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Marie-Kristin Jagst
Der Dschinn in der Teekanne

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Das Blinken des Cursors auf meinem Tablet verspottete mich. Mein Kopf steckte voll Daten und Fakten, die aufgeschrieben werden wollten. Aber mein Blick wanderte wieder zu diesem einen Buch im Regal gegenüber. In der Bibliothek gab es Tausende Wälzer, aber die goldene Schrift auf dem Buchrücken schien mich anzuziehen. Ich hatte keine Zeit für Ablenkung. Mein Professor erwartete meine Arbeit in drei Tagen und ich hatte nichts geschrieben. Ich konnte ihn vor mir sehen. Hanna, Sie sind nicht dumm, aber wenn Sie sich nicht anstrengen, werden Sie in meinem Fach durchfallen. Ich versuchte, mich zusammenzureißen. Wenn ich einfach mal in das Buch schaute, konnte ich mich danach vielleicht konzentrieren. Der Student neben mir packte gerade seine Sachen und ging. Ich erhob mich ebenfalls und schlich zu dem Buch. Warum nur hatte ich das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun? Weil du keine Zeit für solche Kindereien hast, beantwortete ich mir die Frage selbst.

Als meine Finger das glatte Leder berührten, überrollte mich eine Gänsehaut. Das fand ich einfach lächerlich. Ich würde mir das Buch kurz anschauen und dann weiterarbeiten. Oben lugte eine Seite aus dem Einband hervor. Diese Stelle schlug ich auf und fand einen zusammengefalteten Brief. Irritiert stellte ich das Buch zurück und faltete das Schreiben auseinander. Mit seinen vergilbten Rändern sah es uralt aus. Ein muffiger Geruch stieg von dem Brief auf. Er schien handgeschrieben. Schwungvoll verliefen fremde Buchstaben über das Blatt. Ein kurzer Text: An den Erretter. Wenn du dies liest, hat dich mein Hilferuf erreicht. Ich werde es wissen und dich erwarten. Ich brauche dringend deine Dienste.

In dem Moment, in dem ich mich noch wunderte, warum ich die Schrift lesen konnte, tat sich unter mir der Boden auf und ich fiel. Ich wollte schreien, aber mir blieb die Luft weg. Und schon befand ich mich wieder auf festem Boden. Ich öffnete die zugekniffenen Augen und klappte stattdessen den Mund auf. Was geschah hier? Träumte ich? Vielleicht hatte ich mir bei einem Sturz den Kopf angestoßen?

Ich befand mich mitten auf einem orientalischen Markt.

Ich fühlte die brennende Sonne auf meinen nackten Armen und schmeckte Staub auf meinen Lippen. Überall eilten Menschen an mir vorbei oder hielten sich an Ständen auf. Ihre Stimmen drangen fremdartig zu mir und doch verstand ich, was sie sagten. Die Gerüche überwältigten mein Gehirn. Süßer Zimt vermischte sich mit schweren Fleischgerichten und dem trockenen Geruch der staubigen Straße. Einige der Umstehenden hatten mich bemerkt und sahen mich irritiert an. Männer zeigten auf mich und Frauen schlugen ihre Schleier vors Gesicht.

Ich sah an mir herunter. Ich trug einfache Jeans und eine süße weiße Bluse mit rosa Blümchen. Der Ausschnitt befand sich etwas tiefer, aber ich war nun mal nicht schlank. Mit knapp zehn Kilo zu viel wollte ich meine Attribute zeigen, um meine Röllchen zu kaschieren. Die Frauen hier trugen bunte Flatterhosen und hochgeschlossene Kaftane. Sie hatten sich Tücher locker um die Haare gelegt. Mit einer Hand bedeckte ich den Ansatz meiner Brüste und drehte mich dabei einmal im Kreis. Gerade als Panik in mir aufsteigen wollte, rannte eine junge Frau auf mich zu. Mit weit aufgerissenen Augen zerrte sie ihren Schleier vom Kopf und wickelte ihn mir um Haare und Schultern.

»Allen Magiern sei Dank, du bist da.« Mit diesen Worten nahm sie meine Hand und zerrte mich die Straße entlang. Völlig perplex ließ ich es geschehen. Dabei betrachtete ich ihren Rücken und die langen schwarzen Haare, die nun offen über ihre Schultern flossen. Mit einer blauen Pumphose und einem lila Kaftan, der ihr bis zu den Knien reichte, trug sie ähnliche Kleidung wie alle Frauen hier. Trotz ihrer schlanken, kleinen Gestalt umfasste mich ihr Griff fest. Mit kleinen, schnellen Schritten bogen wir um eine Ecke und in ein schmuckloses Lehmhaus. Wie alle Häuser erschien es sehr niedrig mit winzigen Fenstern. Zusammen umschlossen die Behausungen die Straße wie Mauern eines Labyrinthes. Im Inneren umfingen mich Kühle und ein angenehmer Duft nach fremdartigen Blumen.

»Mein Name ist Ayla. Ich bin so froh, dass du hier bist.«

»Ich heiße Hannah.« Meine Stimme war nur ein Flüstern.

»Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mit jemand anderem gerechnet hatte. Nicht, dass ich nicht dankbar bin. Versteh mich bitte nicht falsch. Der Zauber hat gute Arbeit geleistet und er wird seine Gründe gehabt haben …«

Sie redete weiter und weiter. Dabei begleiteten ihre schlanken Hände jedes ihrer Worte. Der Inhalt dessen, was sie mir sagen wollte, rauschte wie Wasser an mir vorbei. Ich war unfähig, es aufzunehmen. Mein Gehirn weigerte sich, diese ganze Kulisse als real anzunehmen. Ich kam mir vor, als stünde ich auf einer Bühne und hätte meinen Text vergessen oder ihn nie gekannt. Meine neue Freundin mit den flinken Händen sprach von Zaubern und Auserwählten und Feldzügen und mein Verstand machte Feierabend. Nachdem ich einmal einen Auffahrunfall gehabt hatte, hatte sich mein Kopf ähnlich leicht und wolkig angefühlt. Vielleicht litt ich unter einem Schock. Selbst der plötzlich panische Gesichtsausdruck der jungen Frau, holte mich nicht aus meiner Wolke zurück.

Wieder griff sie nach meiner Hand. »Hörst du das?«

Ich lauschte und vernahm nur das Rauschen des Blutes in meinen Ohren.

»Die Wachen kommen. Sie müssen von deiner Ankunft Wind bekommen haben.«

Vor einem Teppich sank sie auf die Knie und rollte ihn zur Seite. Eine Falltür kam zum Vorschein und wurde geöffnet.

»Schnell da runter.«

Ich musste ein paar Mal blinzeln, um zu verstehen, dass sie mich meinte.

»Na los. Sie werden gleich hier sein.«

Ich konnte mich nicht bewegen. Das sollte doch ein Scherz sein. Ich konnte mich nicht in einer Wüstenstadt befinden. Ich war keine Auserwählte und schon gar nicht kämen hier jetzt Wachleute mit Säbeln herein. Wie zur Bestätigung meiner Gedanken krachte die Tür gegen die Wand und eben diese Wachen quollen in den Raum und natürlich hingen Krummsäbel an ihren Gürteln.

Ein irres Lachen stieg in mir auf. Ich musste den weißen Hasen verpasst haben, der mich in den Kaninchenbau gelockt hatte.

Mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck blickte Ayla zu mir hoch und sprang in das schwarze Loch. Vielleicht hätte ich ihr folgen sollen, anstatt den Verstand zu verlieren, denn der schmerzhafte Griff, mit dem ich an die raue Wand gedrückt wurde, vertrieb den Nebel aus meinem Kopf. Mit erschreckender Klarheit drangen die vorher gedämpften Geräusche zu mir durch.

»Schnell, ihr nach!«, brüllte der Mann, der mich an die Wand quetschte. Mit unnötiger Brutalität drehte er mir den Arm auf den Rücken. Ich biss die Zähne zusammen und wimmerte. Ich konnte kaum atmen, so sehr fixierte er mich. Aber den Geruch von Nelken und sein Atem, der nach schwerem Rotwein roch, nahm ich wahr.

Warum war ich nicht in den verdammten Tunnel gesprungen?

Eine Wache steckte den Kopf aus dem Loch im Boden. »Es ist wie in einem Labyrinth da unten. Ich fürchte, sie ist weg.«

»Dann sucht weiter«, schnauzte der Anführer. »Wir bringen diese hier weg.«

Der Druck auf meinen Arm verschwand, dafür stieß man mich Richtung Tür.

»Hören Sie«, wagte ich einen Versuch. »Für wen auch immer Sie mich halten, das ist ein Missverständnis.«

Mit einer Hand am Säbel zerrte er mir Aylas Tuch vom Kopf. Meine blonden Haare kamen zum Vorschein. Die restlichen Männer im Raum sogen den Atem ein und machten ein merkwürdiges Zeichen mit einer Hand.

Dachten die etwa, ich würde sie verhexen oder so? Das war lächerlich. Hatten die noch nie eine Blondine gesehen?

»Du bist eindeutig diejenige, von der unsere Sultanin gesprochen hat. Haar so hell wie die Sonne.« Er machte ebenfalls dieses Zeichen und damit beantwortete sich meine Frage.

Auf der Straße empfingen mich diese trockene Hitze und etliche Menschen, die sich vor dem Haus versammelt hatten.

»Zieh das Tuch über deine Haare«, herrschte mich der Anführer an.

Ich gehorchte. »Wo bringt ihr mich hin? In den Palast zu dieser Sultanin?«

Die Männer lachten freudlos.

»Niemand geht in den Palast.« Damit wurde ich vorwärts geschubst, auf eine Horde Kamele zu, die sorgfältig aufgereiht am Rand der Straße warteten. Der feine Herr Anführer dirigierte mich auf das erste der Tiere zu, über dessen Rücken ein rotes Tuch hing. Ich stemmte die Füße in den Boden. War das sein Ernst? Ich konnte nicht reiten und ich hatte Angst vor Tieren, die größer als mein Kater Charlie waren. Mein Entführer zeigte kein Mitleid mit mir. Ohne Anstrengung setzte er mich auf den Rücken des Kamels und schwang sich hinter mich. Umständlich erhob sich das Tier und ich rutschte gefährlich zur Seite. Mit einem harten Griff wurde ich zurückgezerrt.

»Aber wo bringt ihr mich denn hin?«, versuchte ich erneut mein Glück. »Wenn ihr mich einfach zurück nach Hause schicken könntet, würde ich keinen Ärger machen. Ich verspreche es.« Ich wusste, ich hörte mich weinerlich an, aber das war mir egal. Ich befand mich seit einer halben Stunde hier, wo auch immer hier sein mochte, und hatte schon mehr als genug von diesem Ort.

»Niemand kann dich dorthin zurückschicken, von wo du kamst«, setzte mich mein Begleiter ungerührt in Kenntnis.

Aber das konnte nicht sein. Ich konnte ja schlecht hierbleiben. Ich hatte ein Leben zu Hause. Seit drei Semestern studierte ich alte Sprachen. Ich hatte zwar gerade keinen Freund, der mich vermissen würde und meine Eltern wohnten am anderen Ende des Landes, aber ihnen würde auffallen, wenn ich nicht anrief. Also zumindest in zwei, drei Wochen. Seit meine beste Freundin vor sechs Monaten mit ihrem Liebhaber durchgebrannt und nach Mallorca in ein Ökodorf gezogen war, hatte ich zwar keine Freunde mehr, aber ich musste mich um meinen Kater kümmern. Der Streuner kam zwar alleine rein und raus und sein Futterspender war randvoll …

Okay, das führte zu nichts. Es vermisste mich keiner, es wartete niemand auf mich und mein Kater verschwand oft tagelang, bevor er zum Fressen kam und dann wieder verschwand. Wie kam diese Ayla nur darauf, dass ich hierbleiben und einer mir völlig Fremden helfen konnte? Zumal sie sich aus dem Staub gemacht hatte und ich auf diesem stinkenden Kamel durch die glühend heiße Wüste ritt.

Halt! Stopp! Wo war die Stadt geblieben?

Umständlich verrenkte ich mir den Kopf, um an meinem Entführer vorbei nach hinten zu sehen. Wir mussten vor Kurzem durch das weit offenstehende Stadttor geritten sein und ich hatte es nicht mitbekommen.

»Wo bringt ihr mich hin?«

Ich bekam keine Antwort.

»Ich habe etwas gefragt.« Ich stieß dem Kerl den Ellenbogen in die Rippen. Er zuckte nicht mal.

Ich versuchte es noch ein paar Mal, aber ich bekam nur ein gegrunztes »Sei still«, zu hören.

Schon nach kurzer Zeit spürte ich das erste Prickeln eines beginnenden Sonnenbrandes auf meinen Armen. Nicht nur meine Haare waren hell, auch meine Haut verfügte kaum über nennenswerte Pigmente. Ich versuchte den Schal von Ayla weiter über meine Arme auszubreiten, aber wie sehr ich auch an ihm zerrte, er war zu klein.

»Ich bekomme einen Sonnenbrand«, wandte ich mich nach hinten.

»Was bekommst du?«

»Einen Sonnenbrand. Auf meinen Armen.«

»Du meinst einen Sonnenstich. Auf deinem Kopf«, äffte er meinen Tonfall nach.

»Was? Nein.« Ich sah ihn irritiert an. »Meine Haut wird ganz rot von der Sonne.« Ich zeigte nach oben zum Himmel.

»Wieso tut sie das?«

War das sein Ernst? Bekamen diese Leute hier etwa nie Sonnenbrand? »Ich brauch etwas, um meine Arme vor der Sonne zu schützen.«

»Ich habe nichts und es ist mir auch egal.« Damit schien das Gespräch beendet.

Abwechselnd bedeckte ich die freien Stellen meiner Haut mit den Händen, aber ich konnte sehen, wie meine Arme sich röteten. Wenn diese Barbaren vorhatten, mich in der Wüste auszusetzen, damit ich wie ein Hühnchen im Backofen schmorte, dann würde ich echt sauer.

Bevor die Furcht in mir hochkriechen konnte, tauchte vor uns eine Stadtmauer auf. Sie reichte nicht besonders hoch, dennoch breitete sich Erleichterung in mir aus. Sie würden mich nicht zum Sterben in der Wüste zurücklassen.

