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Kirche Kunterbunt

Was passiert da eigentlich?

Es gibt bestimmt viele gute Gründe, warum man eine Kirche Kunterbunt starten sollte – und wir wollen Sie ja auch nicht davon abhalten. Aber dennoch lohnt es sich, einen Schritt zurückzutreten und auf das große Ganze zu schauen. Sich ganz ehrlich die Frage zu stellen: Warum wollen wir eine Kirche Kunterbunt starten?

Bei einer Kirche Kunterbunt gibt es immer viel zu tun, ein Team muss gefunden, ein Raum gemietet und Material beschafft werden. Dabei dürfen wir das Eigentliche nicht aus den Augen verlieren. Im Zentrum sollte immer das Anliegen stehen: Wie können wir Kindern und Erwachsenen gemeinsam helfen, biblische Geschichten und Glaube als relevant zu entdecken, erste Schritte der Nachfolge zu gehen und Jesus kennenzulernen? Der Ablauf bzw. das Konzept dient dabei lediglich als Gerüst, das helfen kann, dieses Ziel zu erreichen. Als Christen haben wir den Auftrag, Menschen zu Jesus-Nachfolgern zu machen. Und das kann eben auch mit Glitzersteinchen und Gummibärchen geschehen.

10 gute Gründe, um mit Kirche Kunterbunt zu starten1

1. Wir wollen das Kostbarste in unserem Leben, den Glauben an Christus, mit anderen teilen.

2. Kirche heißt für uns: nicht nur stillsitzen, sondern auch essen, lachen, beten und schöpferisch tätig werden.

3. Wir haben gute Kontakte zu jungen Familien und zu Kindern samt ihren Bezugspersonen.

4. Pippi Langstrumpf war die Heldin unserer Kindheit.

5. Wir möchten selbst konsequenter Jesus nachfolgen und andere auf diesem Weg mitnehmen.

6. Wir arbeiten mit allen Christen zusammen, die diese Vision teilen, auch über konfessionelle Gartenzäune hinweg.

7. Wir lieben den Satz: „Erziehung kannst du dir sparen, Kinder machen dir eh alles nach.“ Auch im Glauben zählt das gelebte Leben und das Miteinander.

8. Wir glauben, dass Erwachsene eine Menge von Kindern lernen können – von ihrem Staunen, ihren Fragen, ihrer Unbekümmertheit.

9. Wir sind überzeugt, dass ein lebendiger Glaube den Alltag vieler Familien verändern kann.

10. Wir wissen, dass eine Kirche Kunterbunt auf der eine Seite „Blut, Schweiß und Tränen“ bedeutet und eine Menge Farbflecken, aber eben auch viel Spaß und Kinder-Jubel und eine tiefe Dankbarkeit darüber, dass Menschen von der Liebe Gottes berührt werden.

Bei welchem der „nicht so guten Gründe“ haben Sie sich ertappt gefühlt? Und welche der zehn guten Gründe können Sie von Herzen bejahen? – Die eigene Motivation zu klären ist ein ganz wichtiger erster Schritt.

10 nicht so gute Gründe für eine Kirche Kunterbunt

1. Unser Kindergottesdienst funktioniert nicht mehr, deshalb muss etwas Neues her.

2. Kirche Kunterbunt scheint gerade ein Trend zu sein. Auf dieser Welle schwimmen wir mit.

3. Wir können mit Kirche Kunterbunt viele Menschen erreichen. Das tut unserer Statistik gut.

4. Kirche Kunterbunt klingt ziemlich anarchistisch, und wir waren schon immer gegen diese ganze kirchliche Bürgerlichkeit.

5. Durch Kirche Kunterbunt bekommen junge Familie wieder Zugang zu unserem Sonntagmorgen-Gottesdienst.

6. Wir haben noch so viel Fingerfarben, Filz, Bast und Bastelmaterial in den Schränken im Gemeindehaus, endlich kommt das zum Einsatz.

7. Der Leitungskreis oder die Pastorin hat gesagt: „Irgendwas mit Kindern ist jetzt dran ...“

8. Kirche Kunterbunt scheint ganz easy zu sein, das machen wir jetzt einfach mal.

9. Es gibt ja auch Kinderturnen, Kinderchöre und Kindergruppen in jedem Verein: höchste Zeit, dass wir auch aktiv werden, bevor uns andere die Kinder wegschnappen.

10. Der christliche Glaube passt halt nicht mehr so recht in unsere Zeit. Aber mit Fischstäbchen, Farben und Frohsinn kommen wir wieder an die Leute.

