Читать книгу Die Kolonie Sammelband 1 - Interstellare Bräute Programm - Grace Goodwin - Страница 15
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ОглавлениеRyston
„Vielen Dank, Gouverneur Rone, dass Sie uns zum Abendessen mit Ihnen und Ihrer neuen Gefährtin eingeladen haben. Es ist uns eine Ehre, hier zu sein.“ Die Stimme von Primus Nial erhob sich über all den unterschiedlichen Unterhaltungen um den großen, quadratischen Tisch. Der Tisch bot Platz für vierzig Gäste, zehn an jeder Seite. Während es Gouverneure gab, die durch Herausforderung und Kampf dazu erkoren worden waren, die unterschiedlichen Basen auf dem Planeten zu regieren, bedeutete ein quadratischer Tisch, dass jeder, der daran Platz nahm, gleichgestellt war, wie es auf der Kolonie auch sein sollte. Gleicher Respekt für alle, die gedient hatten und so viel geopfert hatten, um die Einwohner der Koalitionsplaneten zu schützen.
Als Anführer aller Prillonen, ob sie sich nun auf Prillon Prime befanden, auf einem der zahlreichen Schlachtschiffe stationiert waren, oder hier in der Kolonie, hätte der Primus ansonsten auf dem Ehrenplatz am Tisch gesessen. Aber der gleichgestellte Platz mit allen anderen schien ihm nichts auszumachen. Seine Gefährtin Jessica saß zu seiner Rechten, und sein Sekundär Ander zu ihrer Rechten, so dass sie geschützt zwischen ihnen saß. Wie es sein sollte.
Jessica war wie Rachel eine Menschenfrau von der Erde, aber da hörte sich die Ähnlichkeit auch schon auf. Rachel war klein und hatte Kurven, mit sattem braunem Haar und sanften braunen Augen. Ihre Haut war ein sanftes Cremefarben mit nur einem Hauch von Bräune.
Jessica, oder Königin Deston, wie ich die Ehre hatte, sie anzusprechen, war größer als meine Gefährtin und goldfarben wie ich. Ihr Haar war von schimmerndem Gold, das ihr über die Schultern fiel, und ihre Augen waren blau wie die Gletscher auf der Erde, hervorstechend über vollen pinken Lippen. Die Haut war so blass war, dass ich ihre Adern im Handgelenk nachzeichnen konnte. Sie war gewiss eine Schönheit, und ihre beiden Gefährten Primus Nial und Ander, der riesenhafte Krieger, den er zu seinem Sekundär ernannt hatte, wichen ihr nicht von der Seite. Tatsächlich ließen sie ihre Gefährtin kaum jemals aus den Augen, und ich konnte ihre Obsession gut verstehen.
Ich konnte nicht aufhören, Rachel anzustarren, ihre cremige Haut, ihre weichen Kurven, ihre ausdrucksvollen Augen. Jede Emotion, die ich von ihr über den Kragen empfing, verdrehte mir den Kopf, ließ mich verrückt danach werden, ihr Gesicht zu sehen, die Umrisse ihrer Augen zu sehen, wenn sie glücklich war, verärgert oder erregt.
Das Letztere hatte ich inzwischen gut gelernt, und ich konnte es nicht erwarten, diesen Ausdruck wieder auf ihrem Gesicht zu sehen.
Als mein Schwanz unter dem Tisch anschwoll, zuckte Rachel in ihrem Sitz zwischen mir und Maxim zusammen. Mit einem leisen Lachen schlug sie mir unter dem Tisch auf den Schenkel. „Hör auf damit. Ich muss essen.“
Maxim lachte, aber sagte kein Wort. Das brauchte er auch nicht. Ich hatte damit angefangen. Meine lüsternen Gedanken daran, wie Rachels Mund weit offen über meinen Schwanz gespannt war, hatte ihre Pussy feucht gemacht. Ich konnte es riechen, und der süße Duft ihrer Erregung half mir nicht dabei, meine Gedanken zu zügeln. Anscheinend bekam Maxim die Reaktion ihres Körpers nur zu gut mit, denn nur wenige Sekunden später schoss seine eigene Lust über die Kragen.
