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Einleitung
ОглавлениеEnrico Heitzer & Sven Schultze
Während einerseits seit Jahren eine immer stärkere Entfremdung der Menschen in westlichen Industrieländern von der Natur vielfach belegt1 und sogar schon mit dem Terminus Nature Deficit Disorder beschrieben ist, liegt andererseits gleichzeitig eine zunehmende Beschäftigung mit Tieren (und Pflanzen) im Zeitgeist; nicht die raue amoralische, sondern eher eine „fühlende Natur“ ist ein öffentlich sehr präsentes Thema unserer Zeit2, das auch in der Popkultur fest verankert ist: Die Rapperin Sookee beispielsweise verbreitet sich musikalisch über „queere Tiere“3 und die Popsängerin Björk veröffentlicht anlässlich einer Retrospektive ihrer Kunst im Museum of Modern Art in New York ihre Korrespondenz mit Timothy Morton4, dem „Philosophenproheten des Anthropozäns“, der auch immer wieder bei Eröffnungen von Ausstellungen des Künstlers Olafur Eliasson spricht.5 Morton verficht u.a. die These, dass „in einem ‚ökologischen‘ Stadium der menschlichen Gesellschaft der so in Ehren gehaltene Begriff ‚Natur‘ wird verkümmern müssen“.6 Mortons Terminologie einer „Ökologie ohne Natur“ ist “slowly infecting all the humanities”.7 Er spricht von Menschheit und „Postmenschheit“ und weist darauf hin, dass der Animismus „eine Menge gemeinsam“ habe „mit einer Ökologie der Zukunft“.8 Niemals zuvor haben Designer so viele Tiermuster auf Kleider gedruckt wie heute.9
Einerseits feiern neueste Publikationen reromantisierend die „geheime“ Natur als funktionierendes soziales Gefüge10, nicht nur Peter Wohlleben gehört mit seinen Büchern über das „geheime“ Seelenleben der Bäume11, des Waldes oder gar „der“ Tiere12 zu den erfolgreichsten deutschen Sachbuchautoren der letzten Jahre. Theater widmen sich Maulwürfen („Und gibt es vielleicht sogar Gemeinsamkeiten zwischen Maulwürfen und Menschen?“13), zeigen „Animal Dances“ („eine tänzerische Untersuchung des Mensch-Tier-Verhältnisses“), spielen „Schlüsselwerke der Tierchoreografie“14 wie „Zoo Mantras“ oder führen „Tiermusik“ auf. In großen Museen gibt es Ausstellungen zu Tieren und „ihren“ Menschen15, in denen inzwischen der „Perspektivwechsel“ vollzogen und beispielsweise mittels Virtual-Reality-Technik darüber spekuliert wird, „wie Heimtiere ihre Umwelt wahrnehmen und wie es ihnen mit uns Menschen geht“.16 Auch „Being a Beast“, der exzentrische Versuch von Charles Foster, in die Rolle eines Dachses, einer Otter oder eines Mauerseglers zu schlüpfen, stürmt die Bestsellerlisten.17 Man kann einen „Gottesdienst für Mensch und Tier“ besuchen18 oder seit ein paar Jahren beim Institut für Theologische Zoologie in Münster studieren.19 Desweiteren reicht ein Gang in eine Buchhandlung, um weitere der unzähligen Veröffentlichungen, oder der Blick in Verlagsankündigungen, um Anzeigen wie eine auf mehrere Bände angelegte „Ökologiegeschichte“ zu finden, in der es heißt:
„Als aktiv Handelnde ihrer eigenen Geschichte sind Klima, Berge, Gewässer, Pflanzen, Tiere mehr als die Randerscheinungen, als welche sie üblicherweise wahrgenommen werden: Sie haben aufgehört, bloß Staffage zu sein in der Geschichte der Menschheit. Sie reagieren in dieser Geschichte auf menschliches Tun und lassen uns keine Fehler durchgehen.“ 20
Wird hier „uns“, also allen Menschen, armen, reichen, großen, kleinen, behinderten, von rassistischen Diskriminierungen oder von Homophobie betroffenen Personen, „durch die Blume“ mit Revanche gedroht? Oder hat man es eher mit einem apokalyptisch grundierten Raunen zu tun? Knüpfen Veröffentlichungen in diesem Geiste an die Narrative des „tiefenökologischen“ bzw. „biozentrischen“ Denkens an, deren radikalere Vertreter Menschen schon mal als „Krebsgeschwür“ am Planeten Erde bezeichnet haben oder auch Tötungen als Mittel gegen eine angebliche Überbevölkerung nicht ausschlossen?21 Man wird sehen.
Jedenfalls wird inzwischen im blühenden akademischen Feld der Human-Animal Studies (HAS) einträchtig sowohl das „sozialistische“22 als auch das „nationalsozialistische Tier“23, der „Zoo der Anderen“24, d.h. das tierische „Wettrüsten“ des ost- und westberliner Zoos im Kalten Krieg, aber auch der „Hunde“- bzw. „Tiersoldat“25 zum Gegenstand von meist tiefsinnigen historischen Untersuchungen gemacht. Mit Blick auf Pferde und die Onkomaus, eine gentechnisch modifizierte Hausmaus, wird die „für westliche moderne Gesellschaften konstituierende Differenz und damit einhergehende Asymmetrie zwischen Menschen, Tieren und Maschinen […] infrage gestellt“.26 Eine Vertretreterin der HAS formuliert die verbreitete Infragestellung folgendermaßen:
„In sum, posthumanist ontology can be seen as various relationships that connect us in complex networks […] advocate for alternative ontology that rejects western dualisms such as fact and value, human and nonhuman, along with nature and culture, and rather looks to emphasize relations between entities.” 27
Mit Verweis auf ein Theaterstück von Raymond Roussel, in dem ein Regenwurm eine zentrale Rolle spielt, „der Musik auf einer Zither spielt, indem er seine Exkremente über die Saiten fallen lässt“28, erarbeitet ein Autor eine ganze „Kulturgeschichte des Wurms [aus], seiner Rolle in der romantischen Kunstphilosophie und seiner Handlungsmacht in ästhetischen Prozessen“.29 Dabei ist nicht nur auch wieder von angeblichen „Mensch-Tier-Kollaborationen bei der Herstellung von Kunstwerken“ die Rede, sondern gar von einer „Ikonografie von Scheiße“ und davon, wie „Scheiße und Kultur in ein Abhängigkeitsverhältnis gestellt“ seien.30 Abschließend sei erwähnt, dass es auch das Plädoyer für die Entwicklung einer Philosophie des Polypen gibt.31
Die geschilderte Gemengelage und die nicht einmal in Umrissen skizzierten Trends trugen offenbar zur Entstehung einer Konstellation bei, in der ernsthaft Fragen aufgeworfen und debattiert wurden, ob der Deutsche Schäferhund eine Mitschuld an der Nazi- und SED-Diktatur gehabt haben könnte oder Schäferhunde als „Napfsoldaten“ Täter oder doch die eigentlichen Opfer der deutschen Teilung gewesen seien. Überlegungen dieser Art, vorgetragen auf einer Konferenz und veröffentlicht in einer Fachzeitschrift, sind 2016 als „Schäferhund-Hoax“ bekannt geworden und haben vor allem der Geschichtswissenschaft eine unangenehme Diskussion beschert, die u.a. auf einem Workshop im Oktober 2016 an der Technischen Universität Berlin geführt wurde.
Aber der Reihe nach: Begonnen hatte alles im Herbst 2014, als eine Doktorandin am Center for Metropolitan Studies der TU Berlin im Rahmen ihrer Dissertation zu einem Workshop mit dem Titel „‚Tiere unserer Heimat‘. Auswirkung der SED-Ideologie auf gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse in der DDR“ einlud.32 Im Call for Papers33, auf den die o.g. Doktorandin „Schulte“ reagierte, scheinen nicht nur halbgare Bezüge zu teilweise diametral gegensätzlichen Deutungsangeboten zur DDR-Geschichte durch. Ihn prägt auch ein etwas überreichlich anmutendes Selbstlob, wenn ein ziemlich weit gefasster, tendenziell allumfassender Erklärungsanspruch anklingt, wonach „die Untersuchung von Mensch-Tier-Beziehungen [...] zu einem Schlüssel für eine neuartige Gesellschaftsanalyse werden“ könne.34
Soweit bekannt, fühlten sich mindestens zwei Personen angespornt, mit satirisch gemeinten Papers ins Rennen zu gehen. Der Berliner Zeithistoriker Florian Peters schlug einen Vortrag mit dem großspurigen Titel „Freie Liebe im Schatten der Mauer: Das staatssozialistische Mensch-Tier-Verhältnis aus der Grenzperspektive der Wildkaninchen“ vor. Peters, der auch als Autor in diesem Band vertreten ist, zog dafür ausschließlich tatsächlich verfügbares kulturhistorisches Quellenmaterial heran, vermischte aber bewusst Formulierungen zu „Eigen-Sinn“ und Agency mit solchen aus dem interpretativen Totalitarismus-Kosmos des Forschungsverbunds SED-Staat bzw. des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung (HAIT). Dass Peters diese eigentlich gegensätzlichen Interpretationsmuster in seinem Vortrag unbekümmert miteinander verband und überdies betont leger gekleidet zu dem Workshop erschien, erregte jedoch keinerlei Anstoß.
