Читать книгу Amt, Ordination, Episkopé und theologische Ausbildung / Ministry, ordination, episkopé and theological education - Группа авторов - Страница 8
Geleitwort zur zweiten Auflage
ОглавлениеGleich nach der 7. Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) von 2012 dokumentierte der Leuenberger Text 13 zwei von der Vollversammlung angenommene Texte. Weil der Band seit kurzem vergriffen ist, wird nach knapp sieben Jahren hier eine Neuauflage vorgelegt.
Insbesondere das Lehrgesprächsergebnis „Amt – Ordination – Episkopé“ spielt in gegenwärtigen Diskussionen eine wichtige Rolle; sowohl in den internen Debatten zwischen den evangelischen Kirchen als auch in denen mit ökumenischen Partnern. In beiden Zusammenhängen geht es im Wesentlichen darum, ob man sich damit zufrieden geben kann und soll, dass die Kirchen der GEKE zwar durch ein gemeinsames Grundverständnis dieser Thematik verbunden sind, es in vielen Detailfragen aber noch erhebliche Unterschiede gibt. So hat das Dokument in Deutschland die Debatte über die Beauftragung oder Ordination von Prädikantinnen und Prädikanten neu entfacht. Der Theologische Ausschuss der Union Evangelischer Kirchen (UEK) hat 2018 in einem Gutachten die Empfehlung des GEKE-Dokuments (§ 66) aufgegriffen, dass all diejenigen zu ordinieren seien, die – auch in ehrenamtlichem Dienst – den Dienst an Wort und Sakrament ausüben. Die VELKD hält zwar an der terminologischen Unterscheidung zwischen Ordination – für Pfarrerinnen und Pfarrer mit Theologiestudium – und Beauftragung fest, will aber auch mit der UEK auf ein gemeinsames theologisches Verständnis von Ordination und Beauftragung hinarbeiten.
Einen wichtigen Beitrag leistete die gemeinsame Positionierung der evangelischen Kirchen natürlich auch im Gespräch mit anderen Konfessionen und Konfessionsfamilien. Hier sind aus den letzten Jahren besonders die Gespräche mit dem Päpstlichen Einheitsrat zu nennen. In dem 2018 vorgelegten „Bericht über Kirche und Kirchengemeinschaft“ beschäftigt sich der dritte Teil mit Fragen rund um die Ämter und rekurriert dabei immer wieder auf den Text von 2012.1
In der akademischen Theologie hat das Lehrgesprächsergebnis noch keine größere Rezeption erfahren. Nachdem Ulrich Körtner schon 2011 Einblicke in den Entstehungsprozess gegeben hatte,2 widmete 2013 David Plüss dem Dokument eine ausführliche Analyse.3 Umfangreichere Bezugnahmen gibt es auch in einer kirchentheoretischen Monographie4 und in einem Aufsatz zum „Leuenberger Modell“.5 Die Bedeutung wird aber auch daran deutlich, dass das Dokument außer in den drei Amtssprachen der GEKE inzwischen auch in weiteren Sprachen vorliegt, nämlich in Polnisch6 und Estnisch.7
Auch das Dokument zur theologischen Ausbildung hat in der Literatur noch keine größere Aufmerksamkeit erfahren (immerhin wurde es von Michael Wöller, einem der Mitautoren, in einem Aufsatz gewürdigt);8 es hat aber gleich ein Folgeprojekt nach sich gezogen. Da die Vollversammlung von 2012 den Rat gebeten hatte, „geeignete Voraussetzungen zur Realisierung der im Schlussteil genannten Empfehlungen zu schaffen“,9wurde ab 2013 in Kooperation mit der EKD eine Auswertung der Rezeption des Dokuments bei den Mitgliedskirchen vorgenommen. Bei den Überlegungen zur Umsetzung der Empfehlungen sollte besondere Aufmerksamkeit auf den Bereich der Fortbildung gerichtet werden. Die mit dem Projekt beauftragte Arbeitsgruppe führte im November 2015 eine Konsultation zur Fortbildung durch. Dort wurde eine Redaktionsgruppe beauftragt, ein Impulspapier zu verfassen, das den Ertrag der Diskussion festhalten und den Mitgliedskirchen vermitteln sollte. Dieses Dokument wurde im Juni 2016 den Mitgliedskirchen zur Stellungnahme vorgelegt und im Anschluss überarbeitet (Genaueres zum Prozess steht in der Einleitung des Dokuments.)
