Читать книгу Interstellare Bräute® Programm Sammelband - Grace Goodwin - Страница 10

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Prinz Nial, Schlachtschiff Deston, Transporterraum

Ich bewegte mich durch die Korridore des Schlachtschiffs wie ein Monster. Abgebrühte Krieger wandten den Blick ab, konnten den Anblick meiner silbrigen Haut nicht ertragen. Ich bezweifelte, dass das meinetwegen war. Es ging eher darum, was mit ihnen selbst passieren könnte. Es war mir egal. In wenigen Stunden würde ich auf der Erde sein, mit einer Braut in den Armen. Dies war eine Mission, die nicht scheitern würde.

Sobald meine Gefährtin sicher in meiner Obhut war, würde ich einen Krieger finden, der gewillt war, sie mit mir zu teilen. Ich würde einen sekundären Gefährten ernennen, um sie zu beschützen, und dann würde ich einen Weg finden, meinen Thron zurückzugewinnen. Während ich unterwegs war, schnürte sich mein Zorn zu einem festen Knoten in meinem Bauch zusammen. Mein Vater war ein Narr, und ich hatte zu viele Jahre damit verbracht, blind seinen Befehlen zu folgen. Es war an der Zeit, ihm den Thron abzuringen, wenn nötig mit Gewalt. Seine Taktiken im Krieg gegen den Hive waren ineffektiv und schwach, und ich war der lebende Beweis dafür. Wenn Commander Deston die Flotte nicht so meisterlich anführen würde, wären wir schon lange verloren.

Der Transporterraum war voller Leute. Commander Deston, seine Gefährtin Hannah und ihr Sekundär Dare standen an der Kante zur Transportplattform und warteten auf mich. Zwei Krieger, die ich nicht kannte, bedienten das Kontrollpult, gaben die Koordinaten für meinen Transfer zum Abfertigungszentrum auf der Erde ein, wo erst vor wenigen Tagen meine Gefährtin abgewiesen worden war. Abgewiesen! Mein Zorn wurde nur noch größer bei dem Gedanken daran, wie sie behandelt worden war.

Zwei riesige Krieger standen am Eingang Wache. Bei ihrem Anblick wurde mir klar, welches Risiko mein Cousin für mich einging. Nicht jeder an Bord des Schiffes war glücklich darüber, dass ein verseuchter Krieger unter ihnen wandelte, Prinz hin oder her.

„Commander.“ Ich packte den Unterarm meines Cousins zur traditionellen Begrüßung, unfähig, mit Worten auszudrücken, was mir diese Chance bedeutete. Indem er mich zur Erde schickte, um meine Braut aufzuspüren, widersetzte er sich sowohl meinem Vater als auch dem gesamten planetarischen Rat. Es machte deutlich, dass er von meinem Vater wenig hielt, und vom Gefährten-Zuweisungssystem sehr viel.

Ich blickte zu Hannah, die an seiner Seite stand. So klein, so zerbrechlich im Vergleich zu ihren beiden Gefährten, und doch so stark und machtvoll. Sie war wahrlich das starke Glied in ihrem Bund. Ich blickte auf ihre gleichfarbigen Kragen und beneidete sie um ihre Verbindung.

Auch ich würde diese Verbindung haben. Schon bald. Ich musste es nur zur Erde schaffen, sie finden und nach Hause bringen.

„Ich wünsche dir eine sichere Reise, Nial“, sagte Deston. „Sobald wir dich erst transportiert haben, wird dein Vater bestimmt die Transportstationen sperren lassen und höchstwahrscheinlich Kopfgeldjäger auf dich ansetzen.“

„Ich habe vor meinem Vater keine Angst.“

Commander Deston nickte mir mit einem tiefen Respekt zu, den ich zuvor noch nicht von ihm empfangen hatte. Ich war früher ein verwöhntes Kind gewesen. Ich wusste das jetzt, und ich schreckte nicht vor diesem Eingeständnis zurück. Ein verhätschelter Prinz, der Krieg spielen wollte, aber die Kosten nicht wirklich verstand. Ich war nun nicht mehr dieser Mann. Ich ließ den Commander los und verneigte mich vor seiner Braut. „Lady Deston.“

„Alles Gute.“ Sie streckte sich auf die Zehenspitzen hoch und gab mir einen Kuss auf die Wange, die linke Wange. Diese Geste überzeugte mich nur noch mehr davon, dass eine Erdenbraut meine einzige Chance war, ein weibliches Wesen zu finden, das mich so, wie ich jetzt war, akzeptieren konnte.

