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Jugendlicher Größenwahn?
Die Träume des heranwachsenden Josef
ОглавлениеDie Jugend ist das Alter der hochfliegenden Träume. Das ganze Leben liegt noch vor einem und bietet so wie eine unbeschriebene Tafel viel Platz für allerlei große Visionen und Pläne: Die Welt verbessern … etwas Neues erfinden … berühmt werden … das große Geld machen …! Von kühnen Jugendträumen berichtet auch die Bibel. Mit ihnen beginnt die Geschichte von Josef im Buch Genesis. Da ist Josef gerade mal siebzehn Jahre alt. Josefs Träume stehen wie eine leuchtende Überschrift über seinem weiteren Leben – gewissermaßen als Richtungsschild und Zielpunkt. Und anders als viele Jugendträume, die irgendwann an der harten Realität zerplatzen, stellt sich am Ende der Geschichte heraus, dass Josefs Träume Wirklichkeit geworden sind.
Josefs Brüder verstehen seinen Traum sofort und sind empört. Die Rolle, die ihnen dort zugedacht ist, gefällt ihnen überhaupt nicht. Was für ein verwöhnter, arroganter Schnösel ihr Bruder doch ist! Auch seinem Vater erzählt Josef, was er geträumt hat. Und auch der ist aller Vaterliebe zum Trotz nicht gerade erfreut über den Größenwahnsinn seines Sprösslings, der darin zum Ausdruck kommt. (1Mose/Genesis 37,2-11)
Jakobs Sohn Josef war noch ein junger Bursche von siebzehn Jahren. Er half seinen Brüdern, den Söhnen von Bilha und Silpa, beim Hüten der Schafe und Ziegen. Er hinterbrachte seinem Vater immer, was die Leute sich von dem Treiben seiner Brüder erzählten. Jakob hatte Josef von allen seinen Söhnen am liebsten, weil er ihm erst im Alter geboren worden war. Deshalb ließ er ihm ein prächtiges Gewand machen. Als seine Brüder sahen, dass der Vater ihn mehr liebte als sie alle, begannen sie ihn zu hassen und konnten kein freundliches Wort mehr mit ihm reden.
Einmal hatte Josef einen Traum. Als er ihn seinen Brüdern erzählte, wurde ihr Hass noch größer. »Ich will euch sagen, was ich geträumt habe«, fing Josef an. »Wir waren miteinander auf dem Feld, schnitten Getreide und banden es in Garben. Auf einmal stellt sich meine Garbe auf und bleibt stehen. Und eure Garben, die stellen sich im Kreis um sie herum und verneigen sich vor meiner.« Seine Brüder sagten zu ihm: »Du willst wohl noch König werden und über uns herrschen?« Wegen seiner Träume und weil er sie so offen erzählte, hassten ihn seine Brüder noch mehr. Er hatte nämlich noch einen anderen Traum, und auch den erzählte er ihnen. »Ich habe noch einmal geträumt«, sagte er. »Ich sah die Sonne, den Mond und elf Sterne. Stellt euch vor: Die alle verneigten sich vor mir.« Als er das seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, fuhr sein Vater ihn an und sagte: »Was ist das für ein dummer Traum, den du da geträumt hast? Ich und deine Mutter und deine Brüder, wir alle sollen uns vor dir niederwerfen?« Die Brüder waren eifersüchtig auf Josef; aber sein Vater behielt die Sache im Gedächtnis.