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1.2 Was ist psychosoziale Beratung? Dieter Wälte & Anja Lübeck 1.2.1 Begriffsbestimmung
ОглавлениеBeratung ist ein populärer Container-Begriff, der für alles und jedes verwendet wird. In Abgrenzung dazu umfasst psychosoziale Beratung jede professionell-unterstützende Form der Interaktion mit Klienten in psychosozialen Arbeitsfeldern, die auf die Diagnostik, den Umgang mit und die Bewältigung von psychosozialen Belastungen, Einschränkungen, Notlagen und Krisen gerichtet ist (vgl. Sickendiek et al. 2008). Sie lässt sich durch zwei Professionalisierungskriterien, das Vorhandensein einer handlungsfeldspezifischen Wissensbasis (z. B. gesetzliche Grundlagen, Faktenwissen zum Problem, Kausalmodelle) und einer feldübergreifenden Kompetenzbasis (z. B. Kommunikationsmethoden, Methoden der Gesprächsführung) von geringer qualifizierten Unterstützungsangeboten abgrenzen (vgl. Engel, Nestmann & Sickendiek 2004). Darüber hinaus kann psychosoziale Beratung noch durch eine besondere Prozesskompetenz beschrieben werden, bei der es dem Berater gelingt, die handlungsfeldspezifische Wissensbasis und die feldübergreifende Kompetenzbasis in eine klientenzentrierte Balance zu bringen. Dabei sind die Strukturelemente von Beratung (Klient, Berater, Setting, Thema bzw. Problem, Freiwilligkeit, Leidens- und Handlungsdruck, zeitliche Rahmenbedingungen) so vielfältig und zum Teil flexibel zu handhaben, dass sich daraus unterschiedliche Kontexte psychosozialer Beratung ergeben (Stimmer 2020). So kann psychosoziale Beratung z. B. als zentrale Aufgabe in psychosozialen Beratungsstellen, Lebens- oder Familienberatungsstellen, als kurzfristige Tätigkeit im Rahmen von konfliktintervenierender Schulsozialarbeit, als Überbrückung zu einer Psychotherapie oder als langfristige Begleitung und Beratung im Rahmen von betreutem Wohnen stattfinden. Der Fokus kann dabei auf verschiedenen Altersgruppen in der Kinder-, Erwachsenen- oder Altenarbeit liegen, in Einzel-, Familien- oder Gruppensitzungen oder im ambulanten, teilstationären und auch stationären Rahmen realisiert werden. Die Komplexität möglicher Ausprägungen psychosozialer Beratung wird bereits deutlich, wenn man lediglich zwei zentrale Dimensionen, wie z. B. die Frequenz bzw. die Dauer der Beratung sowie die Ausprägung bzw. den Schweregrad des in die Beratung eingebrachten Problems, in den Mittelpunkt stellt.