Читать книгу Billy Rollins und der Teufel von Snaketown: Western-Roman - Glenn Stirling - Страница 9

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Mitternacht war vorbei, als sie die ersten Pässe hinter sich hatten. Vor ihnen lag wieder ein Pass, ein Engpass.

Billy drehte sich im Sattel um und zischte: „Achtung!“ Dann preschte er los, sich an der rechten Felswand haltend. Warum tat er das? In dieser Gegend hatte er schon mal ein Gefecht erlebt und fand sich auch bei Nacht hier gut zurecht.

Dick blieb jetzt ungefähr fünfzig Meter zurück und hielt sein Gewehr in der Hand.

Plötzlich blitzte es oben in den Felsen auf, und neben Billy klatschte eine Kugel in die Wand.

Sofort sprang Dick aus dem Sattel. Noch lag der Blitz des Mündungsfeuers in seinen Augen, und sein Gewehr stellte sich schon darauf ein.

Der zweite Schuss ertönte oben. Gleich darauf knallte Dicks Winchester.

„Der ist erledigt!“, murmelte Dick mit grimmiger Genugtuung.

Trotz der Dunkelheit wusste Dick ganz genau, dass er getroffen hatte. Es kam auch kein Feuer mehr aus jener Richtung. Stattdessen knallte es jetzt von der anderen Seite, und fast wäre Dick von dem Geschoss getroffen worden. Er fühlte die Kugel wie einen heißen Atemzug vorbeistreichen.

Gleich darauf schoss der Captain, und in den Felsen ertönte ein polterndes Geräusch.

„Nummer zwei!“, murmelte Dick. Jetzt bestieg er wieder sein Pferd.

In scharfem Galopp ging es durch den Pass.

Nach Billys Rechnung hatten hier nicht mehr als zwei Banditen Wache gehalten. Doch die Schüsse hatten ein vielfaches Echo ausgelöst, und man musste damit rechnen, dass jeden Augenblick neue Banditen auftauchen konnten. Dies aber hätte Billy am liebsten auf freiem Gelände erlebt, denn die Schlucht gab wenig Möglichkeiten für eine gute Deckung.

Nun fegten die Polizeireiter, wie von Furien geheizt, dem Ende der Schluckt zu. Dann sahen sie die Öffnung auch schon vor sich.

„Das hat noch mal geklappt!“, sagte Billy leise, als sie hundert Meter weiter auf freiem Felde hielten.

Jetzt stiegen sie von ihren Pferden und lauschten. Von irgendwoher tönte Hufschlag. Manchmal schallte auch ein Ruf, aber das war sehr weit entfernt. Auch täuschte der Schall in den Bergen, so dass man nicht den genauen Ort der Geräusche ausmachen konnte.

„Allerhand Leben!“, bemerkte Dick, der sich am liebsten eine Zigarette angezündet hätte, aber das war jetzt unmöglich. Immer noch hielt er sein Gewehr in der Hand. Da es ihm hinderlich war, steckte er es in den Scabbard.

Jim zog prüfend wie ein Hund die Luft ein. „By Golly“, flüsterte er dann, „schätze, wir treffen die ganze Bande heute Nacht.“

„Hoffentlich!“, entgegnete Billy. „Hier sind wir in der richtigen Position.“

„Aber nur in der Nacht“, meinte Dick gelassen. „Am Tage sind wir hier für jeden sichtbar!“

Der Captain kannte hier oben ein gutes Versteck, und zwar eine Felshöhle, die leicht zu verteidigen war. Dort wollte er hin. Allerdings lag diese Höhle in der Richtung, aus der sie die Hufritte hörten. Die Entfernung mochte vielleicht noch eine Meile betragen.

Die Freunde nahmen ihre Pferde an die Leine und marschierten langsam jener Höhle zu.

Sie waren noch gar nicht weit gekommen, als sie verdächtige Geräusche hörten.

Billy reichte Dick die Zügel seines Rappen und ließ die beiden stehen. Dann ging er allein weiter, denn die Pferde erzeugten so viele Geräusche, dass er nicht jedes fremde Geräusch genauestens mitbekam.

Lange brauchte der Captain nicht zu lauschen. Es musste sich um einen ziemlich starken Reitertrupp handeln, der jetzt nach der Schlucht ritt, wo sie die erste Gefechtsberührung hatten. Immerhin war die Luft vorläufig erst einmal rein.

Die Banditen schienen sich augenscheinlich sehr sicher zu fühlen, denn dort beim Passeingang, wo das Gefecht stattfand, leuchteten sie jetzt mit einigen Lampen umher, als lebten sie allein auf dieser Erde. Billy erkannte im Schein dieses Lichts, dass es sich um zwölf oder fünfzehn Mann handelte, und sicherlich waren das noch nicht einmal alle. In einem sicheren Versteck konnten sich womöglich noch mehr befinden.

