Читать книгу Seeteufel: Abenteuer aus meinem Leben - Graf von Felix Luckner - Страница 6

Zweites Kapitel.
Auf der Suche nach einem passenden Beruf.

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Inhaltsverzeichnis

In Freemantle ging ich viel an Land und bereitete mich zu einem Fluchtplan vor. Geld verdiente ich ja keins. Auch hatte ich mir Australien interessanter vorgestellt, lauter Neger mit Pfeil und Bogen und Palmen dort erwartet. Der Anblick einer kahlen, langreihigen Stadt wie Freemantle enttäuschte mich.

Ich sah auch ein deutsches Schiff dort und hörte, wie gut es die Leute darauf hätten. Es tat mir wohl, mich wieder mit Deutschen unterhalten zu können. Die Landsleute luden mich gelegentlich ins Hotel Royal ein. Dort schüttete ich der Tochter des Hauses mein Herz aus: Ich wäre ein freier Mann und wollte von dem abscheulichen Russen ausreißen, ihr Vater sollte mir helfen.

Der Vater sagte: Ja, ich könnte aber höchstens als Tellerwäscher bleiben.

Ich antwortete, auf dem Schiff hätte ich so vielerlei gemacht und auch das. Ich würde bleiben.

Ich erhielt ½ Schilling am Tag, freie Station und Kleidung.

Deutsche Kameraden halfen mir, meine Seekiste von Bord zu schmuggeln gerade am Tag, bevor die »Niobe« in See ging. Die Flucht gelang. Der russische Kapitän übte sein Recht, mich durch die Polizei suchen zu lassen, nicht aus.

Nun war ich in meinem neuen Beruf. Ich merkte aber bald, daß er nicht für mich war.

Das Seemännische sagte mir doch mehr zu.

Meine Feierabendstunden benutzte ich dazu, die Heilsarmee aufzusuchen. Selten hat mich etwas so überrascht und angezogen, wie ihre Gesänge.

Auf ihrer Station besaß die Heilsarmee ein Grammophon, das ich nie vorher gesehen hatte.

Ich komme hierher nach Australien, um ein Land mit wilden Menschen zu sehen, und finde ein solches zivilisiertes Teufelsding. Ich denke immer, da sitzt doch einer darunter, der den Kopf im Kasten hat, denn das Grammophon stand auf einem Tisch.

Ich muß ausfindig machen, wer da spricht, und wie er das machte, gucke wie verrückt darauf. Nun zeigt es sich, daß, wenn man von der Heilsarmee als »Seele« aufgenommen wird, man auf die vorderste Bank zu sitzen kommt, während die bloßen Zuschauer die hinteren Reihen füllen. Ich lasse mich also mit einem Kameraden vom deutschen Schiff zusammen als Seele aufnehmen. Ich überzeuge mich dann, daß niemand unter dem Grammophon saß. Bei der Aufnahme versprach ich natürlich auch, keinen Alkohol zu trinken.

Die ganze Geschichte gefiel mir aber so, daß ich meinen Beruf als Tellerwäscher aufgab und zur Heilsarmee überging. Da ich nun frommen Boden betrat, glaubte ich die Wahrheit sagen zu müssen und gab an, ich wäre ein Graf. Da benutzte man mich gleich als Reklameartikel.

Es hieß nun: »We saved a German count. Before he came here, he drank whisky like a fish water.« (Wir haben einen deutschen Grafen gerettet. Bevor er hierher kam, hat er Schnaps getrunken, wie ein Fisch Wasser.) Da kamen die Leute aus der Stadt und wollten den Grafen sehen.

Ich mußte zuerst mit Mottenpulver arbeiten und die durch wohltätige Leute geschenkten Kleider einmotten.

