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Vorwort der Herausgeber

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Die 7. Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) in Florenz (20.–26. 9. 2012) verabschiedete neben anderen Texten auch zwei Lehrgesprächsergebnisse. Das Dokument „Schrift, Bekenntnis und Kirche“ ist soeben als separate Broschüre erschienen. Das andere Lehrgesprächsergebnis mit dem Titel „Amt – Ordination – Episkopé“ wird in diesem Band dokumentiert, zusammen mit einer thematisch verwandten Studie zum Thema der theologischen Ausbildung.

Die Problematik von „Amt und Ordination“ war bereits in der Leuenberger Konkordie (LK 39) beispielhaft als eine der Fragen genannt, über die in den verschiedenen protestantischen Konfessionen unterschiedlich gelehrt wird, ohne dass diese Unterschiede kirchentrennend wären. Da die gegenseitige Anerkennung der Ordinationen zudem eins der zentralen Elemente der Kirchengemeinschaft nach Leuenberger Verständnis war und ist, wurden Amtsverständnis und Amtspraxis immer wieder behandelt. Schon 1976 wurde ein Lehrgespräch „Amt – Ämter – Dienste – Ordination“ in Auftrag gegeben, das sich längere Zeit hinzog.1 Zwei Thesenreihen, die „Neuendettelsau-Thesen“ und die Tampere-Thesen, wurden von der Vollversammlung 1987 entgegengenommen, brachten aber, ebenso wie das Kapitel über das Amt in der Studie „Die Kirche Jesu Christi“ von 1994, noch keine völlige Übereinstimmung.2 So gab es für die 6. Vollversammlung im Jahr 2006 zwei gute Gründe, das Thema erneut auf die Tagesordnung zu setzen. Zum einen sollte der bestehende Grundkonsens vertieft, weiter entfaltet und für das ökumenische Gespräch mit anderen Konfessionen fruchtbar gemacht werden. Das betraf vor allem die Frage der Episkopé, die in der ökumenischen Diskussion in den letzten Jahrzehnten immer wichtiger geworden, in der GEKE bisher aber nur am Rande thematisiert worden war. Zum anderen galt es, wie gerade die Budapester Vollversammlung besonders hervorgehoben hatte, die Gemeinschaft unter den Kirchen der GEKE weiter zu stärken. Ein wichtiges Element hierzu kann der gegenseitige Austausch der Amtsträgerinnen und Amtsträger sein, der durch die gegenseitige Anerkennung der Ordinationen eigentlich nahegelegt ist, dessen Verwirklichung aber von verschiedenen Hindernissen beschränkt wird. Hierzu gehören die Unterschiede bei den Amtsstrukturen sowie bei den Regelungen über Ordination und andere Formen der Beauftragung, und so musste besonders über diese Fragen gearbeitet werden.

Weil auch die unterschiedlichen Bildungsgänge und -abschlüsse dem Wechsel von Ordinierten in den Pfarrdienst anderer Kirchen oft im Wege stehen, wurde 2006 ebenfalls eine Studie zur theologischen Ausbildung in Auftrag gegeben. Das Ergebnis wurde von der Vollversammlung 2012 als „wegweisende[r] Beitrag zu einem gemeinsamen Verständnis von guter theologischer Ausbildung“ gewürdigt und den Mitgliedskirchen zur Berücksichtigung empfohlen. Auch eine Weiterarbeit ist vorgesehen, damit die Kooperation der Kirchen in Aus- und Fortbildung gefördert wird.

Die beiden in diesem Band veröffentlichten Texte sind also in ihrer Zielsetzung, ihrer Thematik und auch ihrem Vorgehen eng verwandt. Beide arbeiten heraus, dass sich die unterschiedlichen Ausprägungen im Verständnis von Amt, Ordination und Episkopé und auch die verschiedenen Schwerpunktsetzungen bei der theologischen Ausprägung letztlich doch auf ein gemeinsames Grundverständnis zurückführen lassen. Beide plädieren in einigen Fällen für eine stärkere Angleichung der Praxis. Weil aber die Leuenberger Konkordie nicht auf eine „Vereinheitlichung, die die lebendige Vielfalt der Verkündigungsweisen, des gottesdienstlichen Lebens, der kirchlichen Ordnung und der diakonischen wie gesellschaftlichen Tätigkeit beeinträchtigt“ (LK 45) zielt, tun sie dies nur höchst behutsam. Da die Einheit der Kirchen nach evangelischem Verständnis nur als eine Einheit in versöhnter Verschiedenheit realisiert werden kann, wird man auch keine allzu schnelle Verwirklichung der mannigfaltigen Anregungen aus beiden Texten erwarten können. Jede einzelne Kirche wird – teilweise im Gespräch mit Partnerkirchen – für sich prüfen und entscheiden müssen, was sie verwirklicht. An gutem Willen, innerhalb der GEKE enger zusammenzurücken, fehlt es jedenfalls nicht.