Der zeitliche Ablauf einer Kirche Kunterbunt

kann folgendermaßen aussehen:

1. erstmal ankommen: ca. 10–15 Minuten

2. Kreativstationen: ca. 45–60 Minuten

3. Werkstatt-Gottesdienst: ca. 20–30 Minuten

4. gemeinsames Essen: ca. 45–90 Minuten

Die zeitlichen Angaben sollen als Inspiration dienen, denn der Ablauf und die Dauer der einzelnen Elemente können je nach Kontext und Zielgruppe sehr unterschiedlich sein. Es hängt z. B. viel davon ab, um welche Uhrzeit und an welchem Tag Ihre Kirche Kunterbunt stattfindet. An einem Samstagmorgen braucht es evtl. keine längere Ankommenszeit. Aber wenn Sie am Freitagnachmittag um vier einladen, ist eine längere Zeitspanne, bis es losgeht, bestimmt eine Erleichterung für Eltern, die direkt von der Arbeit bzw. dem Kindergarten kommen.

Genauso spielt es eine Rolle, mit wie vielen Besuchern Sie rechnen. Kommen nur ca. 20 Besucher, dann wird einiges schneller gehen. Sie bauen dann vermutlich auch weniger Stationen auf. Wenn Sie hingegen mit 50 oder mehr Menschen rechnen, muss genügend Zeit vor allem auch für das Essen eingeplant werden, damit es für die Besucher und die Mitarbeitenden nicht stressig wird.

Am besten ist es sicherlich, eine kleine Umfrage unter der Zielgruppe zu starten. Welches Zeitfenster passt am besten? Wären 2–3 Stunden Dauer okay?

Kirche Kunterbunt muss an

die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden.

Manchmal, z. B. wenn die Wahl auf einen Samstagmorgen fällt, macht es vielleicht auch Sinn, Tischgemeinschaft und Essen an den Anfang zu stellen, z. B. als Brunch. Kirche Kunterbunt ist kein fertiges Programm zum Kopieren, sondern bietet eine Struktur und Grundwerte. Aber alles muss an die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden.

Hier ein kleines fiktives Beispiel, wie das dann aussehen kann …

Zu Gast bei St. Wilfridus – Kirche Kunterbunt

Freitagnachmittag, halb vier. Unser 12-köpfiges Team (viele Konfis und Jugendliche) hat 10 Tische mit Stationen zur Jona-Geschichte vorbereitet. Wir treffen uns für die Gebetsrunde. Gleich wird sich das Gemeindehaus mit Eltern und Kindern füllen und ein wildes Gewusel einsetzen. Manche kommen direkt von der Schule, andere mit Spiel-Kameraden, einige Eltern direkt von der Arbeit, und manche haben eben ihre Kinder aus dem Kindergarten abgeholt.

Im Foyer wurden 2–3 kleinere Tische und Stehtische aufgebaut und mit Keksen ausgestattet. In dem ruhigeren Raum ist Platz zum Ausruhen, für eine Tasse Kaffee und ein nettes Gespräch. Zwei ältere Damen übernehmen den Ausschank und haben als „Barkeeper“ immer ein offenes Ohr für die Besucher.

Alle Besucher werden persönlich begrüßt. Auf einem Tisch mit Namensschildern suchen alle nach ihrem Namen, und für Neue erstellen wir ein Schild. Die Atmosphäre ist entspannt, man redet sich mit Vornamen an. Aus der Küche duftet es verführerisch. Manche haben sich in die Online-Liste eingetragen und bringen Salate mit. Dann klettert Heike auf einen Stuhl, begrüßt alle, sagt was zur Geschichte von Jona und dem Wal („Kann man vor Gott davonlaufen?“). Sie erklärt kurz die Kreativstationen, die überall im Raum verteilt sind. Ein Mitglied aus dem Team ist jeweils dabei und erklärt, was zu tun ist, und stellt den Bezug zur Jona-Geschichte her. Wenig später geht es rund.

Hier drüben basteln einige einen Knet-Wal, dort kann man mit Playmobil die Jona-Geschichte nachstellen, und das Ergebnis wird fotografiert. An einem Tisch wird geknobelt, es werden Abzählreime ausprobiert – Jona wurde ja auch ausgelost. In der Ecke gibt es den Wal-Tunnel. Wie fühlt es sich an im Innern eines Wals? Die Älteren können an drei Laptops mit einem PC-Spiel die Stadt Ninive entwickeln. Oder sie versuchen, auf dem Hof den Ball in ein improvisiertes Wal-Maul zu kicken. Auf der Bühne lernen einige mit Tobi das Jona-Lied, und an einer anderen Station wirden innere Aspekte der Geschichte (nur weg hier; Angst; sich ertappt fühlen) pantomimisch umgesetzt. Andere lassen mit einem blauen Schwungtuch einen aufgeblasenen Wal im Meer tanzen, und in einer anderen Ecke entsteht aus Kartons die Stadt Ninive. Auf einem Tisch ist Teig ausgerollt, Fisch-Ausstecher liegen bereit. Die Fisch-Plätzchen wandern in den Backofen und kommen zum Dessert wieder auf den Tisch. Immer wieder kann man die Station wechseln, Neues ausprobieren. Um fünf Uhr stellt sich Tim, der heute den Werkstatt-Gottesdienst leitet, wieder auf einen Stuhl. Er bittet alle, in die Ecke zu kommen, wo Sitzkissen liegen, die Technik aufgebaut ist und einige Stühle bereitstehen für die Älteren, die mit ihren Enkeln da sind. Tobi stimmt das Jona-Lied an, und lauthals singen viele mit. Einige bleiben hinten stehen, sind noch auf Distanz. Aber das ist okay so. Es wird still im Raum für einige Sekunden. Wer will, kann in dieser Zeit mit Gott reden.

