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Frank Esser

KOMPARATIVE PUBLIZISTIK- UND KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT

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1 Entwicklung des Vergleichs

Verspätete fachgeschichtliche Entwicklung

Der international vergleichende Ansatz ist in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft lange vernachlässigt worden, während er sich in den Nachbardisziplinen Politikwissenschaft, Soziologie und Psychologie deutlich früher etablierte. In der Politikwissenschaft heisst die entsprechende Unterdisziplin Comparative Politics. Dazu gibt es ein Vielzahl von Lehrbüchern und spezialisierte Fachzeitschriften. Davon ist die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft noch weit entfernt. Die Gründe für dieses Defizit liegen zum einen darin, dass die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft eine junge Disziplin ist. Zum anderen überwog bei vielen Forschern lange die Einstellung, dass Journalisten, Medienorganisationen, Nachrichteninhalte und Publikumspräferenzen so eng an nationale, kulturelle und sprachliche Wurzeln geknüpft seien, dass man sie am besten historisch oder gegenstandsorientiert erklärt.

Erst in jüngerer Zeit zeichnet sich eine stärker international vergleichende Orientierung im Fach ab. Nach den Universitäten Erfurt und Bochum war Zürich 2006 die dritte Universität im deutschsprachigen Raum, die einen Lehrstuhl für vergleichende Medienforschung besetzte. Erkenntnisfortschritt und Forscherenthusiasmus nehmen rasch zu; Zweifel über die Vorteile und das Erkenntnispotenzial des komparativen Ansatzes sind ausgeräumt. Die Gründerväter Michael Gurevitch und Jay Blumler, die die Entwicklung seit den Anfängen mit prägten, sehen Anzeichen für die Herausbildung eines „eigenständigen, reifen Forschungsfeldes“ (Gurevitch/Blumler 2003: 371). Es könne

Komparative Kommunikationsforschung nun im Reifungsprozess

keine Rede mehr von einer Vernachlässigung der vergleichenden Kommunikationsforschung sein. „Sie ist fast schon in Mode gekommen“ (ebd.: 373).

2 Definition des Vergleichs

Komparative Kommunikationswissenschaft vergleicht keineswegs immer nur Länder

Die komparative Analyse arbeitet grundsätzlich mit mindestens zwei Vergleichseinheiten. Dabei werden auf Makroebene Systeme oder Kulturen bzw. Teilsysteme oder Teilkulturen verglichen. Es ist zu betonen, dass Systeme oder Kulturen keineswegs zwangsläufig deckungsgleich mit Nationen sind. Auch innerhalb von Nationalstaaten können

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Medienkulturen unterschieden werden, wie etwa die sprachlich segmentierten Medienmärkte in der Schweiz (vgl. hierzu Blum 2003; Hungerbühler 2005) oder in Belgien oder Kanada. Andererseits wird auch oberhalb von Nationalstaaten die Herausbildung transnationaler Medienkulturen untersucht, z. B. wenn die Europäisierung nationaler Medienöffentlichkeiten (Pfetsch/Adam/Eschner 2008; Brüggemann/ Hepp/Kleinen von Königslöw/Wessler 2009) oder gar Unterschiede zwischen einem europäischen und einem angloamerikanischen Journalismus diskutiert werden (Donsbach/Klett 1993; Mancini 2005).

Weil die nationalstaatliche Ebene keineswegs die einzige Bezugsgrösse darstellt, hat sich neben der Bezeichnung „international vergleichend“ der neutrale Terminus „komparativ“ durchgesetzt. Die vergleichende Kommunikationsforschung ist zwar grundsätzlich grenzüberschreitend, die Art der Grenzziehung kann jedoch variieren. Wie die Vergleichsfälle konzeptionalisiert und voneinander abgegrenzt

Definition

werden, hängt also von Festlegungen des Forschers ab. Als Definition lässt sich formulieren: Komparative Kommunikationsforschung liegt immer dann vor, wenn zwischen mindestens zwei Systemen oder Kulturen (oder deren Teilelementen) Vergleiche auf mindestens einen kommunikationswissenschaftlich relevanten Untersuchungsgegenstand gezogen werden. Vergleichende Kommunikationsforschung unterscheidet sich von nicht vergleichender Kommunikationsforschung in drei Punkten: Es handelt sich um eine besondere Strategie zum Erkenntnisgewinn, die (a) grundsätzlich grenzüberschreitend vorgeht, sich (b) um eine system- und kulturübergreifende Reichweite ihrer Schlussfolgerungen bemüht und die (c) Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten zwischen Untersuchungsobjekten mit den Kontextbedingungen der sie umgebenden Systeme bzw. Kulturen erklärt (vgl. Esser 2003; Pfetsch/Esser 2003).