Ihr zweiter Gefährte Dare erwiderte meinen Blick, und ich beneidete ihn um den leisen Hauch eines silbrigen Glanzes in seinem eigenen Auge. Auch er war gefangengenommen worden. Doch als Thronfolger des Primus war ich für den Hive Priorität gewesen, und sie hatten ihre Arbeit an mir begonnen. Dare war ihrer Technologie mit nicht mehr als dem geringsten Hauch von Silber in einem Auge entkommen—einem Hauch, von dem nur seine engsten Vertrauten überhaupt wussten.

Dare streckte seinen Arm aus, und ich nahm ihn entgegen. „Wie wirst du deine Gefährtin ohne einen Sekundär beschützen?“ Er hielt mich weiter fest, obwohl ich ihn bereits losgelassen hätte. „Du solltest einen Sekundär erwählen, Nial. Und bring ihn mit dir.“

„Ich bin ein Verstoßener, ein Verseuchter.“ Ich schüttelte den Kopf. „Das könnte ich von keinem Krieger verlangen. Noch nicht.“

Dare hielt mich weiter fest. „Was verlangen? Eine wunderschöne Braut zu beschützen und sich um sie zu kümmern? Ihren Körper zu teilen und sie zu ficken, bis sie vor Erlösung aufschreit?“ Er grinste dabei, und ich sah, wie Hannah rot wurde. „Vertrau mir, Nial, es ist nicht gerade eine Zumutung, ein sekundärer Gefährte zu sein.“

Ich kannte die Wahrheit in seinen Worten von seiner—ihrer aller—Vereinigungszeremonie in meinem Kopf.

Er sprach wohl die Wahrheit, aber dennoch war ich ein Verseuchter, der kurz davor stand, prillonische Gesetze zu brechen und auf einen verbotenen Planeten zu reisen. Ich war einer Braut zugeordnet worden, die mich nicht kannte und höchstwahrscheinlich beim Anblick meines ruinierten Aussehens schreiend davonlaufen würde. Ich konnte von keinem Krieger verlangen, mich unter diesen Umständen zu begleiten.

Ohne zu antworten ließ ich Dare los und betrat die Transportplattform, wo ich sah, wie Lady Deston mich mit einem schelmischen Funkeln in ihren auffälligen dunklen Augen anlächelte. Ihr schwarzes Haar stach unter der goldblonden Rasse von Prillon Prime hervor wie ein Stern im Dunkel des Weltalls. „Sie werden nackt sein, wenn Sie dort ankommen, das wissen Sie doch?“

„Ja.“ Ich nickte. Keine Kleider, keine Waffen. Ja, ich kannte das prillonische Protokoll und wusste, wie unsere Transporter programmiert waren. Keine Kleidung oder Waffen würden über einen Langstrecken-Transport übermittelt werden. Die Ankunft einer nackten und begierigen Braut war ein Ereignis, das in der gesamten insterstellaren Koalition stets mit äußerster Vorfreude erwartet wurde. Ich musste mich fragen, was die im Abfertigungs-Zentrum auf der Erde davon halten würden, wenn ein nackter Mann—nein, ein nackter Halb-Cyborg—auftauchte.

„Sie sind außerdem etwa einen Kopf größer als die meisten Männer auf der Erde. Sie werden auffallen wie ein bunter Hund.“

„Ich weiß nicht, was dieser Ausdruck bedeutet, aber ich gehe davon aus, dass ich schon aufgrund meiner Körpergröße eine Seltenheit sein werde, und nicht nur deswegen.“ Ich deutete auf eine Seite meines Gesichts.

Hannah spitzte die Lippen und nickte.