In der Stadt bewegten wir uns geradewegs, durch enge Gassen, auf einen freien Platz zu. Hatte zwischen den gedrungenen Häusern noch gespenstische Ruhe geherrscht, so bestand auf dem Markt fleißige Geschäftigkeit. Ein hölzernes Podest am hinteren Rand schien das Ziel der Anwesenden zu sein. Die wenigen umstehenden Buden luden zum Essen ein.

Auf der Plattform versammelte sich eine Reihe Menschen. Die Ketten um ihre Fuß- und Handgelenke ergaben in der ersten Sekunde keinerlei Sinn für mich. Bis mich die Erkenntnis überflutete und mir eiskalt die verbrannten Arme hochkroch.

Ich befand mich auf einem Sklavenmarkt. Ich presste mir die Hände auf den Magen, um die plötzliche Übelkeit einzudämmen. Sie hatten vor, mich zu verkaufen. Auf einem Markt. An andere Menschen. Denen ich dann gehörte.

Unsanft zerrte mich der Anführer der Wachen von dem Kamel und die Treppe des Podestes hoch. Alle Umstehenden richteten ihre Aufmerksamkeit auf mich. Ein ekliger, fetter Kerl watschelte zu uns herüber. Er trug einen groben Strick und mein Entführer streckte ihm meine Arme entgegen. Er band das Seil um meine roten Handgelenke, was scheußlich wehtat. Ich wurde in die Reihe der anderen Sklaven geschubst.

»Wer sie kauft, ist der Sultanin egal«, wandte sich der Anführer an den Fetten.

Hilfe suchend sah ich zu den beiden Männern vor mir in der Reihe. Sie hatten schlanke Muskeln an Armen und Brust, aber ihre Augen sahen eingefallen aus. Als müssten sie schwere Arbeit verrichten und bekämen dafür zu wenig Nahrung.

Als der Dicke zu uns kam, sahen sie schnell weg. Der abstoßende Kerl wollte nach meinem Gesicht greifen. Ich wich seinem Griff aus und starrte ihn böse an. Er grinste nur und grapschte nach Aylas Tuch, das er mir vom Kopf zog. Seine Augen wurden rund und sein Mund klappte auf. Die Männer neben mir wichen zurück und versuchten, dieses Zeichen zu machen, was mit zusammengebundenen Händen schwierig erschien. Der Händler setzte ein Grinsen auf, breiter diesmal. Ich konnte förmlich sehen, wie er in Gedanken das Geld zählte, das er für mich bekommen würde. Kritisch musterte er meine Jeans und wickelte flink das Tuch um meine Hüften. Zufrieden nickte er und watschelte davon.

Mit wild klopfendem Herzen beobachtete ich die Auktion. Männer und Frauen wurden hier wie Tiere verkauft. Die Umstehenden schrien durcheinander, zeigten mit Fingern, wie viel sie bezahlen wollten, und nach kurzer Zeit versammelten die Bieter eine Traube Gefesselter hinter sich. Als Letzte stand ich nun allein auf der Plattform. Als der Händler zu mir kam, herrschte plötzlich Stille. Vielleicht hatte ich ja Glück und niemand würde mich kaufen wollen. Dann müsste mich der Widerling freilassen.

Doch die Stille dauerte nur kurz. Lauter und heftiger als zuvor brüllten die Käufer durcheinander. Sie überboten sich gegenseitig immer weiter. Nach einiger Zeit schieden mehr und mehr aus. Zum Schluss boten noch eine ältere Frau mit zwei muskelbepackten, schwarzen Leibwächtern und ein schmieriger Kerl, der schon drei andere wunderschöne Frauen gekauft hatte. Ich musste nicht lange überlegen, welchem Gewerbe er diese armen Mädchen zuführte. Der goldene Schneidezahn, der bei jedem Grinsen aufblitzte, die vielen goldenen Ringe und Ketten schrien geradezu Bordell.

Es schüttelte mich. Wenn dieser Mann mich kaufte, würde ich … Weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht. Eine Gruppe Kamelreiter preschte auf den Platz und wirbelte roten Staub auf. Die Männer waren von Kopf bis Fuß in schwarzen Stoff gekleidet. Einer von ihnen kam direkt vor dem Podest und dem fetten Kerl zum Stehen. Er warf ihm ein Säckchen vor die Füße und starrte ihn an, ohne etwas zu sagen. Umständlich hob der Händler es auf. Aus dem Inneren ließ er sich goldene Münzen auf die Hand rieseln. Wieselflink zählte er das Geld und rief die Summe dem Bordellbesitzer und der Puffmutter zu. Die Frau schüttelte empört den Kopf und wandte sich hoch erhobenen Hauptes zum Gehen. Der Schmierlappen kramte in allen Taschen seiner speckigen Weste und zählte sein Geld. Dann nahm er seine Ringe ab und hielt sie dem Händler hin.

»Vergiss es, Hamil«, sagte der Händler. »Das reicht nicht.«

Der Mann brüllte und zeigte auf mich. »Aber ich will sie haben. Einer meiner Kunden würde ein Vermögen für sie zahlen.«

»Ja, ich weiß, wen du meinst. Da hat das Mädchen wohl Glück gehabt.«

»Du räudiger Bastard einer Dschinnhure«, keifte der Mann.

Der Händler beachtete ihn nicht. Er gab dem Beduinen auf dem Kamel ein Zeichen, indem er hoheitsvoll mit der Hand wedelte.

Die schwarzen Augen des Mannes richteten sich auf mich. Sie waren mit Kajal umrandet, was ihn exotisch und bedrohlich zugleich aussehen ließ. Als er mir die Hand reichte, musste ich schlucken. Aber im Grunde hatte ich keine Wahl. Es hieß: er oder der Bordellbesitzer.

Ich hielt meine gefesselten Hände hoch. Mit einer fließenden Bewegung griff er unter sein Gewand, zückte einen Dolch und trennte das Seil durch. Dann hielt er meine Handgelenke fest. Er betrachtete die Rötung und strich von dort aus zu der hellen Haut weiter oben.

Er griff nach meiner Taille und zog mich vor sich aufs Kamel. Mit beiden Händen öffnete er die schwarzen Stoffbahnen um seinen Körper und schlang sie um mich. Mir wurde schlagartig heiß, aber auf eine angenehme Art. Dann setzten wir uns in Bewegung und verließen die Stadt. Ich hoffte, ich würde diesen verfluchten Ort nie wieder sehen.

»Wo bringst du mich hin?«

»Sie wird es dir erklären.« Mit dem Kopf deutete er auf den Reiter neben uns.

Erst jetzt fiel mir auf, dass er viel zu klein für einen Mann war. Als die Frau den Schleier abnahm, erkannte ich Ayla.

»Warum hast du sie so eingewickelt, Kamil?«

»Ihre Haut ist so weiß wie der Wüstensand und zu viel Sonne verbrennt sie.«

»Es tut mir leid, dass wir so spät kamen.« Beschämt senkte Ayla den Kopf.

»Nein«, sagte ich. »Ich muss mich entschuldigen. Ich hätte dir folgen sollen, anstatt durchzudrehen.«

»Es war zu wenig Zeit, um dir alles zu erklären. Ich verstehe nicht, wie die Wachen uns so schnell finden konnten.«

»Sie ist eine Hexe. Das sage ich dir schon lange«, grollte Kamil.