„Es wird Zeit, dass wir unsere Höhle finden“, meinte Billy. „Also auf die Pferde, Boys!“

Dann ging es ohne Rücksicht auf Geräusche im Galopp der Höhle zu.

Trotz der vielen Schlagschatten fand Billy Rollins den Eingang sofort. Vorsichtig ritten sie hinein. Eine modrige, feuchte Luft schlug ihnen entgegen. Nur widerstrebend ließen sich die Pferde hineinführen.

„Well“, meinte Dick, „hier scheint es ja sicher zu sein, gemütlich aber auf keinen Fall!“

Billy grinste und sagte: „Wenn ich gewusst hätte, dass du dich hier zur Ruhe setzen willst. Dicker, hätte ich dir einen Kanonenofen und einen Schaukelstuhl mitgenommen.“

„Und ‘n Paar Filzschuhe und ‘ne Pulle mit Rum!“, vollendete Jim.

„Daran hättet ihr wirklich denken können, ihr Schnakenhascher!“, brummte Dick, ernsthaft auf den Scherz eingehend. „Man soll sich‘s so schön wie möglich einrichten, sag ich … ungemütlich wird‘s dann von selber schon!“

„Es geht schon los mit der Ungemütlichkeit!“, sagte Jim vom Eingang der Hohle her. „Die Brüder kommen!“

Jetzt lauschten die Freunde still in die Nacht hinaus. Man hörte Hufschlag und verhaltene Kommandorufe. Zu sehen war nichts trotz Mondlicht.

„Sie haben genau gehört, wo wir hingeritten sind!“, wisperte Jim.

„Well, sie kennen die Höhle auch!“, flüsterte Billy.

Dick hatte eine Idee. „Ich werde mich draußen dort hinter dem Felsen postieren!“, sagte er leise. „Als vorgeschobener Horchposten sozusagen.“

„Dann schieb mal gleich los, Dicker!“, riet Billy. „Nimm aber deine Knarre mit! Wenn Jim den Käuzchenruf ausstößt, ist das für dich das Signal, zur Höhle zurückzukommen, savvy? Wir geben dir dann Feuerschutz!“

„Okay“, sagte Dick, holte sein Gewehr aus dem Scabbard, steckte genügend Patronen ein und huschte aus der Höhle. Hinter dem Felsen legte er sich in Deckung und prüfte das Gelände. Vorsichtig lugte er um die Felsenecke herum. Da der Mond hinter ihm am Himmel stand, warf der Felsen einen Schlagschatten nach der gegnerischen Seite zu.

„Das ist blöd!“, murmelte Dick vor sich hin und robbte um den Felsen herum in den Schatten. Jetzt hatte er zwar keine so gute Deckung mehr, aber man konnte ihn in dem tiefen Schatten nicht sehen. Auch konnte er nun verhindern, dass sich ein Bandit hinter diesem Felsen postierte, um von hier aus nach der Höhle zu schießen.

Jetzt hörte Dick verhaltenes Stimmengemurmel, und da sah er auch schon zwei Schatten hinter ein Gebüsch huschen. Er blickte nach rechts und links. Überall schoben sich die Banditen heran, tauchten für Sekundenbruchteile auf und verschwanden wieder.

Ho – ich hätte jetzt schon ‘n paar von den Brüdern mit Blei spicken können, dachte Dick, aber ich weiß ja, dass dies ‘n Fehler gewesen wäre für Billys Strategie.

Einer der Banditen sprang aus einem Gebüsch und rannte, Dicks Felsen als Deckung zwischen sich und der Höhle, direkt auf die Stelle zu, wo Dick im Schatten lag.

Hoppla!, dachte der athletische Polizeireiter. Den Jungen schnappe ich mir!

Als der Bandit in den Schatten sprang und keuchend dicht neben Dick zu Boden ging, kam er nicht mehr dazu, seiner Bestürzung Ausdruck zu verleihen, denn im nächsten Augenblick traf ihn ein Schlag von der Wucht eines Dampfhammers am Kinn.

„Okay“, brummte Dick und fesselte dem Bewusstlosen die Hände mit dessen eigenem Hosenriemen.

Plötzlich krachte ein Schuss, gleich darauf noch einer, und dann brach ein höllischer Feuerzauber los. Alle Banditen schossen Dauerfeuer auf die Höhle.

„Blödsinn!“, murmelte Dick. Auch die Banditen mochten so denken, denn plötzlich schwiegen ihre Gewehre. Und das heile Mondlicht verschwand. Als Dick vorsichtig um die Felsenecke gegen den Himmel starrte, sah er eine Wolkenbank, die den Mond mehr und mehr verhüllte.

Durch die plötzlich entstandene Stille tönte klagend der Huf des Steinkäuzchens.

