Читать книгу Die Frithjof-Saga - Группа авторов - Страница 11
ОглавлениеKAPITEL III. KÖNIG BELI UND THORSTEN.
Der Schnee des Alters begann sich auf dem Haupt von König Beli und dem ergebenen Kampfgefährten zu sammeln, der ihm jahrelang stets zur Seite gestanden hatte. Die beiden grauen Helden glichen zerfallenden Tempeln, an deren Wänden noch immer die Runeninschriften zu lesen waren und deren ehrwürdige Erscheinung den Respekt aller Betrachter hervorrief.
"Thorsten", sagte der König eines Tages zu seinem Freund, "unser Lebensabend zieht schnell vorbei; der Met schmeckt schon lange nicht mehr gut, und der eiserne Helm wird zu schwer für den müden Kopf. Die Ereignisse meines vergangenen Lebens und die Vorkommnisse eines jeden Tages verblassen aus meinem Gedächtnis, während die verlockenden Freuden Walhallas mich von der Erde weglocken. Deshalb habe ich unsere Söhne hierher gerufen, um ihnen die Notwendigkeit eines friedlichen und freundschaftlichen Zusammenlebens nach unserem Ableben vor Augen zu führen – bevor die Kraft der Sprache mich verlässt und mir die Worte bereits auf der Zunge sterben."
Die drei Söhne gehorchten dem Ruf, trafen alsbald ein und betraten, angeführt von Helge, Belis ältestem Sohn, das Gemach des Königs. Dessen Gesicht war blass und sorgenerfüllt, und er sah aus, als hätten ihn gerade die Schrecken des Totenreiches heimgesucht. Seine Hände waren mit Blut befleckt, das frisch vom Opferaltar stammte, zu dem er sich oft in Gesellschaft von Sehern und Wahrsagern zurückzog, um, wenn möglich, die verborgenen Geheimnisse der Zukunft zu ergründen. Auf Helge folgte Halfdan, der zweitälteste Sohn des Königs, dessen Erscheinung in augenfälligem Kontrast zu der seines älteren, dunkelhaarigen Bruders stand. Sein Antlitz war von edler Gestalt und eingerahmt von wallendem, gelocktem Haar, aber sein Gesichtsausdruck war schwach und unentschlossen, und er schien das Schwert, das an seiner Seite hing, lediglich als Spielzeug zu tragen. Er wirkte wie ein schönes und fröhliches Mädchen, das aus purem Vergnügen die Kleidung und die Waffen eines jungen Kriegers angezogen hatte. Als letzter kam Frithjof. Nicht nur hing über seinen breiten Schultern ein blauer Umhang, er war auch einen Kopf größer als die beiden anderen Söhne des Königs und unterschied sich in seinem Aussehen ebenso sehr von den beiden wie diese selbst voneinander. Als er zwischen Helge und Halfdan trat, ähnelte er dem strahlendem Mittag, der zwischen dem rötlichen Morgen und der dunkelgrauen Nacht liegt.