Inzwischen hat Nicole fünf Fotos aus der Playmobil-Ecke auf den Laptop gezogen. Tim erzählt anhand der Bilder sehr anschaulich, wie Jona berufen wird, wie er abhaut, wie sie fast im Seesturm untergehen, wie Jona ausgelost wird und im Wal landet. Kann man vor Gott davonlaufen? Hat er auch einen Auftrag für uns? Tim stellt die Frage an Jessica, die kurz erzählt, welchen Auftrag von Gott sie für sich erkannt hat. Schließlich werden ein paar Verse aus dem Walfisch-Gebet (Jona 2) in einfachen Sätzen gemeinsam gesprochen, danach stehen alle im großen Kreis zum Segens-Lied. Der Werkstatt-Gottesdienst ist anschaulich, lebensnah und kurzweilig.

Ein Tischlied eröffnet das Essen.

Im Anschluss bauen alle das Büfett auf. Ein Tischlied eröffnet das Essen. Manchen gefällt es, sie werden es zuhause einführen. Es gibt Fischstäbchen, Kartoffelbrei und die mitgebrachten Salate. Der Nachtisch, blauer Wackelpudding mit frisch gebackenen Fischplätzchen, schmeckt super. Die Gespräche an den Tischen sind lebhaft.

Um 18:30 Uhr ist der offizielle Teil zu Ende. Viele helfen mit beim Aufräumen. Einige haben für Sonntag einen gemeinsamen Ausflug vereinbart. Am Schwarzen Brett im Foyer hängen Gesuche für Kinderklamotten oder Babysitter-Annoncen. Außerdem ein Infoplakat mit allen wichtigen Infos für die nächsten Veranstaltungen, eine Liste, in die man sich für die WhatsApp-Gruppe eintragen kann, und die Adresse einer Website mit Infos zur Kirche Kunterbunt.

Nach und nach leert sich der Raum. Gegen halb acht schalte ich die Spülmaschine aus und lösche das Licht. Einige vom Team treffen sich noch in der Kneipe nebenan, werten aus und schmieden Pläne. Ich gehe erschöpft, aber überglücklich nach Hause. Menschen entdecken Gott, die Kirche gar nicht auf ihrem Schirm hatten. Sie fangen zuhause an, mit ihren Kindern zu beten. Welch ein Vorrecht, hier dabei zu sein. Nächste Woche trifft sich das Team – und in vier Wochen ist es schon wieder so weit. Viele sehe ich bereits morgen vor dem Kindergarten wieder.

Bausteine einer Kirche Kunterbunt

Herzlich willkommen – erstmal ankommen

Das Wichtigste vorweg – lassen Sie sich und den Besuchern Zeit anzukommen. Als Deutsche tendieren wir dazu, alle Programmpunkte minutiös im Blick zu haben. Der Ablauf ist durchgetaktet und wehe, jemand braucht länger als eine Minute, um seinen Mantel in die Garderobe zu hängen ...

Weil Kirche Kunterbunt den Fokus auf die Beziehungen legt, ist es wichtig, dass sich die Besucher wohlfühlen, dass sie herzlich begrüßt werden, dass man sich Zeit für sie nimmt, dass sie respektvoll behandelt werden. Mit einem kurzen Händeschütteln an der Eingangstür ist es dann nicht getan. Wir sollten auch bedenken, dass viele, die zu Kirche Kunterbunt kommen, nicht – oder schon lange nicht mehr – in einer Kirche waren. Sie brauchen Herzlichkeit und eine Atmosphäre zum Wohlfühlen.