Da ich rasch Englisch lernte, erhielt ich dann eine höhere Aufgabe. Ich hatte die für die verschiedenen Staaten Australiens einzeln gedruckten »Kriegsrufe« nach ihrem Erscheinen durchzuarbeiten und herauszusuchen, wieviele Seelen Kapitän Soundso gerettet hatte usw. Nach sechs Wochen bekam ich eine Uniform und verkaufte »Kriegsrufe«, die ich glänzend los wurde. Ich dachte: »Hier kannst du ja auch Kapitän werden von der Heilsarmee!« Die Menschen waren gut zu mir. Den Alkohol, den ich kaum kannte, zu entbehren, wurde mir auch nicht schwer. Aber ich wurde furchtbar in Versuchung geführt mit Limonade. Kaum betrat ich mit meinem »Kriegsruf« eine Wirtschaft, so riefen die Leute: »Halloh, count! Do you like a ginger-ale?« (Graf, nehmen Sie eine Ingwer-Limonade?) Ich antwortete: »Yes, behind the bar.« (Ja, aber hinter dem Schenktisch), denn ich glaubte irrigerweise, es wäre Alkohol, da es so gut schmeckte. Und so machte ich den Leuten großen Spaß, ohne recht zu wissen wodurch.

Es kam aber die Zeit, da ich mir sagte, das ist doch nichts solch ein frommer Kapitän oder Leutnant; du willst doch lieber Seemann werden. Ich legte das den guten Leuten dar, und sie waren auch einverstanden. Da ich aber noch so jung wäre, bemühten sie sich, für mich etwas Verwandtes zu finden. Und wirklich! Nach drei Tagen war ich Leuchtturmwärterassistent auf Cape Lewien.

Assistent, das klang ganz fein. Und Leuchtturm? Auf einem Leuchtturm sitzen, wenn die Schiffe in tosendem Sturm vorbeifliegen, das war mein Ideal.

Ich wußte ja, wie es dann an Bord aussah.

Also die Heilsarmee tat ihr Bestes und rüstete mich noch rührend aus mit tadellosen Anzügen, Wäsche und dergleichen.

Ich fuhr mit einer Postkutsche von Freemantle nach Port Augusta. In Cape Lewien wurde ich auf das herzlichste empfangen.

Jeder der drei Leuchtturmwächter bewohnte ein Häuschen an der Klippe, die hundert Meter hoch war und steil abfiel zum brausenden Meer. Der Leuchtturm hatte sein Fundament dicht über Wasser, aber das Licht stand in Höhe der Klippe, damit man es bei diesigem Wetter besser sehen konnte.

Ich bewunderte alles, und meine Pflichten wurden mir mitgeteilt. »Das Fensterputzen, das ist ein bißchen langweilig, und dann wird das Gewichtaufwinden deine Aufgabe sein. Am Tage kannst du oben sitzen und Nachricht geben, wenn ein Schiff signalisiert.«

Mir wurde ein kleines Zimmer angewiesen, sauber und nett. Jeder Wärter bezahlte 3 Pence für mich, zusammen also 9 Pence, das war mehr, als ich bisher verdient hatte. Ich war nicht wenig erstaunt, als ich die vielen Scheinwerfer sah, die Tausende von geschliffenen Gläsern des Reflektors. Da hatte ich nun allerdings beim Putzen fast den ganzen Vormittag zu tun, und nachts mußte ich alle 4 Stunden hinauf, um das Gewicht 80 Meter hoch zwanzig Minuten lang ohne Unterbrechung heraufzukurbeln. Mit der Zeit gewöhnte ich mich auch daran. Meine Lieblingsstunden waren es, wenn ich am Tage die Wärter oben ablösen durfte, um mit dem Kieker in der Hand über das Meer zu schauen. Wie schön war es dort oben, wenn der Sturm tobte! Eigentlich nahm ich den Leuten für die 9 Pence ihre ganze Arbeit ab.

Es gefiel mir aber sehr. Besonders gut gefiel mir die Tochter des einen Wärters. Eva hieß sie dazu. Wir haben uns schließlich einmal ganz harmlos ein bißchen geküßt. Dies geschah, da auf kahler Klippe weit und breit kein lauschiges Plätzchen war, an einem vielleicht nicht ganz passenden, verschließbaren Ort, der nach außen offen über den Felsen vorragte, dort, wo unten bei Flut das Wasser bis an die Klippe heranspülte. Da saß einer der Wärter unten beim Fischefangen, sah uns oben und benachrichtigte seinen Kollegen. Auf einmal wurde an der Tür gerüttelt. Aber wir machten nicht auf, denn ich schämte mich doch. Draußen wuchs die Wut. Die Drohungen wurden immer kräftiger. Ich sagte mir: ein kurzer Entschluß ist der beste, also die Türe auf und weg!

