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4.3 Römerbrief: Das Evangelium als Kraft Gottes für alle Glaubenden

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Der Römerbrief beschließt wie ein Vermächtnis des Apostels die Reihe seiner Briefe. An seinem Beginn fasst Paulus programmatisch sein Selbstverständnis zusammen: Er ist zum Apostel berufen, um das Evangelium Gottes von seinem Sohn Jesus Christus unter allen Völkern zu verkünden (Röm 1,1–5). Er will die Adressaten seiner Mission mit geistlicher Gnadengabe (charisma pneumatikon) beschenken, damit sie gestärkt werden (1,11). Für seinen Besuch in Rom wünscht er sich, dass die Gemeinde und er „miteinander Zuspruch empfangen (sym-parakalein: „Mitgetröstet-Werden“) durch den gemeinsamen Glauben, euren und meinen“ (1,12). Und Paulus ist überzeugt: Die Verkündigung des Evangeliums schuldet er allen, Menschen mit und ohne griechische Kultur und Sprache („Griechen und Barbaren“), Gebildeten und Ungebildeten (1,14). Denn das Evangelium „ist eine Kraft (dynamis) Gottes zur Rettung für jeden, der glaubt […]“ (1,16). Das Evangelium bezeugt nicht nur Gottes Heilsmacht – vielmehr wirkt Gott im Wort des Apostels: Es ist gleichsam „der verlängerte Arm Gottes; in ihm vollzieht sich Gottes Rettungshandeln durch Christus am Einzelnen […]“53. Im Evangelium ist Gottes Heil in Jesus Christus gegenwärtig; durch das Evangelium werden die Glaubenden in das Christusgeschehen hineingenommen, und die Bewegung vom Tod zum Leben, die in Jesu Tod und Auferstehung heilvoll begonnen hat, ergreift sie. Diese Neuausrichtung des Lebens durch Gott beschreibt Paulus als „Gerechtigkeit Gottes“ (1,17).54

Paulus selber hat das Evangelium als Kraft, Dynamik und Heilsbotschaft erfahren, welche die ganze Existenz betrifft und die rettet. Er nahm alle Strapazen seiner Missionsreisen auf sich (2 Kor 11,23–33) und wurde allen alles (1 Kor 9,19–23), um Zeuge dafür zu sein.

„Ihr werdet meine Zeugen sein“ – das Wort des Auferstandenen (Apg 1,8) bewahrheitet sich überall dort, wo Jesu gute Nachricht von der nahen basileia Gottes weitergesagt und heilvoll erfahrbar wird, wo sich der Kreis der Jesus-Jüngerinnen und -Jünger weitet im Vertrauen auf den „Gott mit uns“, wo die Jüngerinnen und Jünger Jesus in der Welt präsent machen und sein Heilswirken fortsetzen, wo Gottes Geist das Gottesverhältnis der Menschen erneuert und sie über alle Grenzen hinweg sammelt und wo Glaubende durch das Evangelium in das Christusgeschehen hineingenommen werden, und die Bewegung vom Tod zum Leben, die in Jesu Tod und Auferstehung begonnen hat, sie ergreift.

Der Autor: Michael Zugmann, geb. 1972 in Linz, studierte Theologie in Salzburg und Linz. 2003–2019 Assistent bzw. Assistenzprofessor für Neues Testament an der KU Linz und Lehre an den Universitäten Mainz (2015/16), Wien (2018/19) und Regensburg (2019). Seit Oktober 2019 Leiter der Abteilung Liturgie und Kirchenmusik im Pastoralamt der Diözese Linz. Forschungsschwerpunkte: Paulus, 1. Thessalonicherbrief, lukanisches Doppelwerk, Geschichte des frühen Christentums. Monografien: Hellenisten in der Apostelgeschichte (WUNT II/264), Tübingen 2009; Missionspredigt in nuce. Studien zu 1 Thess 1,9b–10, Linz 2012. Seit 2010 Mitherausgeber der Zeitschrift „Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt“ (SNTU); 2013–2018 Redaktionsmitglied der ThPQ.