„Ihr beiden seid solche Nervensägen. Im Ernst.“ Rachel lehnte sich nach vorne und hob ihr Glas an die Lippen, das halb voll mit Altan-Wein war. „Lasst das. Ich kann nicht denken.“
Drei weitere Gouverneure waren herbeitransportiert, um sich dem Mahl anzuschließen, so wie auch ein Erdenkrieger, der auf Basis 3 lebte. Sein Name war Captain Brooks. Ich war ihm seit seiner Ankunft auf der Kolonie einige Male begegnet. Die Krieger von der Erde hatten sich erst vor Kurzem dem Krieg gegen die Hive angeschlossen, und nur wenige überlebten den Feind, wenn sie in Gefangenschaft gerieten. Captain Brooks war einer von nicht mehr als ein paar Dutzend Menschen, die überlebt hatten. Und trotz der Behauptungen der Erde, fortschrittlich zu sein, hatten sie ihre Hive-verseuchten Krieger auch nicht mehr zurück gewollt als Prillon oder Atlan oder eine der anderen Welten.
Wir waren alles verlorene Seelen hier. Verloren, bis Jessica, und nun Rachel, verseuchte Gefährten gewählt hatten. Uns akzeptiert hatten.
Ihre Anwesenheit war ein greller Hoffnungsschimmer für jeden Krieger auf dem Planeten.
Rachel hatte darauf bestanden, Brooks gleich nach unserer Ankunft bei der Feier aufzusuchen. Sie schien von seiner Anwesenheit erleichtert zu sein, so wie auch von der der Königin. Obwohl ich Prillon Prime für den Krieg verlassen hatte und wegen der Verbannung nie wieder zurückgekehrt war, war ich doch stets von meinen Brüdern umgeben gewesen, anderen Prillon-Kriegern.
Rachel war bisher die einzige zugewiesene Gefährtin, die vom Bräute-Programm der Kolonie zugeordnet worden war. Es gab ein paar Kriegerinnen, die wegen ihrer Hive-Integrationen auf die Kolonie verbannt worden waren, aber die waren rasch in Besitz genommen worden, zu Gefährtinnen gemacht und sesshaft geworden. Rachel war aber anders. Sie war von der Erde, kannte unsere Sitten nicht und auch nicht die der Krieger von den anderen Planeten, die auf der Kolonie lebten. Noch wusste sie, wie es war, verseucht zu sein. Sie war die einzig Unversehrte unter denen, die auf der Kolonie lebten. Sie war hier der Alien.
Ich versuchte, mir vorzustellen, wie viel Mut dazu notwendig war, so wie sie in ihr neues Leben zu springen, und musste erneut den sprichwörtlichen Hut vor unserer hübschen Braut ziehen. Sie lachte und plauderte und lächelte. Egal welche Kuriosität oder Missbildung die Hive hinterlassen hatten, von seltsamen silbernen Augen ohne Farbe, bis zu gänzlich künstlichen Gliedmaßen aus Metall, oder kahlen Köpfen, die mit neuronalen Drähten überzogen waren, behandelte sie alle mit Wohlwollen und Respekt.
Sie machte mich stolz und schockiert darüber, dass ich das Glück hatte, einer ihrer auserwählten Krieger zu sein. Ich hatte vorhin festgestellt, als ich zusah, wie sie den metallischen Arm eines Mannes ohne zu zucken berührte, und die schockierte Bewunderung in den Augen des Atlan-Kriegers sah, dass sie nicht mir gehörte.
Ich gehörte ihr.
Drei Tage, und schon gehörte ich ihr mit Haut und Haaren.