Gesagt, getan. Der Leuchtturmwärter flog zur Seite, ich war weg und habe mich nie wieder sehen lassen. Nur am Abend schlich ich mich noch einmal zurück, um mir eines von den Pferden zu holen, die ich so gern leiden mochte, und die damals dort höchstens dreißig Mark das Stück kosteten. Dafür ließ ich meine ganze sonstige Ausrüstung in Cape Lewien und ritt los in die Welt.

In Port Augusta befand sich ein Sägewerk. Dort fing ich an, in der Holzmühle zu arbeiten. Als Tagelohn wurden 20 Mark geboten. Doch das war ein Locklohn, denn erstens war es zu schwere Arbeit, das Holz zu schleppen, und zweitens waren die Preise dort so hoch (sogar das Wasser mußte man bezahlen), daß man kaum einige Mark täglich übrig behielt. Aussichtsvoll war die Bezahlung eigentlich nur für die Chinesen, die dort arbeiten, bei deren genügsamer Lebensweise.

In vierzehn Tagen, die ich dort blieb, hatte ich etwa sechzig Mark erspart. Dann hielt ich es nicht mehr aus und zog weiter.

Als ich auf der Landungsbrücke sitze, um auf den Wochendampfer zu warten, der mich zum nächsten großen Hafen und dort zu einem Segelschiff bringen sollte, sitzt neben mir ein Jäger, ein langer Norweger, mit einem Martini-Henry und vielen Patronen. Er erzählte mir, daß er Känguruhs und Volopies gejagt und genug Felle davon verkauft hätte. Ich fragte ihn, was er für seinen Martini haben wollte. Er antwortete fünf Pfund.

Soviel besaß ich nicht. Aber ich gab ihm all mein Geld und dazu meine Uhr, ein gutes Stück. Er war sofort einverstanden.

Wie ich nun das Gewehr hatte, regte sich die Weidmannslust in mir und ich ging in das Innere auf Känguruhjagd.

Aber der Norweger hatte übertrieben. Es gab höchstens ein paar kleine Volopies. Ich holte mir Rat bei einem dortigen Lotsen, einem Deutschen, der gab mir Bescheid, wohin ich gehen sollte. Auf dem Wege fand ich eine verlassene Farm, dort kampierte ich mich ein.

Aber die Einsamkeit bedrückte mich bald. Ich gab das Weidwerk wieder auf, kehrte nach Port Augusta zurück und verkaufte mein Gewehr. Als ich im Hafen ankam, wurde gerade ein Dampfer gelöscht, dem eine indische Fakirgesellschaft entstieg. Man fragte mich, was ich wäre. Ich sagte »Seemann«. Da meinten die Fakire, so einen könnten sie gerade gut gebrauchen zum Aufschlagen der großen Zelte und Pferdeputzen und dergleichen. Sie erklärten, sie wären eigentlich so ziemlich dasselbe wie Seeleute, nur daß sie auf dem Land umherzögen. Das lockte mich. Dazu kam, daß eine Anzahl dunkeläugiger Hindumädels dabei war. Die zogen mich auch an. Ich wurde also Fakirgehilfe.

Als wir nun durch Australien reisten, baute ich überall auf den Plätzen die Schaubuden und Zelte auf. Mit der Leinewand umzugehen, das erinnerte so an die Seefahrt.

Als wir in Freemantle waren, und ich die Reklamezettel austrug, ging es auf einmal an: »Halloh, count, no more Salvation Army?« (Nicht mehr bei der Heilsarmee?) Meine Anwesenheit steigerte sofort den Zuspruch der Leute.

