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Vorwort des Herausgebers

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Science-Fiction-Literatur spielt dann ihre Stärke aus, wenn sie nicht nur eine spannende Geschichte erzählt, sondern unsere Welt konsequent weiterdenkt. Dabei ist die geschilderte Zukunft, die da aufgeblättert wird, kein Freibrief für Spinnereien – das wird der Fantasy überlassen –, sondern soll so plausibel wie möglich sein: Beste Unterhaltung also, die horizonterweiternd wirkt.

Manche Science-Fiction lese ich deshalb zweimal. Das erste Mal genieße ich die spannende Story, beim zweiten Mal achte ich auf Technik, Technologie und Naturwissenschaftliches. Oft finden sich dann Details, die im Sog der Spannung beim ersten Lesen untergegangen sind.

Science-Fiction-Autoren sind Vordenker, insbesondere diejenigen, in diesem Buch vorkommen. Wussten Sie, dass sich Naturwissenschaftler von Science-Fiction für ihre Forschung inspirieren lassen? Vor allem die Forschung zu Mensch-Computer-Interaktionen profitiert davon.

Science-Fiction kann sogar noch mehr. Sie kann Entwicklungen, die die Welt verändern werden, aufgreifen, sie kann Orientierung geben und für die Meinungsbildung wichtige Impulse geben. Gerade jetzt, wo die Politik bei dringend notwendigen öffentlichen Debatten über Digitalisierung und deren ethische und moralische Aspekte versagt, sind solche Denkanstöße wichtig.

Das gilt für Entwicklungen der künstlichen Intelligenz, der Biogenetik, aber auch für die virtuelle Realität, das Thema dieses Bandes der c’t Stories. Heute projizieren Brillen virtuelle Objekte ins Wohnzimmer, um die neue Wohnungseinrichtung vor dem Kauf zu präsentieren. Wie wird virtuelle Realität in Zukunft auf unser Leben Einfluss nehmen und die Wahrnehmung prägen?

Antworten geben die Autoren in 18 Kurzgeschichten, indem sie versuchen, diese Zukunft zu antizipieren.

Plötzlich sind Leistungsnachweise aus der virtuellen Welt nicht nur der Punktestand eines Online-Spiels, sondern haben deutliche Auswirkungen auf das reale Leben. In einer anderen Kurzgeschichte lernen Sie einen Holojektor kennen, einen Raumerzeuger für den ökologisch unbedenklichen Urlaub in den tiefen Schluchten des Himalaya, wo das Abenteuer beginnt.

Darf es etwas Horror sein? Wie reagieren Sie, wenn Vater und Großmutter nach deren Tod im virtuellen Raum, ohne den Sie nicht leben können, sich weiterhin in ihr Leben einmischen? Der Verwandtschaftshorror 2.0 … Vom Tod zur verhinderten Geburt: Maßgeschneiderte Nachkommen werden in naher Zukunft möglich sein. Die virtuelle Welt macht für die Eltern in spe das Kind erfahrbar – und sie bevorzugen doch den Nachwuchs mit anderem Charakter und Aussehen. Letzten Endes bleibt das Paar kinderlos, weil sie der Zwang, das für sie optimale Kind zu schaffen, im Griff hat.

Die Kurzgeschichten, die ich in diesem Band zusammengetragen habe, nehmen Sie mit auf die Reise, von der Sie hoffentlich zurückkommen mit dem Gedanken: „Ja, so könnte die Zukunft tatsächlich sein“.

Jürgen Rink

Herausgeber

Jede Ausgabe der zweiwöchentlichen Zeitschrift c‘t, Europas größter IT-Zeitschrift, enthält eine Kurzgeschichte. Aus den über 300 Geschichten sind hier die besten zusammengestellt, die das Thema virtuelle Realität aufgreifen.

Ausblendung. Wege in die virtuelle Welt

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