Dann war da der Erdenkrieger. Ich sollte ihm den Kopf von den Schultern reißen, wo unsere Gefährtin doch so interessiert an ihm war. Aber es war nicht Lust, sondern aufrichtiges Interesse daran, ein einigermaßen vertrautes Gesicht zu sehen, oder zumindest vertraute Gesichtszüge. Er hatte ein Lächeln auf ihre gespitzten Lippen gezaubert und die Anspannung in ihren Schultern gelindert. Maxim und ich hätten sie ficken können, um sie zu trösten, aber ihr Bedürfnis danach, jemand Ähnlichen zu finden, mit ähnlichen Sitten und ähnlichem Hintergrund, wäre nicht gestillt worden. Wir waren nicht von der Erde.
Und so ließen wir sie, wenn auch widerwillig, zu Captain Brooks. Sie unterhielten sich mit einer Vertrautheit, die ich beneidete, über fremde Dinge wie Burritos und etwas, das man TV nannte.
Primus Nial erhob sich, und wir alle horchten auf, als er sein Glas hob. „Wir wünschen, mehr über Ihre neueste—und einzige—Kolonie-Gefährtin zu erfahren.“
Ein Schauer lief über Rachels Haut, und ihre Nervosität davor, im Mittelpunkt zu stehen, traf mich hart, direkt in die Brust.
Unter dem Tisch legte ich ihr eine Hand auf den Schenkel, um ihr zu zeigen, dass ihre Gefährten bei ihr waren. Ihr Blick hob sich zu meinem, dann zu Maxims, und schließlich zu Primus Nial. Ich schloss mich ihr an und blickte zum neuen Primus unserer Heimatwelt. Er war durchschnittlich groß für einen Prillon-Krieger, aber sein linkes Auge war ganz aus Silber, so wie auch ein guter Teil seiner linken Gesichtshälfte. Er war sichtlich mit Hive-Technologie verseucht, und ich hatte Gerüchte gehört, dass auch ein großer Teil seiner linken Körperhälfte silbern war.
Er war beängstigend anzusehen, aber wie durch ein Wunder, mit der Hilfe und der Liebe der Frau an seiner Seite, hatte er eine Herausforderung zum Anführer unserer Welt bestanden und die Lage für uns alle verbessert.
Rachel leckte sich die Lippen, und ich sah, dass ihr Blick von Primus Nial zu seinem Sekundär Ander gewandert war. Ander war nicht verseucht, nicht nach prillonischen Maßstäben. Er hatte keine Hive-Implantate. Aber er war riesig, selbst für einen Prillon-Krieger. Sein Gesicht war vernarbt. Eine Klinge hatte sichtlich beinahe ein Auge aus seiner Augenhöhle geschnitten, und die tiefe, breite Narbe verlief von der Mitte seiner Stirn über seine Augenbraue und sein Auge, wo der Schnitt über seine Wange bis zu seiner Brust weiter lief.
Ich fragte mich, wie er das überlebt hatte. Und vielleicht noch wundersamer, wie eine Schönheit wie Königin Deston einen silberäugigen Verseuchten und ein vernarbtes Monster lieben konnte.
Ihre gemeinschaftliche Präsenz war wie eine Droge für jeden Krieger auf der Kolonie. Der Primus war weit stärker verseucht als die meisten Krieger hier, mich inklusive. Wenn es für ihn Hoffnung gab, und für hässliche Klotze wie Ander, dann gab es Hoffnung für uns alle.
Primus Nial legte den Kopf schief und blickte meine Gefährtin an, dann zog er die Augenbraue hoch, als eindeutige Anweisung an sie, zu antworten. Ich drückte noch einmal ihren Schenkel, und Maxim setzte seine Hand an ihren Nacken. Wir umgaben sie mit Kraft, und sie atmete tief durch, um ihrem neuen Anführer zu antworten, denn sie war nun eine von uns. Ich würde sie nicht mehr gehen lassen.
