Читать книгу My Little Pony - Equestria Girls - Durch den Spiegel - G.M. Berrow - Страница 5

Kapitel 1

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Der Prinzessinnengipfel

Das Schloss des Kristall-Königreiches funkelte in der Mittagssonne. Ponys tänzelten durch das Königreich, gingen ihren Besorgungen auf dem Markt nach oder spielten bei dem strahlenden Wetter draußen. Alle waren so beschäftigt, dass niemand die sieben Besucher von weither bemerkte, die gerade durch das Tor kamen. Um genau zu sein, waren es sechs Ponys und ein kleiner Drache.

Die frisch gekrönte Prinzessin Twilight Sparkle trabte neben ihren Freundinnen, zog ihren Koffer hinter sich her und ließ das bunte Treiben auf sich wirken. Sie liebte die Besuche im Königreich ihres Bruders – das musste nun schon ihr vierter oder fünfter sein! Aber diesmal kam sie ausnahmsweise nicht, weil jemand gerettet werden musste.

Diesmal war Twilight aus einem anderen Grund hier, und natürlich hatten ihre besten Freundinnen darauf bestanden, sie zu unterstützen. Na gut, und vielleicht auch ein paar Kristallbeerentörtchen zu probieren oder sich das Stadion anzusehen, in dem die Equestria-Spiele stattfanden, wenn noch Zeit blieb. Auf jeden Fall war es tröstlich, ihre besten Freundinnen dabeizuhaben.

„Hey! Dein allererster Prinzessinnengipfel. Du musst überglücklich sein, Twilight!“, rief Applejack und wandte sich ihrer königlichen Freundin zu. Twilight Sparkle hatte die Führung übernommen, wie es königliche Ponys gern taten. Twilight runzelte besorgt die Stirn und sah ihr Gefolge an.

„Na ja, ich freue mich natürlich schon. Aber um ehrlich zu sein …“ Twilight zögerte und gab dann zu: „Ich bin auch ein bisschen nervös.“ Schließlich war sie noch nicht sehr lange Prinzessin. Selbst nach allem, was sie durch Prinzessin Cadance und den Kristallherz-Zauber gelernt hatte, kam es ihr so vor, als gäbe es jeden Tag noch so viel mehr zu entdecken. Twilight hoffte nur, dass sie überhaupt irgendetwas zum Prinzessinnengipfel beitragen konnte.

Pinkie Pie schloss zu ihnen auf, mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht und besonders federnden Sprüngen. „Du bist einfach nervgeregt!“ Ihre pinke Lockenmähne wippte beim Sprechen wild auf und ab. „Da will man einfach auf der Stelle hüpfen und ‚Ich bin die Beste!‘ schreien.“ Sie sprang hoch in die Luft. Ein Sonnenstrahl traf ihr perlweißes Lächeln und ließ es funkeln. Plötzlich wurde sie ernst und machte ein trauriges Gesicht. „Aber gleichzeitig willst du dich auch zu einer kleinen Kugel zusammenrollen und dich verstecken!“ Pinkie fiel zu Boden, kauerte sich zusammen und schaukelte hin und her.

Rarity und Rainbow Dash tauschten skeptische Blicke angesichts der dramatischen Vorführung, bevor Pinkie Pie wieder aufsprang und Twilight beruhigend tätschelte. „Keine Sorge, Twilight. Das kennen wir doch alle“, sagte sie wissend.

Fluttershy, die kurz in die Luft gestiegen war, um ihre hellgelben Flügel zu strecken, landete anmutig auf dem Boden. „Bei mir ist das fast jeden Tag so“, bestätigte sie mit ihrer leisen Stimme. Twilight Sparkle an der Spitze der kleinen Prozession nahm ihre Umgebung in sich auf und wurde für einen klitzekleinen Moment langsamer. Auch wenn sie schon mehrmals im Königreich gewesen war, wühlte es sie immer ein bisschen auf, wenn sie zum ersten Mal das Kristallschloss sah. Es war einfach so groß und so schön. Und so einschüchternd. Sie holte tief Luft und ging weiter.

Applejack, die direkt neben ihr trabte, bemerkte Twilight Sparkles Stirnrunzeln. Gerade wollte sie der Prinzessin noch einige beruhigende Worte zuraunen, da schnappte Rarity entsetzt nach Luft. Alle sechs Ponys blieben wie angewurzelt stehen. „Tut mir leid, Leute, aber mir fiel eben auf, dass Twilight ihre Krone gar nicht trägt!“ Rarity war immer wieder schockiert, dass es Twilight immer noch unangenehm war, sie zu tragen.