»Das glaube ich nicht, aber mit rechten Dingen ging das sicherlich nicht zu.«

»Ihr redet von der Sultanin, nicht wahr?«

Überrascht sah Ayla mich an.

»Sie war es, die mich verkaufen lassen wollte. Der Wachmann sagte, ich sollte möglichst weit weg gebracht werden.«

Ayla nickte. »Sie traut sich nicht, dich zu töten. Der Zauber in dem Brief war sehr mächtig und könnte sich gegen sie wenden.«

»Du meinst den Brief, den ich gelesen habe, bevor ich hierher kam?«

»Ja, genau. Ich habe einen hohen Preis für seine Magie bezahlt.«

Als sie schwieg, redete Kamil für sie weiter. »Zauberer sind selten bei uns und sie verlangen immer das, was man am wenigsten zu geben bereit ist. Ayla musste ihm ihre Fruchtbarkeit schenken. Sie wird keine weiteren Kinder bekommen können.«

»Ich hoffe, mein Opfer war nicht zu hoch und du hilfst uns.«

Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. »Aber ich bin doch nur eine Studentin. Bei was könnte ich euch schon helfen?«

Kamil hielt an und zeigte nach vorne. »Ich lade dich in mein Heim ein, da kann Ayla dir alles erklären.«

Vor uns tauchte flimmernd eine kleine Stadt aus Zelten auf. Aber keine kleinen dreieckigen Dinger, in denen kaum zwei Personen schlafen konnten, sondern riesige, bunt geschmückte Häuschen aus Tuch. Kinder saßen vor den Eingängen auf Teppichen und spielten. Daneben saßen Grüppchen von Frauen, unterhielten sich, tranken Tee oder bestickten Kleidung.

Als sie uns bemerkten, standen sie auf und winkten. Die Kinder liefen auf uns zu und fassten nach Kamils oder Aylas Stiefeln.

Als wir absaßen, enthüllten sich unter den schwarzen Kutten meiner Begleiter weitere Frauen. Wie die Männer in der Gruppe trugen sie Stiefel, Pluderhosen, lederne Harnische und viele Waffen.

Ayla führte mich von den neugierigen Blicken weg in das größte Zelt. In seinem Inneren hätte fast meine winzige Wohnung Platz gefunden. Rotgoldene Teppiche bedeckten den Boden. Es gab eine Schlafstatt mit Fellen, mehrere Truhen und einen niedrigen Tisch mit wunderschönen Verzierungen. Elegant ließ sich Ayla davor in einen Schneidersitz sinken. Ich versuchte gar nicht erst, es ihr gleich zu tun. Ich ließ mich fallen und steckte die Beine irgendwie seitlich unter meinen Hintern.

Kamil, zwei weitere Männer, die aussahen wie Brüder, und eine der Kriegerinnen gesellten sich zu uns. Kamil balancierte ein Tablett mit einer Kanne Tee und fünf Gläsern. Nachdem er allen eingeschenkt hatte, begann Ayla zu erzählen.

»Wie du weißt, habe ich einen mächtigen Zauber in einen Brief eingewoben. Er sollte mir jemanden schicken, der uns gegen die Sultanin helfen kann. Sie sitzt zu Unrecht auf dem Thron. Seit ihr ältester Sohn Abdal gestorben ist, gibt sie ihren Enkel als ihren Letztgeborenen aus. Aber das ist eine Lüge. Sie muss einen Zauber gewirkt haben, um sich zu verjüngen und alle zu täuschen. Jetzt herrscht sie mit eiserner Hand. Sie unterwirft nach und nach die freien Stämme der Wüste. Schließt Pakte mit verfeindeten Sultanen, indem sie ihnen hohe Tribute zahlt, in Form Tausender starker Männer und unserer schönsten Töchter. Wenn sie so weitermacht, richtet sie unser Land zugrunde.«

»Und der kleine Prinz«, fügte Kamil hinzu, »ist erst zehn Jahre. Sie hält ihn wie einen Gefangenen und wird ihn mit ihren Lehren für immer verderben.«

Betretene Stille herrschte im Zelt. Ayla betrachtete konzentriert ihre Fingernägel und schien nichts hinzufügen zu wollen.

Dann musste ich eben die Bombe platzen lassen. »Es tut mir wirklich leid, aber bei deinem Zauber muss etwas schiefgelaufen sein. Ihr habt definitiv die Falsche erwischt. Vielleicht sollte ich den Brief gar nicht lesen. Eventuell bin ich dem Richtigen nur zuvor gekommen.«

»Nein«, sagte Ayla bestimmt. »Das kann ich nicht glauben. Es muss einen Grund geben, warum der Zauber dich gefunden hat.«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann weder zaubern, noch beherrsche ich eine Kampfsportart. Ich kann nicht mit Waffen umgehen.« Dabei überlief mich ein Schauer. »Ich bin doch nur eine Studentin für alte Sprachen sonst nichts.«

Beinahe kamen mir die Tränen, als ich sah, wie Ayla in sich zusammenfiel. Sie hatte so viel aufgegeben und damit doch nur mich bekommen. Konnte man sich noch nutzloser fühlen?

»Wartet!« Bei dem Ausruf der Kriegerin zuckte ich zusammen. »Vielleicht gibt es doch etwas, was du tun kannst. Wir unterhielten uns doch über die verwunschene Höhle.« Fragend sah sie Ayla an.

»Diese Höhle ist nicht magisch. Es befindet sich rein gar nichts von Bedeutung in ihr.«

»Aber erinnere dich an diese komischen Schriftzeichen an der Wand. Niemand konnte sie lesen oder sagen, woher sie stammen.«

Langsam nickte Ayla. »Ja, vielleicht hast du recht. Sie könnte es entziffern.« Ihr hoffnungsvoller Blick fiel auf mich.

Ich nickte und hoffte, dies nicht irgendwann zu bereuen.

Enthusiastisch sprang Ayla auf. »Wir brechen gleich morgen früh auf. Mein Bruder wird dich wieder zu sich aufs Kamel nehmen, dann sind wir am schnellsten.«

Nach einem schnellen Frühstück aus einer Art Fladenbrot, Datteln und undefinierbarem Trockenfleisch brachen wir kurz nach Sonnenaufgang auf. Es war noch früh und Tau hatte sich an den Zeltwänden gebildet. In kleinen Rinnsalen lief es den Stoff hinunter und wurde von langen Schalen aufgefangen.

Die angenehme Frische hielt nicht lange an. Sobald die Sonne komplett über den Horizont kroch, nahm die Hitze zu und ich hätte mir am liebsten die schwarzen Stoffbahnen des Umhangs vom Körper gerissen. Ayla hatte mich genötigt, meine Jeans und die Bluse gegen Pluderhosen und Kaftan einzutauchen. Meine blonden Haare sollte ich unter einem blauen Tuch verbergen.

Nach endlosen Stunden, in denen ich an Kamil gelehnt immer wieder einnickte, erreichten wir unser Ziel. Hätte ich gewusst, dass wir uns auf dem Weg ins Paradies befanden, meine Begeisterung wäre nicht so mäßig ausgefallen.