Auch „Christiane Schulte“ und ihr Team wurde wohl aus dem Geiste dieses Call for Papers geboren. Sie bauten ihren Beitrag nach einem ähnlichen Muster wie Peters, erfanden aber Quellen und Zitate. Beispielsweise postulierte „Schulte“ eine „zentrale Bedeutung der Human-Animal Studies für die neuere Totalitarismusforschung“, weil sie „den Nachweis einer tierischen Eigenlogik, vielleicht sogar eines ‚Eigensinns‘ im Sinne von Alf Lüdke, die Grenzen des Totalen aufzeigen“ könne. Der Text ist eine einzige Aneinanderreihung von Oxymora wie: „Gerade im Sinnbild des DDR-Totalitarismus, den Grenzanlagen an der Mauer“, zeige sich die Unmöglichkeit der totalen Kontrolle über Mensch und Tier.35 Der Workshop umfasste insgesamt acht Vorträge, die auf der Basis von vorab zirkulierten Papers diskutiert wurden. So wie an anderer Stelle völlig ernstgemeint die Handlungsmacht eines Regenwurms erforscht wird, so fragten die beiden nach der Agency von Häschen und Hunden. Ironischerweise fanden sich die Satiriker sogar gemeinsam auf einem Panel wieder, wo sie ihre Beiträge unter der Überschrift „Grenztiere“ unter das akademische Publikum brachten.
Anett Laue, von der gleichfalls der Call for Papers stammte, schrieb im Tagungsbericht, in dem sie neben ihrem eigenen Beitrag36 gerade auch die beiden Wissenschaftsparodien herausstellte, Peters habe versucht, „die besondere Bedeutung der Kaninchen für die DDR-Gesellschaft herauszuarbeiten“. Die Grenzkaninchen seien zur „Projektionsfläche zahlreicher künstlerischer Auseinandersetzungen“ geworden, was ihre „Relevanz [...] für die DDR-Gesellschaft“ belege. „Schulte“ wiederum habe „weitreichende Kontinuitäten“ totalitärer Staatsgewalt „aufgedeckt“ und eindrucksvoll die These belegen können, „dass trotz des eingeschränkten Handlungsspielraums der ‚Kettenhunde‘, jene durchaus „eigensinniges Verhalten“ an den Tag“ gelegt hätten, das dem Grenzregime zuwidergelaufen sei. Auf dem Podium sei „eine Debatte über die DDR-Gedenkkultur“ geführt worden. Im Tagungsbericht heißt es dazu: „So gibt es in Berlin etwa einen Erinnerungsort für die Grenzkaninchen. Die zahlreichen Grenzhunde haben hingegen (noch) keinen Eingang in eine umfassende Erinnerungskultur der innerdeutschen Grenze gefunden.“ Daran habe sich „eine eingehende Diskussion über Schäferhunde als ‚Mittäter‘“ angeschlossen, über deren Erträge sich der Tagungsbericht aber ausschweigt.
In der Abschlussdiskussion wurden die Schulteschen „Napfsoldaten“ noch einmal zum Thema: Das „Beispiel des Deutschen Schäferhundes“ habe exemplarisch belegt, dass die DDR-Historiographie „durch einen diachronen Forschungsansatz profitieren“ könne. Die „Perspektiverweiterung“ durch die HAS biete
„eine Möglichkeit [...], die DDR-Forschung aus der wissenschaftlichen Sackgasse zu führen. Die Betrachtung von gesellschaftlichen Mensch-Tier-Beziehungen könnte Forschungslücken füllen, neue Erkenntnisgewinne erzielen und vermeintliche Fakten und Interpretationen der historischen Wirklichkeit der DDR neu bewerten“. 37
Enrico Heitzer, Mitherausgeber dieses Bandes, kamen die vorgeblichen Befunde „Schultes“ hingegen merkwürdig vor, seit er von ihnen erfahren hatte. Darüber hinaus irritierte ihn, dass die vermeintliche Doktorandin an keiner deutschen Universität bekannt war. Über die Workshop-Veranstalter*innen nahm er schließlich Kontakt mit der web.de-Adresse der ominösen Nachwuchswissenschaftlerin auf, wurde aber auf die vorgesehene Publikation in der Zeitschrift „Totalitarismus und Demokratie“ vertröstet. Seine Reaktion auf den Text, den er für den ernst gemeinten Beitrag einer unerfahrenen Forscherin hielt, die sich in den Totalitarismus- und Unrechtsstaatsdebatten zur DDR verirrt hatte, teilte er verschiedenen Kollegen in einer Mail mit: Darin beschreibt er, dass er sich „beim ersten Lesen an einigen besonders absurden Stellen vor Lachen gebogen“ und den Text stellenweise als „Persiflage auf einen geschichtswissenschaftlichen Aufsatz“ empfunden hatte. Besonders die für die Argumentation zentrale Kontinuitätsbehauptung zwischen dem Einsatz von identischen bzw. direkt voneinander abstammenden Wachhunden in NS-Konzentrationslagern, in sowjetischen Speziallagern und bei den DDR-Grenztruppen konnte er nicht nachvollziehen, hätte sie doch selbst mit den von „Schulte“ gefälschten Quellenangaben in der entsprechenden Fußnote auf einer empirisch ziemlich dünnen Grund gestanden. Ohne die angeführten Quellen grundsätzlich in Frage zu stellen, kam Heitzer zu dem Schluss: „Schaut man sich dann aber mit einem zweiten Blick die zentralen Passagen genauer an, kommt man schnell dahinter, dass die Autorin letztlich ziemlich unredlich agiert, um ihre zentrale These zu untermauern“. Die weitreichenden Schlussfolgerungen des Aufsatzes über den Hundeeinsatz an der deutsch-deutschen Grenze bewertete er als von bisherigen Untersuchungen völlig unbeeindruckte Spekulationen.38 Als nächsten Schritt bot „Schulte“ ihre „Forschungen“ der Zeitschrift Totalitarismus und Demokratie zur Veröffentlichung an. Folgt man den Angaben der anonymen Satiregruppe „Christiane Schulte & Freund_innen“, nahm die von dem stellvertretenden Institutsdirektor Uwe Backes geleitete Redaktion der Hauszeitschrift des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung (HAIT) in Dresden den Beitragsvorschlag aber innerhalb „weniger Tage“ mit einer überschaubaren Anzahl von Änderungswünschen zur Publikation an.39
Er sei ein „Riesenrhinozeros“, das jetzt an der Leine durch die Manege geführt werde, soll Backes gesagt haben, als er von einem Journalisten auf den liebevoll gefälschten Aufsatz angesprochen wurde, der über seinen Schreibtisch – den Text haben Kollegen und auch der Institutsdirektor ebenfalls gekannt40 – schließlich den Weg in die Hauszeitschrift gefunden hatte.41
Dem war vorausgegangen, dass im Februar 2016 „Christiane Schulte“ in einem digitalen Bekennerschreiben den gesamten Vorgang offen legte.42 Unmittelbar darauf folgte Peters.43 Trotzdem zwei von acht Vorträgen auf einer Tagung satirische Fälschungen waren, versuchte in der Folge die HAS-Community stillschweigend zur Tagesordnung überzugehen. Der Chimaira Arbeitskreis für Human-Animal Studies (Chimaira AK), der das unmittelbare Opfer des Hoaxes geworden war, reagierte mit der trotzigen Behauptung, der Beitrag sei keinesfalls als eleganter Unsinn erkennbar gewesen, schließlich sei „[w]eiterhin […] bisher weder bewiesen noch widerlegt, dass Wachhunde aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) nicht von KZ-Hunden abstammten“.44 Die Redaktion von „Totalitarimus und Demokratie“ verschickte eine Stellungnahme, in der sie sich für die Veröffentlichung entschuldigte. Der Redaktion habe „sich die Verfasserin u.a. mit einem ausführlichen Tagungsbericht der renommierten Internetplattform ‚H-Soz-Kult‘ empfohlen. […] [T]rotz eines intensiven Lektorats [sei] die Täuschungsabsicht nicht erkannt und die nötige wissenschaftliche Sorgfaltspflicht vernachlässigt“ worden. Das „liberale Grundverständnis der Zeitschrift [sei] missbraucht und für eine angebliche Wissenschaftskritik instrumentalisiert“ worden.45 Allerdings gingen der Verlag und das Institut ansonsten weniger souverän mit dem Hoax um. Der Beitrag wurde kommentarlos aus der eLibrary des Vandenhoeck & Ruprecht-Verlages gelöscht, das im Internet verfügbare Inhaltsverzeichnis sowohl auf der Seite des Verlages als auch auf der des HAIT stillschweigend um den Schäferhund-Text bereinigt. Im Jahresbericht des Instituts wird die Angelegenheit ebenfalls nicht benannt46, geschweige denn, dass eine erkennbare Auseinandersetzung mit dem Hoax stattfindet.