„Keine Sorge, Rarity“, versicherte ihr Twilight. „Die ist in meiner Tasche.“

„Aber du gehst doch zu einem Prinzessinnengipfel! Ich sag dir, wenn ich eine so herrliche Krone hätte, würde ich sie niemals absetzen!“, rief Rarity. „Ich würde sogar damit schlafen!“

Sobald Twilight Sparkle und ihre Freundinnen die Eingangshalle des Kristallschlosses betraten, schmolz ihre Nervosität dahin wie Eiscreme an einem warmen Sommertag. Das Königreich fühlte sich immer mehr an wie ein zweites Zuhause. Twilight hob den Kopf, damit sie selbstbewusster wirkte, doch mit einem Mal dröhnten königliche Trompeten durch das Schloss. Der plötzliche Lärm erschreckte Twilight und sie stolperte. Leider waren Prinzessinnen nicht automatisch auch immer anmutig.

„Uff!“, grunzte Twilight und stützte sich an der Brust eines gut aussehenden Ponys der Königlichen Garde mit leuchtend blauer Mähne ab. Mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht beugte es sich vor, damit sie ihr Gleichgewicht wiederfand. Dann konzentrierte es sich mit einem Ruck gerade noch rechtzeitig wieder auf seine Pflichten, um ihre Ankunft anzukündigen.

„Ihre Hoheit Prinzessin Twilight Sparkle!“, rief er in den hallenden Kristallkorridor hinein. Twilight errötete ein wenig mehr als gewöhnlich wegen der Aufmerksamkeit, auch wenn sie nicht wusste, warum. Sie kannte dieses Wachpony ja nicht mal.

Nicht weit entfernt zauberte die ganze Pracht und Herrlichkeit Pinkie ein breites Lächeln aufs Gesicht. Zufällig liebte sie Pracht und sie liebte auch Herrlichkeit. Aber zusammen war beides einfach unschlagbar!

Plötzlich kamen Prinzessin Cadance, Prinzessin Luna und Prinzessin Celestia anmutig herangetrabt, um die sechs Ponys und Spike zu begrüßen. Die Ponys der Königlichen Garde standen still und sahen noch größer aus als zuvor.

Cadance lächelte herzlich. Ihre pink-violette Mähne fiel ihr in weichen Wellen um das Gesicht und sie trug ihr eigenes schimmerndes goldenes Diadem mit so viel Selbstvertrauen, dass es wie ein Teil von ihr wirkte. Vielleicht würde Twilight das auch eines Tages schaffen. „Twilight! Wir haben uns ja ewig nicht gesehen!“ Cadance rieb ihre Nase am Fell ihrer jungen Schwägerin.

Prinzessin Celestia trat zu ihnen und sah ebenso elegant und königlich aus wie die jungen Prinzessinnen. Ihre pastellfarbene Mähne und ihr Schweif wehten anmutig hinter ihr her. „Wir haben so viel zu besprechen. Aber das kann bis morgen warten. Ihr müsst müde sein von der Reise.“ Ein kurzer Blick auf die erschöpften Reisenden bestätigte ihr, dass sie recht hatte. Applejack, Rainbow Dash und Fluttershy hatten dunkle Ringe unter den Augen. Raritys Mähne sah etwas zottelig aus. Und Pinkie Pie zuckte ein wenig. Aber das konnte auch die Aufregung sein – bei ihr wusste man das nie so genau.

Die Ponys nickten zustimmend und nahmen dankbar Celestias Vorschlag an, sich in die Gästezimmer des Schlosses zurückzuziehen. Während sie den Korridor hinunterschlurften, wurden ihnen die Augenlider vor Müdigkeit ganz schwer. Nur Rarity blieb aufmerksam – aber nur, weil sie jeden Edelstein und jeden Kristall begaffen musste, die in die Torbögen und Fensterrahmen eingelassen waren. Das war die Art von Inneneinrichtung, die ihr für ihr eigenes Haus immer vorgeschwebt hatte.

Zu dumm, dass die Freundinnen zu abgelenkt oder zu müde waren, um das Pony in ihrer Nähe zu bemerken. Es hielt sich im Schatten und beobachtete jede ihrer Bewegungen. Das Pony wollte nicht gesehen werden.