„So sei es.“

Ich ärgerte mich darüber, wie lange alles dauerte, und warf den Kriegern hinter dem Pult einen finsteren Blick zu, damit sie sich beeilten. Der Krieger an der Steuereinheit nahm meine stumme Anweisung mit einem Nicken entgegen.

„Wartet.“

Wir alle drehten uns zu der tiefen Stimme herum. Einer der Wächter an der Tür trat auf mich zu.

Sein Name war Ander, und er war einer der Krieger gewesen, die mich und Dare vom Hive befreit hatten. Er war noch größter als ich, mit gewaltigen Schultern und einer großen Narbe, die sich über die gesamte rechte Seite seines Gesichts zog. Eine solche Narbe war ein Zeichen für seine Tapferkeit als Krieger, für den Preis, den er in der Schlacht um unsere Rückkehr bezahlt hatte.

Meine Färbung war blasses Gold, wie üblich in unserem Volk. Ander war dunkler, seine Augen hatten die Farbe von rostigem Stahl, und sein Haar und seine Haut hatten einen dunklen Farbton, näher an Braun und häufiger bei den alten Familien zu finden. Selbst vor meiner Bergung war er mir bekannt gewesen. Er war auf dem Schlachtschiff weithin angesehen und respektiert, und einer von Commander Destons Elitekriegern. Ich verdankte ihm mein Leben. So wie auch Dare. Ihn im Transporterraum zu haben, bewies, dass sowohl der Commander als auch sein Sekundär ihm vertrauten, und dass er zu ihrem engsten Kreis gehörte, ein zutiefst getreuer Krieger und Vertrauter.

Ich begegnete seinem Blick, ohne zu zucken, von einem gezeichneten Außenseiter zum anderen. Ich sah verwundert zu, wie er seine Waffe beiseitelegte und auf mich zukam. „Ich biete mich als Ihr Sekundär an.“

Ander war keine Augenweide und einige Jahre älter als ich, aber ein tapferer Krieger. Ich hätte mir keinen besseren Krieger dafür wünschen können, meine Braut finden und beschützen zu helfen. Er hatte seine Loyalität mir gegenüber, wie auch Dare und dem Commander gegenüber, viele Kriegsjahre lang bewiesen. Ich kannte ihn nicht gut, aber gut genug. Er war einer Braut würdig. Verdammt, er war womöglich sogar würdiger als ich.

Ich dachte an das Vereinigungsritual zurück, das die Grundlage für unsere Zuordnung gewesen war—das mit dem dominanten Sekundär, der seine Gefährtin mit gekonnter und lustvoller Präzision in den Hintern gefickt hatte. Da ich die Bedürfnisse meiner Gefährtin alleine schon von diesem Traum her kannte, wusste ich, dass Ander passen würde. Sogar ausgesprochen gut.

Ich wandte mich an den Commander, denn ich würde nicht ohne seine Zustimmung einen seiner besten Krieger abbestellen. Mein altes Ich, der verwöhnte Prinz, der glaubte, dass ihm alles zustand, hätte den Krieger genommen und sich keine Gedanken über die Verantwortung dieses Mannes gegenüber jenen auf dem Schiff gemacht, jenen in seinem Kommando, jenen, die er beschützte.

Auch Ander wandte sich an den Commander. Der Commander stand mit einem Arm um die kurvige Taille seiner Gefährtin da und grinste ein seltenes Grinsen. „Geh nur. Mögen die Götter euch beide beschützen.“

Lady Deston lehnte ihren Kopf an seine Schulter und lächelte aufrichtig. „Bemüht euch, nicht all zu viele Idioten umzubringen. Und bemüht euch, die Frau nicht zu Tode zu erschrecken.“ Sie streckte die Hand aus, und Dare legte drei schwarze Halsbänder in ihre Handfläche. Sie wandte sich zu mir. „Ich glaube, die werdet ihr brauchen.“

Ich schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, meine Dame, dass sie den Transport nicht überstehen würden. Außerdem würden sie außer Reichweite des Schiffs nicht ordnungsgemäß funktionieren.“