Der „deutsch-deutsche Schäferhund“ geisterte also seit dem Frühjahr 2016 durch Online-Medien und die deutsche Presse. Während die Wissenschaftsparodie von Alan Sokal vor 20 Jahren wie auch der jüngste Science-Hoax von Peter Boghossian zum „konzeptionellen Penis als sozialem Konstrukt“47 ausführliche Debatten nach sich zogen, hat der Hunde-Hoax, innerhalb der Geschichts- und Geisteswissenschaften bislang zu wenig Resonanz gefunden. Das ist erstaunlich, fordert die frei erfundene Studie Historiker*innen und andere Geisteswissenschaftler*innen doch gleich in mehrfacher Hinsicht heraus. Nach zahlreichen Gesprächen der Herausgeber mit Beteiligten und Interessierten gelangten wir zu der Ansicht, dass zu diesem Hoax noch lange nicht alles gesagt ist, dass er vielleicht nur einen Aspekt innerhalb eines übergreifenden Problemhorizontes abbildet und dass ihm eine virulente Bedeutung im Hinblick auf die gegenwärtige akademische Praxis zukommt: Auf dem Prüfstand stehen nicht nur wissenschaftlichen Qualitätsstandards und kritische Urteilskraft, sondern auch das Verhältnis der Geschichtswissenschaft zu ideologisierten Deutungen der Vergangenheit sowie die innerfachliche Debattenkultur. Die Herausgeber haben sich anlässlich des Hoaxes durch unzählige Seiten des jungen Forschungsfeldes gelesen. Sie haben viel gelernt, interessante Forschungsfragen und neue Perspektiven wahrgenommen, aber auch etliche mindestens halbgare Dinge gelesen und solche, die tatsächlich wie eine Wissenschaftsparodie wirken. Zudem beschlossen die Herausgeber, einen Workshop zu organisieren, der am 28. Oktober 2016 an der TU Berlin stattfand.48 Dazu mochte oder konnte keine/r der etwa zwei Dutzend angefragten HAS-Vertreter*innen erscheinen. Wenige versicherten glaubhaft, dass es tatsächlich terminlich nicht klappte, doch die meisten beantworteten nicht einmal unsere Anfrage.49 Dies verwundert insofern, als immer wieder herausgestellt wird, welch innovativen und für eine zeitgenössische Gesellschaft unverzichtbaren Leitideen die HAS repräsentierten. Wäre dem so, und sie hätten diese immense Innovations- und Anziehungskraft, stellt sich die Frage, warum niemand kam, um für seine wissenschaftlichen Positionen einzustehen und zu werben. Umso erfreulicher ist, dass Markus Kurth vom gehoaxten Chimaira AK sich bereit zeigte, einen Beitrag für dieses Buch beizusteuern. Zudem erhielten wir die freundliche Erlaubnis, nicht nur Interviews von „Christiane Schulte“ und dem Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk, sondern auch von Aiyana Rosen, Helen Keller und dem genannten Markus Kurth vom Chimaira AK mit sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung abzudrucken.
Wenn diese Publikation manchen Lesern also insgesamt etwas „einseitig“ vorkommen mag, so liegt das nicht in der Absicht der Herausgeber, sondern vor allem an dieser Konstellation. Natürlich hatten wir Organisatoren auch Forscher*innen aus zahlreichen anderen Disziplinen angesprochen und eingeladen: aus den Geschichtswissenschaften, Politologie, Literaturwissenschaft, Biologie, Ethnologie, Soziologie und Wissenschaftssoziologie, Metropolitan Studies und Philosophie. Denn schließlich wollten wir kein Tribunal inszenieren oder gar Häme zeigen, sondern den Raum für eine offene und kontroverse Debatte öffnen. Es trafen dann 40 Menschen jeglichen Geschlechts zusammen und diskutierten angeregt auf drei Panels – meist im Fishbowl-Format – auf einem interessanten Workshop, der von einer anregenden Podiumsdiskussion abgeschlossen wurde.
Fokus und Aufhänger des Hoaxes sind die erwähnten HAS. Auch wenn jüngst der Versuch des Kulturwissenschaftlers Thomas Macho, den Bereich Animal Studies an der Berliner Humboldt-Universität zu etablieren, zurückgewiesen wurde50, gibt es inzwischen zwei thematisch zugeschnittene Professuren in Deutschland und ein erstes Textbook für Lehrende und Studierende im UTB-Verlag.51 Die HAS, die zu einem Feld gehören, das sich mitunter selbst als „more-than-human social sciences“ bezeichnet52, scheinen sich – so der Eindruck der Herausgeber – zu etwas wie dem Katzencontent der jüngeren, postmodern und kulturalistisch erweiterten Geistes-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften zu entwickeln.53 Wer im World Wide Web unterwegs ist, kommt um „Cat Content“ kaum herum. Die LOLcats etwa gehören zu den verbreitetesten Internet-Memen– „millionenfach kopierte Fotos von Katzen, denen durch eingefügte Schrift menschliche Sätze mit einer eigenartigen Grammatik in den Mund gelegt werden.“54 Ähnliches – Menschen legen Tieren eine Botschaft in Maul, Schnauze oder Schnabel – scheint häufig auch für die HAS zu gelten. Auch eine eigene Sprache entwickelt sich im Mikrokosmos dieses akademischen Feldes, die aus „tierisch“ „tierlich“ werden, durchweg von „nichtmenschlichen Tieren“ hören lässt, mit Jacques Derrida von „an-humain“ oder „l‘animot“ spricht, letzteres ein Neologismus, gebildet aus l’animal (Tier) und le mot (Wort), oder von Prädomestizität, Domestizität und Postdomestizität (Richard Bulliet) oder „Naturecultures“ (Donna Haraway).
„Das Internet ist eine Katze“, behauptet zwar der Schriftsteller Peter Glaser55, doch, so der subjektive Eindruck der Herausgeber sind Katzen in den HAS bislang ausgesprochen wenig vertreten56, Hunde hingegen das mit Abstand beliebteste Objekt der Aufmerksamkeit im Feld der jungen Disziplin57, wahrscheinlich dicht gefolgt von Pferden58. Die Herausgeber hatten den Workshop noch „Auf den Schäferhund gekommen“ genannt, sahen aber davon ab, das Buch mit demselben Titel zu versehen, stellte sich doch heraus, dass das Wortspiel nach der inflationären Verwendung in den HAS bereits ziemlich verschlissen ist.59 Wortspiele sind beliebt: So ist schon in Anlehnung an die Human Condition von einer „Canine Condition“ die Rede.60 Es gibt Plädoyers für eine „Hunde-Epistemologie“61 – etwas, das die Organisatoren bei der Planung der Tagung ebenfalls noch nicht wussten, als sie zum Scherz die „Schäferhund-Hermeneutik“ in einem Paneltitel unterbrachten. Entsprechend bestürzend war es, später zu lesen, dass die “canine epistemology” im Werk Virginia Woolfes “the dominant empirical epistemology of the period” unterbreche, “allowing readers to experience animal alterity as a non-empirical mode of knowing”.62
Rezensenten sprechen von einem Boom.63 Es sei „eine explosionsartige Ausbreitung von Aufsätzen, Zeitschriften und Konferenzen“ zu konstatieren, heißt es in „Der Zeit“.64 Schon ist die Rede vom „animal turn“65, der das „Proletariat durch Tiere“66 ersetze oder zumindest die marxistisch gedachte Arbeiterklasse um Tiere zu erweitern gedenke.67 Auch ein konservativer Philosoph wie Peter Sloterdijk spricht von einer „unvermeidlichen Ausbeutungsverschiebung des Fossilenergiezeitalters“, die „ein neues Proletariat geschaffen [habe], mit dessen Leiden die entlasteten Zustände im [menschlichen, d. Verf.] Wohlstandspalast ermöglicht“ würden. Er schließt an: „Das Hauptgewicht der aktuellen exploitation ist auf die Nutztiere übergegangen, für welche dank der Industrialisierung der Landwirtschaft die Ära ihrer massenhaften Erzeugung und Verwertung angebrochen ist.“68 Selbst Fragen, ob Tiere aus emanzipations-historischer Sicht die „neuen Frauen“69 oder gar „die besseren Menschen“70 seien, werden bereits gestellt. Der US-amerikanische Gender- und Queer-Theoretiker Jack Halberstam plädierte unlängst dafür, das Wort „queer“ durch das Wort „wild“ zu substituieren, weil ersteres allzu domestiziert sei, und stattdessen von „wild theory“ zu sprechen.71