Ich versuchte es mit allen Listen, mir die Fähigkeiten der Fakire anzueignen. Aber sie hielten ihre Wissenschaft streng geheim. Ich kam hinter nichts. Schließlich dachte ich bei mir, du mußt es anders anfangen, und bändelte mit einer kleinen Malaiin an. Anfänglich war sie sehr zurückhaltend, aber nach vierzehn Tagen kam sie mir schon etwas entgegen, und ich erfuhr den Hergang einiger Kunststücke. Nun wurde es mir leichter, meinen Brotherren selbst etwas abzugucken. Wenn ich auch nur Pferdeputzer war, so bekam ich jetzt doch nach und nach eine Schlagseite vom Fakir. Freilich, die eigentlichen virtuosen Fakirkünste zu erlernen, dürfte für einen Europäer so gut wie unmöglich sein. Die alten Meister dieser Kunst, gewohnt, von der Menge angestaunt und als sozusagen übernatürliche Wesen verehrt zu werden, verhalten sich auch ihren Angestellten gegenüber unnahbar. Die zwei Oberhäupter unserer Truppe machten mit ihren langen Bärten und ihrer durch langjährige Schulung der Willenskraft durchgebildeten Haltung einen erhabenen Eindruck. Unter ihren Leistungen war besonders überraschend das Wachsen eines Mangobaumes. Der Fakir hatte einen Kern, den er in die Erde steckte. In kurzer Zeit sieht man, wie die Erde bricht und ein Blatt zum Vorschein kommt und ein kleiner Stiel. Der Fakir deckt ein Tuch darüber und spricht einige Worte. Auf einmal ist der Mangobaum ein Meter groß. Das Tuch wird wieder darüber gedeckt und der Mangobaum wächst weiter und bekommt 3–4 Blätter. Ich selber habe beim Wegräumen nicht entdecken können, daß irgend etwas in Vorbereitung war.

Irgendein Zuschauer kommt und der Fakir fragt ihn: »Was haben Sie denn da für einen Ring, der ist sehr wertvoll, den dürfen Sie nicht verlieren. Aber Sie haben ihn ja schon verloren. Sehen Sie, ich habe ihn hier,« und der Fakir hat den Ring an seiner Hand. Ich habe dies oft mit angesehen und genau darauf geachtet, aber es ist unmöglich, sich zu erklären, wie es gemacht wird, welche geheimnisvolle Kraft den Leuten das ermöglicht. Man würde Hypochonder werden, wenn man darüber nachgrübelte. Sie haben als Apparat eigentlich nichts weiter als den Wagen, mit dem sie sich fortbewegen.


»... Man würde Hypochonder, wenn man darüber nachgrübelte.«

Ganz besonders hat mich folgendes überrascht. Eine große Schale mit Wasser wird gebracht, die zeigt der Fakir dem Publikum. Der Fakir setzt sich so, daß die Schale mit Wasser nicht zu sehen ist. Nach einer Weile tritt er zurück und die Schale ist voll lebender Goldfische.

Meine Herren kletterten außerdem an Tauen in die Luft. Das Tau hatten sie in der Hand und warfen es hoch, und dort blieb es in der Luft stehen, trotzdem kein Balken oder ähnliches da war. Dann kletterten sie an dem Tau in die Höhe. Doch ich will mich hierüber nicht weiter verbreiten, denn das Zaubern ist nur unterhaltend, wenn man es mit ansehen kann. Auch die Kunststückchen, die ich damals mir aneignen konnte, würden dem freundlichen Leser nur Vergnügen bereiten, wenn ich einmal den Vorzug haben sollte, ihn persönlich in diese kleinen Geheimnisse einzuweihen.

Die Fahrt mit den Fakiren ging durch das ganze australische Staatengebiet. Aber in Brisbane mochte ich nicht mehr mitmachen, wollte wieder auf ein Schiff, Seemann werden und nicht meinen Beruf verfehlen.

Ich komme auf eine englische Bark und sitze da eines Sonntagsmorgens am Strand und wasche mein Zeug. Da kommen drei Herren auf mich zu; meine Muskulatur bewundernd, fragen sie nach meinem Alter. Ich sage »fünfzehn«.

Ob ich Lust hätte, das Boxen zu lernen?

Ja, dazu hätte ich Lust. Wenn man boxen kann, kriegt man nicht so leicht Prügel.

So ging ich nach Feierabend in die Boxschule, um mich prüfen zu lassen. Nach genauer Untersuchung wurde mir angeboten, ich sollte sechs Pfund Sterling erhalten und ausgebildet werden, mich dafür aber verpflichten, nur für Queensland zu schlagen. Die Australier geben sich alle Mühe, wenn sie einen Menschen gefunden haben, dessen Körper etwas verspricht, ihn zum Preisboxer auszubilden. Mit allen möglichen Apparaten erhielt ich nun eine hervorragende Pflege. Nachdem der Körper ein Vierteljahr mit allem durchgebildet war, durfte ich zum erstenmal Schlagbewegungen ausführen. Ehe man Schläge austeilt, wird man aber selbst geschlagen, damit die Partien des Körpers, besonders die Brust, abgehärtet werden.

