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Kommt das Ende der Arbeit? // MICHAEL BARTZ

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Das Ende der Arbeit kommt nicht. Aber Arbeit wird sich grundsätzlich verändern, und zwar in drei wesentlichen Punkten: Arbeit wird inhaltlich für uns interessanter. Wir werden anders arbeiten. Und wir werden wahrscheinlich finanziell unabhängiger von Arbeit werden.

Inwiefern wird Arbeit für uns interessanter? Negativ formuliert: „Einfache“ Jobs verschwinden Schritt für Schritt in unserer Gesellschaft. Beispiele für diese Art von Jobs sind diejenigen, die keine oder nur geringe Fähigkeiten erfordern oder sich durch einen hohen Grad an Routinetätigkeit auszeichnen. Diese Art von Arbeit wandert seit Ende der 1990er Jahren massiv in Richtung Asien und Afrika – also in Regionen, in denen Lohnkosten wesentlich unter dem europäischen Niveau liegen. Das Ende dieser Entwicklung ist noch lange nicht abzusehen. Allerdings kommt die nächste Welle der Veränderung bereits in Sicht. Einfach strukturierte Tätigkeiten werden teilweise bereits von Robotern aller Art übernommen. Sie werden also automatisiert, und es gibt bereits einen Namen dafür: Industrie 4.0. Als Folge dieser zwei Entwicklungen werden in Europa nur höherwertige Tätigkeiten verbleiben und sich entwickeln, also Jobs, die inhaltlich reichhaltig, vielseitig und interessant sind – infolgedessen aber auch mehr Kompetenzen erfordern. Bildung und Fortbildung wird somit noch mehr zum kritischen Erfolgsfaktor für jeden Einzelnen in unserer Gesellschaft als zuvor.

Anders arbeiten werden wir, weil in fast allen Bereichen Technologie und insbesondere Computertechnologie im Job zukünftig eine große Rolle spielt. Und manchmal wird der Computer auch zum Kollegen oder zur Kollegin bei der Arbeit. Dieser Trend wird besonders getrieben durch die Fortschritte bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Ein Beispiel: Das Sehvermögen unserer Augen ist sehr limitiert. Aufgrund dessen können Ärzte Krebserkrankungen im Frühstadium in Bildaufnahmen des Körpers schwer oder gar nicht erkennen, die etwa mittels Röntgen oder Kernspintomographie gewonnen wurden. „Kollege Computer“ verfügt hingegen über die Fähigkeit, feinste Farbunterschiede zwischen zwei Bildpunkten klar identifizieren zu können. Aber seine Fähigkeiten gehen noch weiter, weil durch Computertechnologie diese Farbunterschiede auch besser interpretiert werden können. Denn – im Unterschied zum Menschen – kann die künstliche Intelligenz Millionen und Milliarden von Bildaufnahmen und dazugehörige Diagnosen in Erinnerung behalten und mit einem aktuellen Fall vergleichen. Künstliche Intelligenz gibt also einem Arzt aufgrund all dieser besonderen Fähigkeiten wertvolle Warnhinweise, die wir ohne sie schwer oder gar nicht gewinnen können – ein wahrer Quantensprung im diagnostischen Bereich.

Technologieunterstützung zieht sich als roter Faden durch fast alle Bereiche unseres Arbeitslebens: Bürokräfte können beispielsweise heute bereits zeitlich und räumlich sehr unabhängig arbeiten. Denn mithilfe von Smartphone, Tablet und Notebook gilt: „Mein Büro ist, wo ich bin.“ Man ist nicht mehr unbedingt auf das eigene Firmenbüro angewiesen, um seinen Job erledigen zu können. Aber auch vor handwerklichen, manuellen Tätigkeiten macht die Technologisierung nicht halt. Selbst bei Kanalarbeiten kriecht mittlerweile der Reinigungsroboter in die Kanalrohre und befreit diese von Unrat. Um in Zukunft im Job bestehen zu können, ist Bildung und Fortbildung im Umgang mit Technologie daher ein kritischer Erfolgsfaktor.

Wie können sich alle aber angemessene Bildung und Fortbildung in unserer Gesellschaft leisten? Indem wir alle finanziell unabhängiger von Arbeit werden. Wissenschaftliche Modelle zeigen, dass es möglich ist, den Bürgern in Europa ein sogenanntes „bedingungsloses Grundeinkommen“ zu garantieren. In Skandinavien gibt es dafür bereits Pilotregionen. Wenn hier ein Kind zur Welt kommt, dann wird diesem Kind durch das gesamte Leben bis zum Tod monatlich ein bedingungsloses staatliches Grundeinkommen im Bereich von 1.000 bis 1.500 EUR ausgezahlt. Wie ist das möglich? Indem staatliche Verwaltungskosten massiv gesenkt werden. So muss kein Arbeitslosengeld, kein Krankengeld, kein Kindergeld, keine Sozialhilfe verwaltet werden, wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen gibt. Der öffentliche Verwaltungssektor schrumpft dadurch auf ein Minimum. Daher ist es plötzlich möglich, den Bewohnern einer solchen Region oder eines Staates oder eines Staatenbundes, wie der EU, monatlich ein bedingungsloses Grundeinkommen auszuzahlen. Mit dieser Grunderversorgung ist es uns dann möglich, freier zu wählen und zu agieren. Man kann die Schule und eine Lehre in Ruhe absolvieren, studieren und durch einen Job das Einkommen auf dieser Basis steigern. Die berufliche Tätigkeit kann man auch sehr gut und einfach unterbrechen, um sich vielleicht von Grund auf fortzubilden. Durch das bedingungslose Grundeinkommen werden wir alle finanziell unabhängiger von Arbeit. Auf diesem Weg wird es den Menschen einer Gesellschaft in großer Breite Zugang zu Bildung und Fortbildung garantieren.

Denn ein Punkt ist klar: Nur mit Bildung kommt Arbeit in unser Leben in unserer zukünftigen Gesellschaft. Gleichzeitig werden Jobs in allen Bereichen auch vielfältiger und interessanter, und wir bekommen mehr Unterstützung vom Kollegen Computer in der neuen Welt des Arbeitens. Zeitlich ist diese Zukunft schon sehr nah; näher als wir denken.

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