Der Schäferhund-Hoax steht in einer langen und wichtigen Tradition von Wissenschaftshoaxes, die an dieser Stelle nicht eingehender gewürdigt werden können. Es sei an den Hänsel-und-Gretel-Hoax von Hans Traxler oder an den Randi-Hoax erinnert.72 Weitere ähnlich angelegte negative Science Hoaxes waren: der „Mechanical Turk“, Schachtürke oder kurz Türke. Er ist die umgangssprachliche Bezeichnung für einen vorgeblichen Schachroboter, der 1769 von dem österreichisch-ungarischen Hofbeamten und Mechaniker Wolfgang von Kempelen konstruiert und gebaut wurde. „Beavers on the Moon“ war der große Astronomie-Hoax des Jahres 1835.73 Shinichi Fujimura, ein japanischer Amateurarchäologe, nahm für sich in Anspruch, eine Vielzahl von Artefakten aus dem jungen und mittleren Paläolithikum entdeckt zu haben. Die Funde erwiesen sich im Jahr 2000 als Fälschungen. „The Piltdown Man“: unter diesem Namen wurden die angeblichen Überreste eines Frühmenschen bekannt, die vor 1912 in einer Kiesgrube bei dem Dorf Piltdown in der Nähe von Uckfield in Südostengland gefunden und 1953 als wissenschaftliche Fälschung entlarvt wurden. Der wichtigste Hoax, an den sich der Schäferhund-Hoax anlehnen kann, wurde von Alan Sokal inszeniert. 1996 sorgte der New Yorker Physiker für ein Beben in der akademischen Welt. In der renommierten Zeitschrift „Social Text“ kündigte er nicht weniger als eine „kulturalistische Wende in der Physik“ an. Sein Essay trug den Titel „Trangressing the Boundaries: Towards a Transformative Hermeneutics of Quantum Gravity“.74 Er nahm darin gekonnt aktuelle Trends, Thesen und Duktus der kulturalistisch gewendeten Geistes- und Sozialwissenschaften auf und schien damit eine Brücke zwischen den beiden „Wissenschaftskulturen“ geschlagen zu haben. Er schrieb etwa:
„Es ist zunehmend offenbar geworden, dass die physikalische ‚Realität‘ nicht weniger als die soziale im Grunde ein soziales und linguistische Konstrukt ist; dass das naturwissenschaftliche ‚Wissen‘ – weit davon entfernt, objektiv zu sein – die herrschenden Ideologien und die Machtverhältnisse jener Kultur widerspiegelt, die dieses Wissen hervorgebracht hat.“ 75
Diese Hoffnung aber brach schnell in sich zusammen, denn Sokal enthüllte seinen Aufsatz als Parodie auf den „eleganten Unsinn“, der im Begriff sei, die Geistes- und Sozialwissenschaften zu erobern.76 Daraufhin erhob sich ein Sturm der Entrüstung, der es bis auf die Titelseiten der New York Times brachte. Die Entrüstung traf zum einen die Zeitschriftenherausgeber, die „offenbar den Text nicht begriffen hatten, den sie abdruckten“ und zum anderen galt die Entrüstung gleichermaßen der Bereitschaft eines größeren Teils der neueren Kultur- und Geisteswissenschaften, „im Dienste linker emanzipatorischer Anliegen wissenschaftliche Standards beiseite zu setzen“.77 Das ist auch ein Grund dafür, warum der Sokal-Hoax vor 20 Jahren breit in den Medien und Feuilletons rezipiert wurde, allerdings schon weniger in der englischsprachigen akademischen Welt, und in der deutschsprachigen noch weniger.
Der Sokal-Hoax hielt den Siegeszug des „cultural turn“ nicht auf, ja vermochte ihn vermutlich nicht einmal zu bremsen. Der Kulturalismus gewann in den 1990er Jahren die „Lufthoheit über den Lehrstühlen der akademischen Welt und drang weit in das öffentliche Denken vor.“78 Mit seinen Abkömmlingen, dem „linguistic turn“ und dem „anthropological turn“, eroberte er die Sprach-, Literatur- und Geschichtswissenschaften. Diese Entwicklung setzte sich in jüngerer Zeit im „animal turn“ fort und forderte den Schäferhund-Hoax heraus.79 Insofern waren wir froh, dass Peter Boghossian ein Vorwort beigesteuert hat, in dem er seine Sicht auf Science-Hoaxes und wie mit ihnen umzugehen sei, entwirft. Boghossians „Conceptual-Penis“-Hoax sorgte international für Aufmerksamkeit was auch in seinem Fall darauf hindeutet, dass ein Nerv getroffen wurde, einige Leute davon wirklich geärgert waren und somit der nicht unumstrittene „Skeptiker“ Boghossian also auch einiges richtig gemacht haben dürfte.80 Der hier behandelte Hoax hat diese Aufmerksamkeit nicht erfahren. Die prominente HAS-Vertreterin Margo DeMello hat in ihrem Vorwort zum HAS-Einführungsband den Hoax zwar als einleitenden Aufhänger genommen, ihn kurz beschrieben und dann rhetorisch gefragt, ob die HAS wirklich vielleicht nichts weiter als eine akademische Modeerscheinung seien, die beim Auftauchen der nächsten modischen Disziplin verschwinden würde. Als Antwort auf die selbstgestellte Frage konnte sie nur anbringen: „I would say no to that.“81
Boghossian ist zuzustimmen, dass Science-Hoaxes ethisch wichtig und wertvoll sind. Sie sind ein Teil der wissenschaftlichen Kommunikation. Nicht nur in der Politik und der Wirtschaft, in einer Welt der Fake News und Unübersichtlichkeit haben Leaker und Whistleblower an Bedeutung gewonnen, sondern auch in der Wissenschaft scheint es einen Bedarf nach ähnlichen Figuren, die als Korrektiv wirken können, zu geben. Wissenschaftliche Forschung wird zum großen Teil noch immer über öffentliche Mittel finanziert, womit eben auch die interessierte Öffentlichkeit ein Recht hat, umfassend informiert zu werden, was im akademischen Sektor vor sich geht. Aufgrund der Spezialisierung der Fächer wissen dies mitunter auch die in der Wissenschaft tätigen Menschen nur in begrenztem Umfang. Elizabeth S. Goodstein hat jüngst in ihrer famosen Arbeit über Georg Simmel noch einmal auf dessen Bemühungen hingewiesen, jenseits aller Disziplinarität auch übergeordnete Fragen nicht aus dem Blick zu verlieren.82
Natürlich gibt es auch eine negative Seite von Science-Hoaxes, etwa wenn es um Tricksereien, Irreführungen oder bewusste Betrügereien geht. Diese können aus den verschiedensten Gründen gemacht worden sein. Oftmals dürfte dahinter der Druck gestanden haben, endlich die „richtigen“, zum Projekt passenden Forschungsdaten parat zu haben oder um persönliche Eitelkeiten, also darum, Aufmerksamkeit, Reputation und Gelder zu gewinnen.83 Der Sozialpsychologe Oliver Lauenstein wird sich in seinem Beitrag diesem Thema intensiver widmen und eigene Akzente setzen.
Kritisch hingegen sehen wir Boghossians Einstellung zu den Gender Studies. Diese bieten sowohl reichlich Anlass zu Kritik84 als auch wissenschaftlich und gesellschaftlich außerordentlich relevante Ansätze. Sie wirken schon seit längerer Zeit über die eigentlichen Kulturwissenschaften hinaus. Ende 2003 beschlossen etwa die medizinische Fakultät der Freien Universität und der Humboldt-Universität, die Charité-Universitätsmedizin Berlin, die Gründung des ersten Zentrums für Geschlechterforschung in der Medizin in Deutschland. Dessen Aufgabe ist
„die Förderung der Geschlechterforschung in der universitären Medizin und die Integration der Forschungsergebnisse in die medizinische Ausbildung. Geschlechterforschung in der Medizin ist ein neuer, innovativer Wissenschaftsbereich, in dem biologische Grundlagen von Gesundheit und Krankheit, die Auswirkung von Geschlechterunterschieden auf Krankheitsentstehung und -verlauf und ihre Rolle in der Krankenversorgung untersucht werden. Daneben sind medizin-soziologische Aspekte wie unterschiedliche Wahrnehmung von Gesundheit und Krankheit von und bei Frauen und Männern, unterschiedliche Bedeutung präventiver und kurativer Ansätze bei Frauen und Männern und geschlechtsspezifische Aspekte in neuen medizinischen Themengebieten wie Reproduktionsmedizin und regenerativer Medizin (Organersatz) von Bedeutung“. 85
Kurzum: so sehr man auch Sektoren der Gender Studies konstruktiv kritisieren mag, so kann man nicht über die positiven Ergebnisse des gesamten Feldes hinwegsehen. Schließlich bedeutet etwas kritisieren nicht, es auch (in toto) zu verwerfen.86 Boghossians Hoax hat also „die“ Gender Studies nicht (Martial-Arts-mäßig) zerstört oder ad absurdum geführt. Offenbar hat auch er wohl dabei einen Strohmann geschaffen und in „die“ Gender Studies das herein gelesen und kritisiert, was er darunter versteht. Wir haben hier also die interessante Situation vor uns, dass sowohl Skeptiker als auch Vertreter postmoderner Theorien jeweils den eigenen Strohmann (zumindest teilweise) bekämpfen. Eine Ursache könnte darin liegen, dass Naturwissenschaftler als für die Geistes- und Kulturwissenschaften Außenstehende in erster Linie nur eine Dominanz postmoderner Ansätze registrieren (das andere eben nicht oder weniger) und sich durch deren Verständnis von Wissenschaft, Realität und Erkenntnis herausgefordert fühlen.