Motive vergleichender Forschung

Vergleichende Kommunikationsforschung strebt an, das Chaos internationaler Beobachtungen mittels Typologien zu ordnen, die Reichweite und Generalisierbarkeit von Erkenntnissen zu prüfen, Auswirkungen von Kontexteinflüssen auf Untersuchungseinheiten zu erklären, die Kontextabhängigkeit von Befunden herauszustreichen sowie zu einem besseren Verständnis unserer kommunikationswissenschaftlichen Konzepte und Gegenstände zu kommen. Zusätzlich zum räumlichen Vergleich betont die Komparatistik auch den zeitlichen Vergleich: So sollten Mediensysteme zu mehreren Zeitpunkten verglichen |22◄ ►23| werden, wenn beispielsweise die Frage nach Angleichungsprozessen im Mittelpunkt des Interesses steht.

3 Logik des Vergleichs

Diesen Festlegungen liegt die Annahme zugrunde, dass unterschiedliche mediale und politische Kontextbedingungen (z. B. des Medien-und

Komparatistik untersucht die Einflüsse unterschiedlicher Kontexte auf den Untersuchungsgegenstand

Politiksystems der Schweiz) in einer charakteristischen Wechselbeziehung mit den Arbeitsweisen und Inhaltsgestaltungen von Medienorganisationen (z. B. der Neuen Zürcher Zeitung) sowie den in diesen Medienorganisationen arbeitenden Journalisten stehen. Die publizistischen Arbeitsweisen werden sich in systematischer Weise von Journalisten und Zeitungen unterscheiden, die in andere mediale und politische Kontextbedingungen eingebettet sind. Daher werden komparative Untersuchungen häufig so angelegt, dass gezielt solche Länder ausgewählt werden, die sich hinsichtlich der Kontextbedingungen für das interessierende Phänomen unterscheiden. Auf diese Weise können allgemeine Aussagen über das Phänomen geprüft werden (Was gilt immer, unabhängig von den Kontexteinflüssen?) und spezifische Aussagen (Wie verhält sich der Untersuchungsgegenstand unter dem Einfluss unterschiedlicher Kontextbedingungen?) gemacht werden.

Dieses Beispiel soll deutlich machen, dass die vergleichende Forschung nicht aus blossem Vergleichen, sondern aus dem Suchen nach Erklärungen besteht (Przeworski 1987). Nun können Erklärungen auf

Komparative Erklärung: Zwei Ansätze

zwei verschiedene Arten gesucht werden: mittels „intensiver, fallorientierter Analysen“ für wenige Länder oder mittels „extensiver, variablenorientierter Analysen“ für viele Länder (Ragin 1987). Intensive, fallorientierte Analysen wenden eher verstehende, qualitative Verfahren an; extensive, variablenorientierte Analysen eher kausallogische, quantitative Verfahren. Beim intensiven, fallorientierten Ansatz werden die

Fallorientierter Ansatz

Vergleichsfälle mittels dichter Beschreibung in ihren historischen Kontext eingeordnet, ganzheitlich rekonstruiert und in ihrer eigentümlichen Bedeutung und einmaligen Gestalt erkannt und verstanden (vgl. Geertz 1973; Ragin 1989). Genau gegen diese Einzelfallorientierung wendet sich der extensive variablenorientierte Ansatz. Extensiv heisst, dass verallgemeinerbare, repräsentative Ergebnisse sowie reichweitenstarke Theorien angestrebt werden. Variablenorientiert heisst, dass mit |23◄ ►24| Forschungsfragen und Hypothesen gearbeitet wird, die der Kausallogik von unabhängigen und abhängigen Variablen folgen. Länder werden nicht aufgrund ihr Eigentümlichkeit in die Analyse aufgenommen, sondern weil sie eine interessante Kombination von Variablen aufweisen (vgl. Jahn 2006; Landman 2008).