„Ich bin...nun, ich war...eine Biochemikerin. Ich habe vergangenes Jahr meinen Doktortitel gemacht und leitete die Forschungsabteilung einer Pharmafirma auf der Erde, die GloboPharma heißt.“
Königin Deston, Jessica, beugte sich mit erfreutem Ausdruck vor. „Du bist ein Doktor? Das ist ja toll. Woran hast du gearbeitet?“
„Keine Ärztin, sondern Wissenschaftlerin“, erklärte Rachel. „Ich habe in einem Forschungslabor an einem Heilmittel für Krebs gearbeitet.“ Rachel schüttelte mit traurigem Lächeln den Kopf. „Aber wir haben mehr Leute umgebracht als geheilt. Der CEO fälschte meine Berichte an die Aufsichtsbehörde, damit das Medikament zugelassen werden würde. Als es auf den Markt kam, passierten schlimme Dinge. Menschen starben, und sie haben mir die ganze Sache angehängt und sind mit einer Geldstrafe davongekommen.“
Ich wusste nicht, was manche der Worte bedeuteten, aber ich wusste, dass sie fälschlich beschuldigt und verurteilt worden war.
„Das ist ja doof. Aber warum warst du im Gefängnis? Dafür wird man doch üblicherweise nicht eingesperrt, oder?“ Königin Deston nahm einen Schluck von ihrem dunkelvioletten Wein und blickte über den Glasrand hinweg auf meine Gefährtin. „Oder hast du dich freiwillig zum Bräute-Programm gemeldet?“
Rachel blickte auf ihren Teller hinunter und holte tief Luft. „Ich wurde wegen Betrugs, Verschwörung, Fälschung, Meineid verurteilt und stand so vielen Zivilklagen gegenüber, dass ich von ihnen völlig zugeschüttet worden wäre.“
Primus Nials dunkle Augenbrauen fuhren in die Höhe. „Wie viele Unschuldige sind gestorben?“
„Mindestens vierhundert.“ Scham, dunkel und hässlich, schlängelte sich in Rachels Herz bei diesem Geständnis, und ich sehnte mich beinahe so sehr danach, sie in die Arme zu nehmen, wie danach, Primus Nials die Fresse zu polieren, weil er sie traurig gemacht hatte.
„Vierhundert Tote. Das ist tatsächlich eine ernsthafte Anschuldigung.“
Königin Deston nahm Rachel in Schutz. „Aber sie hat es nicht getan.“ Die Frau hob ihr Glas meiner Gefährtin entgegen, eine Geste von Solidarität und Respekt. „Ich glaube dir absolut.“
Rachels Wangen liefen zu einem interessanten Rosaton an. „Danke.“
„Und es ist nicht so schlimm. Du bist hier gelandet, die süße Cremefüllung zwischen zwei harten Prillon-Oreos.“
Rachel verschluckte sich fast an ihrem Wein. Captain Brooks hustete laut, und ich vermutete, dass er sein eigenes Auflachen hinter der Geste verbarg, als Rachels Wangen sich von rosa zu leuchtend rot färbten. Ich wusste nicht, was ein Oreo war, aber es war eindeutig eine Anspielung auf der Erde, da war ich mir sicher. Königin Destons Lachen erfüllte den Raum, und ihr sekundärer Gefährte Ander, ihr Monster von einem Krieger, blickte sie grimmig an. „Benimm dich, Gefährtin.“
Aber Königin Deston lachte nur noch lauter und hob ihre Hand an seine Wange, und gab ihm einen raschen Kuss auf die Wange, der seine Proteste wirkungsvoll zum Schweigen brachte.
Ich verstand seinen benommenen aber resignierten Blick zu gut.
Wenn Rachel mich mit solcher Zärtlichkeit berührte, konnte ich ihr nichts versagen. Das hieß nicht, dass ich nicht noch herausfinden würde, was ein Oreo war, sobald wir alleine in unserer Suite waren.