Mit der Publikation verfolgen wir das Ziel, die Debatte, die der Schäferhund-Hoax angestoßen hat, weiter zu verfolgen. Insofern richtet sich dieses Buch an keine klar definierte Zielgruppe, sondern an alle, die sich für die aktuellen akademischen Diskurse in Deutschland interessieren. Es geht keineswegs darum einer (noch) relativ kleinen und unbedeutenden Strömung in der akademischen Welt mehr Aufmerksamkeit entgegenzubringen, als ihr möglicherweise zustehen mag, sondern grundlegendere Probleme anzusprechen. Bei Gesprächen mit Kollegen oder in Diskussionen auf Workshops und Tagungen begegnete uns immer wieder ein Argument von Menschen, die ansonsten den HAS entweder ablehnend oder neutral gegenüberstanden, nämlich dass diese „frischen Wind“ in alte und eingefahrene Forschungsgebiete brächten. Allein, bislang konnten wir, die Herausgeber, noch keine stichhaltigen Argumente für diese These – zumindest in unserem Fachgebiet – erkennen.87 Vielleicht wird es sich noch erweisen. Die Zukunft ist offen, um es mit Karl Popper zu sagen. Sicher hingegen sind wir uns bei der Einschätzung, dass es nicht der letzte Science-Hoax dieser Art gewesen sein wird. Der Stil des Buches ist daher auch bewusst etwas „lockerer“ gehalten; der Inhalt allerdings ist es keineswegs: kenntnisreich und auf hohem Niveau nehmen die Autor*innen für oder gegen die HAS Stellung, beschreiben die aktuellen Schwierigkeiten prekärer akademischer Arbeitsverhältnisse, skizzieren Aspekte der Totalitarismusdebatte, zeichnen sowohl die Geschichte als auch die Bedeutung von Science-Hoaxes nach und beschäftigen sich mit den Möglichkeiten und Grenzen des Erkenntnisgewinns in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften. – Übrigens haben wir den Autor*innen überlassen, wie sie in ihren Beiträgen gendern.
Bedanken möchten wir uns beim Vergangenheitsverlag, der an uns mit der Möglichkeit zur Veröffentlichung herantrat. Mit dem Verleger Alexander Schug haben wir dann eine Crowdfunding-Aktion gestartet, um die benötigten Gelder zusammen zu bekommen. Dank der Unterstützung von 41 Menschen ist dies auch tatsächlich gelungen. Vielen Dank an alle! Durch das Crowdfunding war es möglich, schnell und unabhängig von äußerer Einflussnahme durch übliche Formen der Finanzierung, die Publikation zu realisieren.
Auch den Titel, nach dem wir lange gesucht haben, müssen wir kurz erläutern: Es ist vermutlich klar geworden, dass sich „Chimära mensura?“ auf den homo-mensura-Satz (in der lateinischen Übersetzung) des Sophisten Protagoras bezieht. Nach ihm also sei der Mensch das Maß aller Dinge. Eine Chimäre ist in der griechischen Mythologie ein Mischwesen zwischen Mensch und Tier, aber aber auch ein Fantasiegebilde. In den untiefen Gefilden tierlicher Hermeneutik fanden wir diesen semantisch mehrschichtigen Ausdruck also durchaus (zu)treffend. Überdies hatte der bekannte Evolutionsbiologe Richard Dawkins schon vor Jahren die Schaffung einer „Chimäre“ vorgeschlagen, also der Kreuzung von Mensch und Tier in Form eines Mischwesens aus Mensch und Schimpanse, um dadurch eine „heilsame Erschütterung“ auszulösen für die auf Menschen fixierte Ethik.88 Natürlich ist auch eine Anspielung auf den Chimaira AK enthalten, der im „Kontext der Gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisse“ mit seiner „Namensgebung auf die machtvollen Prozesse hinweisen“ möchte, „im Zuge derer die Grenzen zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren gezogen und naturalisiert werden“.89
Die Publikation ist zweigeteilt. Der erste Teil ist als eine Art Debatten-Reader zu verstehen. Hier haben wir die wesentlichen Texte des Hoaxes und der anschließenden Debatte aufgenommen. Dazu gehört auch der mittlerweile nicht mehr verfügbare Artikel von „Schulte“ aus der Zeitschrift „Totalitarismus und Demokratie“. Die Herausgeber bedanken sich beim Verlag Vandenhoeck & Ruprecht und beim Redaktionsleiter Prof. Dr. Uwe Backes, dass sie fairer- und freundlicherweise die Erlaubnis erteilten, den Aufsatz in unseren Band aufnehmen zu dürfen. Wir haben uns allerdings dafür entschieden, die Tagungsfassung abzudrucken, die bislang nicht öffentlich verfügbar war. Die wesentlichen Änderungen zwischen dieser und der publizierten Fassung sind in einer editorischen Notiz beschrieben. Es folgen die Interviews, in denen sich „Schulte“ sowie Betroffene des Hoaxes in der Zeitschrift sub\urban geäußert haben. Wir bedanken uns auch in diesem Fall bei der Redaktion und den Interviewten für die freundliche Abdruckgenehmigung.
Der zweite Teil des Bandes ist so untergliedert, dass er die Struktur des Workshops und damit die einzelnen Problemebenen, die wir durch den Schäferhund-Hoax berührt sehen, teilweise reflektiert, ihn teilweise aber auch verlässt. Zu Beginn steht ein kurzes Geleitwort von Peter Boghossian, der kürzlich als Koautor des Nonsens-Aufsatzes über den „konzeptionellen Penis“ als Ursache des Klimawandels in Erscheinung getreten ist, der im Mai 2017 in der Zeitschrift „Cogent Social Sciences“ veröffentlicht und bald als Hoax mit einer ähnlichen Stoßrichtung enttarnt wurde, eröffnen. Boghossian zufolge sind Wissenschaftshoaxes wichtig und ethisch geboten. Es folgen Beiträge, die aus Statements auf dem Workshop hervorgehen, aber auch eigens geschriebene Artikel, die aus unterschiedlichen Perspektiven eine Analyse des klug platzierten Hunde-Hoaxes bieten.
Einleitend wird sich Sven Schultze kritisch mit den HAS auseinandersetzen. Aus seiner Sicht sind antirealistische Forschungskonzepte innerhalb der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften derzeit tonangebend. Der Schäferhund-Hoax verweise deshalb innerhalb des Spannungsfeldes zwischen postmodernem „ge-turne“, Konstruktion und Dekonstruktion, kulturalistischer Wende und Performanz auf die unverändert akuten Schwierigkeiten geisteswissenschaftlicher Epistemologie. Die primären Fragen dabei sind, welches Wissenschaftsverständnis den deutschsprachigen HAS eigen ist und welcher wissenschaftliche Stellenwert ihnen zukommen könnte. Der Reptilienforscher Heiko Werning setzt die kritische Betrachtung der Prämissen der HAS aus der Perspektive eines Biologen und Verhaltensforschers fort. Der Soziologe und Politologe Markus Kurth vom Chimaira AK folgt mit einer Verteidigung der HAS gegen die Angriffe von „Christiane Schulte“, die er vor allem als Ausdruck eines Streits um politische Deutungshoheit versteht.
Für den Hoax-Beteiligten Florian Peters stellt sich der „Schäferhund-Hoax“ als Symptom akademischen Trendsurfings dar. Der fingierte Artikel habe durchaus übliche Strategien zur Generierung innerwissenschaftlicher Distinktions- und Aufmerksamkeitsgewinne aufgegriffen und diese lediglich auf die Spitze getrieben. Der Hoax sei nicht als Einzelfall zu belächeln, sondern als Symptom eines Wissenschaftsbetriebs zu reflektieren, der mehr denn je auf organisierter Konkurrenz statt auf öffentlicher Kritik als Modus der Wissensproduktion basiere. Anders akzentuiert der Soziologe Thomas Hoebel, der sich dem Hoax aus der Perspektive des Simon & Garfinkel-Prinzips zuwendet, einer von Randall Collins geprägten Denkfigur, mit der versucht wird, das Phänomen zu beschreiben, dass in der alltäglichen – und seiner Ansicht nach auch zu häufig auch in der Wissenschaftskommunikation – selbst die absurdesten Dinge akzeptiert und „normalisiert“ werden.
