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1.5 Kritik der Metaphysik

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An diesem Beispiel können Sie bereits einen wichtigen Unterschied zwischen dem metaphysischen Denken und dem metaphysikkritischen Denken des Antirealismus erkennen. Die Kritiker der Metaphysik, mit denen ich mich nun zum Schluss dieser ersten Vorlesung wenigstens ganz kursorisch beschäftigen möchte, sind meistens Antirealisten. Ihre Kernthese ist die Folgende: Der Bereich der menschlichen Vernunft, der Bereich, in dem die menschliche Vernunft verlässlich funktioniert, der Bereich des sinnvollen Sprechens, ist klar abgrenzbar. Die Metaphysik liegt dann aus näher anzugebenden Gründen, außerhalb dieses Bereiches, in dem die menschliche Vernunft funktioniert.

Genauer ist im Allgemeinen noch, dass die menschliche Vernunft nur in dem Bereich funktioniert, wo sie sinnliche Anschauungen vorgegeben hat, wo ihr das Material, mit dem sie arbeitet, sinnlich gegeben ist. Die metaphysischen Begriffe wie zum Beispiel Seele oder Substanz, die ein Einzelding zum Einzelding macht, sind uns nicht sinnlich gegeben. Sie sind nicht sinnlich anschaulich und deshalb außerhalb der Grenzen der Vernunft.

Ich werde in aller Kürze etwas über Kant einerseits und den logischen Positivismus andererseits sagen. Kant behauptete, dass die Sätze der Metaphysik zwar sprachlich sinnvoll sind, aber außerhalb des Bereiches der Vernunft liegen. Sie sind außerhalb des Bereiches der Geltung der menschlichen Vernunft, die immer an sinnliche Anschauungen gebunden bleibt. Und der logische Positivismus, eine wissenschaftsnahe Strömung der Philosophie am Anfang des 20. Jahrhunderts, die zumindestens in der breiten akademischen Öffentlichkeit auch heute noch eine gewisse Präsenz hat, sagt, dass die Sätze der Metaphysik sogar sprachlich sinnlos sind. Sie scheinen nur sinnvolle Sätze zu sein. Aber nur solche Sätze, die innerhalb der menschlichen Erfahrung, der sinnlichen Erfahrung verifiziert werden können, haben überhaupt Bedeutung und von daher ist die Metaphysik ein Sammelsurium sinnloser Sätze.

Die Kernthese ist also, um es noch einmal zu sagen, dass zwischen metaphysischen und wissenschaftlichen Aussagen in der Mathematik und der Naturwissenschaft, dass es zwischen den beiden eine klare Grenze gibt. Weil sich die präzise ziehen lässt, kann man sagen: Die Metaphysik liegt außerhalb und die anderen Wissenschaften liegen innerhalb dieser Grenze.

Ich hatte Ihnen schon am Anfang gesagt, dass diese Grenze nach meiner Ansicht nicht präzise zu ziehen ist. Dass der Übergang – denken Sie an das Beispiel der Quantenmechanik - dass der Übergang zwischen Metaphysik, Ontologie und Naturwissenschaft ein fließender ist. Allein daraus würde schon folgen, dass dieses Unternehmen, eine klare Grenze zu ziehen, wie weit die menschliche Vernunft legitimerweise denken darf und wo es anfängt, illegitim zu werden zum Scheitern verurteilt ist.

Niemand zweifelt daran, dass in der Metaphysik die menschliche Vernunft sozusagen an ihrer Sturzgrenze klettert, das äußerste von sich abverlangt und der Gehalt eines Gedankens nicht leicht zu testen und zu verifizieren ist. Aber die Frage, ob es eine solche klare Grenze gibt, ist dennoch schwierig zu beantworten, wie ich im Folgenden zeigen will.

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