„Oh. Dann werden sie bei eurer Rückkehr hier auf euch warten.“ Ihre Hand senkte sich zu Dares, und sie hielt sich an ihren beiden Gefährten fest, sichtlich emotional, während sie uns beide betrachtete, die wir Schulter an Schulter auf der Transportplattform standen. „Viel Glück. Ihr werdet ihr einen gehörigen Schrecken einjagen. Seid bitte geduldig.“

Ich nickte und bereitete mich innerlich auf die wringenden Verdrehungen eines Langstreckentransportes vor, Ander direkt hinter mir. Ich spürte die Energiewelle durch meine Zellen fahren, die bedeutete, dass das Transportprotokoll begonnen hatte. Ich hatte den Ausdruck nicht verstanden, ihr einen gehörigen Schrecken einjagen. Noch brauchte ich geduldig zu sein. Diese Erdenfrau war meine Gefährtin. Wir waren einander zugeordnet worden. Sie würde die Verbindung ebenso richtig erkennen wie ich. Sie würde sich vielleicht über Ander wundern, aber ich hatte ihn als meinen Sekundär anerkannt, und das brauchte sie nicht zu hinterfragen. Nicht ihren Gefährten. Es würde nicht nötig sein, Zeit damit zu verschwenden, unsere neue Braut mit hübschen Gesichtern oder netten Worten zu umwerben.

Ich war ihr zugeordnet!

Ich hatte vor, sie einfach zu nehmen. Und wenn meine Braut Angst hatte? Wenn sie Einspruch über die Zuordnung erhob? Es würde keinen Unterschied machen. Sie gehörte mir, und ich würde sie nicht mehr aufgeben. Ich würde sie für mich gewinnen, sollte es eine Woche dauern oder ein Jahr—sie würde einlenken.


Jessica, Erde

Ich hockte tief geduckt auf dem Dach und starrte durch die lange Linse der Kamera, die ich in meiner Notfalltasche versteckt gehabt hatte, auf die Drogenfahnder hinunter. Meine Zielperson saß unter einem Sonnenschirm an einem von sieben Tischen eines privaten Innenhof-Restaurants im Herzen der Stadt. Ich trug mein übliches Outfit für verdeckte Ermittlungen, schwarzes Top und schwarze Hosen.

Die Polizisten waren Gäste des Kartells, ihre Anwesenheit ein Indiz für ihre finsteren Machenschaften, ein Beweis dafür, dass die Ganoven sie in der Tasche hatten. Beweis dafür, dass mir das Verbrechen in die Schuhe geschoben worden war. Das Lokal war schwer bewacht, von Muskelmännern mit Kanonen unten auf der Straße, und einer weiteren Streife auf den Dächern, die pünktlich jede Stunde einen Rundgang machte.

Was hieß, dass ich noch fünfzehn Minuten Zeit hatte, mich aus dem Staub zu machen, bevor sie mich erwischen würden.

Eine Frau kniete auf dem Beton zwischen den Beinen eines der Männer und gab ihm unter dem Tisch einen Blowjob, während er Whiskey sippte und mit seinen Freunden scherzte. Er unterbrach nicht einmal seinen Redefluss, als die unter Drogen stehende Frau seinen Schwanz in ihren Hals steckte und mit seinen Eiern spielte. Das gesamte Areal wimmelte nur so von Drogenhändlern, Zuhältern und den Prostituierten, die ihnen dienten, ihre Sklaven waren.

Ich war mir nicht sicher, wer es schlimmer hatte: die Frauen, die an der Anfangs-Überdosis von C-Bomb starben, oder die Überlebenden, die in die Sklaverei gezwungen wurden, um an den nächsten Schuss zu kommen.

Ich hatte schon seit zwei Tagen keine vernünftige Mahlzeit mehr gegessen, mein Körper war dehydriert und ich hatte nur Protein-Gel und Kaffee im Magen. Mein Überleben war nicht notwendig. Ich hatte kein Zuhause, kein Geld und keine Familie mehr. Selbst mein außerirdischer Gefährte, der eine perfekte Mann für mich im ganzen Universum, hatte mich abgewiesen. Das Einzige, was mir blieb, war meine Ehre, und eine Chance, dafür zu sorgen, dass keine weiteren Frauen mehr gekidnappt und in den Drogen- und Prostitutionsring gezwungen wurden. Die Rekrutierungstaktik dieser Leute war es, gekidnappten Frauen einen Drogencocktail zu spritzen—auf der Straße C oder C-Bomb als Abkürzung für „Cunt-Bomb“ genannt—der jede Frau in eine willenlose Nymphomanin verwandelte. Die Droge war erstaunlich wirkungsstark. Schon nach einer Dosis waren die Frauen entweder einfach zu kontrollierende Süchtige, oder tot.

