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1.1.6 Resümee und Ausblick

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Die in diesem Kapitel vorgenommene Zeiteinteilung wird gewählt, weil damit vier Entwicklungsphasen voneinander getrennt wahrgenommen werden können, die letztendlich aufeinander aufbauen. Die erste Zeitspanne beinhaltet auch die erste Gründungsphase, in der sich erstmalig Beratungsstellen herausbilden. Die Einrichtungen vermitteln Wissen und Informationen, die zum Teil auf einer Form von Diagnostik basieren. Diese Entwicklungsphase wird durch die Zeit des Nationalsozialismus unterbrochen, innerhalb derer bestehende Beratungsstellen verboten oder nach den Zielen des »Dritten Reichs« ausgenutzt werden. In der dritten Zeitspanne, mit Höhepunkt der zweiten Gründungsphase, werden frühere Beratungseinrichtungen teils wiedereröffnet und sehr viele neu gegründet. Im Gegensatz zur ersten Gründungsphase wird der Institutionalisierungsprozess der Beratungslandschaft nicht künstlich gestoppt, sodass Beratung spätestens in den 1980er Jahren ein fester Bestandteil des sozialpolitischen Angebots wird (s. o.). Auch ist es diese Zeit, in der sich die Form der Beratung verändert, von einer Entscheidungshilfe unter Einbindung der Testdiagnostik zu einem Beratungsgespräch, das sich sehr an psychotherapeutischen Vorbildern anlehnt, veränderungsintendiert und damit psychosozial wird (vgl. Großmaß 1997; vgl. Großmaß 2000; Schröder 2007). Auch wenn die an dieser Stelle vorgenommene Einteilung in vier Entwicklungsphasen ein Verständnis der Abläufe erleichtert, soll dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass es gerade in Bezug auf die rassistische und eugenische Anschauung des Nationalsozialismus mehr Kontinuität gibt, als es auf den ersten Blick erscheint. Schon vor dem »Dritten Reich« werden vermehrt Werte und Vorgehensweisen der Nationalsozialisten in Beratungsstellen geteilt. Und auch nach 1945 dauert es eine Weile, bis das Menschenbild und die Arbeitsweise der Beratungsstellen wirklich vom Einfluss des Nationalsozialismus frei sind (Abel 1998; Gröning 2009; Gröning 2010).

Auch wenn Beratung nach den zuvor benannten Entwicklungsschritten heute gefestigt erscheint, bleibt sie immer flexibel in ihrer Ausgestaltung, um sich an neue Erfordernisse anzupassen. Etwas zugespitzt formulieren Sickendiek, Engel und Nestmann daher am Beispiel der Erziehungsberatungsstellen, dass diese »ihr Label zwar beibehalten, ihre Inhalte aber je nach therapeutischer oder beratungskonzeptioneller Mode verändern« (Sickendiek, Engel & Nestmann 2008, 32). Ein weiteres Beispiel für die stetige Entwicklung ist die Onlineberatung, die erstmalig 1995 von der Deutschen Telefonseelsorge angeboten wird und mittlerweile ein fester Bestandteil vieler Beratungseinrichtungen geworden ist (Kühne & Hintenberger 2013; Nestmann, Engel & Sickendiek 2013). Ein ganz aktuelles Beispiel ist die Migrationsberatung, zu der auch die Flüchtlingsberatung gehört. Ihrer ganz eigenen Geschichte der Beratung, wie sie Wagner (2007) beschreibt, wird unter den heutigen weltpolitischen Geschehnissen sicherlich bald das nächste Kapitel der Entwicklung beigefügt.

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