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Grußwort von Prälat Dr. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Freiburg1

Sehr geehrter, lieber Herr Prof. Dr. Pompeÿ,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

es freut mich sehr, dass Sie mir die Möglichkeit geben, anlässlich Ihres 80. Geburtstages, Herr Prof. Pompeÿ, für den Deutschen Caritasverband das Wort zu ergreifen. Ist doch die Verbindung zwischen dem Arbeitsbereich Caritaswissenschaft an der Universität Freiburg und dem Deutschen Caritasverband traditionell sehr eng.

Auf der Homepage des 1925 gegründeten Instituts lässt sich dazu lesen: „Es stellt seither am Standort der Zentrale des Deutschen Caritasverbandes ein Freiburger Spezifikum dar und hat zum Ziel, ‚der wissenschaftlichen Forschung und dem Unterricht auf dem Gebiete der Caritas‘ (§1 der Institutssatzungen im Gründungsjahr) zu dienen.“2 In diesem Selbstverständnis leisteten die unterschiedlichen Lehrstuhlinhaber und damit auch Sie wichtige Arbeit für ein umfassenderes Verständnis der Sozialen Arbeit aus christlich-katholischer Perspektive. Wie wichtig gerade Lorenz Werthmann dem Gründer des Deutschen Caritasverbandes diese wissenschaftliche Durchdringung war, zeigt sich daran, wie er die zentralen Aufgaben des noch jungen Deutschen Caritasverbandes umschrieb: Organisieren, Studieren und Publizieren.

So trägt die Tagung zum Anlass Ihres Geburtstages den passenden Titel: „Theologie der Caritas. Grundlagen und Perspektiven für eine Theologie, die dem Menschen dient.“ In Ihrem Wirken wurde für mich immer wieder deutlich, dass Theologie nicht bei sich stehen bleiben darf, will sie dem Glauben als ihrem Gründungsimpuls treu bleiben. Dies wurde mir während meines pastoraltheologischen Studiums Ende der 70iger Jahre in Würzburg deutlich, als ich Ihnen das erste Mal in den Vorlesungen und Übungen zur Pastoralpsychologie begegnet bin. Ihnen ging es immer um den Menschen und damit um das, was ihn in seinem Leben trägt, unterstützt und ihm damit dient.

Dazu gehört aber auch das Ringen um die entscheidenden Grundlagen und Perspektiven, von denen aus eine Theologie der Caritas auch für die Einrichtungen und Dienste der verbandlichen Caritas zu betreiben ist. Diesen Debatten mit meinem Doktorvater Rolf Zerfaß und seinen Schülern haben Sie sich immer gestellt und diese selbst engagiert geführt. Bei allen Unterschieden aber wäre es Ihnen nie in den Sinn gekommen, andere Meinungen und die dahinter stehenden Personen zu diffamieren. Sind doch gerade die Debatte und das Argumentieren notwendig, um im Sinne des Horizonts vom Reich Gottes eine Caritastheologie zu entwickeln. Denn „der Mensch ist der Weg der Kirche“ wie der Hl. Papst Johannes Paul II. sagte – und das gilt auch für die Theologie.

Wie notwendig eine theologische Durchdringung caritativer Arbeit und ihrer Grundlagen ist, zeigt sich dieser Tage für mich in der nach wie vor aktuellen Flüchtlingssituation. Selten hat ein Thema gesellschaftlich so stark polarisiert. Christlicher Einsatz für den Nächsten ist davon nicht ausgenommen. So wird beispielsweise die Rede vom christlichen Abendland dazu missbraucht, Menschen auszuschließen oder diejenigen zu diskreditieren, die sich für Flüchtlinge einsetzen. Gerade der christlich motivierten Flüchtlingshilfe wurde in den letzten Monaten immer wieder allein gesinnungsethisches und damit wirklichkeitsfremdes Handeln vorgeworfen. Dabei ist der häufig bemühte Gegensatz von Gesinnungs- und Verantwortungsethik letztlich ein Scheinwiderspruch, der Gefahr läuft, instrumentalisiert zu werden. Ist doch jedes Handeln von der Spannung zwischen Idealen und realen Konsequenzen geprägt. Und jede Übernahme von Verantwortung ist auf die Rückbindung an Werte und damit auf eine Gesinnung angewiesen. Eine polemische Unterscheidung zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik ist daher gerade bei diesem Thema völlig unangemessen, weil sie dazu benutzt wird, politisches Handeln von ethischen Anforderungen loszusprechen.

Eine Theologie der Caritas, die dem Menschen dient, muss sich also auf gesellschaftliche Diskussionen genauso einlassen wie auf theologische Debatten oder Fachdiskussionen im Bereich der Sozialen Arbeit.

Dafür, dass Sie lieber Herr Prof. Pompeÿ, dies immer wieder um Gottes und der Menschen willen bis heute tun, sei Ihnen persönlich und im Namen des Deutschen Caritasverbandes ausdrücklich gedankt. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Geburtstag und Gottes Segen!

1 Am 24.11.2016 beim Empfang im Priesterseminar Collegium Borromaeum.

2 https://www.theol.uni-freiburg.de/disciplinae/ccs/fachprofil/geschichte1; Zugriff am 09.11.16.

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