Variablenorientierter Ansatz

Die variablenorientierte Kausallogik baut auf der Logik der „quasiexperimentellen“ Methode auf: Forscherteams wählen ihre Fälle bzw. Länder so aus, dass sie unterschiedliche Ausprägungen der unabhängigen, erklärenden Variablen in verschiedenen Systemkontexten entsprechen. Dazu wählen sie z. B. zwei Länder mit rein kommerziellem Rundfunksystem, zwei Länder mit rein öffentlich-rechtlichem Rundfunksystem und zwei Länder mit dualem Rundfunksystem aus. Die drei Gruppen in diesem ländervergleichenden Quasi-Experiment werden dann beispielsweise daraufhin verglichen, in welchen Intensitätsgraden sich die Systeme hinsichtlich der abhängigen Variablen (z. B. Boulevardisierung der Politikberichterstattung) unterscheiden. Ein solches quasi experimentelles Forschungsdesign mit nur sechs Fällen verbietet zwar eine streng kausale Ursachenattribution für die gefundene Varianz der abhängigen Variablen. Eine „weiche Kontrolle“ der Varianz kann aber durch systematische Berücksichtigung alternativer Erklärungen für Boulevardisierung erfolgen. Ein solches Untersuchungsdesign kann zeigen, ob es einen systematischen Zusammenhang zwischen dem Kommerzialisierungsgrad eines Rundfunksystems und dem Boulevardisierungsgrad der Politikberichterstattung gibt. Formal gesprochen, kann ein solches Untersuchungsdesign zeigen, ob es Kovarianz zwischen einer angenommenen unabhängigen Variable und der gemessenen abhängigen Variable gibt. Sie ist von entscheidender Bedeutung für die Leitfrage der Komparatistik — nämlich inwiefern Faktoren des Kommunikationskontextes in charakteristischer Wechselwirkung

„Die“ prinzipielle Logik der komparativen Kommunikationsforschung

zu den Untersuchungseinheiten stehen. Der Vergleich bedeutet also, die Kontextbedingungen zu variieren und dann in den jeweiligen Settings zu untersuchen, inwiefern die Einstellungen und Handlungen der Akteure mit konkreten Strukturbedingungen systematisch korrespondieren (vgl. Esser 2003; Pfetsch/Esser 2003; Pfetsch 2003b). Soweit die Kausallogik, die in diesem Lehrbuchbeitrag durchgehend als „die“ Logik der komparativen Kommunikationsforschung vertreten wird.

Lästigerweise gibt es zwei Probleme in der Praxis. Wie im genannten Beispiel ist auch sonst in der komparativen Kommunikationsforschung |24◄ ►25| ein „harter“ Kausalnachweis manchmal nicht möglich, weil zu wenige Länder in der Analyse sind. Wenn man nur wenige Länder vergleicht, können nicht alle alternativen Kausalkombinationen, die theoretisch ebenfalls zu Boulevardisierung führen können, überprüft werden. Dazu bräuchte es grosse Stichproben mit Ländern, in denen vielfältigste Konfigurationen vorherrschen. Weil die komparative Kommunikationswissenschaft aber oft nur Daten für kleine Ländersamples zur

Kombination von variablenorientiertem und fallorientiertem Ansatz vor allem bei kleineren Ländersamples

Verfügung hat, muss sie manchmal auch auf „weiche“ (nicht statistische) Kausalnachweise zurückgreifen. Kleine Vergleichsstudien vertrauen deshalb stärker auf den verstehend-qualitativen Ansatz. Erklärung im Rahmen des verstehend-qualitativen Ansatzes wird u. a. durch Methoden wie „pattern matching“ oder „process tracing“ erreicht. Mit process tracing ist beispielsweise eine systematische „Kausalitätsrekonstruktion“ auf der Basis von sorgfältiger Kontextbeschreibung, dem Nachzeichnen von Entwicklungspfaden, der Identifizierung von chronologischen Etappenschritten und Kausalketten sowie dem theoriegeleiteten Aufzeigen von Verursachungsmechanismen und Auswirkungen gemeint (vgl. George/Bennett 2005; Jahn 2006; Muno 2009; Rohlfing 2009).