Enrico Heitzer geht in seinem Beitrag der Frage nach, welche Faktoren es ermöglichten, einem fachkundigen Publikum im Gewande einer Untersuchung über Schäferhunde kaltschnäuzig eine derart holzschnittartige Geschichtsinterpretation unterzuschieben, deren zentrale Interpretamente brachial-vereindeutigende totalitarismustheorische Muster bedienen.
Die Politikwissenschaftlerin und Geschlechterforscherin Antonia Schmid und der Soziologe und Kulturwissenschaftler Peter Ullrich gehen auf ein weiteres Problem ein, auf das der Hoax aufmerksam gemacht hat. Das ironisch Vorexerzierte stellt ihrer Ansicht nach Zwänge bloß, denen selbstunternehmerisch sich stets optimierende Wissensarbeiter*innen im akademischen Kapitalismus unterliegen, insbesondere den Druck zu herausgehobener Sichtbarkeit – „Publish or perish“ – und Innovationen. Das habe den ungewollten Nebeneffekt einer schieren Inflation wissenschaftlicher Texte, die mehrheitlich weder gelesen noch zitiert werden. Zudem hätten die Reputationskriterien, die sich dominant am Publizieren festmachen, eine Vergeschlechtlichung der akademischen Arbeitsteilung zur Folge. Weiblich codierte „Reproduktionstätigkeiten“ (Lehre, oft unbezahlte Lehraufträge) würden unsichtbar gemacht und entwertet; männlich Codiertes hingegen bringe Aufstiegschancen. Der Sozialpsychologe Oliver Lauenstein setzt sich mit dem Verhältnis von Humor und Kritik im Hoax auseinander, leitet dann zum Hoax als Kritik von außen über und beschließt seinen Beitrag, nach einem Exkurs zu den in „der positivistisch-empirischen Wissenschaft im Argen liegenden Punkten“, mit Humor als Selbstkritik in Form des „Scherzartikels“. Er bezieht eine andere Position als die Herausgeber, die hoffen, damit nicht selbst Ziel eines „Scherzartikels“ geworden zu sein. Abschließend stellt der Historiker Heiner Stahl retrospektiv Wahrnehmung und Einschätzung seiner Studierenden in Bezug auf den Schäferhund-Text dar, den er als Lektüre in einem BA-Seminar zu Theorien und Ansätzen der Geschichtswissenschaften platzierte, ohne den Hoax vorher offenzulegen. Er verbindet die Selbstzeugnisse der Studierenden mit einer Kritik an Entwicklungen des Bildungssystems.
Die Herausgeber im Dezember 2017
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1 Irmer, Juliette, Natur-Entfremdung. Kinder kommen immer weniger in die Natur, in: Spektrum der Wissenschaft (05.10.2017), http://www.spektrum.de/news/natur-entfremdung-kinder-kommen-immer-weniger-in-die-natur/1507953 (zugegriffen am 08.10.2017).
2 Die Rückkehr der ‚fühlenden Natur‘ - ‚Man merkt doch, dass der Hund sich freut‘. Susanne Billig im Gespräch mit Joachim Scholl, 18.04.2017, http://www.deutschlandfunkkultur.de/die-rueckkehr-der-fuehlenden-natur-man-merkt-doch-dass-der.1270.de.html?dram:article_id=384013 (zugegriffen am 04.07.2017).
3 Ramsel, Yannick: ‚Tiere führen keine Geschlechterdebatten‘. Interview mit Sookee, in: die tageszeitung, 18.03.2017, S. 16.
4 Biesenbach, Klaus (Hg.): Björk. Archives, München 2015.
5 Blasdel, Alex: „A Reckoning for our Species“. The philosopher prophet of the Anthropocene, in: The Guardian, 15.06.2017, http://www.theguardian.com/world/2017/jun/15/timothy-morton-anthropocene-philosopher (zugegriffen am 09.12.2017).
6 Morton, Timothy, Ökologie ohne Natur. Eine neue Sicht der Umwelt, Berlin 2016, S. 7.
7 Blasdel, Reckoning.
8 Morton, Ökologie, S. 276.
9 Hildebrand, Kathleen, Fremde Felle, in: Süddeutsche Zeitung, 07.05.2016, S. 57.
10 Frank, Arno, Erfolgsgenre Naturliteratur. Mein Freund, der Baum, in: die tageszeitung, 10.10.2017, http://www.taz.de/!165261/ (zugegriffen am 18.10.2017).
11 Wohlleben, Peter, Das geheime Leben der Bäume. Was sie fühlen, wie sie kommunizieren - die Entdeckung einer verborgenen Welt, 23. Aufl., München 2015.
12 Wohlleben, Peter, Das Seelenleben der Tiere. Liebe, Trauer, Mitgefühl - erstaunliche Einblicke in eine verborgene Welt, 9. Aufl., München 2016.
13 Glunz, Annika: Auf gute Nachbarschaft unter Tage, in: die tageszeitung, 28.09.2017, S. 24.
14 Programm Forum Freies Theater Düsseldorf, 21.07.2017.
15 Ein seltsam deplatziert wirkendes Beispiel findet sich im „Newseum“ in Washington, D.C., das sich eigentlich mit Journalismus beschäftigt. Die Ausstellung „First Dogs: American Presidents and Their Pets“ allerdings thematisiert ausführlich allerlei Trivialitäten zu den Hunden der US-Präsidenten.
16 Flyer zur Ausstellung „Tierisch beste Freunde“, Deutsches Hygienemuseum Dresden, 28.10.2017 bis 01.07.2018, siehe auch Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik (Hg.), HUMANIMAL „Mythos und Realität“: Dokumentation zur Ausstellung, 7. September 2013 – 12. Januar 2014 im Tieranatomischen Theater der Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin 2014.
17 Foster, Charles, Being a Beast, London 2016; auf Deutsch: Der Geschmack von Laub und Erde. Wie ich versuchte, als Tier zu leben, München u.a. 2017
18 https://www.kirchenkreis-ostholstein.de/aktuelles/nachrichten/detail/nachricht/menschen-und-tiere-feiern-gemeinsam-gottesdienst.html (zugegriffen am 30.09.2016)
19 http://www.theologische-zoologie.de
20 http://www.turia.at/titel/liedl.php (zugegriffen am 24.08.2017)
21 Vergleiche das überaus polemische, aber seine Thesen mit etlichen Zitaten untermauernde Ditfurth, Jutta, Entspannt in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus, Hamburg 1996, S. 167ff.
22 Laue, Anett, Das sozialistische Tier. Auswirkungen der SED-Politik auf gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse in der DDR, Köln u.a. 2017.
23 So der Titel eines Vortrages von Mieke Roscher („Das nationalsozialistische Tier. Historiographische Ansätze einer Tiergeschichte des Dritten Reiches“) im Rahmen des Forum Tiere und Geschichte, 21.07.2016-22.07.2016, Center for Metropolitan Studies, TU Berlin.
24 Mohnhaupt, Jan, Der Zoo der Anderen. Als die Stasi ihr Herz für Brillenbären entdeckte & Helmut Schmidt mit Pandas nachrüstete, München 2017.
25 Alger, Janet M./ Alger, Steven F., Canine Soldiers, Mascots, and Stray Dogs in U.S. Wars. Ethical Considerations, in: Hediger, Ryan (Hg.), Animals and War. Studies of Europe and North America, Human-Animal Studies 15, Leiden/Boston 2012, S. 77–104, Nowrot, Karsten, Animals at War. The Status of „Animal Soldiers“ under International Humanitarian Law, in Historical Social Research 40/4 (2015), S. 128–150.
26 Krähling, Maren/ Mangelsdorf, Marion, Speziesüberschreitende Kommunikations- und Beziehungsformen zwischen kybernetischen Organismen. Suchbewegungen zwischen Pferd, Mensch und Onkomaus im Zeitalter der Technoscience, in: Traverse 15/3 (2008), S. 75–90, hier S. 75.
27 Datta, Ranjan, How to Practice Posthumanism in Environmental Learning. Experiences with North American and South Asian Indigenous Communities, in: IAFOR Journal of Education 4/1 (2016), S. 52–67, hier S. 56.
28 Weltzien, Friedrich, Der ästhetische Wurm. Kunstphilosophische Anmerkungen, in: Ullrich, Jessica (Hg.): Animalität und Ästhetik, Tierstudien 1, Berlin 2012, S. 27–39, hier S. 27.
29 Ullrich, Jessica: Editorial, in: Ebenda, S. 7–10, hier S. 7.
30 Weltzien, Wurm, S. 39.
31 Simmons, Laurence, Towards A Philosophy Of The Polyp, in: Hediger, Ryan/McFarland, Sarah E. (Hg.), Animals and Agency. An Interdisciplinary Exploration, Human-Animal Studies 8, Leiden/Boston 2009, S. 341–372.
32 Laue, Anett, Tagungsbericht „Tiere unserer Heimat“: Auswirkungen der SED-Ideologie auf gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse in der DDR. 06.02.2015, Berlin, in:H-Soz-Kult 28.03.2015, http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-5903 (zugegriffen am 07.10.2017).
