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VORWORT
ОглавлениеMan mag sich wundern, weshalb nach P. Grimals großem Seneca-Buch (s. Lit.-Verz.) und nach M. Griffins umfassender Untersuchung (s. ebenfalls im Lit.-Verz.) ein neues Buch über den römischen Philosophen erscheint, und zudem im selben Verlag wie jenes von der Hand des ebenso kenntnisreichen wie einfühlsamen französischen Gelehrten. Die Erklärung ist dennoch einfach: Grimals Anliegen war, über die Darstellung des zweifelsfrei Gesicherten hinaus durch geistvolle Kombinationen und Vermutungen (unten Anm. 41) dem nicht mehr durch eindeutige Quellentexte sicherbaren, aber doch vermutbaren Wesenskern sich zu nähern – ein Anliegen, das dem der englischen Historikerin diametral entgegenstand (s. unten § 2). So sieht der Laie sich jetzt zwei, sich gegenseitig fast schon ausschließenden Betrachtungsweisen und gar Büchern gegenüber, und hier war ein Klärungsversuch wünschenswert.
Darüber hinaus findet man in beiden genannten Werken keine Analysen von Senecas Werken; und doch schienen solche insbesondere für den Lehrer an Gymnasien und auch für den Studenten hilfreich, denn nicht immer ist es leicht, den Bauplan und den philosophischen Gedanken unter der brillanten, nicht selten schillernden, immer an kreuzenden und ausbrechenden Nebengedanken so reichen Oberflächentextur senecanischer Schriften zu entdecken.
Und auch eine erneute Musterung des über Senecas Leben Wiß- und Sicherbaren mußte angestellt werden, denn die Stimmen der Kritiker und Kritikaster wollen weder verstummen noch sich der beweisbaren Tatsächlichkeiten bedienen, statt Vermutungen und Verleumdungen vorzubringen. Auch hier, auf dem Gebiete der Rekonstruktion von Lebensdaten und Todesumständen, schien eine erneute Musterung des Belegbaren angebracht.
Zuletzt sei bemerkt, daß sich der Mangel eines Buches immer wieder schmerzlich bemerkbar macht, das die Nachwirkung Senecas ausführlich behandelt; hier wenigstens durch Hinweise vorläufige Abhilfe zu schaffen bemüht sich der eher tabellarische Schlußteil, als Literaturübersicht konzipiert.
September 1989 | Gregor Maurach |