Читать книгу Die Gefangenen von Don Enrico: Harte Western Edition - Glenn Stirling - Страница 7
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ОглавлениеDer dicke Beamte im Polizeikommando Culiacan wischt sich den Schweiß von der Stirn und ächzt. „Diese verdammten Gringos! Der Teufel soll mir diese Amerikaner holen!“, stöhnt er. „Nichts als Arbeit und Ärger hat man mit diesen Leuten!“
Ein junger Leutnant, einer jener Landgendarmen, die durch ihr rücksichtsloses Durchgreifen den mexikanischen Banditen schwer zu schaffen machen, erwidert: „Ich denke, die Estados Unidos wollen einen Spezialisten in unser Land schicken?“
Der Dicke blickt den jungen, hageren Leutnant vorwurfsvoll an. „Und du glaubst es? Seit vier Wochen suchen wir nach dem irrsinnigen Gringo, der sich in den Bergen verlaufen hat! Seit vier Wochen ruft der Konsul aus Chihuahua täglich an und fragt nach dem Neuesten! So ein Telefongespräch kostet dreißig Pesos, Amigo! Jeden Tag verplempert der amerikanische Staat dreißig Pesos, und alles nur wegen eines Mannes! Verstehe ich einfach nicht! Wenn bei uns ein Mann verschwindet, nun, por dios, dann sind wir eben einer weniger! Jeden Tag werden neue Menschen gehören! Also, warum um einen Ingenieur weinen, der nun doch nicht mehr auftaucht? Ich wollte nichts sagen, wenn es der Präsident der – Estados Unidos wäre. Aber so ‘n kleiner Ingenieur …“
Der hagere Gendarm schiebt sich den schwarzen Hut ins Genick und zieht emsig an der Zigarre, die er von dem Dicken geschnorrt hat. „Die Americanos kämpfen um jedes Menschenleben!“, erwidert er nun. „Sie lassen sich es etwas kosten, wenn einer ihrer Staatsbürger in Not ist! Nun, mein Freund, sie haben auch Geld genug dazu!“
„Bueno, das haben sie. Dann sollen sie sich ihren Mann selbst suchen, der wie ein Schaf in den Bergen verschwunden ist“, schimpft der Dicke und wischt sich wieder über die nasse Stirn. „Ich werde ihnen schreiben, dass wir die Suche wegen Mangel an Spuren aufgeben!“, beschließt er.
„Tu es nicht, Amigo!“, rät ihm der Leutnant „Sie werden es wieder in allen Zeitungen der Welt herumschmieren und eine politische Aktion daraus machen! Du weißt, wie es im letzten Jahr war, als der Eisenbahnwagen beraubt wurde. Da saßen auch Gringos drin, in den Gringozeitungen stand dann gleich, dass es nur ein Überfall auf die Amerikaner war. In Wahrheit hatte es Miguel Zafiro mit seiner Bande nur auf die Gewehre der Begleitsoldaten abgesehen. Natürlich hat er die Uhren der Gringos mitgenommen. Bueno, und was war die Folge von der Zeitungsschlacht? Keine Touristen kamen mehr nach Mexiko! Ich weiß noch, wie Don Espartero geschrien hat, als er die Bahnbeamten zusammenstauchte, weil sie den Gringoreportern die Interviews verweigert hatten! Wenn du nun einen solchen Brief schreibst, wird es genau so kommen! Don Espartero ist noch immer Kommissar für Finanzen, Amigo! Wenn er keine Touristendevisen mehr hat, wird er dich in tausend Fetzen reißen!“
„Was sollen wir denn machen?“, fragt der Dicke ratlos.
„Wir werden mit dem amerikanischen Polizeiagenten zusammenarbeiten! Wenn der dann sieht, dass wir ihm helfen, wird der schöne Berichte in sein Land schicken. Und dann werden die Gringos auch gutgelaunt sein, wenn wir kein Resultat erzielen! Außerdem habe ich eine Idee! Wir werden überall auf Kosten der Gringos Plakate aushängen und ebenfalls auf Kosten der Gringoregierung eine Belohnung auf das Einbringen des vermissten Ingenieurs aussetzen!“
„Die meisten können doch gar nicht lesen, Amigo!“, winkt der Dicke traurig ab. „Sie werden sich das Bild ansehen, und damit ist es aus. Den Text lesen sie nicht! Und wenn sie den Gringo wirklich finden, dann erinnern sie sich an das Plakat, das sie für einen Steckbrief hielten. Man wird uns den armen Ingenieur als Leiche bringen!“
„Bien, dann erkundige dich nach der Adresse des Americanos, der hier als Polizeiagent arbeiten soll! Ich will mich mit ihm in Verbindung setzen!“
„Du bist auch so ‘n ehrgeiziger junger Hammel!“, stellt der Dicke etwas resigniert fest. „Hast du noch nicht genug Gehalt als Leutnant? Willst du unbedingt Capitan werden?“
„General!“, lacht der Gendarm und geht.