Weiterführende Literatur:

– Karl Kertelge (Hg.), Mission im Neuen Testament (QD 93), Freiburg i. Br.–Basel–Wien 1982. Eine nach wie vor lesenswerte Aufsatzsammlung, in der namhafte Autoren das Missionsverständnis der Evangelien, des Paulus und der Spätantike nachzeichnen.

– Jürgen Roloff, Die Kirche im Neuen Testament (GNT 10), Göttingen 1993. Eine brillante, differenzierte Darstellung des Kirchenverständnisses der neutestamentlichen Schriften, die auch viele Einsichten zum Missionsverständnis, z. B. des Matthäus und Lukas, enthält.

– Wolfgang Reinbold, Propaganda und Mission im ältesten Christentum. Eine Untersuchung zu den Modalitäten der Ausbreitung der frühen Kirche (FRLANT 188), Göttingen 2000. Reinbold geht Überlieferungen über Personen und Gruppen nach, die in der frühchristlichen Mission eine Rolle spielten, und zeigt die große Bandbreite der Modalitäten (Situationen, Orte, Adressaten, Methoden usw.) auf. Größte Bedeutung hatte seiner Meinung nach die Propaganda von „Privatleuten“.

1 Jürgen Becker, Das Gottesbild Jesu und die älteste Auslegung von Ostern, in: Georg Strecker (Hg.), Jesus Christus in Historie und Theologie (FS Hans Conzelmann), Tübingen 1972, 105–126, hier: 123.

2 Der Begriff „Mission“ wurde als christlicher terminus technicus im 16. Jh. von den Jesuiten geprägt und dient „heute als gängiger Begriff zur Kennzeichnung der kirchlich gelenkten weltweiten Ausbreitung des Christentums“ (Bernhard Lang, Art. Mission, in: NHThG 3, 68).

3 Vgl. Klaus Haacker, Sendung/Mission III, in: Theologisches Begriffslexikon zum NT, 1657–1666, hier: 1659 f.

4 Nach Wolfgang Reinbold, Propaganda und Mission im ältesten Christentum. Eine Untersuchung zu den Modalitäten der Ausbreitung der frühen Kirche (FRLANT 188), Göttingen 2000, 226–235, vermittelt Q 10,2–16 ein gutes Bild von der (nachösterlichen) Mission der Q-Gruppe durch wandernde Charismatiker.

5 Zweites Vatikanisches Konzil. Dogmatische Konstitution über die Kirche „Lumen Gentium“, Art. 5, zit. n. Peter Hünermann (Hg.), Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, Freiburg i. Br.–Basel–Wien 2012, 76.

6 Vgl. Angelika Strotmann, Der historische Jesus. Eine Einführung (UTB), Stuttgart 2012, 128.

7 Zum Überblick vgl. Hans-Jürgen Findeis, Missionsbefehl. I. Biblisch, in: LThK3 7, 299; Hubert Frankemölle, Missionsbefehl. I. Neues Testament, in: RGG4 5, 1302 f.

8 Vgl. Jürgen Roloff, Die Kirche im Neuen Testament (GNT 10), Göttingen 1993, 144–146.

9 Vgl. Joachim Gnilka, Das Matthäusevangelium. II. Teil (HThK I/2), Freiburg i. Br.–Basel–Wien 1988, 509 und 511.

10 Thomas Söding, Kommt zu mir. Die Botschaft des Matthäusevangeliums, Stuttgart–Maria Laach 2016, 175; zur Kirche als „Jüngerschaft“ bei Matthäus vgl. Jürgen Roloff, Die Kirche im Neuen Testament (s. Anm. 8), 154–157.

11 Ulrich Luz, Die Jesusgeschichte des Matthäus, Neukirchen-Vluyn 1993, 157.

12 Ebd.; vgl. Joachim Gnilka, Das Matthäusevangelium. II. Teil (s. Anm. 9), 510 f. vgl. Jürgen Roloff, Die Kirche im Neuen Testament (s. Anm. 8), 155: „dynamische Gegenwart Jesu“.