Die Frau, die sich gerade mit dem Schwanz des Mannes in ihrem Hals erniedrigte, war sichtlich abhängig.

Ich sah zu, wie einer der Handlanger des örtlichen Drogenbarons eine Tüte voll mit Drogen, Geld und weiß Gott was noch allem über den Tisch zum Drogenfahnder hin schob, der die Tüte öffnete, lächelte und eine einzelne Pille—ich konnte ihre blassrosa Farbe durch meine Linse sehen—aus der Tüte holte. Er nahm sie zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt sie der Frau hin, die unter dem Tisch seinen Schwanz lutschte. Sie nahm sie unter ihre Zunge. Mit beinahe sofortiger Wirkung erstarrte sie, dann lächelte sie wie benebelt und senkte den Kopf, um ihn mit doppelter Bemühung dazu zu bringen, in ihrem Hals zu kommen.

Mit grimmigem Gesicht drückte ich den Auslöser und schoss ein Foto nach dem anderen, wobei ich mich bemühte, mich nicht zu bewegen. Noch nicht. Ich brauchte noch einen Namen, noch ein Gesicht. Ich hatte bereits drei der obersten Macher der Bande ausliefern können. Eine gut platzierte Nachricht und ein paar Fotos an ehrliche Cops geschickt, und schon waren sie hinter Gittern. Nun musste ich nur noch erfahren, wen die Bande in der Stadtregierung in der Tasche hatte, und dann war mein Job erledigt. Ich würde die Arschlöcher fertigmachen, die meine Stadt ruinierten, oder beim Versuch umkommen.

Ich atmete ruhig und langsam und zuckte keinen Millimeter. Es war heiß unter der grauen Plane, die ich zur Tarnung benutzte, aber ich wagte es nicht, mich zu rühren. Das kleinste Funkeln meiner Linse im Sonnenlicht konnte sie auf mich aufmerksam machen. Ich fühlte mich wie ein Scharfschütze, aber meine Waffe waren Informationen anstatt Kugeln. Zumindest dieser Tage. Als ich noch beim Militär war, war mein M24-Scharfschützengewehr um einiges tödlicher.

Meine Geduld wurde entlohnt, als ein Mann, der mir nur allzu bekannt war, schließlich aus dem Schatten hervortrat und sich den beiden Drogenfahndern gegenübersetzte.

Ich blinzelte dreimal, kräftig, um die Tränen aus meinen Augen zu bekommen, die sich dort sammelten. Ich sollte überrascht sein.

Das war ich aber nicht, und das sagte mir schon alles, was ich wissen musste. Jeder Schnipsel meiner Scharfschützen-Ausbildung machte sich in diesem Augenblick bezahlt. Ich rastete nicht aus. Ich blieb ruhig, atmete langsam und gleichmäßig, auch wenn meine Gedanken rasten. Kacke. Verdammte Scheiße! Der elende Mistkerl!

Ich beeilte mich und schoss mehrere Fotos, bevor ich mich zurückzog, meine Ausrüstung zusammenpackte und zu ihm nach Hause fuhr. Ich wusste genau, wo das war, denn ich war schon dort gewesen. Oft sogar. Ich würde ihm einen Hinterhalt stellen und ihn konfrontieren, und die ganze Sache aufzeichnen. Die Stadt musste erfahren, wer das Arschloch war, das hinter der neuesten Mordserie steckte, aber die Welt würde mir niemals glauben. Ich war eine verurteilte Verbrecherin, eine, die er angeschwärzt hatte. Ich brauchte ein Geständnis, und ich brauchte es auf Film.