Vor meinen Augen schälte sich eine Oase aus der Wüste. Ein riesiger See erstreckte sich vor uns. An einer Seite wurde er von einem Bergkamm flankiert. Palmen und Binsen umsäumten seine Ufer. Vögel saßen in den Kronen oder badeten im flachen Wasser. Ich konnte kaum still sitzen und sah Kamil aus dem Augenwinkel lächeln.

»Warum habt ihr eure Zelte nicht hier aufgeschlagen?«

»Man würde uns zu leicht finden. Unsere Stämme sind frei und wir handeln mit allen, die uns etwas anzubieten haben. Das gefällt der Sultanin nicht und das heißt, wir leben gefährlich.«

Ich nickte und schaute wieder auf die glänzende Wasseroberfläche. Alle um mich herum ergriff eine freudige Aufregung. Die Männer und Frauen konnten nicht schnell genug von ihren Kamelen rutschen, um ihre Hände ins Wasser zu tauchen. Ayla zog ihre Stiefel aus und watete ins kühle Nass. Ich schloss zu ihr auf und wir lächelten uns an.

Nachdem sich alle erfrischt hatten, führten uns Ayla und ihre Kriegerin Sahida am Ufer des Sees entlang Richtung Bergkamm. Ich konnte keine Höhle entdecken. Als Ayla stehen blieb und nach unten zeigte, musste ich zweimal hinsehen, um das Loch am Fuße des Berges zu erkennen.

»Da müssen wir runter?«

Sahida nickte. »Keine Angst. Wir haben uns schon umgesehen, es gibt nichts Gefährliches da unten.«

Skeptisch schaute ich zu dem schwarzen Eingang, aber Sahida kniete sich bereits hin und ließ ihre Füße hineinbaumeln. Dann stieß sie sich ab und verschwand.

»Siehst du. Alles gut. Ich lebe noch«, schallte es herauf.

Ayla und die Brüder Farid und Mahir verschwanden ebenfalls in dem Loch. Kamil sah mich lächelnd an und was hatte ich so einem hübschen Gesicht schon entgegenzusetzen? Ich ließ mich also ebenfalls in die Höhle fallen.

Kurz darauf sprang Kamil zu uns herunter. Natürlich kam er wie eine Katze auf den Füßen auf. Ayla, die eine Fackel trug, stand einige Meter von uns entfernt. Die Höhle war nicht groß und an der Wand bei Ayla, mit dickem grünem Moos überwuchert.

»Hier, schau.« Sie fuhr mit den Fingerspitzen am Felsen entlang.

Ich trat zu ihr und folgte ihrer Hand mit dem Blick. Tatsächlich waren dort Schriftzeichen eingeritzt. Mein Herz setzte vor Erleichterung einen Schlag aus, als ich die Sprache erkannte. Es handelte sich um Keilschrift. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich. die Zeichen zu entziffern. Je nach Region unterschieden sich die Zeichen, dazu kam, dass dieselben Symbole eine unterschiedliche Bedeutung haben konnten, je nachdem, welche Worte ihnen vorausgingen.

Alle sahen mich gespannt an.

»Ich weiß, um was für eine Art Schrift es sich handelt, aber …«

»Oh, wirklich?«, fiel mir Ayla ins Wort. »Und was steht da?«

»Naja, das ist nicht so einfach. Die einzelnen Zeichen können mehrere Bedeutungen haben. Es könnte eine Weile dauern, bis ich es entschlüsselt habe.«

»Das ist in Ordnung. Du wirst es schon schaffen.« Ayls Stimmlage steigert sich mit jedem Wort und sie konnte kaum stillstehen.

Ich zeigte auf ein Symbol aus drei nach oben gerichteten lang gezogenen Dreiecken. »Dieses Zeichen heißt eindeutig Feuer. Es hat sich im Laufe der Geschichte kaum geändert und war weit verbreitet. Der Schriftzug davor könnte sowohl Himmel als auch Zimmerdecke bedeuten.«

Ich zupfte an meinem Ohrläppchen. In Gedanken ging ich jedes Symbol durch und verglich die einzelnen Bedeutungen im Kontext. Völlig vertieft merkte ich kaum, wie meine Schultern zu schmerzen anfingen, aber das stetige Fahren mit den Fingern über die Linien half meiner Konzentration.

»Ich glaub, ich habe es.« Grinsend drehte ich mich um.

Ayla und Sahida saßen am Boden und betrachteten etwas, das Ayla mit einem Dolch in den Sand gezeichnet hatte. Kamil kniete daneben, unterhielt sich aber mit Mahir.

Alle sahen gleichzeitig auf. Flink kam Ayla auf die Füße.

Nacheinander deutete ich auf die Zeichen. »Hier steht, wir sollen Feuer an einem bestimmten Punkt an der Decke machen und es werden sich uns wertvolle Schätze offenbaren.«

Ratlos reckten alle die Köpfe nach oben.

»Es sind Linien in die Wände geritzt«, sagte Kamil.

»Sie führen nach unten und dann zu dieser Wand«, ergänzte Sahida.

Ayla nahm ihren Säbel vom Gürtel und kratzte Moos von einer Stelle über uns. »Könnte das gemeint sein?«

Sie hatte einen Kreis freigelegt, in dem das Symbol für Feuer stand. Von Farid ließ sie sich eine Fackel reichen und hielt sie an das Zeichen. Im Bruchteil einer Sekunde nahm der Kreis das Feuer auf und es raste die Linien entlang. Es verbreitete sich in der gesamten Höhle. In Spiralen und Windungen lief es an den Wänden entlang und verschwand hinter einer Felswand.

Erwartungsvoll starrten wir auf die Stelle. Aber nichts geschah.

»Das war’s jetzt?« Sahida klang so enttäuscht, wie ich mich fühlte.

Auf einmal knallte es hinter der Mauer. Ich zuckte zusammen. Unter der Ritze, unter der das Feuer verschwunden war, quoll Staub hervor. Mit einem furchtbaren Grollen sank die Wand vor uns nach unten. Die Händen auf die Ohren gepresst, bestaunte ich den Raum, der sich vor uns auftat.

Die kleine Höhle hatte sich in eine riesige Halle verwandelt, in deren Mitte eine Feuerschale stand, so groß wie die Krone einer Palme. Flackernd erhellte sie die vielen Regale an den Wänden, in denen Hunderte von Schriftrollen steckten.

Tief ein- und ausatmend betrat ich hinter Ayla die Höhle. Es roch staubig und nach abgestandener Luft, aber nicht nach Schimmel. Dies war der ideale Ort, um so alte Dokumente aufzubewahren. Mein Herz wurde ganz weit und in meinen Fingerspitzen breitete sich ein Kribbeln aus. Diese Schriftrollen entpuppten sich wahrlich als Schatz. Ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte. Was wohl in diesen Schriftrollen zu entdecken war?

Wie aus weiter Ferne hörte ich Ayla. »Aber das ist doch nicht der magische Schatz. Wie sollten uns diese Texte weiterhelfen?«

Wie im Traum ging ich die Reihen der Regale ab und zog wahllos Schriftstücke aus ihren Fächern. Ich konnte Keilschriften, ägyptische Zeichen und koptische Schriftzüge erkennen. Ein Papyrus mit verblassten Zeichnungen von Pflanzen und Blättern schob ich unter meinen Gürtel.