33 Laue, Anett, „Tiere unserer Heimat“. Auswirkung der SED-Ideologie auf gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse in der DDR, 20.07.2014, http://www.hsozkult.de/event/id/termine-25461 (zugegriffen am 09.10.2016).
34 Ebd.
35 Schulte, Christiane: Der deutsch-deutsche Schäferhund – Ein Beitrag zur Gewaltgeschichte des Jahrhunderts der Extreme, Totalitarismus und Demokratie 12/2 (2015), S. 319–334, hier S. 330.
36 In ihrer Dissertation über das „sozialistische Tier“ wiederholt sie im Kapitel zum Forschungsstand diese Einschätzung mit Bezug auf den Tagungsbericht, den sie am 15.08.2016 zu Rate gezogen hat, obwohl Peters bereits ein halbes Jahr zuvor seine satirischen Intentionen offengelegt hatte; Laue, Tier, S. 19f., Peters, Florian, Von totalitären Schäferhunden und libertären Mauerkaninchen. Alles von Relevanz? Ein Beitrag zur akademischen Debattenkultur mit angezogener Handbremse und zweifelhaften Qualitäts- und Transparenzstandards in der Wissenschaft, 02.2016, http://zeitgeschichte-online.de/kommentar/von-totalitaeren-schaeferhunden-und-libertaeren-mauerkaninchen (zugegriffen am 23.02.2016).
37 Laue, Tagungsbericht.
38 Vgl. hierzu heitzer, Enrico, Schäferhund-Gate, 18.02.2016, https://www.enricoheitzer.de/2016/02/18/schäferhund-gate/ (zugegriffen am 18.10.2017).
39 Peters, Schäferhund.
40 Carstens, Peter, Schäferhund mit Freiheitsdrang, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 15.05.2016, S. 3.
41 Schulte, Schäferhund.
42 Schulte, Christiane, Kommissar Rex an der Mauer erschossen? Ein Plädoyer gegen den akademischen Konformismus, 15.02.2016, http://www.heise.de/tp/druck/mb/artikel/47/47395/1.html (zugegriffen am 16.2.2016).
43 Peters, Schäferhunde.
44 R.A., Christiane S. und die neuen Formen des Human-Animal-Studies-Bashings, 23.02.2016, http://www.chimaira-ak.org/?p=1283 (zugegriffen am 24.02.2016).
45 Stellungnahme der Redaktionsleitung, in: Totalitarismus und Demokratie 13/1 (2016), S. 3.
46 Jahresbericht 2015 des HAIT, www.hait.tu-dresden.de/dok/JB15.pdf (zugegriffen am 30.10.2017).
47 Lindsay, Jamie/Boyle, Peter, The Conceptual Penis as a Social Construct, in: Cogent Social Sciences 3/1 (2017), https://www.cogentoa.com/article/10.1080/23311886.2017.1330439 (zugegriffen am 29.06.2017).
48 www.hsozkult.de/event/id/termine-31900 (zugegriffen am 07.10.2017).
49 Ein HAS-Vertreter, den wir offenbar übersehen hatten, beklagte sich nach dem Workshop zu Recht, dass er nicht eingeladen worden war. Allerdings hatten wir bei unseren Anfragen auf eine Tagungsankündigung verwiesen und gebeten, uns potentielle Ansprechpartner*innen zu nennen bzw. unsere Tagungsankündigung weiterzuverbreiten.
50 Höge, Helmut, Die Evolution frisst ihre Kinder, in: die tageszeitung, 02.04.2016, S. 43.
51 Kompatscher, Gabriele u.a., Human-Animal Studies. Eine Einführung für Studierende und Lehrende, UTB Kulturwissenschaften 4759, Münster/New York 2017.
52 Head, Lesley u.a., The Distinctive Capacities of Plants. Re-Thinking Difference via Invasive Species, in: Transactions of the Institute of British Geographers 40/3 (2015), S. 399–413.
53 Inspiriert wurden wir hierbei durch: Roscher, Mieke, Machen Tiere nur ‚Scherereien‘? Alternative Lesarten von Animal Agency in historischen Quellen, in: Deiss, Amely/Neddermeyer, Ina (Hg.), #CatContent. Ausstellungskatalog, Erlangen 2016, S. 144–153. sowie Pschera, Alexander, Das Internet der Tiere. Der neue Dialog zwischen Mensch und Natur, Berlin 2014.
54 Erlehmann/Plomlompom, Internet-Meme - kurz & geek, Heidelberg 2013.
55 Glaser, Peter, Das Internet ist eine Katze, 10.03.2012, https://futurezone.at/meinung/das-internet-ist-eine-katze/24.577.083 (zugegriffen am 12.4.2017).
56 Tucker, Abigail/Steidl, Monika, Der Tiger in der guten Stube. Wie die Katzen erst uns und dann die Welt eroberten, Darmstadt 2017; Zum Thema „feline femininity“ und der „cat lady“ siehe Holmberg, Tora/Aglert, Katia, Urban Animals. Crowding in Zoocities, Milton Park u.a. 2015, S. 97ff.
57 Eine Auswahl aktueller Titel: Borgards, Roland, Wolf, Mensch, Hund. Theriotopologie in Brehms Tierleben und Storms Aquis Submersus, in: Heiden, Anne von der u.a. (Hg.): Politische Zoologie, Berlin 2007, S. 131–148; Schneider, Manfred, Der Hund als Emblem, in: Ebenda, S. 149–176; Vöhringer, Margarete, Hundetechnologien im Kino, in: Ebenda, S. 343–354; Van Sittert, Lance/Scott Swart, Sandra (Hg.), Canis Africanis. A Dog History of Southern Africa, Human-Animal Studies 5, Leiden/Boston 2008; Onion, Rebecca, Sled Dogs of the American North. On Masculinity, Whiteness, and Human Freedom, in: McFarland/Hediger (Hg.), Animals, S. 129–155; Caesar, Terry, Speaking of Animals. Essays on Dogs and Others, Human-Animal Studies 7, Leiden/Boston 2009; Steinbrecher, Aline, Hunde und Menschen. Ein Grenzen auslotender Blick auf ihr Zusammenleben (1700–1850), in: Historische Anthropologie 19/2 (2011), S. 192–210; Jakob, Hans-Joachim, Tiere im Text. Hundedarstellungen in der deutschsprachigen Literatur des frühen 20. Jahrhunderts im Spannungsfeld von ‚Human-Animal Studies‘ und Erzählforschung, in: Textpraxis. Digitales Journal für Philologie 5/1 (2014), https://www.uni-muenster.de/Textpraxis/sites/default/files/beitraege/hans-joachim-jakob-tiere-im-text.pdf (zugegriffen am 11.2.2017); Balluch, Martin, Autonomie bei Hunden. Die Fähigkeit, das eigene Handeln durch selbst gesetzte Zwecke Regeln zu unterwerfen, macht nichtmenschliche Tiere im Kant’schen Sinne zu Zwecken an sich, in: Wirth, Sven u. a. (Hg.), Das Handeln der Tiere. Tierliche Agency im Fokus der Human-Animal Studies, Human-Animal Studies 9, Bielefeld 2016, S. 203–226; Nabhan, Mula, Zwischen Natur und Kultur. Der Grenzgänger Hund - zur Symbolik der Gattung Canis unter besonderer Berücksichtigung des Haushundes (Canis familiaris), in: Burzan, Nicole/Hitzler, Ronald (Hg.), Auf den Hund gekommen. Interdisziplinäre Annäherung an ein Verhältnis, Erlebniswelten, Wiesbaden 2018, S. 17–32; Römhild, Dorothee, An der Schwelle zum irdischen Paradies. Der Hund als Gestalt gewordene Verheißung im Spätwerk von Monika Maron, in: Bühler-Dietrich, Annette/Weingarten, Michael (Hg.), Topos Tier. Neue Gestaltungen des Tier-Mensch-Verhältnisses, Human-Animal Studies 6, Bielefeld 2016, S. 189–208; Schneider, Manfred, Endzeitliches Schweifwedeln. Der Hund als Begleiter des letzten Menschen, in: Ebenda, S. 209–228; Gugutzer, Robert/Holtermann, Natascha, Der Dackelblick. Phänomenologie einer besonderen Hund-Mensch-Vergemeinschaftung, in: Ebd., S. 265–284.
58 Clark, J. J., The Slave Whisperer Rides the Frontier. Horseface Minstrelsy in the Western, in: McFarland/Hediger (Hg.), Animals, S. 157–180; Derix, Simone, Das Rennpferd. Historische Perspektiven auf Zucht und Führung seit dem 18. Jahrhundert, in: Body Politics 2/4 (2016), S. 397–429; Krähling/Mangelsdorf, Kommunikations- und; Mangelsdorf, Marion, Grenzauslotung einer anthrozoologischen Ethnographie der Mensch-Pferd-Beziehung, in: Historische Anthropologie 19 (2011), S. 273–291; Martin, Michael, Bergwelt-Pferde. Hybridwesen unter Tage, in: Traverse 3 (2008), S. 60–74; Shaw, David Gary, The Torturer’s Horse. Agency and Animals in History, in: History & Theory 52/4 (2013), S. 146–167; Scott, Shelly R., The Racehorse As Protagonist. Agency, Independence, And Improvisation, in: McFarland/Hediger (Hg.), Animals, S. 45–66.