Zwei Stunden später kam er zurück zu seinem Herrenhaus mit vier Schlafzimmern, wo er mich in seinem edlen Speisesaal im Erdgeschoss vorfand. Die Zwölf-Kaliber-Schrotflinte, die er vor Jahren auf einer Waffenmesse gekauft hatte, war geladen, und der Lauf lehnte auf der hohen Rückenlehne eines kirschfarben gebeizten Stuhls am Esstisch. Ich zielte mit der Waffe mitten auf seine Brust. Er wusste, dass ich eine verdammt gute Schützin war. Ich hatte in jedem meiner vier Jahre bei der Armee an Scharfschützenbewerben teilgenommen, und er hatte mich persönlich trainiert.

„Jess.“ Seine Augen wurden groß, völlig erstaunt darüber, mich zu sehen. Das hielt nur eine Sekunde lang an, bevor er seine Gefühle unter Kontrolle brachte.

„Clyde.“

Ich starrte meinen alten Mentor über den Waffenlauf hinweg an und schüttelte langsam den Kopf, den Blick fest auf ihn gerichtet. Er war Ex-Militär, ehemaliger Polizeichef und inzwischen Bürgermeister unserer wunderbaren Stadt. Er trug einen dunkelblauen Anzug mit Krawatte und sah gut und fit aus für seine fünfzig Jahre, ein vorbildhafter Bürger der Stadt. Ein Kriegsheld, dessen Augen von Lachfalten umrahmt waren. Das Grübchen in seinem Kinn hatte ihm den Titel des begehrtesten Junggesellen der Stadt eingebracht.

„Ich dachte, du wärst abgehauen, um irgendein Alien zu ficken.“

Er besaß den Nerv, sich eine Zigarette aus der Tasche zu holen und sie anzustecken, während ich zusah. Der Rauch stieg langsam auf und tanzte in der stillen Luft zwischen uns.

„Hat dir das Alien nicht ausgereicht? Bist du zum Ficken hier, Süße? Für noch eine Dosis C-Bomb?“

„Nein, danke.“

Er zuckte die Schultern und nahm einen tiefen Zug von der Zigarette. Er stieß Rauchringe aus, als hätte er keine Sorge auf der ganzen Welt. „Ich dachte, ich sollte es dir anbieten. Du hast C-Bomb beim ersten Mal doch so geliebt, da dachte ich, du hättest gern noch 'ne Runde.“

Ich schauderte. Ich hatte nie jemandem von dieser höllischen Nacht erzählt—der Nacht, die ich wie von Sinnen im Drogenrausch verbracht hatte. Ich hatte mich im Badezimmer eingeschlossen und auf dem Fußboden zusammengerollt. Ich hatte masturbiert, bis meine Pussy blutig war, mich stundenlang immer wieder übergeben, und jeder Orgasmus hatte mir nur kurz Erleichterung verschafft. Die Tortur hatte den Großteil der Nacht lang angehalten, und nun wusste ich genau, wer daran schuld gewesen war. Mein Finger zuckte am Auslöser, und er musste es bemerkt haben, denn er hob die Hände ergeben hoch.

„Immer langsam.“

„Ich habe dir vertraut.“ Beim Gedanken daran, ihn umzubringen, wollte ich am liebsten auf meine Stiefel kotzen, aber ich würde es tun. Er verdiente es nicht, zu leben, aber ich brauchte ein Geständnis. Es würde nicht reichen, dass er tot war. Meine Kamera saß am Kaminsims und zeichnete alles im Zimmer auf, jedes verdammte Wort. „Warum hast du das getan?“

„Was getan?“ Er starrte mir in die Augen, ruhig und gemächlich, während er sich in seinen liebsten Lehnstuhl setzte, und zwar den, der immer eine Waffe zwischen der Polsterung der rechten Armlehne und dem Sitzkissen stecken hatte. Die Waffe befand sich derzeit sicher verstaut in meiner Tasche, aber das wusste er nicht.