»Hier muss etwas sein«, redete Sahida beruhigend auf Ayla ein. »Vielleicht steht etwas in diesen Rollen.«

»Aber es sind Hunderte. Wie sollen wir da etwas finden und nur Hannah kann sie lesen.«

Oh ja, und das würde ich. Ich konnte schon vor mir sehen, wie ich die Texte studierte. In meiner Fantasie versunken, stolperte ich über etwas. Es war eine Teekanne. Sie sah aus wie aus Gold, klein und bauchig. Ihr Henkel war verschnörkelt und Blumenranken bedeckten ihren Deckel. Ich wollte mich nach ihr bücken, als goldener Nebel aus der Tülle waberte.

Ich stolperte ein paar Schritte zurück, genau gegen Kamil. Er sah meinen erschrockenen Gesichtsausdruck und dann das Kännchen. Er zog seinen Säbel und schob mich hinter sich. Immer mehr goldener Rauch ergoss sich über den Boden und eine Gestalt schälte sich heraus.

Es handelte sich um einen Mann. Und er war nackt. Und er hatte Hörner.

Ich musste mich an Kamils Arm festhalten, um nicht zu schwanken.

Ein splitternackter Adonis mit langgewellten, blonden Haaren und Widderhörnern stand vor uns. Seine Arme und Beine schienen mit Henna bemalt zu ein und er war über und über mit Goldkettchen behängt. Sie baumelten von seinen Hörnern, umschlangen Arme und Taille sowie seinen Hals.

Von oben herab sah er mich an und verdrehte die Augen.

»Ist das etwa ein Dschinn?«, flüsterte ich Kamil ins Ohr.

»Ich fürchte ja«, raunte er zurück. »Aber man muss sich vor ihnen in Acht nehmen. Sie können tückisch und hinterlistig sein.«

»Glaubt mir, Krieger«, mischte sich der Flaschengeist ein, »ich bin nichts davon. Ich wäre einfach nur dankbar, wenn wir das hier schnell hinter uns bringen, damit ich zurück in meine Flasche kann.«

Schnell hinter uns bringen klang gut, aber was wollte er in der beengten Kanne?

»Ich wünsche mir, dass die Sultanin tot ist«, platzte Sahida neben mir heraus.

Erschrocken starrte ich sie an, aber der Dschinn fing nur an, zu lachen.

»Ich kann niemanden töten und niemanden zum Leben erwecken und ich höre nur auf meinen Meister und das bist nicht du.« Gelangweilt sah er mich an. »Sondern die Wassernymphe da.«

»Na gut. Dann wünsche ich mir, dass die Sultanin in den Kerker kommt und die Wachen ihr nicht mehr dienen.«

Der Dschinn blinzelte und verschwand. Nur einen Augenblick später erschien er wieder.

»Es tut mir leid, Meister. Die Sultanin besitzt ebenfalls einen Flaschengeist. Einer ihrer Wünsche war es, vor Magie jeder Art geschützt zu sein.«

»Nein, das kann nicht sein.« Ayla zeigt mit dem Finger auf ihn. »Was nützt du uns, wenn du nicht mal eine Frau ins Gefängnis zaubern kannst?«

Der Dschinn sah mich beleidigt an. »Ruft mich, wenn ihr wisst, was ihr wollt. Ich verschwinde solange in meiner Flasche.« Er löste sich auf.

»Nein, warte!« Ich griff nach dem Nebel, der eben noch ein Arm gewesen war.

Anstatt den Geist zu fassen zu bekommen, drehte sich alles um mich herum. Ich hatte das Gefühl zu schweben und herumgewirbelt zu werden. Als ich klar sehen konnte, staunte ich nicht schlecht. Ich befand mich nicht mehr in der Höhle, sondern unter freiem Himmel in einer Wüste, in der zwei Sonnen am Himmel standen. Ich riss die Augen auf und konnte mich nicht entscheiden, ob ich die beiden Feuerbälle am Himmel oder den aus Sand erbauten Palast vor mir anstarren sollte.

»Hey, was fällt dir ein?« Der Dschinn stemmte die Hände in die nackten Hüften. »Das hier ist mein Reich und du hast nicht mal angeklopft.«

»Ja … ich … es tut …« Weiter kam ich nicht. Mein Gehirn beschäftigte sich mit dem atemberaubenden Anblick.

Der Dschinn griff nach meiner Hand und einfach so befanden wir uns in einem Zimmer mit bunten Teppichen, Kissen und Fellen. Geschmeidig sank er auf einen Kissenberg und griff nach dem Teller mit Weintrauben, der eben noch nicht dort gestanden hatte.

»Warum bist du hier?«

»Ich habe nach deinem Arm gegriffen …«

»Nein, ich meine, warum bist du hier?«

Verständnislos sah ich ihn an.

»Was willst du hier? Warum willst du helfen?«

Ich setzte mich auf ein Kissen. »Ein Brief von Ayla hat mich hergebracht.«

»Aber jetzt hast du mich. Ich kann dich nach Hause bringen.«

Ich zögerte. An diese Möglichkeit hatte ich gar nicht gedacht. Er könnte mich zurück zaubern. Dann müsste nur einer der anderen an der Kanne reiben, um sich etwas zu wünschen. War meine Aufgabe nicht mit dem Öffnen der Höhle erledigt? Ich würde mein Studium weiter führen und …

Ja, was und? Was sollte ich denn zu Hause? Ich konnte doch diese fantastische Welt nicht einfach vergessen und Ayla im Stich lassen.

»Ich muss Ayla helfen«, sagte ich.

Der Dschinn nickte. »Aber wobei denn?«

»Die Sultanin zu stürzen.«

»Was für ein edles Ziel.«

Ich hatte die Nase voll. »Wenn du etwas weißt, das ich wissen sollte, dann spuck es aus.«

»Ich bin nicht die Armenspeisung.«

Ich schnaubte. »Ich wünsche mir, dass du mir alles erzählst, was ich wissen muss.«

»So sei es.« Er schnippte mit den Fingern und vor mir waberte die Luft wie Wasser.

Ein Bild entstand. Es zeigte eine ältere Frau in einem prächtigen Raum. Sie trug ein grünes Gewand mit goldenen Stickereien. Kein Schleier bedeckte ihr Haar. Man sah, dass es mit weißen Strähnen durchzogen war und sie es streng hoch gebunden hatte. Vor ihr knieten mehrere Männer und redeten auf sie ein. Mit einer Geste brachte sie alle zum Schweigen. Hinter ihr saß auf einem hohen Lehnstuhl ein kleiner Junge von neun oder zehn Jahren und spielte mit seinen Händen.

Ungläubig betrachtete ich ihn. Er hatte Aylas Augen und den gleichen Schwung der Lippen.

Das Bild wechselte. Nun sah ich Ayla, etwas jünger, aber eindeutig sie. Sie lächelte einen jungen Mann an. Seine Kleidung sah pompös aus. Er nahm ihre Hand und küsste sie. Ich konnte erkennen, wie Ayla rot wurde. So sah eindeutig Liebe aus.

Wieder änderte sich das Bild. Diesmal sah ich Ayla mit rundem Bauch. Liebevoll streichelte sie über die Wölbung, während sie durch einen Garten ging. Die Sultanin schlenderte mit mehreren anderen Frauen hinter ihr her und der missgünstige Blick, den sie Ayla zuwarf, ließ mich schaudern.

