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Wie alles begann

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Ich traf sie irgendwo zwischen den Feldern: Eine Filipina aus Südamerika, Mitte fünfzig. Irgendwie kamen wir ins Gespräch, wie es so oft passiert auf diesem Weg. Ich erfuhr etwas von ihrem Leben, sie von meinem.

Wir zogen an seltsamen Hobbit-Häusern vorbei, erreichten ein Städtchen, kamen an eine Bar mit durchgeknalltem Inhaber, tranken einen Café Americano Grande.

»Du schreibst?«, fragte sie. »Über den Jakobsweg?« »Nein, ganz bestimmt nicht. Es gibt mehr als genügend Bücher über den Camino.«

»Ja«, sagte sie lächelnd. »Und sie sind alle gleich:

Kapitel 1: Mit tut das linke Bein weh.

Kapitel 2: Mir tut das rechte Bein weh.

Kapitel 3: Ich will nach Hause.«

»Manchmal ist es auch andersrum«, grinste ich. Und das war der Moment, in dem die Idee zu einer Anthologie in mir wuchs. Eine Sammlung von Kurzgeschichten über den Jakobsweg. Geschichten, die anders sind als diese üblichen Geschichten.

Wir tranken unseren Kaffee, zahlten, gingen weiter, trennten uns. Hin und wieder begegneten sich unsere Wege in den nächsten Tagen: Ich blieb stehen, um etwas zu notieren auf einer Serviette, auf einem Fetzen Papier, in meinem Wanderbuch, und sie zog an mir vorbei: »Eine neue Idee?«

Ich schrieb. Und holte sie bei nächster Gelegenheit ein, als sie sich den Schnürsenkel zuband. So ging das einige Male. Dann geschah es nicht mehr. Sie war weg. Oder ich war weg. Je nach Sichtweise. Wann ich sie das letzte Mal sah? Ich weiß es nicht. Es ist auch egal auf diesem Weg, denn er ist symbolisch wie das Leben: Man begegnet sich, die Wege kreuzen sich nur oder laufen kurz nebeneinander her, um sich dann wieder zu trennen. Manchmal für kurze Zeit, manchmal auf Dauer. Und manche Begegnungen hinterlassen Spuren, und seien sie noch so klein.

Elsdorf, im Herbst 2017

Kay Löffler

Die den Weg fanden

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