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8. Warum der Kommunismus noch nicht ausgestorben ist

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Wenn ich abends nach Hause komm, bete ich zu Gott, dass Radovan schon pennt. Ich hab wirklich keine Lust auf Fragen, wo ich war, mit wem und warum ich nicht zum Essen gekommen bin. Nur, heute hat Radovan direkt auf mich gewartet. Er saß da in Unterhemd und Unterhose, was bei ihm der Pyjama ist, und zappte durch die Kanäle. Und dann fing er an, um mich herumzuschleichen. Und ich wusste, dass ich nicht so leicht davonkommen würde. Irgendwas ging ihm im Kopf herum, und das musste er mir jetzt mitteilen. Scheiße auch.

„Ich habe mit diesem … Krković gesprochen. Er kennt da wen … bei Olimpija! Er steht sich gut mit dem, wie heißt er noch … Ćućić. Er hat gesagt, er wird sehen, was er für dich tun kann.“

„Was?“

„Na, für Olimpija. Er steht sich wirklich gut mit diesem … Ćućić.“

„Was für Olimpija.“

„Na, Olimpija.“

„Ich will nicht zu Olimpija.“

Soll er sich Olimpija und diesen Ćućić sonst wo hinstecken. Was kommt er mir damit um ein Uhr morgens. Und wieder ist er nervös zum Abwinken. Scheiß auf seine Nervosität.

„Bist du wahnsinnig, du Ochse? Was willst du nicht! Und was willst du? Willst du vielleicht zu den Ingenieuren mit deinen Noten? Wenn du nicht bei Olimpija spielst, bist du nirgends! Glaubst du, da kommt einer nach Fužine, um dich zu sehen! Du Depp du! Dann geh doch … geh doch nach Ježica, zu den Frauen, wenn du so einer bist!“

„Und was macht dieser Ćućić! Er ist da Physiotherapeut!“

„Kennt er Sagadin? Kennt er ihn? Ja, er kennt ihn! Und wer ist der Oberste? Sagadin!“

Nur Ranka hat uns noch gefehlt.

„Was habt ihr um diese Zeit hier zu diskutieren. Ihr weckt die ganze Siedlung auf.“

„Und wenn schon! Wann hast du das nächste Training?“

„Morgen.“

Radovan schnappt wieder nach Luft, Ranka leidet, und ich habe von all dem die Schnauze voll. Und überhaupt von seinen Krkovićs und Ćućićs. Das ganze Leben habe ich nur Troubles von diesen Krkovićs und Ćućićs und sonstigen Stümpern. Ständig kennt Radovan wen, der irgendwas richten wird, weil der wieder jemanden kennt, und das sind lauter Tschefuren, die sich kennen, und alle richten irgendwas, und am Schluss setzen sie sowieso alles in den Sand. Wenn jemand glaubt, der Kommunismus ist ausgestorben, hat er sich schwer getäuscht. Radovan ist noch immer auf diesem Trip mit seinen Krkovićs und Ćućićs. Bei ihnen ist alles hilfst du mir, helf ich dir. Du kannst nicht mal in den Laden gehn Brot kaufen, ohne dass Radovan zu dir sagt: „Warte, ich rufe Ćućić an, dass er nachsieht, ob in der Bäckerei bei Krković noch ein Laib über ist!“ Für jeden Scheiß wird nach einer Verbindung gesucht, man fragt nur, wo jemand auf -ić ist und wer ihn kennt, denn wenn er auf -ić ist, dann ist er ein Tschefur, und ein Tschefur kennt doch einen anderen Tschefur. Und dasselbe, wenn eine Waschmaschine kaputtgeht, dann kaufst du keine neue oder bringst sie zum Service, sondern rufst Krković an, der kennt einen Ćućić, der das umsonst repariert. Und so. Alles umsonst. Ein Tschefur ist für den anderen da. Und dann ist die Waschmaschine nach zwei Tagen wieder im Arsch. Der Kommunismus ist im Arsch, weil die Leute für wenig Geld gearbeitet haben. Nur Radovan und seine Krkovićs und Ćućićs haben das noch nicht geschnallt. Die werden immer mehr und sind überall. Alle kennen sich und alle tun sich einen Gefallen, in Wirklichkeit machen sich die einen auf Kosten der anderen einen Lenz. Als ich anfing, Basket zu trainieren, ging das nicht ohne Krković. Nein, er musste bei Slovan einen gewissen Ćućić kontaktieren und irgendwas fix machen. Alle anderen kamen schön zum Training und fingen an zu trainieren. Was weiß ich, das ist wahrscheinlich deshalb, weil damals in Jugoland alle in eine fremde Republik gekommen sind und keinen blassen Schimmer hatten und sich alle angeschissen und nach ihren Leuten gesucht haben, die ihnen helfen würden, sich leichter zurechtzufinden, weil sie weder die Sprache konnten noch sonst was. Aber nach dreißig Jahren könnte man auf dieser Welt doch mal was ohne Krković und Ćućić machen, verdammter Tito, verdammter.

Tschefuren raus!

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