Ein neues Bild erschien. Ayla und ihr Geliebter standen an der Wiege eines Neugeborenen. Sie lächelten. Doch die Stimmung kippte, als der Sultan zu husten begann. Es wurde so schlimm, dass er sich ein Tuch gegen den Mund presste und den Raum verließ.

Das nächste Bild überraschte mich leider nicht. Ayla kniete neben dem Bett ihres Mannes. Sie hielt seine Hand und schluchzte. Bei dem Anblick ihres schmerzverzerrten Gesichts stiegen mir Tränen in die Augen.

Ich war froh, als das Bild verschwand. Auch das nächste heiterte mich keineswegs auf. Ayla kniete auf dem Boden und hielt sich die Wange, auf der man den Abdruck einer Hand erkennen konnte. Vor ihr stand die Sultanin. Sie hielt die Hand eines weinenden Jungen. Ich schätzte ihn auf circa fünf Jahre. Wachen zerrten die schreiende und tobende Ayla weg. Ich konnte noch sehen, wie sie sich losriss und um ihr Leben rannte, dann verschwand das Bild.

Schwer atmend blieb ich zurück und starrte vor mich hin. »Sie hat mir nichts gesagt.«

»Sie hat Angst. Überall lauern die Spione der Sultanin.«

Der Dschinn wechselte von seinen Weintrauben zu Pfirsichen.

Ich konnte sie verstehen. Zwar hatte ich noch keine Kinder, aber der Schmerz in Aylas Gesicht, als sie ihren Sohn zurücklassen musste, sprach für sich. Wenn mein Entschluss bisher nicht festgestanden hatte, so tat er es jetzt.

Ich wünschte mir meinen zweiten Wunsch und schneller, als ich blinzeln konnte, herrschte Dunkelheit um mich herum. Angenehme Kühle umfing mich. Weit weg hörte ich leise Stimmen und Schritte.

Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter. »Was ist hier los?« Ayla flüsterte instinktiv. »Wo sind wir?«

Meine Augen hatten sich an das Zwielicht gewöhnt. Wir hockten in einem langen Flur hinter einer riesigen Vase.

»Wir sind im Palast«, antwortete ich ein wenig kleinlaut.

»Was?« Aylas Stimme hallte zu laut von den Wänden wider. »Du verschwindest einfach für Stunden in dieser verdammten Teekanne und dann zauberst du uns ausgerechnet hierher?«

Vorsichtig spähte Ayla um den Blumenkübel. Es kam niemand. Alles blieb still.

»Eigentlich sollte uns der Dschinn direkt zu deinem Sohn bringen.«

»Bist du verrückt geworden? Woher weißt du überhaupt …« Sie schüttelte den Kopf. »Was hast du dir nur gewünscht?«

»Dass er uns in den Palast zaubert.« Ich hätte wohl etwas präziser sein sollen.

»Dann können wir ja froh sein, nicht direkt vor der Sultanin gelandet zu sein.«

Ayla war zu Recht wütend. Kamil hatte mich ja gewarnt. Aber nun waren wir hier, also konnten wir unsere Chance auch nutzen. Ich kroch hinter der Vase hervor und lief den Gang entlang.

»Hannah. Komm sofort zurück.«

Ich achtete nicht auf sie. Sie würde mir schon folgen.

Lange mussten wir nicht suchen. Nachdem wir ein paar vorbeikommenden Grüppchen ausgewichen waren, fanden wir eine Tür mit zwei Wachposten davor. Keine andere Tür im Palast wurde bewacht. Das musste sie sein.

Schnell zogen wir uns in den Gang zurück, aus dem wir kamen. Was sollten wir jetzt tun, um in das Kinderzimmer zu gelangen?

Ayla kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Ich glaube ganz fest, dass du nicht ohne Grund hier bist. Deine Aufgabe kann nicht damit beendet sein, dass du die Höhle geöffnet hast.«

Bei diesen Worten sah sie mir fest in die Augen. Dann zog sie das Tuch über meine Haare, nahm meine Hand und führte mich um die Ecke.

Die Wachposten vor der Tür unterhielten sich leise. Erst als wir vor ihnen standen, sahen sie uns prüfend an.

»Was wollt ihr?«

»Die Sultanin schickt uns«, sagte Ayla. »Der Kleine hat Albträume und wir sollen mit ihm reden.«

Ich konnte den Männern ansehen, dass wir sie nicht überzeugten.

»Wenn wir wissen, was ihm fehlt, werden wir ihm einen Trank bereiten.« Die Blicke der Männer zuckten zu mir. Ich zog die Schriftrolle aus meinem Gürtel und hielt die Luft an. Hoffentlich lugte nirgends eine Strähne meines Haares unter dem Tuch hervor. Dann zuckte der eine mit den Schultern und trat zur Seite. Wir gingen hinein und die Tür schloss sich.

Zwei Gesichter wandten sich uns zu. Die des Jungen und einer älteren Frau. Die beiden saßen auf dem Boden und spielten mit Holztieren. Ich konnte hören, wie Ayla zitternd einatmete. Sie ließ sich zu dem Jungen auf den Boden sinken, streckte ihre Hand aus und streichelte ihm über die Wange. Tränen liefen ihr Gesicht hinunter.

»Mama?«

Ayla riss die Augen auf und schluchzte laut. Ich musste schlucken und auch die andere Frau brauchte einen Augenblick, um ihre Sprache wiederzufinden.

»Bist du es wirklich, Ayla?«

»Ja, Nabila. Wie kann es sein, dass Racheed sich an mich erinnert?«

»Nabila hat jeden Abend von dir erzählt«, sagte der Junge.

»Ich habe seine Erinnerung wachgehalten« bestätigte die Ältere. »Wie seid ihr bloß hier hereingekommen?«

Ayla sah mich an. »Warum sind wir hier, Hannah?«

»Die Sultanin hat ein großes Fest geplant. Alle Kalifen und Adlige dieses und der Nachbarländer sind im Palast. Ihr müsst diesen Männern und Frauen die Wahrheit sagen. Jeder wird sehen, dass du nicht lügst. Der Junge ist dein Ebenbild.«

Entgeistert sah Ayla mich an. »Das ist verrückt und viel zu gefährlich für Racheed.«

»Das ist die einzige Chance, die wir haben.«

»Ich sag Nein.« Aylas Stimme war hart wie Stein. »Wir müssen jetzt gehen«, wandte sie sich an ihren Sohn. »Aber ich verspreche dir, dass ich wiederkomme.«

Beide weinten, aber Ayla riss sich los und zerrte mich zur Tür.

Weit kamen wir nicht. Wir hatten die Wachen vor dem Kinderzimmer kaum hinter uns gelassen, da versperrten uns andere den Weg. Sie sprachen kein Wort, packten uns und stießen uns vorwärts.

»Es tut mir wirklich leid, Ayla.« Ich entschuldigte mich seit Stunden, aber sie schwieg.

Ayla hatte die Knie an die Brust gezogen und starrte zu dem vergitterten Fenster in drei Meter Höhe. Das Loch vermochte es kaum, das Licht des neuen Tages in unsere Zelle zu bringen. Wenigstens herrschte so eine angenehme Kühle in unserem Gefängnis.