Ganz grob kann man ca. 15 Minuten dafür einplanen. Wichtig ist, dass es zu Ihrer Zielgruppe passt. Vielleicht kann es auch hilfreich sein, eine Lounge- oder Café-Atmosphäre zu schaffen, in der man ankommen kann, sich einen Kaffee oder eine Bionade gönnt und ganz entspannt erst mal durchatmet. Fragen Sie Ihre Freunde und Bekannten bzw. die Menschen, die Sie einladen möchten, was für sie attraktiv wäre – welches Setting, welche Atmosphäre hilft, dass sie sich wohlfühlen?2

Die Kreativstationen sollten bis dahin auch bereits aufgebaut sein, so dass das Team genug Zeit hat, sich um die Ankommenden zu kümmern. Oft kann man in dem ganzen Trubel das eigentliche Anliegen vergessen, nämlich mit allen, ob Jung oder Alt, Kontakte zu knüpfen.

Ein paar Teammitglieder sollten, wenn möglich, nur für diesen Willkommens-Bereich verantwortlich sein. Möglichst sollte aus verschiedenen Generationen jemand im Team vertreten sein, damit jeder ankommende Gast ein Gegenüber und einen Anknüpfungspunkt finden kann. Zu den Aufgaben des Teams gehört es dann, die Namensschilder vorzubereiten und vielleicht auf eine Liste zum Eintragen in die WhatsApp-Gruppe hinzuweisen. Sie sollten ein offenes Ohr für die Ankommenden haben und allen, die neu und zum ersten Mal dabei sind, Dinge erklären und den Einstieg erleichtern. Vielleicht gibt es einige bei ihnen im Team, die genau diese Gabe haben: Menschen willkommen zu heißen.

Kreativstationen

An den Kreativstationen haben die Besucher Zeit, sich ganz entspannt verschiedenen kreativen, sportlichen, wissenschaftlichen oder schauspielerischen Angeboten zu widmen (die Liste kann gerne nach Belieben erweitert werden). Hier ist Zeit zum Ausprobieren und Experimentieren.

Den Neuen den Einstieg erleichtern

Nach einer kurzen Erklärung der unterschiedlichen Angebote kann sich jeder aussuchen, an welche Station er oder sie zuerst gehen möchte. Bei der Vorbereitung ist es gut, unterschiedliche Zielgruppen und Interessen im Blick zu haben. Gibt es etwas für Jungs und Männer? Für Mädels von 10-12 Jahren? Können Eltern und Kinder gemeinsam einer Sache nachgehen, aber auf unterschiedlichen Schwierigkeitsleveln?

Für Chemie-Freunde gibt es inzwischen eine ganze Themensammlung zu wissenschaftlichen Experimenten3, die man in einer Kirche Kunterbunt anbieten kann, ebenso wie spezielle Angebote für Männer4 und für eher sportlich Orientierte5. Der Fantasie und Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Vielleicht haben Sie einen Bauernhof zur Hand und können sogar etwas mit Pferden und Hasen anbieten (wobei anmalen hier vermutlich nicht in Frage kommt …).

Die Anzahl der Stationen kann recht unterschiedlich sein. 7–10 Stationen anzubieten, hat sich bisher allerdings bewährt. So ist genügend Auswahl vorhanden, aber es sind nicht zu viele, um unübersichtlich zu werden (wobei es sinnvoll ist, lieber eine Station mehr aufzubauen, auch wenn diese evtl. leer bleibt, so dass auf jeden Fall genug Platz für alle Besucher ist). Eine Station sollte Platz für ca. 5–8 Personen bieten.

Die Stationen behandeln alle das Thema oder den Bibeltext des Tages, auch wenn es vielleicht manchmal nicht gleich offensichtlich sein muss. Es kann auch sehr spannend sein, sich einem Thema von unterschiedlichen Seiten anzunähern. Je nach Saison können die Stationen auch draußen stattfinden – vor allem im Sommer bieten sich viele kreative und witzige Angebote mit Wasser oder Eis an.

An jeder Station sollten nach Möglichkeit 1–2 Personen bereitstehen, um den Leuten zu zeigen, was es zu tun gibt, und um einen Bezug zur Geschichte und zum Thema herzustellen. Das können auch Teenager oder sogar Konfis sein, aber auch die eigene Oma oder jemand aus dem Jugendkreis. Es ist besser, wenn mehrere mithelfen und verantwortlich sind, damit auch die Mitarbeitenden sich eventuell mal umsehen und selbst an den anderen Tischen etwas mitmachen können. Es hat sich gezeigt, dass Kinder und Erwachsene lieber mehrere kleinere Dinge machen als nur wenige, für die man eine längere Ausdauer braucht. Deshalb bietet es sich an, die meisten Kreativstationen so zu planen, dass die Aktivitäten ca. 5–15 Minuten brauchen. Da ständig wieder neue Personen an die Station kommen, muss genügend Material vorhanden sein. Vor allem jüngere Kinder können sich oft nicht so lange mit einer Sache beschäftigen. Deswegen ist ein vielfältiges Angebot sowohl in der Art als auch in Dauer und Schwierigkeitsgrad hilfreich.