Der vergleichenden Forschung geht es also um Erklärung. Das bezieht sich einerseits auf den Nachweis von Kausalbeziehungen zwischen Variablen zur Überprüfung von Theorien bzw. Hypothesen (variablenorientierter Ansatz), andererseits auf das verstehende Rekonstruieren ganzheitlicher Bedeutungsprozesse (fallorientierter Ansatz). Zusätzlich geht es natürlich auch um den Erwerb spezifischer Kenntnisse über die jeweiligen Mediensysteme und Medienkulturen. Gurevitch/Blumler (2003) betonen daher zu Recht, dass vergleichende Forschung immer einen „doppelten Nutzen“ erbringen sollte. Sie soll

Doppelter Nutzen der Komparatistik: Kontextbedingte Unterschiede in den Untersuchungsgegenständen erklären und Mediensysteme verstehen

nicht nur darauf abzielen, einen bestimmten Untersuchungsgegenstand zu erklären, sondern auch die unterschiedlichen Systeme, in denen er untersucht wird.

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4 Fachinteresse am Vergleich

Für das gewachsene Interesse lassen sich drei Gründe benennen, die

1. Triebfeder: Wissenschaftssysteme und Mediensysteme sind global vernetzter geworden

eng zusammenwirken. Erstens hat das Ende des Kalten Krieges die Ost-West-Spaltung beendet, Reisemöglichkeiten der Forscher erleichtert und das Interesse an internationalen Zusammenhängen neu stimuliert. Wissenschaftskongresse sind pluralistischer und Forschungsfördermöglichkeiten grenzüberschreitender geworden; neue Kommunikationstechnologien haben den weltweiten Austausch erleichtert; das World Wide Web hat den Zugang zu Daten und Wissensbeständen anderer Länder begünstigt. Nicht nur das Wissenschaftssystem, auch das Mediensystem ist globaler geworden. Dies hat das Bewusstsein für die Relevanz kultureller Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten erhöht. Die ökonomische und technologische Seite der Massenkommunikation ist weltweit vernetzt, wie die Transnationalisierung von Medienkonzernen

2. Triebfeder: Führen transnationale Diffusionsprozesse zur Angleichung der Systeme?

und Medienregulierungsfragen zeigt. Zweitens hat die Dynamisierung der internationalen Entwicklungen und die damit verbundenen Entgrenzungs- und Transformationserfahrungen den Operationsmodus des Vergleichens zu einer Dauernotwendigkeit gemacht. Gerade Prozesse gesellschaftlichen Wandels haben das Interesse am Vergleich befördert. Der Besorgnis über die Möglichkeit der Untergrabung nationaler Medienkulturen durch US-Einflüsse („Amerikanisierung“), Furcht vor der Aufweichung nationaler Kommunikationstraditionen durch den Einfluss der Europäischen Union („Europäisierung“) oder dem vermeintlichen Zwang zur Anpassung an die Erfordernisse der weltweiten Medienökonomie und Kommunikationstechnologie („Globalisierung“) begegnet die Publizistikwissenschaft mit international vergleichenden Studien. Die entscheidende Frage lautet hier, ob es im Zuge dieser Strömungen zu einer internationalen Konvergenz der Kommunikationsarrangements kommt oder ob nationale Distinktionen und ursprüngliche Identitäten aufgrund von Filter- und Resistenzreflexen erhalten bleiben. Neben Globalisierung und Transformation

3. Triebfeder: Wie fördern oder hemmen Medien die demokratische Entwicklung in den Gesellschaften?

spielt drittens die Demokratie eine Rolle. Die positive Rolle der Medien in Demokratisierungsprozessen osteuropäischer und ostasiatischer Transformationsgesellschaften hat die Komparatistik ebenso beflügelt wie die negative Rolle der Medien in etablierten Demokratien, wo ihnen bisweilen eine unzuträgliche Intervention in den politischen Prozess vorgeworfen wird. Unter welchen Bedingungen die Medien |26◄ ►27| eine förderliche oder hinderliche Rolle für die gesellschaftliche Entwicklung spielen ist eine Kernfrage der komparativen Kommunikationsforschung.

5 Etablierungsprobleme des Vergleichs

Es gibt eine Reihe von Hemmnissen, die der Herausbildung der komparativen Kommunikationsforschung als eigenständiger wissenschaftlicher Teildisziplin der Publizistikwissenschaft bislang im Wege standen: schwacher disziplinärer Status, schwache Wissenschaftsstrukturen, schwache Datenbasis und schwach entwickeltes Theorie- und Methodeninventar.