Es gefiel mir dort ausgezeichnet. Ich sollte bald nach San Franzisko geschickt werden, um dort weitere Grundlagen zu gewinnen. Als ich aber soweit war und als Boxer überall hätte auftreten können, hatte ich den »Preisboxer für Queensland« genug und wollte wieder zur See.

Wo immer ich war, welche Ablenkung sich mir bot, die Sehnsucht nach dem Schiff kam stets zurück.


»... die Sehnsucht nach dem Schiff kam stets zurück.«

Ich strebte diesmal nach einem amerikanischen Schiff und kam auf die »Golden Shore«, einen Viermastschoner, der von hier nach Honolulu und später die Route San Franzisko-Vancouver-Honolulu fuhr, die eine Fahrt mit Zucker, die andere mit Holz.

Es war eine ideale Zeit. Ich wurde gut bezahlt, 45 Dollar den Monat, und gleich als Vollmatrose angenommen. Eigentlich geht das nicht so schnell. Die regelmäßige Laufbahn führt vom Schiffsjungen über den Jungmann und Leichtmatrosen zum Vollmatrosen. Es gab harte und schwere Arbeit, namentlich beim Laden und Löschen, während auf einem Schoner seemännisch leichtere Arbeit an Deck ist wie auf einem Rahschiff.

An Bord des Schoners war mein besonderer Freund ein Deutscher, Namens Nauke, ein verkrachter Geigenmacher, der als Kajütsjunge an Bord war.

Eines Tages, als wir in Honolulu ankern, fordert mich Nauke auf, mit an Land zu gehen, und bringt mir gleich eine Dose kondensierte Milch aus der Kajüte mit, weil ich die so gern mochte. Wir sahen uns dann den König an, der im Park eines ihm von Amerika gebauten Palastes in einem bequemen Rohrsessel, umgeben von zwei oder drei Weibern, beim Tee saß, und erprobten darauf die Eßbarkeit der Roßkastanien, die vor des Königs Parkgitter wuchsen, in der Annahme, auf Hawaii wäre alles eßbar. Da kommt ein besser gekleideter Herr auf uns zu und fragt auf Englisch: »Was treiben Sie hier?«

»Wir sehen uns den König an.«

»Ach was, König, ihr solltet den Hulla-Hulla-Tanz sehen.«

»Hast du Lust, Nauke?«

»Ja, wenn nette Mädels dabei sind,« antwortete Nauke.

Da fragt der Herr auf einmal, ob wir keine besseren Anzüge hätten? Ich sage: »Nein, wir haben nichts Besseres.«

»Na,« war die Antwort, »dann ist das gleichgültig, dann bekommt ihr einen Anzug von mir.«

Wir steigen nun zusammen den Schloßberg hinunter und wurden eingeladen, in einem vierspännigen Eselwagen Platz zu nehmen. Ich sagte zu Nauke, das schiene ja ein recht wohlhabender Mann zu sein. Da drehte sich der Herr um und rief: »Sie müssen sich nicht so viel mit Ihrem Freund unterhalten, ich kann auch deutsch.«

Als wir in die Zuckerplantagen außerhalb des Ortes gelangt sind, gibt der Herr dem Kutscher das Zeichen zu halten. Wir gehen durch einen Feldweg in die Plantage hinein und kommen zuletzt an ein vornehmes Europäerhaus. In einer Einzäunung weideten junge Fohlen. Wie ich durch die Riesenfenster der vornehmen Villa ins Innere blicke, bemerke ich eine Reihe großer schwarzer Tische wie in einem Kollegsaal. Während ich neugierig hineinschaue, bietet der Mann Nauke ein Stück Pudding an und ersucht ihn, vor dem Hause zu warten. Ich warne ihn noch, er möchte nicht weggehen.

Wie ich nun eintrete, wird mir sonderbar zumute. Der Mann führt mich in einen Raum neben dem Saal mit den vielen Tischen. Dieser Raum hatte drei Fenster und enthielt einen großen Tisch. Der Mann will die Tür abschließen. Ich sage: »Nein, nicht schließen.«

Seeteufel: Abenteuer aus meinem Leben

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