„Du weißt schon, mich anschwärzen. Ein paar Dutzend unschuldige Frauen umbringen. Mit dem Kartell Geschäfte machen. Deine Stadt verraten und verkaufen.“

Seine Hand bewegte sich an die Stelle zwischen den Kissen und ich grinste, sah zu, wie seine Augen erst ausdruckslos waren, dann fuchsteufelswild, als er bemerkte, dass seine Waffe weg war. Er seufzte, hob die Hand und verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Tu, was du tun musst, Jess, aber du wirst kein Geständnis aus mir herausbekommen. Ich habe nichts Falsches getan.“

Ich sehnte mich danach, ihn aus nächster Nähe abzuknallen, ihm ein Loch so groß wie Texas in die Brust zu pusten, aber etwas hielt mich ab.

Gott, manchmal war es richtig Kacke, ein Gewissen zu haben. Nicht, dass dieser Mann verstehen würde, was das bedeutete. Ich hatte schon Menschen getötet, im Einsatz im Nahen Osten, aber da war ich dazu gezwungen gewesen. Töten oder getötet werden. Das war etwas Anderes. Das hier? Es wäre kaltblütiger Mord.

Aber ernsthaft, er verdiente den Tod.

Ich starrte ihn eine geschlagene halbe Minute lang an und wägte meine Optionen ab. Ihn umbringen und fliehen? Ihn fesseln und die Polizei rufen?

Sie würden mir niemals glauben. Niemals. Ich war die Verräterin, die korrupte Ex-Militäroffizierin, bei der eine überschüssige Million am Bankkonto gefunden worden war, ein Packen C-Bomb bei ihr zu Hause, und die Droge selbst in ihrem Blut. In dieser Stadt war er ein Gott. Ich war eine Verbrecherin und Lügnerin. Ich war Abschaum.

Er lächelte mir spöttisch zu, und der Anblick machte mich so zornig, dass ich mich aufrichtete und einen Schritt nach vorne machte. Ich würde ihn anlügen und ein wenig riskieren müssen, um seine Schwachstelle zu erwischen und ihn wütend zu machen. Ihm ein Geständnis zu entlocken. Ich hatte mein Versteck verlassen, sobald ich ein Foto von ihm im Gespräch mit den Drogenfahndern hatte, aber er wusste nicht, was ich gesehen hatte und was nicht. „Ich brauche kein Geständnis, Clyde. Ich habe dich auf Film im Blowjob-Café, mit einer Nutte zwischen deinen Beinen und einer Tüte Drogengeld auf dem Tisch.“

„Du verdammtes Miststück.“ Er funkelte mich an, jeglicher Anschein von Menschlichkeit verflogen. „Ich werde dich so high machen, dass du deinen eigenen Namen nicht mehr weißt, und dann werde ich dich unter den Männern aussetzen. Sie werden wie Hunde über dich herfallen.“

Die Neurostims in meinen Schläfen surrten, und ich schüttelte den Kopf, um ihn klarzubekommen. Es passierte noch einmal, diesmal lauter—ein eigenartiges Geräusch, das ich noch nie zuvor gehört hatte. Als würden Maschinen miteinander reden.

Ich trat einen Schritt zurück, und Clyde erhob sich aus seinem Stuhl und holte zum Schlag aus, während ich abgelenkt war.

Kacke. Irgendetwas stimmte nicht. Ich hob meine Hand an die Schläfe und stöhnte. Ich musste hier raus. Sofort.

Zu spät. Ein Schmerzensstich fuhr mir durch die Schläfen, und ich ging in die Knie. Die Flinte klapperte zu Boden, während ich mich krümmte und wimmerte und darum kämpfte, bei Bewusstsein zu bleiben.

Clyde packte sich die Waffe und trat einen Schritt auf mich zu, als die Eingangstür aufplatzte. Drei riesige Wesen betraten Clydes Wohnzimmer. Sie waren nicht menschlich. Ihr gesamter Körper war metallisch, aber nicht hart und glänzend wie die Schraubschlüssel meines Großvaters, sondern weich, wie Metall, das sich bewegte, über ihre Körper floss wie Haut, wie lebendes Gewebe. Ihre Augen waren silbern, aber in der Mitte, wo die Pupillen sein sollten, verlief ein Muster aus Punkten und Strichen wie auf einem Computer-Bauteil. Sie hatten Augenlider, aber sie blinzelten nicht, während sie das Zimmer in sich aufnahmen und den Mann, der mit einer Schrotflinte auf sie zustürmte.