Jim!, dachte Dick. Ich muss zurück! Wahrscheinlich fürchtet Billy, dass die Bande mir im Dunkeln den Rückweg abschneiden wird!

Von der Höhle her krachten nun die Gewehre Jims und Billys. In diesem Feuerschutz rannte Dick, den Gefangenen über der Schulter, zur Höhle zurück.

„Höchste Zeit, dass du kommst!“, zischte Jim, als sich Dick neben ihm zu Boden warf. „Und wen hast du da erwischt?“

„Einen von den Heinis!“, erwiderte Dick grimmig.

Die Freunde lauschten jetzt. Mit schussbereiten Gewehren starrten sie in die Finsternis. Hin und wieder vernahmen sie ein Geräusch, das aber auch vom Wind erzeugt sein konnte. Dennoch war höchste Vorsicht am Platze. Niemand wusste, wie viel Zeit verstrichen war. Die Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Alle drei hatten sie das Gefühl, dass sich die Banditen stetig der Höhle näherten, aber es war nichts zu sehen und kaum etwas zu hören.

Billy Rollins lag in der Mitte. Einige unangenehme Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Man war jetzt in eine fatale Lage gekommen, doch wollte er seinen beiden ergebenen Freunden jetzt nichts von seinen Befürchtungen mitteilen. Was würde geschehen, wenn die Sonne aufstieg? Und was würde geschehen, wenn sie kein Wasser bekamen? Sie müssten elend verdursten oder einen gewaltsamen Ausbruch versuchen, und das würde vielleicht das Ende des Lebens bedeuten; denn in diesem Falle müssten sie durch einen Hagel von Feuer.

Billy blickte von einem Freund zum anderen, er konnte aber nur schwach ihre Umrisse erkennen. Die beiden waren ganz Auge und Ohr, in den Fäusten lag das Gewehr, der Zeigefinger am Abzug. Ihre leuchtenden Augen waren auf Kampf eingestellt. Es standen ihnen keine wertvollen Menschen gegenüber, sondern Mörder.

Billy Rollins war immer noch bei diesen Gedanken, als plötzlich aus zwei verschiedenen Richtungen Schüsse krachten, und diese Schüsse waren haargenau gezielt. Mit heiserem Jaulen zischten die Kugeln gegen die Höhle. Die Banditen wussten zwar auch, dass sie die Polizeireiter nicht so leicht treffen konnten, aber sie erreichten ohne Zweifel, dass die Beschossenen selbst nicht zum Schuss kamen.

„Aufpassen, Boys!“, rief Billy während des Feuers. „Schätze, sie werden kommen! Mit dem Feuer will man nur unsere Köpfe unten halten.“

So war es auch. Keiner der Polizeireiter konnte seinen Kopf über die Deckung heben, so dicht pfiffen die Kugeln in die Höhle herein, prallten gegen die Felsen oder surrten als Querschläger umher.

Dann schwieg das Feuer plötzlich.

„Sie kommen!“, rief Billy Rollins, und schon krachte seine Whalleybüchse.

Auch Dick und Jim hoben die Köpfe, rissen die Gewehre an die Wange und schossen, was die Läufe hergeben wollten.

Die anstürmenden Banditen waren im matten Licht des verdeckten Mondes nur schwach zu erkennen. Immerhin wirkte sich das Feuer der drei Meisterschützen so verheerend aus, dass der Angriff liegenblieb. Man hörte das Gebrüll der schwerverletzten Verbrecher und die Kommandostimme eines einzelnen Mannes: „Zurück! Zurück!“

Die Polizeireiter schossen auf jeden verdächtigen Schatten, aber bald fanden sie kein Ziel mehr und stellten ihr Feuer ein. Sie mussten auch mit ihrer Munition sparsam umgehen.

Dann herrschte Stille. Nur die Geräusche der Nacht drangen an die Ohren der Freunde.

Billy Rollins wischte sich den Schweiß von der Stirn und lud seine Büchse neu auf. Dann erhob er sich vorsichtig und musterte die Umgebung. Weit und breit war nichts mehr von Banditen zu sehen; sie mussten auch ihre Verwundeten mitgenommen haben. Es herrschte ein eigenartiges Dämmerlicht, das die am Mond vorbeiziehenden Wolken verursachten.

Jim und Dick erhoben sich ebenfalls und kamen herbei. „Ob sie ganz weggeritten sind?“, knurrte Dick. Er zog einen Brotkanten aus der Tasche und kaute daran herum.

„Habe keinen Hufschlag hören können“, erwiderte Billy. „Schätze, dass sie in weitem Umkreis abgesperrt haben und den Tag abwarten wollen. Sie haben uns in der Falle, können es tagelang aushalten. Wir aber müssen Wasser auftreiben. Hier gehen wir ein wie die Primeln.“

Billy Rollins und der Teufel von Snaketown: Western-Roman

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