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1. Kapitel
ОглавлениеEine solche Nachricht am frühen Morgen und das noch auf fast nüchternem Magen!
Kaum hatte ich das Lehrerzimmer der Willy-Brandt-Realschule in Dülmen betreten, da stürzte schon mein Kollege Karl Freitag auf mich zu:
„Du wirst es kaum glauben, was mir gerade der Chef mitgeteilt hat. Dein alter Studienfreund Hans Martens ist tot. Genaueres weiß Herr Heisterhagen auch noch nicht.
Er hat heute Morgen zufälliger Weise mit dem Kollegen der Bertolt-Brecht-Realschule, Herrn Hartmann, in Recklinghausen wegen einer Personalangelegenheit telefoniert.
Bei dieser Gelegenheit hat er von dieser traurigen Nachricht erfahren.
Es spräche wohl alles für eine Selbsttötung. Er soll sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch vor einen Zug geworfen haben.“
Hans Martens tot? Und dann noch Selbstmord? Das schien mir unbegreiflich. Unfassbar!
Ich kannte Hans schon seit mehr als zwanzig Jahren. Wir hatten zusammen in Münster studiert. Ich Germanistik und Geschichte, er Germanistik und Theologie.
Nach der ersten Staatsprüfung für das Lehramt waren wir sowohl im gleichen Studienseminar als auch im Fachseminar in Recklinghausen.
Einmal im Jahr trafen wir uns auf den Personalversammlungen. Zudem traf ich ihn des Öfteren, da ich Fachleiter am Studienseminar Recklinghausen für das Fach Deutsch war, bei Besuchen an seiner vorigen Schule in Haltern.
So hatte ich ihn noch vorige Woche in Telgte bei der Personalversammlung getroffen. Nach dem Schluss der Veranstaltung waren wir zusammen in ein nahegelegenes gegangen und hatten uns längere Zeit unterhalten. Dabei machte er auf mich absolut keinen depressiven Eindruck.
Voller Enthusiasmus erzählte er mir von seinen Reiseplänen für die Sommerferien.
Er wollte mit Monika, seiner Frau, und mit den beiden Kindern Dominik und Christoph für drei Wochen nach Südfrankreich fahren.
Zudem war er auch beruflich durchaus erfolgreich. Bis August vorigen Jahre war er einfacher Kollege an einer Schule in Haltern gewesen.
Dann hatte er sich erfolgreich um die Stelle des stellvertretenden Schulleiters in Recklinghausen beworben.
Ich wusste zwar von ihm, dass er Schwierigkeiten mit seinem neuen Chef hatte. Dieser war, wie ich selber bei einem Unterrichtsbesuch feststellen konnte nicht so ganz einfach. Aber welcher Chef ist schon einfach.
Zudem hatte Hans ein gutes Verhältnis zu fast allen Kollegen und Kolleginnen. Auch war er durchaus bei Eltern und Schülern beliebt.
Familiär war – soweit ich das beurteilen konnte – alles in Ordnung!
Hans hatte niemals auf mich einen depressiven Eindruck gemacht.
Im Gegenteil! Er war ein lebensbejahender, fröhlicher Mensch, der das Leben liebte und für den seine Familie das Wichtigste war.
Warum sollte er sich umbringen?
Das Unterrichten an diesem Morgen gelang mir nur mit Mühe. Immer wieder musste ich an Hans denken. Wie sehr musste Monika, seine Frau, diese Nachricht getroffen haben!
Wie gingen seine beiden Kinder damit um? Ihr Vater, der das Leben so liebte, ein Selbstmörder?
Nach Schulschluss fuhr ich sofort nach Hause, um Kathrin, meine Frau, von Hans Tod zu berichten. Auch sie reagierte bestürzt.
„Hans ein Selbstmörder? Das passt nicht zu ihm! Dafür war er viel zu lebensbejahend!
Wenn es wirklich so war, dann muss in den letzten Tagen und Wochen etwas Einschneidendes geschehen sein, von dem wir aber nichts wissen.“
Ich war der gleichen Ansicht.