Die unterschiedlichen Stationen sollen alle Sinne ansprechen.

Die unterschiedlichen Stationen sollen alle Sinne ansprechen. Vor allem Stationen mit Lebensmitteln kommen meistens gut an. Hier ist es wichtig, einen echten „Feldwebel“ am Tisch zu positionieren, der nicht nur darauf achtet, dass u. U. alle Hände vorher gewaschen wurden, sondern auch die Verteilung der Zutaten mit Argusaugen bewacht. Sonst kann es passieren, dass die ersten drei Kinder alle Gummibärchen wegfuttern.

Bei der Planung ist es wichtig, die Aufteilung im Raum mitzubedenken. Welche Vor- und Nachteile haben kleine bzw. große Räume? Können Nachbar-Räume mitgenutzt werden? Soll es einen eher ruhigen Bereich geben? Wie viele Personen erwarten wir? Wie wirkt sich das auf die Lautstärke aus? Können Stationen in mehreren Räumen parallel stattfinden? Ist das Gelände kindersicher (z. B. Steckdosen, steile Treppen, Straßen, etc.)? Was kann im Außenbereich stattfinden? Wie viele Leute haben Platz, was ist rechtlich (z. B. wegen Brandschutz etc.) erlaubt?

Generell sollte für alle Altersgruppen, Geschlechter und Lerntypen etwas dabei sein, mit dem sie sich anfreunden können. Nach ca. 45–60 Minuten werden die Kreativstationen von jemand aus dem Team beendet, und es wird zum Werkstatt-Gottesdienst übergeleitet.

Werkstatt-Gottesdienst

Was meinen wir mit Werkstatt-Gottesdienst? In der englischen Messy Church-Bewegung wird dieser Baustein mit „Celebration“ überschrieben und meint das Gottesdienstfeiern. Wir haben dafür die Worte „Werkstatt-Gottesdienst“ oder auch „Feier-Zeit“ gewählt, um damit auszudrücken: Nicht eine Person allein „verkündigt“, sondern möglichst viele sind beteiligt, und Ergebnisse der Kreativstationen können einfließen. Alle, die da sind, feiern zusammen Gottes Gegenwart und seine Gegenwart in unserem Leben.

Es geht nicht darum, eine kindgerechte Predigt zu gestalten, sondern alle Altersgruppen, gerade auch die Erwachsenen, anzusprechen. Das klingt herausfordernd – und ist es auch. Aber es ist auf jeden Fall alle Mühe wert. Wenn aus den unterschiedlichen Kreativstationen Ergebnisse miteinbezogen werden und Menschen beteiligt werden, wenn Kinder und Eltern die Möglichkeit haben, von ihrem Glauben oder auch von ihren Fragen zu erzählen, dann kann etwas Großartiges geschehen.

Dieser Teil einer Kirche Kunterbunt soll einen Raum bieten, um von Gott und auf ihn zu hören. Wir möchten als Gemeinschaft Gott feiern und ihn loben. Ihm danken und auch unseren Sorgen und Nöten Raum lassen. Er soll eine Möglichkeit bieten zum Gebet, zur Ruhe, zur Einkehr und eine Einladung zur Gemeinschaft mit Gott.

Deswegen ist die zentrale Frage: Wie wird ein Raum geschaffen, in dem das für kirchenferne Menschen möglich ist? Das kann je nach Zielgruppe und Milieu sehr unterschiedlich aussehen. Die klassischen liturgischen Elemente aus Liedern, biblischer Geschichte und Gebeten sind hier sicherlich ein guter Startpunkt. Sie sollten aber nicht zur starren Form werden, sondern variabel bleiben, angepasst an den spezifischen Kontext.

Hilfreich ist auch die Frauge: Welche Elemente könnten für die Zielgruppe zu einem festen Gerüst werden, zu wichtigen Ritualen – und was sind nur nette Zutaten, die sich hin und wieder verwenden lassen? Sie sollten nicht versuchen, in 20–30 Minuten einen vollen liturgischen Gottesdienstablauf unterzubringen. Wählen Sie mit Liebe und Gespür für „Ihre“ Besucher aus, was am besten in den Kontext passt. Trotzdem sind auch feste Abläufe und Rituale wichtig, vor allem für kleinere Kinder. Deshalb ist es nützlich, wenn einige Elemente immer gleich bleiben – die Begrüßung oder beispielsweise der Segen zum Schluss.

Der Werkstatt-Gottesdienst kann generell ganz einfach gestaltet sein. Die Kinder und Erwachsenen werden so weit wie möglich involviert. Alles wird auf das Thema bezogen. Eine Kern-Botschaft soll ankommen. Es muss also nicht immer Technik, Beamer oder iPad sein. Eine gut erzählte Geschichte bleibt bei Alt und Jung oft viel besser hängen als aufwendige technische Effekte. Am besten Sie finden die Geschichtenerzähler in Ihrer Gemeinde und binden sie mit ein.