Ich tigerte von einer Seite zur nächsten und überlegte, ob ich den Dschinn rufen und ihm meinen Wunsch sagen sollte. Aber was hatte ich schon für eine Wahl. Ich musste Ayla und dem kleinen Racheed helfen.

»Dschinni!«

Ayla zuckte zusammen.

»Dschinni, ich brauche deine Hilfe!«

»Deshalb musst du nicht so brüllen.«

Ich wirbelte herum. Der Flaschengeist trat aus dem Schatten der Mauer.

»Weißt du eigentlich, dass ich einen Namen habe?«

Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder.

»Das habe ich mir gedacht. Du hast ja auch nie danach gefragt. Warum auch? Es ist ja nicht wichtig.«

Ich hob die Hand. »Ist ja schon gut. Du kannst mir deine gesamte Lebensgeschichte erzählen, aber erst einmal musst du uns auf das Fest der Sultanin zaubern.«

»Was?« Ayla sprang auf.

»Es geht nicht anders. Du und Racheed habt nicht länger Zeit, aufeinander zu warten. Er braucht seine Mutter.«

»Von mir aus«, mischte sich der Dschinn ein. »Aber dieser Wunsch ist wirklich verschwendet.«

»Wieso das?«

»Ihr werdet auch so auf das Fest gebracht.«

Fragend und leicht genervt sah ich ihn an.

»Ihr seid die Hauptattraktion. Also besser gesagt: Eure Hinrichtung wird es sein.«

»Was?« Diesmal waren Ayla und ich uns einig.

»Du musst uns hier weg wünschen, Hannah.«

Schwere Stiefelschritte erklangen auf dem Flur. Mein Blick schweifte zwischen der panischen Ayla und dem gelangweilten Dschinn hin und her.

»Bitte.«

»Noch nicht.«

Ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht und der Dschinn verschwand. Wachen brachten uns zum großen Fest.

Der riesige Saal erstrahlte durch Hunderte Kerzen, einem Meer aus Blumen und der prächtigen Kleidung der Anwesenden. Alle, die unser Kommen bemerkten, starrten uns an. Frauen zeigten mit dem Finger auf mich und zum ersten Mal in meinem Leben wünschte ich mir eine andere Haarfarbe. Gespräche erstarben und die Musik setzte aus. Eine Frau trat aus der Masse hervor und stellte sich neben den Stuhl des jungen Sultans. Die falsche Mutter hob die Hand und das Getuschel hörte auf.

»Diese beiden Frauen«, ihre Stimme trug durch den ganzen Raum, »haben versucht, meinen letzten verbliebenden Sohn zu ermorden. Sie schlichen sich heute, geschützt durch einen Zauber, in den Palast. Meine Wachen konnten Schlimmeres gerade noch verhindern.«

Das Geflüster setzte wieder ein.

»Um aller Welt zu zeigen, wie ich mit solch abscheulichen Attentätern verfahre, wird es hier und jetzt eine öffentliche Hinrichtung geben.«

Ein Mann mit Armen, so stark wie Baumstämme, trat zu uns. Er wollte nach meinem Handgelenk greifen, aber ich wich ihm aus.

»Nehmt zuerst sie.« Ich zeigte auf Ayla.

Sie funkelte mich an, trat aber mit hoch erhobenem Kopf vor.

Mein Herz legte einen Sprint hin, als ich zusah, wie er sie zum Schafott führte.

»Kann er sie gut sehen?«, flüsterte ich.

»Ja, das er kann er.« Der Minidschinni auf meiner Schulter wisperte direkt in mein Ohr. »Wenn das mal gut geht.«

Der Henker zwang Ayla auf die Knie. Sie musste ihren Kopf auf den Stein vor ihr legen. Ich steckte mir die Knöchel meiner Finger in den Mund, um nicht »Stopp!« zu schreien. Warum tat er denn nichts? Der Scharfrichter hob das Beil. Mein Herz stockte. Ich atmete ein, um doch noch zu rufen.

»Halt!« Der junge Sultan sprang von seinem Thron.

Der Henker ließ das Beil sinken. Die Sultanin wollte ihn packen und ihm den Mund zuhalten, aber er hüpfte zur Seite.

»Ich wünsche, dass ihn alle hören und die Wahrheit hinter seinen Worten erkennen.«

Der winzige Dschinn nickte.

»Ihr dürft sie nicht hinrichten. Sie ist meine Mutter.«

Der Saal hielt den Atem an.

»Die Sultanin lügt, wenn sie behauptet, ich sei ihr Sohn. Sie ist nicht meine Mutter, sondern meine Großmutter. Der letzte Sultan war mein Vater.«

Stimmen im Saal wurden laut. Die Kalifen glaubten ihm dank des Zaubers. Sie erkannten die Ähnlichkeit und wussten, dass sie jahrelang getäuscht worden waren.

»Sie ist eine Hexe!«

Die Stimmung im Raum kippte. Die Menschen zeigten auf die alte Sultanin.

»Sie sollte man köpfen. Sie hat uns betrogen.«

Die Alte wich zurück. Ihr Lippen formten Worte, die ich nicht verstand. Eine graue Rauchwolke erschien und aus ihr schälte sich ein Stiermann. Mit Hörnern, Hufen, einem Schwanz und menschlichem Oberkörper. Er trug nur einen Lendenschurz und ebensolche Kettchen wie mein Dschinn. Dann klatschte der Flaschengeist in die Hände und er und die Sultanin verschwanden.

»Sie hatte noch einen Wunsch frei?«, krächzte ich. Mir wurde heiß und kalt. »Warum hat sie nicht alles rückgängig gemacht?«

»Du hast dir gewünscht, dass alle die Wahrheit erkennen. Ein Dschinn kann den Wunsch eines anderen nicht so einfach aufheben.«

Ich sah mit einem Lächeln dabei zu, wie sich Ayla und Racheed in den Armen lagen. Zögerlich traten die Kalifen und Adligen auf sie zu. Ayla sprach mit ihnen. Nickte und schüttelte den Kopf.

Neben mir hatte der Dschinn sich wieder in Menschengröße gezaubert.

Mit schief gelegtem Kopf sah ich ihn an. »Die Sachen stehen dir gut.«

Er trug einen goldenen Kaftan und seine Hörner waren verschwunden. Er sah wie einer der Gäste aus.

»Es tut mir leid, dass ich keinen Wunsch mehr übrig habe, um dich frei zu wünschen, Haffidh Tamim.«

»Bist du verrückt geworden? Was soll ich denn mit Freiheit? Ich bin unsterblich. Was sollte ich denn als Mensch tun? Mir eine Anstellung suchen?« Er schnaubte. »Und woher kennst du meinen Namen?«

»Er steht auf deiner Kanne.« Ich grinste.

»Dass du keinen Wunsch mehr frei hast, bedeutet auch, dass ich dich nicht zurück nach Hause schicken kann.«

»Ja, ich weiß.« Ich verbot mir, an meine Eltern zu denken. Ich würde schon einen Weg finden, ihnen zu sagen, dass es mir gut ging.

»Ich hoffe nur, dass meine Nachbarin meinen Kater füttert.«

»Meinst du diesen hier?« Er hielt ein schnurrendes braunes Bündel auf dem Arm und reichte mir meinen Charlie. »Das ist ein kleines Geschenk von mir.«

Mit einem »Wir sehen uns wieder« verschwand er.


DIE GOLDENE FEDER

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