Maxim räusperte sich, und das Lachen verstummte. „Mir ist ihre Vergangenheit egal. Sie ist meine mir zugeordnete Gefährtin. Ich habe Captain Ryston Rayall zum Sekundär ernannt. Und wir sind hier, um das Eintreten einer neuen Ära auf der Kolonie zu feiern.“
Primus Nial nickte. „Wie viele Ihrer Krieger haben sich bereits den Tests für das Bräute-Programm unterzogen?“
„Doktor Surnen?“ Maxim wandte sich an den Arzt der Basis 3, und Rachels Nervosität darüber, im Mittelpunkt zu stehen, so viele fremde Augenpaare auf sich gerichtet zu haben, wandelte sich zu einem ruhigen, brodelnden Hassgefühl.
Also hatte meine Gefährtin uns noch nicht verziehen, dass wir nach ihrer Ankunft den Fehler gemacht hatten, sie ins Untersuchungszimmer zu bringen. Ich rieb ihr sanft übers Bein, frischte meine Entschlossenheit auf, diesen Zorn später aus ihr rauszuficken.
Der Arzt räusperte sich. „Vor Lady Rones Ankunft hatten sich weniger als zehn Prozent der Krieger auf Basis 3 den Tests unterzogen. Aber seither haben sich die Test-Raten verdreifacht. Innerhalb der nächsten sechs Wochen wird jeder Krieger auf Basis 3 getestet worden sein.“
Primus Nial nickte und wandte sich an Gouverneur Bryck von Basis 2. „Und Ihre Krieger, Bryck?“
Der große Mann nickte grinsend. „Ich gestehe, ich selbst bin noch nicht getestet worden. Allerdings“, er stockte und blickte mit einem Ausdruck zwischen Königin Deston und Rachel hin und her, der an Hunger glich, „werde ich das sofort nach meiner Rückkehr nachholen.“
„Ausgezeichnete Neuigkeiten.“ Primus Nial gratulierte uns, während um den Tisch herum gejubelt wurde. „Die Götter waren euch wohlgesonnen, Gouverneur Rone. Ryston.“
„In der Tat.“ Ich konnte nur zustimmen, als ich auf meine wunderschöne Gefährtin blickte.
Rachel
Ich begegnete Jessicas schelmischem Blick auf der anderen Seite des Tisches und brach beinahe in Gelächter aus.
Die Cremefüllung in der Mitte eines Prillon-Oreos?
Im Ernst?
Natürlich, sie würde es wissen. Und ihre Gefährten waren noch größer als meine. Der Primus war furchterregend mit seinem seltsamen Silberauge. Aber der andere sah einfach nur grobschlächtig aus. Die Narbe, die sich über sein Gesicht zog, ließ mich erzittern, und ich fragte mich, wie es wohl war, von ihm im Bett herumkommandiert zu werden.
Scharf. So war es wohl. Wirklich verdammt scharf. Nicht, dass ich mich beschweren konnte. Meine Gefährten hielten mich auf Trab, und sie hatten mich noch nicht einmal gemeinsam genommen. Ich hatte gehört, dass Jessica sich von ihren Gefährten in einer Live-Übertragung vor Milliarden Leuten in Besitz nehmen hatte lassen, nach einer Art Gladiatoren-Kampf, inmitten einer verdammten Arena. Während tausende echte Zuschauer persönlich anwesend gewesen waren und sie angefeuert hatten.
Sex als Zuschauersport. Die Frau hatte Eier aus Stahl. Ernsthaft.
Du liebe Scheiße. Jessica war wunderbar, jetzt schon wie eine Schwester, und die Königin eines ganzen verdammten Planeten. Captain Brooks war ein Fan der Chicago Cubs, liebte Krimis und Superhelden-Filme und schwor, dass er den besten Apfelkuchen der Kolonie machen konnte, nach dem geheimen Familienrezept seiner liebsten Großmutter.
Und hier war ich nun, saß zwischen zwei Alien-Kriegern, aß an einem Tisch voller Aliens von zumindest fünf verschiedenen Welten, und es fühlte sich nach Heimat an.
Gott, das Leben war seltsam. Und unberechenbar. Und manchmal einfach wundervoll. Ich war drei Tage hier und wusste jetzt schon, dass ich nicht zu dem Leben zurückkehren konnte, das ich zuvor gehabt hatte.
