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Ausblick

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SARS-CoV-2 stellt das deutsche Gesundheitswesen und insbesondere die professionelle Pflege vor bislang ungeahnte Herausforderungen. Dabei ist noch ungewiss, ob durch diese Krise ein Umdenken einsetzen wird, das zu einer Weiterentwicklung des Pflegeberufs und daraus resultierenden Verbesserungen für die Berufsangehörigen führt. Die Solidaritätsbekundungen aus der Bevölkerung weisen darauf hin, dass Gesellschaft und Politik für die Notwendigkeit einer professionellen Pflege sensibilisiert sind. Somit sind jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Dabei spielt die Frage der Gehälter in der professionellen Pflege durchaus eine wichtige Rolle, möchte man langfristig viele Menschen für den Beruf gewinnen. Die Anhebung von Mindestlöhnen in der Altenpflege, das Pflegestärkungsgesetz und Debatten um einen allgemeinen Flächentarifvertrag sind dabei Schritte in die richtige Richtung. Das vielfach geforderte Einstiegsgehalt von 4 000 Euro für Pflegefachpersonen könnte im Gegensatz zu Einmalzahlungen und Prämien einen langfristigen Effekt bewirken.

Des Weiteren braucht es eine Personalausstattung, die sich am tatsächlichen Bedarf der Menschen mit Pflegebedarf sowie der tatsächlichen Komplexität und Verantwortung in der pflegerischen Versorgung in Pflegeeinrichtungen und Kliniken orientiert. Die schon vor der Pandemie bestehende zu hohe Belastung in der pflegerischen Versorgung hat gesundheitliche Folgen für das Personal und verschärfte sich während der Pandemie. Dies stellt langfristig eine Gefahr für die pflegerische Versorgung der Bevölkerung dar. Daher wird es auch nach überstandener Pandemie wissenschaftlich fundierte Personalbemessungsinstrumente benötigen.

Mit der generalistischen Neuausrichtung der Pflegeausbildung sowie der Regelung der hochschulischen Pflegeausbildung wurden bereits wichtige Grundsteine für ein moderneres und attraktiveres Berufsbild gelegt. Dies darf nicht unterlaufen werden, indem die professionelle Pflege durch den Einsatz gering- oder unqualifizierter Hilfskräfte und Assistenten verwässert wird. Dies würde die Nachwuchsprobleme in der professionellen Pflege manifestieren und sich langfristig auf die pflegerische Versorgung auswirken.

Weiterhin muss Pflege als zentraler Bestandteil des Gesundheitswesens anerkannt werden und zudem über die unmittelbare Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf hinaus auch im Öffentlichen Gesundheitsdienst verankert werden. Pflegende müssen die Befugnis zur Ausübung heilkundlicher Tätigkeiten, die sie während der Pandemie erhalten haben, beibehalten. Auch muss die hochschulische Qualifizierung von Pflegenden sowie die Etablierung neuer Berufsfelder und Versorgungskonzepte, wie z. B. Schulgesundheitspflege und Advanced Nursing Practice, gefördert und vorangetrieben werden. Nur so können die pflegerischen Fachkompetenzen auch im Rahmen von Gesundheitsförderung, Prävention, Schulgesundheitspflege und Gemeindepflege langfristig effektiv genutzt werden.

Auf landes- und bundespolitischer Ebene erweisen sich nicht zuletzt auch die Pflegekammern als wichtiger Partner in der aktuellen Krisenbewältigung. Aus diesem Grund ist auch eine weitere Verkammerung des Pflegeberufs in allen Bundesländern anzustreben. Kammern zeichnen sich insbesondere durch ihre politische und finanzielle Unabhängigkeit aus und weisen außerdem den höchstmöglichen Organisationsgrad auf. Nur im Dreiklang mit Gewerkschaften und Berufsverbänden kann es gelingen, den politisch Verantwortlichen die Stirn zu bieten. Ohne einen ständigen Sitz am Verhandlungstisch bleiben dagegen eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, eine gerechtere Vergütungsstruktur sowie ein neues Selbstverständnis des Berufsbildes in weiter Ferne.

Die Coronakrise hat die Schwächen des Gesundheitswesens offenbart. Nun ist es die Aufgabe von Politik, Kostenträgern, der Berufsgruppe und auch der Gesellschaft, die berufliche Pflege für zukünftige Krisen und Herausforderungen zu wappnen.

Die Pflege und die Coronapandemie in Deutschland

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