Komparatistik ist „nur“ eine Forschungsstrategie und ohne eindeutigen Objektbezug

Erstens handelt es sich bei der Komparatistik „nur“ um eine spezifische Strategie zum Erkenntnisgewinn, nicht um einen inhaltlich bestimmten Bereich wie etwa die Medienökonomie, Journalismusforschung oder Politische Kommunikation. Die international vergleichende Forschungsstrategie ist vor allem durch Verfahrensfragen der Analysenlogik und Fallauswahl gekennzeichnet, nicht durch die Festlegung auf ein spezifisches Formalobjekt. Vergleichen lässt sich prinzipiell alles — egal auf welchen Gegenstand der Lasswell-Formel (Kommunikator, Aussage, Medium, Rezipient, Wirkung) oder welche Analyseebene der Mikro-Meso-Makro-Logik (Akteure, Organisationen, Systeme) es bezogen ist. Der fehlende Objektbezug erschwerte bislang die Herausbildung einer eigenen Identität.

Kleine Fachgemeinde, labile Wissenschaftsstrukturen

Zweitens ist der Kreis der Publizistikwissenschaftler, die sich kontinuierlich und systematisch mit dem Vergleich beschäftigen, weiterhin klein. Da es innerhalb dieser kleinen, lose verbundenen Gruppe nur wenig koordinierte Zielvorstellungen und konsentierte Qualitätskriterien für die komparative Kommunikationsforschung gibt, konnte sie sich noch nicht als vollwertige Subdisziplin institutionalisieren. Die Entwicklung einer stärkeren „Personaldecke“ sowie die Durchsetzung leistungsfähiger Strukturen, verlässlicher Gütekriterien und Methodenstandards bleiben zentrale Herausforderungen der nächsten Jahre (vgl. Saxer 2008).

Mangel an globalen Daten

Drittens sind die für harte Kausalnachweise notwendigen grossen Länderstichproben in der komparativen Kommunikationsforschung immer noch Zukunftsmusik. Es fehlen unserem Fach die Kapazitäten |27◄ ►28| zum Aufbau umfassender, wahrhaft globaler Datensätze. Dies ist in der Politikwissenschaft anders, weil sich dort internationale Organisationen (Freedom House, World Bank, OECD, Eurostat etc.) oder Forschergruppen (Polity IV, Polyarchy, Party Policy, World Values Survey etc.) seit Jahrzehnten am Aufbau von systematischen Datensätzen mit 170 Ländern und mehr beteiligen. Ohne eine solche unterstützende Infrastruktur stossen auf sich allein gestellte Medienforscher rasch an ihre Grenzen. Wo Grossprojekte ausnahmeweise möglich wurden, hatten sie mit gravierenden Strukturschwächen zu kämpfen — insbesondere mit Koordinations- und Integrationsproblemen sowie mit Äquivalenz-und Validitätsproblemen (vgl. dazu Stevenson 2003; Esser 2004; Wilke 2008).

Mangel an adäquaten theoretischen Modellen und methodischen Verfahren

Viertens sind die für harte Kausalnachweise notwendigen theoretischen Modelle und methodischen Auswertungskompetenzen noch unterentwickelt. Zur Beantwortung der Kernfrage, inwiefern verursachende Faktoren des Kommunikationskontextes einen charakteristischen Einfluss auf das Kommunikationsprodukt haben, nimmt die Komparatistik eine klare Trennung zwischen dem Untersuchungsgegenstand und seinen Rahmenbedingungen vor. Der Komparatist variiert durch den Ländervergleich die makrosozialen Rahmenbedingungen und zieht dann Schlussfolgerungen darüber, wie sich dies auf den Untersuchungsgegenstand auswirkt. Solche Schlussfolgerungen von Bedingungen der Makroebene auf die Mikroebene sind allerdings

Mehrebenen-Problematik in der Komparatistik

problematisch, weil sie (durch den Sprung über Analyseebenen hinweg) zu unzulässigen Kausalbehauptungen führen können. Für dieses Problem, das in der Literatur als „ökologischer Fehlschluss“ bezeichnet wird, bedarf es anspruchsvoller Lösungen: Sie betreffen Theorie und Methode. Zum einen müssen Mehrebenenheuristiken entwickelt werden, die solche schichtenübergreifenden Analysen theoretisch rechtfertigen (siehe weiter unten); zum anderen müssen Mixed Methods Designs, Triangulation und Mehrebenenanalyse zum Einsatz kommen (vgl. Jahn 2006; Hanitzsch 2010), um die hierarchischen theoretischen Annahmen auch methodisch umzusetzen. Die entsprechenden theoretischen Modelle und methodischen Verfahren sind in der komparativen Kommunikationsforschung erst in der Entwicklung. |28◄ ►29|