13 Vgl. Ulrich Luz, Die Jesusgeschichte des Matthäus, 156 f.; Jürgen Roloff, Die Kirche im Neuen Testament (s. Anm. 8), 146. – Der Missionsbefehl des kanonischen Markusschlusses (Mk 16,15), der ebenfalls die universale Sendung der Jünger hervorhebt, setzt Mt 28,16–20 voraus.

14 François Bovon, Das Evangelium nach Lukas. 4. Teilband (EKK III/4), Neukirchen-Vluyn–Düsseldorf 2009, 576 f. und 585 f.

15 Helmut Merklein, Stuttgarter Neues Testament, Stuttgart 2000, 177; vgl. François Bovon, Das Evangelium nach Lukas (s. Anm. 14), 577 f. und 593 f.

16 Vgl. François Bovon, Das Evangelium nach Lukas (s. Anm. 14), 594 f.

17 Helmut Merklein, Stuttgarter Neues Testament (s. Anm. 15), 177.

18 So die wörtliche Übersetzung, etwa im Münchener Neuen Testament. Die Einheitsübersetzung, leider auch in ihrer Revision 2016, verunklärt den Satz zu „was Jesus von Anfang an getan und gelehrt hat“.

19 Vgl. Rudolf Pesch, Die Apostelgeschichte. 1. Teilband (EKK V/1), Düsseldorf u. a. 32005, 60–63.

20 Ebd., 69.

21 Vgl. ebd., 72–75.

22 Zu den zahlreichen Parallelen von Joh 20,19–23 mit Lk 24,36–49 vgl. François Bovon, Das Evangelium nach Lukas (s. Anm. 14), 580–582.

23 Joachim Kügler, Eine wortgewaltige Jesus-Darstellung. Das Johannesevangelium, Stuttgart 2012, 177.

24 Rudolf Schnackenburg, Das Johannesevangelium. III. Teil (HThK IV/3), Freiburg i. Br.–Basel–Wien 1975, 385.

25 Vgl. ebd., 389.

26 Hans-Jürgen Findeis, Missionsbefehl, in: LThK3 7, 299; vgl. ausführlich Wolfgang Reinbold, Propaganda und Mission im ältesten Christentum (s. Anm. 4), 272–278.

27 Jürgen Roloff, Die Kirche im Neuen Testament (s. Anm. 8), 205.

28 Vgl. ebd., 207–209 („Kirche unter der Leitung des Geistes“).

29 Ebd., 200 (Hervorhebungen im Original).

30 Michael Zugmann, „In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern“ (Apg 2,5). „Rücksiedler“ aus der Diaspora in der Heiligen Stadt im 1. Jh. n. Chr., in: Franz Gruber u. a. (Hg.), Geistes-Gegenwart. Vom Lesen, Denken und Sagen des Glaubens (FS Peter Hofer, Franz Hubmann, Hanjo Sauer) (Linzer Philosophisch-Theologische Beiträge 17), Frankfurt a. M. u. a. 2009, 137–150.

31 Vgl. Rudolf Pesch, Die Apostelgeschichte (s. Anm. 19), 42–45 zu den Reden der Apg, bes. den Judenmissionspredigten. Das Schema schließt an die deuteronomistische Tradition an, die Israel zur Umkehr auffordert.

32 Vgl. Ludger Schenke, Die Kontrastformel Apg 4,10b, in: BZ 26 (1982), 1–20.

33 Jürgen Roloff, Die Kirche im Neuen Testament (s. Anm. 8), 200.

34 Ebd.

35 Vgl. Michael Zugmann, „Hellenisten“ in der Apostelgeschichte. Historische und exegetische Untersuchungen zu Apg 6,1; 9,29; 11,20 (WUNT II/264), Tübingen 2009, 1–3 und 271–309.

36 Vgl. ebd., 4–8 und 57–73; kritisch zur Historizität der Mission der Hellenisten Wolfgang Reinbold, Propaganda und Mission im ältesten Christentum (s. Anm. 4), 241–252.