***

Weil sie nun einmal so war, wie sie war, konnte Twilight nicht schlafen gehen, bis sie alles ausgepackt und eingeräumt hatte. Die Dinge brauchten eine gewisse Ordnung, ob sie nun zu Hause in Ponyville war oder nicht. Solche Routinen halfen ihr, sich wie die gute alte Twilight zu fühlen, die sie immer gewesen war. Ihr violettes Horn leuchtete, als sie mithilfe ihrer Magie jedes Stück aus dem Koffer gefaltet in eine Schublade legte, in den Kleiderschrank hängte oder auf das Regal stellte. (Sie hatte nur wenige Bücher eingepackt.) Spike sah ihr mäßig interessiert zu; die vielen Edelsteine überall lenkten ihn ziemlich ab. Sein Dracheninstinkt zum Edelsteinhorten gewann langsam die Oberhand.

Twilight hob ihre Krone aus der Tasche und versuchte, sie aufzusetzen. In das feine goldene Diadem war ein schimmernder purpurfarbener Edelstein eingelassen – ein Element der Harmonie, ein sehr mächtiger Stein voller Magie. Aber statt so hübsch auszusehen wie bei Cadance, saß das glänzende Diadem schief auf ihrem Kopf und drückte Twilights Locken platt. Ein Blick in den Spiegel bestätigte ihre Befürchtungen. Sie war keine Prinzessin, und da stand sie nun beim Prinzessinnengipfel! Einem Gipfeltreffen der Prinzessinnen!

„Was ist los, Twilight?“, fragte Spike, der plötzlich aus seinem Tagtraum von einem Sandwich mit Erdnussbutter und Edelsteinmarmelade auftauchte.

Die Krone rutschte Twilight noch etwas tiefer ins Gesicht. Es hatte keinen Sinn. Mit ihrem Horn ließ sie sie von ihrem Kopf schweben und sanft auf einem Tisch landen. „Ich … mache mir nur zu viele Gedanken, glaube ich. Prinzessin Cadance bekam das Kristall-Königreich, über das sie herrschen sollte. Was ist, wenn Celestia jetzt, wo ich eine Prinzessin bin, von mir erwartet, dass ich auch über ein eigenes Königreich herrsche?“ Twilight starrte die Krone an, die einsam auf einem kleinen, verzierten Tisch neben ihrem Bett lag.

Spike dachte entzückt darüber nach, wie es wäre, wenn seine Twilight über ein Königreich herrschen würde. Vielleicht würde sie ihn zu einer Art königlichem Berater machen oder noch besser – zum Edelsteinbeauftragten. „Das. Wäre. Fantastisch.“

Twilight runzelte die Stirn. „Nein, wäre es nicht!“ Sie begann, auf und ab zu laufen. „Nur weil ich diese Krone und die neuen Flügel habe, heißt das noch lange nicht, dass ich eine gute Herrscherin wäre.“

„Natürlich wärst du das“, widersprach Spike. Mit letzter Kraft versuchte er, seine beste Freundin aufzumuntern. Eine Welle der Erschöpfung überrollte ihn. „Jetzt komm. Du solltest in die Heia. Morgen ist ein großer Tag!“ Und damit krabbelte er in das winzige Bett, das man neben Twilights aufgestellt hatte, und kuschelte sich unter die Decke. Einen kurzen Augenblick später war er fest eingeschlafen und nuckelte an seiner Klaue.

Die frischgebackene Prinzessin hatte es allerdings nicht so leicht. Sie versuchte verzweifelt, eine bequeme Position für ihre neuen Flügel zu finden. Die nächsten zehn Minuten verbrachte sie damit, sich zu winden und zu wälzen. Sie drehte und dehnte sich. Sie rollte und räkelte sich. Twilight war gar nicht klar gewesen, wie viel Arbeit diese Federdinger bedeuteten! Während sie sich im Bett herumwarf, nahm sie sich vor, Fluttershy und Rainbow Dash am nächsten Morgen nach optimalen Mit-Flügeln-Schlafpositionen zu fragen. Endlich fand sie eine bequeme Position. So ist es besser, dachte sie und schloss endlich die Augen.

Sproing! Plötzlich sprang ihr linker Flügel unter der Decke hervor. Twilight seufzte tief. Offenbar gab es in ihrem neuen Leben eine Menge, an das sie sich erst noch gewöhnen musste – Gipfeltreffen, Flügel und Kronen waren erst der Anfang. Aber na ja, wenigstens musste sie nicht mit Krone schlafen.

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