6 Ziele des Vergleichs

Warum vergleichen wir? Einleitend wurde bereits festgestellt, dass die Logik des Vergleiches ultimativ auf Erklärung abzielt. Auf dem Weg zu diesem Endpunkt werden drei weitere, vorgelagerte Zielsetzungen unterschieden (vgl. Esser 2003; Landman 2008):

1. Ziel: Feststellung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden

Das erste Ziel liegt in der Feststellung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Wir beschreiben publizistikwissenschaftlich relevante Phänomene in unterschiedlichen Medienumfeldern, um Gleichartigkeiten von identitätsstiftenden Besonderheiten grob abgrenzen zu können. Als Methode dient uns dazu die kontextuelle Beschreibung. Sie gilt als Anfangspunkt der vergleichenden Analyse, jedoch wird kein geschulter Komparatist hier stehenbleiben.

2. Ziel: Erkennen funktionaler Äquivalente

Das zweite Ziel besteht im Erkennen funktionaler Äquivalente. Das Grundproblem der Komparatistik liegt, so trivial es klingen mag, in der Vergleichbarkeit. Nur Äquivalentes (also Gleichwertiges), das in unterschiedlichen Kontexten die gleiche Funktion (also Rolle) erfüllt, kann sinnvoll verglichen werden. Aber was sind funktionale Äquivalente des deutschen Nachrichtenmagazins Spiegel und des Focus in England? Was sind funktionale Äquivalente der auflagenstärksten Schweizer Wochenblätter Coopzeitung und Migros-Magazin in Frankreich? Was ist das funktionale Äquivalent des amerikanischen Berichterstattungsstils Investigative Reporting in der Schweiz? Als Methode zur Identifizierung funktionaler Äquivalente dienen Expertenbefragung, Abgleich mit externen Daten und mehrperspektivische Recherche. Neben dem Länder- und Gegenstandswissen, welches wir aus den zuvor erwähnten Kontextbeschreibungen erhalten haben, ist hierfür zusätzlich theoretisch geschultes Konzeptwissen erforderlich, um die Gleichwertigkeit auf einer höheren Abstraktionsebene erkennen und begründen zu können.

3. Ziel: Entwicklung von ordnenden Typologien

Das dritte Ziel der Komparatistik besteht in der Entwicklung von Typologien, welche die Ordnung der erhobenen empirischen Phänomene erlauben. Typologien sind das Mindestergebnis einer komparativen Analyse. Hierbei werden die Befunde aus verschiedenen Ländern (z. B. zu journalistischen Einstellungen, Nachrichteninhaltsmustern oder Mediennutzungspräferenzen) nach mehreren Kriterien oder Dimensionen verglichen, sodass „Typen“ erkennbar werden. Von besonderem Interesse ist, welche Kriterien oder Dimensionen der Forscher|29◄ ►30| identifizieren kann, die zur Entstehung eines Typs beitragen, und wie gut sich die untersuchten Fälle („Realtypen“) denen im Zuge der Typologiekonstruktion entwickelten „Idealtypen“ zuordnen lassen. Erstmalig wurde dieses Vorgehen von Siebert, Peterson und Schramm in Four Theories of the Press (1956) gewählt. Auf Basis verschiedener Vergleichsdimensionen–Medienfunktion, Medienzugang, Medienkontrolle, Medienzensur und Medienbesitz–entwickelten sie vier Idealtypen von Mediensystemen: Autoritarismus-, Liberalismus-, Sozialverantwortungs- und das Kommunismus-Modell. Auch die Nachfolgestudie Comparing Media Systems von Hallin und Mancini (2004) ging so ähnlich vor (siehe Beitrag Mediensysteme–Medienorganisationen, i. d. B.). Eine Zuordnung von Realtypen zu einem Idealtypus ist immer mit Abstraktion und Detailverlust verbunden. Diese Komplexitätsreduktion wird von Komparatisten ausdrücklich begrüsst, weil sie kriterienorientierte Muster zu erkennen erlaubt. Von Nichtkomparatisten wird sie jedoch oft kritisiert, weil sie Länderspezifika, die ausserhalb der gewählten Vergleichskriterien liegen, ausblendet. In der vergleichenden Kommunikationswissenschaft wurden z. B. Typologien entwickelt für nationale Medienstrukturen (vgl. Kriesi 2003; Pfetsch/ Maurer 2008), Einstellungsmuster von Kommunikatoren (vgl. Donsbach /Patterson 2003; Pfetsch 2003a), Medienpublika (vgl. Norris 2000; Tenscher 2008) und Berichterstattungsmuster (vgl. Esser 2008; Plasser/ Lengauer/Pallaver 2009; Wessler et al. 2009).

