob du zurückkehrst. Und all die Männer“ sie schluckte abermals „Schottische wie auch Engländer… der Krieg ist… ich kann es nicht beschreiben Alec“. Alexander nahm sie in seine Arme

„Liebstes Wesen, ich verspreche dir, ich werde auf mich und die Männer achten. Der Krieg wird bald ein Ende haben und dann… und dann wird Ruhe einkehren und wir widmen uns unseren Kindern, die du mir alle schenken wirst“. Ein Lächeln kam über ihre Lippen.

„Alexander… ich liebe dich“. Sie küsste ihn auf den Mund und schloss ihre Augen. Er erwiderte den warmen liebevollen Kuss, bevor er sich erhob

„Sei vorsichtig und vergiss meinen Rat mit dem Stilett nicht und trag es immer bei dir“. Sie nickte verhalten und blickte ihm tapfer entgegen. Alec setzte seinen Helm auf und trat aus dem Zelt.

Schottisches Feuer und englische Anmut

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