Ich war ja ein richtig hartnäckiger Rebellentyp. Fick mir das Hirn raus mit ein paar aggressiven Liebhabern mit riesigen Schwänzen, bring mich mit ein paar Orgasmen zum Schreien, sorge dafür, dass ich mich wunderschön und angebetet und begehrt fühle...kurz gesagt—ich war hin und weg. Ganz plötzlich war die ganze politische Kacke auf der Erde nicht mehr so wichtig.
Aber trotzdem. Menschen waren gestorben. Und sie hatten es vertuscht, damit sie die gleiche Kacke wieder abziehen konnten.
Wenn ich sie nicht aufhielt. Irgendwie. Von der anderen Seite des Universums aus. Ich wusste, dass ich auf einem anderen Planeten war, aber mir fiel plötzlich auf, dass ich keine Ahnung hatte, wo ich in Relation zu allem anderen war. Zur Erde. Zur Sonne. Zu allem und jedem, den ich mein ganzes Leben lang gekannt hatte.
Alles, was mich in den letzten drei Tagen bekümmert hatte, war leg-mich-übers-Knie-und-nimm-mich-Sex gewesen. Mit Maxim und Ryston zusammen zu sein war so gut, so vereinnahmend, dass ich mich völlig darin verloren hatte, in ihren Emotionen und ihrer körperlichen Dominanz. In der Lust, die ich zwischen ihnen gefunden hatte. Ich war immer stolz darauf gewesen, eine kluge, gebildete, eigenständige Frau zu sein. Aber bei ihnen fühlte ich mich nach—mehr. Und weniger. Und mein Gehirn hatte ernsthafte Auseinandersetzungen mit meinem Herzen über das ganze Schlamassel.
Schuldgefühle plagten mich, und ich nahm noch einen Schluck von dem Wein, den sie von einem Planeten namens Atlan hertransportiert hatten. Er war ganz gut, aber nicht stark genug, um meinen Wunsch danach wegzuwischen, dafür zu sorgen, dass der CEO von GloboPharma nicht noch mehr Menschen zu Hause schaden konnte.
Ich würde einen Weg finden müssen, meinen Anwalt John zu kontaktieren und mich darum zu kümmern, dass etwas geschah. Ich war vielleicht auf einem anderen Planeten, aber das hieß noch lange nicht, dass ich es bleiben lassen musste.
Ich hob meinen Blick und stellte fest, dass Jessicas riesiger sekundärer Gefährte, ein Krieger namens Ander, mich aufmerksam beobachtete. „Wie meine Gefährtin haben Sie das Verbrechen gar nicht begangen?“
Ich war ziemlich stolz auf mich dafür, dass ich unter seiner Aufmerksamkeit nicht zappelte. „Ja.“
„So wie auch unsere Jessica unschuldig war. Es scheint, dass Ihr Justizsystem auf der Erde ein wenig schadhaft ist.“
Jessica beugte sich zur Seite und schmiegte ihren Kopf an seine Schulter, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Ander reagierte sofort, legte seinen Arm um sie und rieb in einer sanften Geste über ihren Rücken, die überhaupt nicht zu seiner riesigen Körpergröße und seinem furchterregenden Gesicht passte.
„Ja, das ist es. Ich habe mich Strich für Strich an das Gesetz gehalten. Als ich die Wahrheit über die Verbrechen erfuhr, über all die Leute, denen geschadet worden war oder die gestorben waren, habe ich das weitergeleitet.“
„Die Leute wollen keine Wahrheit, Rachel. Wir sind die Wahrheit, die Wahrheit über den neuen Feind der Erde, und doch verstecken sie uns hier.“ Captain Brooks’ Stimme war resigniert und voller Verbitterung. „Ich kann nicht nach Hause, genauso wenig wie Sie.“
Alle Augen richteten sich auf ihn.