Als Mitglied der Redaktionsgruppe brachte Rektor Dr. Hans Vium Mikkelsen (Løgumkloster) den Text bei der Vollversammlung in Basel ein.10 Die Vollversammlung nahm das Dokument mit Dank an die Beteiligten an und empfahl es den Mitgliedskirchen zur Beachtung.11
In Anlehnung an den Ausbildungstext von 2012 stellt dieses Dokument zunächst einige grundsätzliche Überlegungen zur Fortbildung an, entwickelt dann Leitlinien für ein gemeinsames Verständnis guter Fortbildung und gibt dann Empfehlungen sowohl für die Ausrichtung der Fortbildung in den einzelnen Kirchen als auch hinsichtlich der Kooperation auf der Ebene der GEKE. Eine erste Empfehlung wurde von der Konferenz der Kirchen am Rhein, einer der Regionalgruppen der GEKE, aufgegriffen; sie wollte 2020 erstmals eine internationale Fortbildungsveranstaltung in Form einer Sommerakademie durchführen, die wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben werden musste. Die Herausgeber freuen sich über diese Initiative und hoffen auf Nachahmung an vielen Orten in Europa, in Anerkennung des Hinweises aus dem Dokument: „Die eigene Wahrnehmung, das theologische Wissen und zentrale pastorale Kompetenzen werden durch das Kennenlernen anderer Weltsichten und Theologien sowie im Austausch mit Menschen aus unterschiedlichen kulturellen und religiösen Kontexten in Frage gestellt und erweitert“ (4.1).
Wegen seiner engen Verwandtschaft mit dem Dokument von 2012 wird das Dokument von 2018 zusätzlich in diesen Band aufgenommen. Die beiden anderen Texte werden unverändert abgedruckt, nur einige Tippfehler sind korrigiert. Französische Übersetzungen der Dokumente können auf Anfrage von der Geschäftsstelle der GEKE zur Verfügung gestellt werden.
Wien, im Frühjahr 2020
Dr. Mario Fischer, Generalsekretär
der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa
Prof. Dr. Martin Friedrich, Studiensekretär
der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa
1CHRISTIAN SCHAD, KARL-HEINZ WIESEMANN (Hg.): Bericht über Kirche und Kirchengemeinschaft. Ergebnis einer Konsultationsreihe im Auftrag der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa und des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen. Leipzig 2019, 43–57.
2ULRICH KÖRTNER: Amt – Ordination – Episkopé. Zum Stand der Diskussion in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). In: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts 62, 2011, 83–90.
3DAVID PLÜSS: Das Pfarramt als Leitungsamt? – Amt, Ordination und Episkope. In: Michael Bünker, Bernd Jaeger (Hg.): 1973–2013. 40 Jahre Leuenberger Konkordie. Wien 2014, 256–271.
4ANNETTE NOLLER: Diakonat und Kirchenreform. Empirische, historische und ekklesiologische Dimensionen einer diakonischen Kirche. Stuttgart 2016, 394–396.
5PETER SCHERLE: Einheit als offener Prozess – Die Leuenberger Kirchengemeinschaft als Beitrag zur Bildung Europas. In: Iris Hartings u. a. (Hg.): Europa bilden. Die Transformationen Europas und der Beitrag evangelischer Theologie. Münster 2019, 99–140, bes. 123–128.
6Urząd, ordynacja, episkopé. In: Karol Karski (red.): Wspólnota Kościołów Ewangelickich w Europie. wybór dokumentów 1973–2012. Warszawa 2018, 331–403.
7Amet – ordinatsioon – episcope. In: Kirik & Teoloogia 142–144/29. 8.–12. 9. 2014 (https://kjt.ee).
8MICHAEL WÖLLER: Gelebter Glaube und theologische Ausbildung. Zum Ausbildungsdokument der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa. In: Sabine Hermisson, Martin Rothgangel (Hg): Theologische Ausbildung und Spiritualität. Göttingen 2016, 91–101.
9Schlussbericht Nr. 2.5, abgedruckt in: Michael Bünker, Bernd Jaeger (Hg.): Frei für die Zukunft. Evangelische Kirchen in Europa (Texte der 7. Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa GEKE in Florenz, Italien, 20.–26. September 2012), Leipzig 2013, 31.
10HANS VIUM MIKKELSEN: Studiendokument „Fortbildung für das ordinationsgebundene Amt in den Kirchen der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa“. In: Mario Fischer, Kathrin Nothacker (Hg.): befreit – verbunden – engagiert. Dokumentationsband der 8. Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa. Leipzig 2019, 187–191.
11Schlussbericht Nr. 2.3, abgedruckt in: Fischer, Nothacker (s. Anm. 10), 48.