Und es soll ein Gottesdienst für alle Sinne sein. Wo immer möglich, sollen die Besucher und die Ergebnisse der Kreativstationen einbezogen werden. Menschen prägen sich Dinge besser ein, wenn alle Sinne angesprochen werden. Man kann Gott genauso durch Bewegung kennenlernen wie durch Stillsitzen, durchs Spielen genauso wie durch‘s Beten. Deswegen ist es hilfreich, Elemente einzubauen, die man anfassen, anschauen, riechen, berühren, gestalten oder gemeinschaftlich tun kann, z. B. beten oder über eine Frage diskutieren.

Bei all den verschiedenen Aspekten ist es wichtig, nicht das eigentliche Thema aus den Augen zu verlieren. Alle Elemente sollen wie Satelliten um die eine zentrale Botschaft kreisen.

Lieder

Wenn Sie ein Lied zum Einstieg singen möchten, ist auch hier wieder die Zielgruppe ausschlaggebend. Macht es Sinn, klassische christliche Lieder oder auch Lobpreislieder zum biblischen Tagesthema zu singen? Eher nicht, wenn wir auch kirchlich distanzierte Menschen nicht gleich wieder ausschließen wollen. Oder wären Lieder, die man aus dem Radio kennt, die aber auch zum Thema passen, besser geeignet? Aber sind diese wieder auch kindgemäß? Wie viele Bewegungslieder will ich einbauen, ohne dass die Eltern sich peinlich berührt fühlen? Für manche Zielgruppen reicht es z. B. auch, wenn Sie nur ein bekanntes Lied vorspielen und den Text mit dem Beamer an die Wand werfen. Je nach Publikum sieht Ihr Repertoire vermutlich sehr unterschiedlich und kunterbunt aus.

Biblische Geschichte

Wie die biblische Geschichte präsentiert wird, hängt wiederum vom Zielpublikum ab. Ist es besser, sie lebendig zu erzählen, oder vielleicht einen kleinen Videoclip zu zeigen?

Oft werden beim Gottesdienst-Teil vor allem die Kinder angesprochen. Das hat zur Folge, dass sich die Kinder meist im Kreis um das Geschehen formieren, während die Erwachsenen etwas unbeholfen auf Abstand stehen. Um alle Altersgruppen anzusprechen, ist es hilfreich, verschiedene Erzähl-Ebenen zu mischen. Den Machern von Filmen wie Shrek oder Shaun das Schaf ist das beispielhaft gelungen. Die Kinder finden die Handlung und die Figuren witzig, die Eltern die z.T. hintersinnigen Dialoge und Verweise auf andere bekannte Filmsequenzen. Sich an großen Filmemachern zu messen, setzt die Latte hier hoch, aber vielleicht bieten diese Gedanken Anregungen, Gottes Geschichte spannend und relevant an die Frau, den Mann, das Kind oder die Oma zu bringen.

Verschiedene Erzähl-Ebenen mischen

Und natürlich muss es praktisch werden. Abstrakte Wahrheiten über Gott und den Glauben lassen sich schwer in den Alltag integrieren. Wie können wir eine Brücke bauen zu den Themen und Fragen, die gerade auch die Erwachsenen bewegen? Was hat diese biblische Geschichte den Menschen zu sagen? Was geht sie dieser Jona an, der sich über Bord werfen lässt? Was hat ein Weinstock oder ein Hirte mit ihrem Leben in Chemnitz oder in Hintermwalde zu tun?

Manchmal kann es hilfreich sein, biblische Gleichnisse ins Hier und Heute zu versetzen: „Ein Mann kam spätabends aus der Bahnhofskneipe, schon etwas angetrunken. Da wurde er von einem vorbeifahrenden Auto erfasst, das weiterfuhr. Er lag auf dem Gehsteig …“ (Anfang der Geschichte vom barmherzigen Samariter). Jesus redete von Orten und Personen, die seine Zuhörer sofort erkannten. Was spricht dagegen, dass wir es genauso machen?

Beten

Und wie laden wir zum Beten ein? Viele der Besucher haben vielleicht noch nie oder sehr selten gebetet. In diesem Fall können zum Beispiel Anliegen aufgeschrieben und in einen Gebetskasten geworfen werden (für die Anliegen wird das Mitarbeiter-Team dann in seinen Sitzungen beten). Manchmal ist auch eine kurze Einführung dran, wie man überhaupt beten kann.