59 Brumme, Martin Fritz, Auf den Hund gekommen. Die andere Seite der Tierliebe, 01.06.2005, http://www.fu-berlin.de/presse/publikationen/alumnimagazin_wir/forschung/ kynophagie/index.html (zugegriffen am 07.05.2017); Bodenburg, Julia, Auf den Hund gekommen. Tier-Mensch-Allianzen in Donna Haraways Companion Species Manifesto und Thomas Manns Erzählung Herr und Hund, in: Ullrich, Jessica u.a. (Hg.): Ich, das Tier. Tiere als Persönlichkeiten in der Kulturgeschichte, Berlin 2008, S. 283–293; Burzan/Hitzler (Hg.), Hund; zudem hat Aline Steinbrecher ihre Habilitation 2016 unter diesem Obertitel eingereicht, vgl. Brenner, Katharina: „Möpse gelten als Frauenhunde“, in: Tagblatt 20.04.2017, S. 13.
60 Jonathan Kassner arbeitet an einer Dissertation mit dem Arbeitstitel „The Canine Condition. Dogs in Literature“; http://german.as.nyu.edu/object/german.gradstudent.jkassner (zugegriffen am 20.12.2016)
61 Musselman, Elizabeth Green, What the Dogs knew. Intelligence and Morality in the Cape Colony, in: Van Sittert/Scott Swart (Hg.), Canis, S. 77–90, hier S. 81, Feuerstein, Anna, What does Power Smell Like? Canine Epistemology and the Politics of the Pet in Flush, in: The Virginia Woolf Miscellany 84 (2013), S. 32–34.
62 Feuerstein, Power, S. 32.
63 Pascal Eitler: Rezension zu: Bourke, Joanna: What It Means to Be Human. Historical Reflections from 1791 to the Present. Berkeley 2011 / Chimaira - Arbeitskreis für Human-Animal Studies (Hg.): Human-Animal Studies. Über die gesellschaftliche Natur von Mensch-Tier-Verhältnissen. Bielefeld 2011 / Verein für kritische Geschichtsschreibung e.V. (Hg.): tiere. Essen 2011 , in: H-Soz-Kult, 11.09.2012, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-17724>.
64 Pinzler, Petra, Ein deutsches Tierleben, in: Die Zeit 21 (15.05.2014), S. 36.
65 Peterson, Anna, Religious Studies and the Animal Turn, in: History of Religions 56/2 (2016), S. 232–245.
66 Höge, Evolution; Sloterdijk, Peter: Was geschah im 20. Jahrhundert? Unterwegs zu einer Kritik der extremistischen Vernunft, Berlin 2016.
67 Hribal, Jason, Animals are Part of the Working Class. A Challenge to Labor History, in: Labor History 44/4 (2003), S. 435–453; Hribal, Jason, Animals are Part of the Working Class Reviewed, in: Borderlands E-Journal: New Spaces in the Humanities 11/2 (2012), S. 1–37.
68 Sloterdijk, Jahrhundert?
69 So trug ein Panel der 1st Annual European Animal Law Conference, die am 04./05.04.2014 in Basel stattfand, den Titel „Are Animals the New Women?”; http://www.mpil.de/files/pdf4/Flyer_Animal_Turn_Conference.pdf (zugegriffen am 12.4.2017), siehe auch Halley, Jean O’Malley: The Parallel Lives of Women and Cows: Meat Markets, Houndmills, Basingstoke, Hampshire; New York, N.Y: Palgrave Macmillan 2012.
70 Bekoff, Marc/Pierce, Jessica, Sind Tiere die besseren Menschen? Fairness & Empathie im Tierreich, Stuttgart 2017.
71 Wadiwel, Dinesh Joseph/Taylor, Chloë, A Conversation on the Feral, in: Feral Feminisms. Feral Theory 6 (2016), http://www.feralfeminisms.com/a-conversation-on-the-feral/ (zugegriffen am 18.3.2017).
72 Thalbourne, Michael A., Science versus Showmanship. A History of the Randi Hoax, in: The Journal of the American Society for Psychical Research 89 (1995), S. 344–366.
73 http://mentalfloss.com/article/85064/beavers-moon-great-astronomy-hoax-1835 (zugegriffen am 11.12.2017).
74 Erschienen in: Social Text, 46/47 (1996), S. 217-252.
75 Ebd., S. 217.
76 Sokal, Alan/Bricmont, Jean, Impostures Intellectuelles, Paris 1997. Die deutsche Ausgabe erschien unter dem Titel: Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaft missbrauchen, München 1999.
77 Schultz, Helga, Die kulturalistische Wende. Eine kritische Bilanz, in: LIFIS ONLINE, 19.11.09, S. 3; https://www.leibniz-institut.de/archiv/schultz_19_11_09.pdf (zugegriffen am 08.10.2017).
78 Ebd., S. 1.
79 Für eine, natürlich unvollständige (bspw. der „animal turn“ fehlt dort), Überblicksliste der wichtigsten „Turns“ in den Geistes- und Kulturwissenschaften vgl. Aleksandrowicz, Dariusz, Kultur statt Wissenschaft? Gegen eine kulturalistisch reformierte Epistemologie, Kulturwissenschaften 10, Berlin 2011, S. 15. Besonders anschaulich an dieser Aufstellung ist ihr enormer Umfang und, dass der Fantasie bei der Benennung keinerlei Grenzen gesetzt sind. „Denn es sind mehrere andere Adjektive oder Substantive bzw. Eigennamen (außer Gramsci) denkbar“, so Aleksandrowicz, „die man auf diese Weise mit dem Wort turn kombinieren kann. Jede solche Kombination hätte genauso gut beanspruchen können, dass sie auf eine im menschlichen Denken vollzogene Wende verweist […].“
80 Eine ausgewogene Betrachtung von Boghossians Hoax gibt Alan Sokal: What the „Conceptual Penis“ Hoax does and does not prove, in: The Chronicle Review vom 14. Juni 2017. https://www.chronicle.com/article/What-the-Conceptual/240344 (zugegriffen 11.12.2017).
81 Kompatscher u.a., Einführung, S. 7–9, hier S. 7.
82 Goodstein, Elizabeth S., Georg Simmel and the Disciplinary Imaginary, Stanford 2017.
83 Zum generellen Problemkreis sei hier etwa auf die Replication Crisis verwiesen, die Oliver Lauenstein in seinem Aufsatz etwas ausführlicher in den Blick nimmt.
84 Zum Beispiel Hirschauer, Stefan: Wozu „Gender Studies“? Geschlechtsdifferenzierungsforschung zwischen politischem Populismus und naturwissenschaftlicher Konkurrenz, in: Soziale Welt 4 (2003), S. 461.
85 So die Selbstbeschreibung; http://www.fu-berlin.de/sites/frauenbeauftragte/forschen/ medizin/index.html (zugegriffen am 08.10.2017).
86 Dass insbesondere dieser Punkt nicht jedem einleuchtet, zeigte sich beispielhaft auf dem Workshop zum Schäferhund-Hoax, als es darum ging, ob ein epistemisch korrumpiertes System zu verwerfen sei oder nicht. Ein teilnehmender Journalist fasste dies so auf, als ob die Kritik an bestimmten Spielarten der Gender Studies deren automatische komplette Suspendierung bedingen würde. Vgl. Schäfer, Velten, Der Hund im Bade, in: Neues Deutschland, 01.11.2016, S. 15.
87 Ein Beispiel hierfür, das pars pro toto stehen soll, war das Colloqium zur Zeitgeschichte von Prof. Paul Nolte (FU Berlin) auf dem Prof. Mieke Roscher (Uni Kassel) „Das nationalsozialistische Tier. Historiografische Ansätze einer Tiergeschichte des Dritten Reiches“ vorstellte (am 21. Juli 2016). Beide Herausgeber nahmen daran teil.
88 Dawkins, Richard, Barrieren im Kopf, in: Paola Cavalieri/Singer, Peter (Hg.), Menschenrechte für die Großen Menschenaffen. Das Great Ape Projekt, München 1994, S. 125-135; vgl. auch Karst, Bas, Die Chimäre in uns, in: https://brightsblog.wordpress.com/2008/05/26/die-chimare-in-uns/ (zugegriffen am 07.10.2017).
89 Chimaira Arbeitskreis, Eine Einführung in Gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse und Human-Animal Studies, in: Chimaira – Arbeitskreis für Human-Animal Studies (Hg.), Human-Animal Studies. Über die gesellschaftliche Natur von Mensch-Tier-Verhältnissen, Human-Animal Studies 2, Bielefeld 2011, S. 7-42, hier S. 22.