Über den Aufbau und die wichtigsten Ergebnisse der beiden Dokumente geben die jeweiligen Einleitungen und Zusammenfassungen Auskunft. Das methodische Vorgehen war unterschiedlich. Beim Lehrgespräch wurde zuerst eine kleine Startgruppe berufen, die einen ersten Textentwurf lieferte. Dieser wurde von einer größeren, repräsentativ zusammengesetzten Lehrgesprächsgruppe in zwei Sitzungen gründlich überarbeitet und von einer Redaktionsgruppe finalisiert. Das Projekt zur Ausbildung wurde 2008 mit einer Konsultation eröffnet, zu der die GEKE in Kooperation mit der Evangelischen Kirche in Deutschland eingeladen hatte. Hier wurden Eckpunkte des Dokuments festgelegt, das dann von einer Redaktionsgruppe erarbeitet wurde. Eine zweite Konsultation im Jahr 2010 diskutierte den Entwurf und gab Hinweise zur Überarbeitung, die wiederum von der Redaktionsgruppe vorgenommen wurde. Beide Dokumente gingen an die Kirchen der GEKE (das zur theologischen Ausbildung auch zur Weiterleitung an deren Ausbildungsstätten und theologische Fakultäten), deren Rückmeldungen von den beiden Redaktionsgruppen in den Text eingearbeitet wurden.

Die 7. Vollversammlung der GEKE diskutierte die Dokumente in mehreren Arbeitsgruppen- und Plenarsitzungen und regte einige wenige textliche Änderungen an, die in den vorliegenden Fassungen beachtet sind. Ferner entschied es über den Status und die weitere Verwendung der Texte. Die Beschlüsse sind auf den Titelseiten der Dokumente vollständig zitiert.

Hervorzuheben ist, dass das Dokument „Amt – Ordination – Episkopé“ nicht in allen Teilen denselben Status erhalten hat. Mit der höchsten Stufe der Anerkennung wurden die Erklärung (Teil II) und die Empfehlungen (Teil III) versehen, während das „Studienmaterial“ (Teil IV) nur zur Beachtung empfohlen wurde. Dies ist vor allem dem Charakter dieses Abschnitts geschuldet: Er bietet eine historische Darstellung des Amtsverständnisses und der Amtsstrukturen sowie eine Diskussion einzelner besonders umstrittener Fragen ohne einen Anspruch auf eine abschließende Lösung. Die Erklärung dagegen stellt heraus, was gemeinsam über das Thema des Amts gesagt werden kann. Auf diese Weise will sie nicht nur die innerprotestantische Verständigung befördern, sondern auch Eckpunkte einer gemeinsamen Position gegenüber anderen Konfessionen markieren und mit beidem die Gemeinschaft der Mitgliedskirchen der GEKE vertiefen. In der Hoffnung auf eine fruchtbare Diskussion in Kirche und Theologie wird es deshalb der Öffentlichkeit übergeben.

Die französischen Übersetzungen der beiden Dokumente werden, wie die meisten anderen Dokumente aus der Arbeit der GEKE, zunächst nur über die Geschäftsstelle der GEKE erhältlich sein.

Wien, im Januar 2013

Bischof Dr. Michael Bünker, Generalsekretär

Prof. Dr. Martin Friedrich, Studiensekretär

1Eine ausführliche Darstellung mit unveröffentlichtem Material bei HANS CHRISTIAN KNUTH:·Gottes Wort und Wirklichkeit. Zwölf Jahre Leuenberger Lehrgespräche über „das Amt heute“. In: Gerhard Besier, Eduard Lohse (Hg.): Glaube – Bekenntnis – Kirchenrecht. Festschrift für Vizepräsident i. R. Dr. theol. Hans Philipp Meyer zum 70. Geburtstag. Hannover 1989, 248–268.

2Über die Dokumente und ihren Ertrag vgl. die Einleitung des vorliegenden Dokuments, Nr. 6–12.

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