Читать книгу Jeff Duley soll ein Mörder sein: Texas Wolf Band 65 - Glenn Stirling - Страница 6

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Es ist gut, dass niemand sein Schicksal vorausahnen kann. Bestimmt ist das gut für Jeff Duley. Und weil er nicht weiß, was ihm die nächsten vierundzwanzig Stunden bescheren, plant er Dinge, die ihm wichtig erscheinen, in Wirklichkeit aber schon jetzt so unwichtig sind wie eine salzhaltige Quelle.

Jeff sitzt im Schatten der Camphütte draußen auf dem Outfit-Camp und malt mit dem Finger Figuren in den losen Sand. Und er träumt von seiner Ranch, die es noch nicht gibt, die aber in seinen Gedanken schon klare Formen angenommen hat. Und auch von Catherine träumt er. Bei dem Gedanken an sie entspannt sich sein wetterhartes Gesicht, aber schon gleich verfinstert es sich wieder. Denn nun fällt ihm Heard ein, Mr. Richard Heard, Catherines Vater. Ja, das ist eine böse Sache, wenn Mr. Heard nicht einsehen will, dass für Catherine kein besserer Mann auf dieser Erde in Frage kommen kann als Jeff Duley. Denkt Jeff. Und es kränkt ihn, wenn er nur an sein letztes Gespräch mit Mr. Heard erinnert wird.

Mr. Heard hat nämlich erklärt, die Tochter eines Bankiers sei nichts für einen Cowpuncher, dessen ganzes Kapital nichts weiter sei als ein Sattel und ein Pferd. Und Mr. Heard verbot daraufhin seiner Tochter Catherine den Umgang mit „diesem nichtsnutzigen Viehtreiber“, womit er natürlich Jeff Duley meinte.

Das ist die Lage, und sie erscheint Jeff gar nicht rosig. Immerhin wird er es diesem „satten Bierwanst Heard“, wie er Mr. Heard insgeheim nennt, schon beweisen.

Er ist so in seine Gedanken versponnen, dass er den Reiter erst sieht, als der schon ziemlich nahe am Camp ist. Ein großer Mann auf einem schwarzen Pferd. Jeff erkennt ihn sofort, und nicht nur, weil die grelle Sonne den Stern auf der Hemdbrust des Mannes blitzen lässt. Jeder im County kennt diesen Hünen auf seinem riesigen Rappen. Sheriff Lancaster ist jedermann hier ein Begriff. Er gehört zum Carson County wie die Rotfleck-Weide, wie der Sounders Canyon und die TT-Ranch, für die Jeff Duley arbeitet.

Dieser Sheriff Lancaster reitet jetzt bis vor die Hütte, lehnt sich mit beiden Armen aufs Sattelhorn und blickt Jeff Duley aus klaren, unbestechlichen Augen an.

„Geschehen noch Zeichen und Wunder, Sheriff? Was tust du auf dem Outfit der TT-Ranch?“, fragt Jeff und lächelt, weil er nichts Böses ahnt.

Sheriff Lancaster lächelt nicht. Sein Gesicht zeigt überhaupt keine Regung. Und als er zu sprechen beginnt, bewegt sich der schmale Mund kaum. Jeff hat Mühe den Mann zu verstehen.

„Du warst gestern in der Stadt, Jeff?“

Das klingt mehr nach einer Feststellung als nach einer Frage.

„Klar, das weiß jedes Kind in Glenrock.“

Der Sheriff nickt nur, schiebt sich den Hut ins Genick, dass sein blauschwarzes Haar sichtbar wird. Sacht wischt er sich den Schweiß von der Stirn. Dann zündet er sich umständlich seine Pfeife an und fragt: „Du warst bei Mr. Heard, Jeff?“

„Klar, auch das weiß jeder, was sollen diese Fragen?“ Langsam wird Jeff ungeduldig. Der Ton des Sheriffs ist so verändert, und er wüsste zu gerne, was der Grund für diese eigenartige Fragerei ist.

Sheriff Lancaster pafft ein paar Wolken in die vor Hitze zitternde Luft und meint dann: „Dann erinnerst du dich sicher daran, dass du einen Streit mit Mr. Heard gehabt hast, nicht wahr? Besonders an das, was du gesagt hast, als du schon draußen warst.“

„Ja, zum Teufel, hat er mich tatsächlich wegen Beleidigung verklagt? Aber es ist mir egal. Ich habe gesagt, dass er ein verdammter alter Fettsack ist, und dass ich ihm eines Tages noch zeigen werde, was ich wert bin.“

Der Sheriff nickt, und sein Gesicht sieht fast zufrieden aus. „Ja, das hast du gesagt, und auch noch, dass es dir eine Freude wäre, einen Mann wie ihn zu verprügeln. Tja, Jeff, und dann bist du noch einmal ins Haus zurückgegangen. Was hast du da getan?“

Jeff steht auf und tritt ein paar Schritte auf den Sheriff zu. Der Rappe schnaubt erregt und bläst ihm dabei den Schaum ins Gesicht, der an seinen Nüstern hängt.

„Sheriff, ich möchte jetzt endlich mal wissen, was diese Fragerei …“

„Beantworte mir meine Frage, Jeff. Du bist ins Haus zurück. Was dann?“

„Zum Donnerwetter, ich habe eine Antwort von ihm bekommen, die mir nicht gefallen hat.“

„Was hat er gesagt?“

„Ich tauge keinen Cent, und er würde mit meinem Boss reden, dass der mich zum Teufel jagen sollte. Das hat er gesagt, und da bin ich zurück, habe Heard am Schlips fassen wollen, aber er hat seine Bürotür zugeschlagen und abgeriegelt. Ich stand auf dem Flur wie ein Dummer, deshalb bin ich wieder gegangen.“

„Das ist deine Idee, mir so zu antworten, Jeff.“ Der Sheriff schabt sich übers stoppelige Kinn und sagt dann nachdenklich: „Wie es eben immer ist. Hinterher hört man dann Geschichten und Geschichten. Ich sehe das anders, Jeff, und ich will es dir auch erklären. Du bist zurückgegangen, hast in deinem Zorn die schwere Eisenstange genommen, die zur Absicherung der Tür für die Nacht im Flur steht, hast damit Mr. Heard niedergeschlagen, die Stange neben ihm weggeworfen und bist hinausgelaufen. So war es. Stimmt‘s?“

Jeff ist wie gelähmt. „Verdammt, Sheriff, das ist nicht wahr! Das ist nicht wahr!“

„Ja, ja, es ist aber so, und Mr. Heard ist gestorben, bevor der Doc überhaupt geholt werden konnte. Weißt du, Jeff, wer ihn gefunden hat?“

„Zum Kuckuck, Sheriff, ich habe ihn nicht …“

Unbeirrt fährt Sheriff Lancaster fort: „Tom Jobson hat ihn gefunden. Und Tom hat auch gehört, was Heard gesagt hat, bevor er gestorben ist. Er hat nämlich nur noch ein Wort gesagt: Duley! Ich könnte mir denken, dass dies einen bestimmten Sinn hat, Jeff.“

„Ich schwöre dir, Sheriff, dass ich …“

„Nein, schwöre nicht! Pack den Sattel auf dein Pferd, Jeff, du bist verhaftet. Ich würde es mir an deiner Stelle nicht einfallen lassen, irgendwelche Dummheiten zu machen. Du kennst mich doch, nicht wahr?“

Jeff Duley soll ein Mörder sein: Texas Wolf  Band 65

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