Sie waren wie aus einem Film. Lebend gewordene Roboter. Außerirdische. Etwas ganz eindeutig nicht Menschliches.

Clyde schoss einen von ihnen mit der Flinte ab, während ich meine Kamera packte und mich unter dem Küchentisch verkroch, auf dem Weg zur Hintertür hinaus. Mein Kopf pochte vor Schmerzen, aber ich wusste, dass diese Männer—oder was zum Teufel sie sonst waren—nicht für einen freundlichen Besuch hier waren. Wenn sie Clyde wollten, sollten sie ihn haben.

Der Schrot prallte von ihrer Rüstung ab und verteilte sich weit im Zimmer. Ich biss die Zähne zusammen, um still zu bleiben, als ich spürte, wie eine Schrotkugel sich in mein Bein bohrte, und eine zweite in meine Schulter.

Ich hatte schon Schlimmeres erlebt, und im Vergleich zu den Schmerzen in meinem Kopf war das gar nichts.

Ich kroch gerade auf die Veranda hinterm Haus hinaus, als ich Clyde schreien hörte. Schwere Schritte tönten mir entgegen, und der Holzfußboden unter meinen Knien bebte unter dem Stapfen von Metallstiefeln, als eines der Monster auf mich losging.

Ich gab es auf, unbemerkt bleiben zu wollen, kam wackelig auf meinen Füßen zu stehen und rannte los. Meine sorgfältig zurechtgelegte Fluchtroute machte sich nun bezahlt, und zwar nicht, um mit meiner Aufzeichnung zu entkommen wie ursprünglich geplant, sondern mit meinem Leben.

Clyde brüllte weiterhin vor Schmerzen, aber ich kehrte nicht um. Ich floh, dicht gefolgt von einer der Kreaturen. Es war egal, wie oft ich um die Ecke bog, wie viele Abkürzungen ich nahm oder Verstecke ich mir suchte. Er kam mir immer wieder nach, als hätte ich einen Peilsender...

Kacke. Ich hob meine Fingerspitzen an die Narben an meinen Schläfen und verfluchte das Schicksal, Gott und den Alien-Prinzen, der mich abblitzen hatte lassen. Sie hatten tatsächlich einen Peilsender. Es sollte doch nur ein verdammter Sprachübersetzer sein! Das Krachen in meinem Kopf hatte nachgelassen, aber es war immer noch da, und ich erkannte, dass es ihre Sprache war. Das Versprechen von Aufseherin Egara hielt, und je mehr ich hörte, umso klarer wurden mir ihre Worte. Nur, dass sie nicht laut sprachen wie normale Leute, sondern über eine Art Rundfunkfrequenz, das meine neuen Implantate aufschnappen konnten. Es war nicht meine Muttersprache, aber ich verstand es perfekt.

„Finde die Frau. Wir müssen sie zum Core bringen.“

„Sie befindet sich etwa zweiundzwanzig Meter von unserer Position entfernt. Wir werden sie in dreiundzwanzig komma fünf Sekunden gefasst haben.“

„Der Menschenmann ist tot. Fangt die Frau. Wir müssen von diesem Planeten weg, bevor die Koalition unser Schiff nachverfolgen kann.“

„Neunzehn Sekunden bei unserer derzeitigen Position und Geschwindigkeit.“

„Geschwindigkeit erhöhen.“

„Wir werden sie um fünfzehn Prozent erhöhen.“

Ich dachte kurz an Aufseherin Egara und ihre Behauptungen über die Sprachfertigkeiten des Implantats. Sie hatte recht. Sollte ich das hier überleben, würde ich ihr einen Dankesbrief schreiben müssen.

Neunzehn Sekunden, bis dieses Ding mich hatte? Ich rannte schneller, als ich mich je zuvor in meinem Leben bewegt hatte—zur Abwechslung richtig dankbar dafür, dass ich mich immer zu fünf Tagen Training die Woche gezwungen hatte—, und rannte geradewegs in eine riesige Brust hinein. Verdutzt blickte ich hoch, noch höher, sah silbrige Haut, und schrie.

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