37 Vgl. Ludger Schenke, Die Urgemeinde. Geschichtliche und theologische Entwicklung, Stuttgart u. a. 1990, 317–347.

38 Vgl. Michael Zugmann, „Hellenisten“ in der Apostelgeschichte (s. Anm. 35), 315–325.

39 Vgl. ebd., 333–357.371–377.399; Wolfgang Kraus, Zwischen Jerusalem und Antiochien. Die „Hellenisten“, Paulus und die Aufnahme der Heiden in das endzeitliche Gottesvolk (SBS 179), Stuttgart 1999.

40 Vgl. Rudolf Pesch, Die Apostelgeschichte (s. Anm. 19), 335 f. Wolfgang Reinbold, Propaganda und Mission im ältesten Christentum (s. Anm. 4), 55–65 plädiert hier für einen historischen Kern; zu den „Gottesfürchtigen“ vgl. Michael Zugmann, „Hellenisten“ in der Apostelgeschichte (s. Anm. 35), 195–199.

41 Rudolf Pesch, Die Apostelgeschichte (s. Anm. 19), 347.

42 Vgl. Jürgen Roloff, Die Kirche im Neuen Testament (s. Anm. 8), 202 und 206; kritisch: Wolfgang Reinbold, Propaganda und Mission im ältesten Christentum (s. Anm. 4), 174–182. Die Kehrseite sind Aussagen der Apg über Israels Verstockung (28,26 f.; vgl. Jes 6,9 f.) und das Gericht über Israel (z. B. 13,40). Lukas scheint nicht die heilsgeschichtliche Hoffnungsperspektive des Paulus im Blick auf Israel (Röm 11) geteilt zu haben.

43 Vgl. Michael Zugmann, Missionspredigt in nuce. Studien zu 1 Thess 1,9b–10, Linz 2012, 15–25, bes. 21–24.

44 Alfons Weiser, Die Apostelgeschichte. 2. Teil (ÖTBK 5/2), Gütersloh–Würzburg 1985, 365. Einen Überblick zu Apg 15; Gal 2 bietet Markus Öhler, Geschichte des frühen Christentums (UTB), Göttingen 2018, 195–210.

45 Vgl. Jürgen Roloff, Die Kirche im Neuen Testament (s. Anm. 8), 203.

46 Alfons Weiser, Die Apostelgeschichte (s. Anm. 44), 365.

47 Zu den Aspekten der Zentrums- und der Mitarbeitermission, die hier nicht mehr ausführlich behandelt werden können, vgl. Wolfgang Reinbold, Propaganda und Mission im ältesten Christentum (s. Anm. 4), 212–224.

48 Vgl. Peter Wick, Paulus (utb basics), Göttingen 2006, 37–41; Franz Mußner, Der Galaterbrief (HThK IX), Freiburg i. Br.–Basel–Wien 1974, 80–82 und 87 f.; Wolfgang Reinbold, Propaganda und Mission im ältesten Christentum (s. Anm. 4), 164–168.

49 Vgl. Franz Mußner, Der Galaterbrief (s. Anm. 48), 214, mit Verweis auf Gerhard von Rad.

50 Vgl. Peter Wick, Paulus (s. Anm. 48), 187 f., mit Hinweis auf James D. G. Dunn, The New Perspective on Paul, in: ders., Jesus, Paul, and the Law. Studies in Mark and Galatians, Louisville 1990, 183–214.

51 Vgl. Michael Zugmann, Missionspredigt in nuce (s. Anm. 43), 1–42, sowie den motivgeschichtlichen Kommentar ebd., 43–153.

52 Treffend übertitelt Heinrich Schlier seinen Kommentar zum 1 Thess mit „Der Apostel und seine Gemeinde“ (Freiburg i.–Br.–Basel–Wien 1972).

53 Dieter Zeller, Der Brief an die Römer (RNT), Regensburg 1985, 42.

54 Vgl. Udo Schnelle, Paulus. Leben und Denken (deGruyter Lehrbuch), Berlin–New York 2003, 437 f.454–458.463–465.531.

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