Welche Teile eins „normalen“ Gottesdienstes könnten den Menschen helfen, Gottes Nähe zu spüren? Was ist ihnen vertraut? Das Vaterunser vielleicht oder ein Gebet, das über den Beamer eingeblendet und gemeinsam gesprochen wird? Wäre es hilfreich, Gebetsstationen aufzubauen, eine „Klage-Mauer“ oder Gebets-Kerzen bereitzustellen?

Auch hier darf es kreativ und kunterbunt zu gehen. Wie kann z. B. ein Gebet aussehen, das mit dem Gleichnis vom Sämann (Markus 4,1–8) zu tun hat? Man könnte z. B. Samenkörner verteilen und die Teilnehmer ermutigen, sie betend einzupflanzen und zu beobachten, wie es wächst. Aber es gibt bestimmt noch viele andere kreative Ideen.

Last but not least …

Bleibt die Frage, wo der Gottesdienst stattfinden soll. Oft ist es hilfreich, in einen anderen Raum zu wechseln oder eine separate Ecke (wenn es nur einen großen Raum gibt) speziell dafür zu gestalten. Der Gottesdienst kann auch im Kirchenschiff stattfinden. Das birgt aber die Gefahr, dass Besucher das Gefühl haben, nach dem lockeren Teil wird es jetzt „… ernst, wir gehen in die Kirche“ (vor allem bei älteren Kirchengebäuden mit wenig Licht kann das schnell passieren). Zudem kann das Gefühl entstehen, die kreativen Angebote dienten nur dazu, die Besucher in die Kirche zu „locken“. Hier brauchen Sie ein gutes Gespür für Räumlichkeiten und ihre Wirkung. Vielleicht kennen Sie Raumausstatter oder Architekten, die Sie in diesen Fragen beraten können, oder Sie nehmen ein Buch zum Thema zur Hand.

Überlegen Sie außerdem, wie und wo es Sitzgelegenheiten gibt, vor allem für Ältere oder Menschen im Rollstuhl. Auch hier ist Vielfalt möglich, die Kinder können z. B. auf Sitzkissen vor den Stühlen Platz nehmen und die Erwachsenen auf Stühlen dahinter. Für Menschen mit Rückenproblemen gibt’s vielleicht ein paar Stehtische im Hintergrund.

Der Werkstatt-Gottesdienst ist zentral für eine Kirche Kunterbunt, aber es wäre falsch zu sagen: „Nur hier wird Evangelium kommuniziert.“ Vermutlich ist das meiste, was die Menschen aus einer Kirche Kunterbunt mitnehmen, nicht der Inhalt der Predigt, sondern die non-verbalen Botschaften, die vermittelt werden. Was hängen bleibt, ist das, was wir hören, sehen, riechen, was wir berühren, die Art, wie wir begrüßt werden (oder nicht), und vieles mehr, der Gesamteindruck zählt6.

Die Bedeutung der non-verbalen Botschaften

Vielleicht lassen Sie sich von den Gottesdiensten im Alten Testament inspirieren, z. B. von den ersten Kapiteln aus 3. Mose? Hier ging es auch oft ziemlich bunt zu: Tiere und Vögel auf dem Altar, krümlige Kuchen, über die Öl gegossen wurde, Wasser spritzte, Fett und Nieren wurden verbrannt, und so weiter. Man erkennt, dass für Gott der blank gewienerte Fußboden und die perfekte Organisation nicht das Wichtigste ist. Worauf er achtet, ist, ob ein Gottesdienst IHN ehrt und ob Menschen dadurch näher zu ihm finden. Dann kann es auch ein Gottesdienst aus der Werkstatt sein ...

Tischgemeinschaft

Miteinander zu essen und Tischgemeinschaft bewusst zu erleben, auch das sind zentrale Bausteine einer Kirche Kunterbunt. Körper und Seele werden hier satt, wir genießen die Gemeinschaft mit den Tisch-Nachbarn – und die Kartoffelsuppe. Wir brechen zusammen das Brot – oder es gibt Würstchen mit Kartoffelsalat. Miteinander am Tisch zu sitzen, das ist ein gelebter Ausdruck der künftigen Gemeinschaft im Himmel. Und heute schon entsteht auf diese Weise Gemeinschaft untereinander. Das war damals auch bei Jesus so und bei den ersten Jüngern. Deshalb gibt es bei den Christen das Abendmahl, das ursprünglich ja auch mit einem gemeinsamen Essen verbunden war. An Gottes Tisch ist jeder willkommen, jeder gehört dazu, darf einfach sein und genießen und sich für den Alltag stärken.

Wenn das Essen am Ende der Kirche Kunterbunt stattfindet, gibt es hier auch die Möglichkeit, über die eine oder andere Frage aus dem Gottesdienst zu reden oder nachzufragen, wie es der kranken Oma des Nachbarn geht. Pläne für gemeinsame Aktionen am Wochenende können geschmiedet werden, oder es ist einfach Zeit für Smalltalk.