4. Ziel: Erklärung

Das vierte Ziel liegt in der Erklärung. Die grundlegende Annahme der erklärungsorientierten Komparatistik lautet, dass spezifische Konstellationen des medialen und politischen Kontextes in charakteristischer Weise interagieren mit den Einstellungen der Kommunikatoren, ihrem Handeln und den so beeinflussten Ergebnissen der Kommunikation. Unterschiedliche Kontexte korrespondieren also systematisch mit den Kommunikationsvariablen. Nach dieser Erklärlogik haben

Beispiele für erklärende Vergleichsstudien

Zhu et al. (1997) den Einfluss politischer, kultureller, organisatorischer und individueller Faktoren auf das berufliche Selbstverständnis von Journalisten in drei Ländern untersucht. Wu (2000) untersuchte für 38 Länder den Einfluss systemischer Faktoren auf die Beachtung dieser Länder in der internationalen Auslandsberichterstattung. In ähnlicher Weise untersuchten Brüggemann/Kleinen von Königslöw (2009) in fünf europäischen Ländern, inwieweit systemische und organisationale Faktoren einen Einfluss auf die Intensität der Europaberichterstattung|30◄ ►31| in Zeitungen haben. Dagegen untersuchten Vliegenhart/ Schuck/Boomgarden/de Vreese (2008) den Einfluss des Tenors der EU-Berichterstattung auf die EU-Unterstützung in der Bevölkerung von sieben Ländern. Während Curran/Iyengar/Lund/Moring (2009) den Einfluss der Qualität der Informationsversorgung in einem Mediensystem auf das politische Wissen der Bürger in fünf Ländern analysierten, studierten Norris/Holtz-Bacha (2001), inwieweit personenbezogene Mediennutzungsfaktoren das politische Wissen der Bürger in 15 EU-Ländern beeinflussen. Alle diese Vergleichsstudien wählten Regressionsanalysen für ihre Kausalnachweise (weitere Beispiele für regressionsanalytische Vergleichsstudien sind Peter 2003, Pfetsch/ Adam/Eschner 2008 oder Iyengar/Hahn/Bonfadelli/Marr 2009). Im Bereich der quantitativ-statistischen Komparatistik bewegt sich die Forschung von Regressions- zu anspruchsvolleren Mehrebenenanalysen (Hanitzsch 2010). Im Bereich der qualitativen Vergleichsforschung sind QCA-Analysen eine interessante Neuerung (Schneider/ Wagemann 2007; Nguyen Vu 2010).

7 Erklärende Komparatistik: Ihre theoretischen Grundlagen

Bislang ist die Logik von Kausalität und Erklärung mehrfach im Sinne einer einseitigen „Verursachung“ bzw. „Einflussnahme“ beschrieben worden. Oft hatten die genannten Studien dafür auch die entsprechenden theoretischen Annahmen. Andere kommunikationswissenschaftliche

Komparatistik will den Zusammenhang zwischen Kontext und Untersuchungsgegenstand erklären

Theorien machen aber keine Aussagen über einen gerichteten Zusammenhang zwischen Strukturkontext und Untersuchungsgegenstand. In diesen Fällen sollte man angemessener von charakteristischen „Wechselbeziehungen“, „Interaktionen“, „Korrelationen“, oder „Korrespondenzen“ sprechen. Dieser Warnhinweis zur Kausalitätsrichtung ist wichtig und sollte immer beachtet werden.

Dazu stellt sie Hypothesen auf–aber wie geht das?