„Nicht mehr lange.“ Primus Nial erhob seine Stimme, um sicherzustellen, dass sie auch die entfernten Winkel des Raumes erreichen würde. Doch das war nicht notwendig. Die Worte des Captains schufen ein Geräuschvakuum, als würde es niemand wagen, die Worte selbst auszusprechen, sondern stattdessen auf die Antwort des Primus warten. „Meine Gefährtin war ziemlich hartnäckig und hat jedem, der es hören wollte, von Ihrer Tapferkeit erzählt, Veteran. Prillon-Gesetze sind nicht Erden-Gesetze. Sie können von hier weg, auf Ihren Heimatplaneten zurückkehren, wo Sie für Ihren Dienst anerkannt werden.“
Der Captain blickte zu Lady Jessica. „Sie sind von der Erde. Von den Vereinigten Staaten. Denken Sie, dass ich für meine Tapferkeit anerkannte werde, wenn ich so aussehe?“
Der Captain erhob sich von seinem Platz und zog sich die Panzerung über den Kopf. Niemand hielt ihn davon ab, und ich starrte ihn an, schockiert über den Anblick seiner nackten Brust. Mehr als die Hälfte seines Oberkörpers war mit den seltsamen silbrigen Schaltkreisen überzogen, die identisch waren mit dem, was Rystons Schläfe bedeckte. Die untere Hälfte seines linken Arms war zur Gänze silbern, so sehr, dass ich mich fragte, wie mir der dunkle Handschuh vorhin nicht aufgefallen war, als er mir die Hand geschüttelt hatte. Ich war so froh darüber gewesen, mit jemandem von zu Hause sprechen zu können, dass ich überhaupt nicht darauf geachtet hatte. Sein rechter Arm sah vom Ellbogen abwärts wie ein Roboter-Gerät aus, ohne ein Stück menschlicher Haut in Sicht. Seltsame schwarze Markierungen durchzogen wie Adern in bizarren Mustern seine verbleibenden menschliche Haut, angefangen am Rand der Implantate, wo Mensch auf Maschine traf. Es war eine Mischung aus Inspektor Gadget und dem Terminator.
„Und da ist noch mehr. Auf meinem Rücken, mein linkes Bein entlang.“ Er verbeugte sich, erst vor Jessica, dann vor mir. „Wäre ich anerkannt, meine Damen? Oder gefürchtet? Danke für die schönen Fantasien, Primus Nial, aber die Erde ist nicht so fortschrittlich, wie Sie vielleicht denken.“ Er hielt Jessicas Blick stand, forderte eine Antwort. „Nun? Dies ist nun unsere Realität, meine Dame. Es gibt kein Zurück nach Hause. Für keinen von uns.“
Jessica erhob sich, und alle Augen im Raum folgten ihrer Bewegung. „Ich war Soldatin auf der Erde. Ich habe acht Jahre im Einsatz verbracht, in der Armee. Mein Gefährte, der Primus eurer Welt, trägt die Markierungen aus seiner Zeit beim Hive. Ich liebe ihn. Das Silber in seinem Auge, die Markierungen auf seiner Haut bedeuten mir nichts. Er gehört mir. Die Lady Rone ist die erste Braut, die auf die Kolonie zugewiesen wurde, und an der Art, wie sie ihre Gefährten ansieht, erkenne ich ohne Zweifel, dass sie ebenso für ihre Krieger empfindet. Unterzieht euch den Tests, meine Herren. Habt ein wenig Vertrauen. Wenn Sie nicht daran glauben, dass Sie nach Hause zurückkehren können, zu einem normalen Leben, dann bauen Sie sich hier ein neues Leben auf mit einer zugewiesenen Gefährtin. Eine neue Normalität. Lebt. Lasst nicht zu, dass Angst euch aufhält. Das Bräute-Programm wird euch keine Gefährtin schicken, die euch nicht dafür lieben kann, wer und was ihr seid. Rachel? Liege ich da falsch?“
Ein Schweigen hing in der Luft, und Jessica wandte sich an mich. Meine beiden Gefährten blickten mich gespannt an, und ich wusste, dass auch sie auf meine Antwort warteten.