Für das Essen sollten Sie genügend Zeit einplanen, je nachdem wie viele kommen, zwischen 45 und 60 Minuten. Manchmal muss noch umgebaut werden, und es dauert, bis das Büffet steht. Manche haben vielleicht einen Salat oder Nachtisch mitgebracht. In Ruhe sollten alle einen Platz finden und es sich gemütlich machen.

Überlegen Sie sich einen gemeinsamen Startpunkt, ein kurzes Gebet, einen Tischkanon oder ein einfaches Lied. Vielleicht wird dieses Element zum Exportschlager für den familiären Alltag.

Im Idealfall gibt es Mitglieder in Ihrem Team, die die Tische schon eingedeckt haben und das Essen an den Tisch bringen. Dabei muss es nichts Aufwendiges sein. Falls Sie Ihre Kirche Kunterbunt am Samstagvormittag machen, bietet sich evtl. ein Brunch an, mit Brezeln, Brötchen, Schinken, Käse und Marmelade. Wenn sie am Freitagnachmittag stattfindet, ist eine warme Mahlzeit wahrscheinlich am sinnvollsten, damit die Familien nicht auch noch kochen müssen, wenn sie nach Hause kommen.

Essen sollte Ausdruck

unserer Gemeinschaft und Verbundenheit

untereinander sein.

Essen war von jeher ein zentraler Ausdruck von Gemeinschaft. In den südlichen Ländern wird meist länger und umfangreicher gegessen als bei uns. Wir betrachten Essen oft nur funktional – der Motor muss halt laufen und braucht Nachschub. In einer Kirche Kunterbunt sollte gerade diese Zeit den Charakter einer Oase, etwas Festliches haben, ein Ausdruck unserer Gemeinschaft und Verbundenheit untereinander sein. Gemeinsames Essen hat immer etwas Heiliges, wenn wir Gott als den großen Gastgeber sehen, der uns einlädt an seinen Tisch.

Abschluss

Wenn alle gemütlich beim Essen sind, kann es mitunter schwer werden, die Besucher zum Gehen zu animieren. Überlegen Sie sich daher einen guten Schlusspunkt für ihre Kirche Kunterbunt. Vielleicht eine Glocke oder ein bestimmtes Lied. Das Willkommen-Team kann auch die Verabschiedung übernehmen und am Ausgang mit Rat und Tat und einem fröhlichen „Auf Wiedersehen“ bereitstehen. Schön ist es auch, wenn Sie den Gästen etwas mitgeben können. Die „Ideen für Zuhause“ auf einem Kärtchen oder ein Stück vom Kuchen, der noch übrig ist.

Die DNA der Kirche Kunterbunt

Alle vier Elemente bieten Möglichkeiten der Begegnung und dienen dazu, Gemeinschaft aufzubauen und Beziehungen zu vertiefen. Gottes Liebe wird in Wort und Tat erlebt, so wie es schon in den Psalmen heißt: „Schmeckt und seht, wie freundlich der Herr ist.“

Aber es braucht Menschen, die an den Kreativstationen, beim Empfang oder der Verabschiedung allen offen begegnen und auch bereit sind, mit Menschen über ihren Glauben zu reden. Man benötigt ein Team, das Kirche Kunterbunt verkörpert, damit es nicht nur ein nettes Programm bleibt.

Den Ablauf gut zu planen, ist wesentlich. Noch wichtiger aber sind die inneren Grundhaltungen. Wir sollten uns bewusst damit auseinandersetzen, wie die einzelnen Werte, die letztlich Kirche Kunterbunt ausmachen, in den jeweiligen Programmpunkten erlebt werden können. Die Grundwerte – gastfreundlich, generationenübergreifend, fröhlich feiernd, kreativ und christuszentriert – sind das Herzstück einer Kirche Kunterbunt. Das vierte Kapitel zeigt, wie sich dies in den einzelnen Bausteinen umsetzen lässt.

1 Vgl. Lucy Moore, Starting your Messy Church, S. 9ff.

2 Siehe S. 98-105 in diesem Buch.

3 https://www.messychurch.org.uk/science und „Messy Church Does Science: 100 Sizzling Science-based Ideas for Messy Churches” von David Gregory (Herausgeber).

4 https://www.messychurch.org.uk/resource/extreme-crafts-messy-churches-50-activity-ideas-adventurous und sxtreme Crafts for Messy Churches- 50 activity ideas for the adventurous”, von Peter Maidment und Barry Brand.

5 https://www.messychurch.org.uk/resource/sports-fun-messy-churches und “Sports Fun for Messy Churches” von Lucy Moore.

6 Siehe auch S. 90-97 in diesem Buch.

Kirche Kunterbunt

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