Grundsätzlich führt das aber zu der Frage, woher wir unsere Hypothesen über den Zusammenhang zwischen Strukturkontext und Untersuchungsgegenstand überhaupt nehmen. Dazu ist zu sagen, dass man nur solche Hypothesen aufstellt, für die spezifische Gründe (Ergebnisse aus Vorgängerstudien oder eigenen Beobachtungen) oder aber theoretische Annahmen (Theorien) sprechen. Hypothesen sind immer |31◄ ►32| Bestandteile eines theoretischen Zusammenhangs, und jede erdenkliche komparative Hypothese lässt sich in der Regel einem übergeordneten Theorieparadigma zuordnen. Deshalb sollte die Einordnung in einen theoretischen Rahmen auch immer versucht werden. Für

Es gibt drei Theorie-Paradigmen, aus denen sich komparative Hypothesen gut ableiten lassen

die Komparatistik sind dazu die drei grundlegenden Paradigmen der Sozialwissenschaft relevant: Handlungstheorien, Kulturtheorien und Strukturtheorien (vgl. Lichbach 1997). Für jede dieser Perspektiven geben wir im folgenden Beispiele aus der komparativen Kommunikationswissenschaft, die auch als Ansatzpunkte für die eigene Hypothesenentwicklung dienen können.

7.1 Handlungsorientiertes Paradigma

Handlungsparadigma: Das Verhalten von Akteuren wird erklärt

Hier liegt der Fokus auf Akteuren. Komparative Analysen, die das Verhalten von individuellen oder korporativen Akteuren in verschiedenen Kontexten erklären wollen (z. B. die Nachrichtenauswahl von Journalisten bzw. Medienorganisationen in zwei Ländern), können eine handlungsorientierte Nachrichtentheorie zur Grundlage nehmen. Wie leitet man aus einer handlungsorientierten Nachrichtentheorie (z. B. Gatekeeping, News Bias, Instrumentelle Aktualisierung, Medienframing) komparative Hypothesen ab? Hierbei werden internationale Gemeinsamkeiten oder Unterschiede in der Nachrichtengebung zurückgeführt auf die (gleichwertigen oder abweichenden) organisationalen oder institutionellen Rahmenbedingungen, welche die Handlungsräume, Strategien, Interessen und Spielregeln der einzelnen Journalisten bzw. Medienorganisationen bestimmen. Ein Hypothesenbeispiel lautet: Je stärker in einem Medienbetrieb Konzerninteressen Einfluss auf Nachrichtenentscheidungen nehmen, desto weniger werden Journalisten Beiträge veröffentlichen, die auf kostspieligen Recherchen beruhen oder dem Ansehen oder der politischen Grundhaltung des Medienbetriebes entgegenstehen. Ein anderes Hypothesenbeispiel zum Zusammenhang von Handlungszielen und Rahmenbedingungen lautet: Je stärker Journalisten sich zu einem aktiven Rollenselbstverständnis (als Interpretierer, Kritiker oder Gegner) bekennen, desto stärker werden sie Handlungsräume und -strategien zu etablieren versuchen, die ihnen eine durch Einflussnahme gekennzeichnete Politikberichterstattung erlaubt. Innerhalb der handlungsorientierten Nachrichtentheorien verweist das erste Beispiel auf den Einfluss des Managementstils, das |32◄ ►33| zweite auf den Einfluss professioneller Rollenvorstellungen auf Gatekeepingprozesse (vgl. Shoemaker/Vos 2009).

7.2 Kulturalistisches Paradigma

Hier liegt das Interesse auf der Verdichtung von Einzelaspekten als Ausdruck von Kultur. Komparative Analysen, die nicht einzelne Akteure,

Kulturalistisches Paradigma: Manifestationen von Medienkultur werden erklärt

sondern gesellschaftliche Gruppen, Diskurse oder Symbolkomplexe vergleichen, können Theorien zur Grundlage nehmen, die dem kulturorientierten Paradigma entstammen. Unabhängig von der Theorie, die man wählt, lautet wieder die Frage, wie man aus ihnen komparative Hypothesen ableitet. Solche Hypothesen führen internationale Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Journalismuskulturen, Nachrichtenkulturen oder Medienkulturen auf verschieden herausgebildete Identitäten, Internalisierungen, Werthaltungen oder Weltbilder zurück. Diese Kulturen sind das Ergebnis historisch-kollektiver Sozialisationsprozesse und können sich in kleinen Milieus, Organisationen, Nationen oder transnationalen Räumen herausbilden. Sie strukturieren einerseits als Orientierungs- und Wahrnehmungsschemata die Weltwahrnehmung der Beteiligten, andererseits strukturieren sie die Produktion, Rezeption, Evaluation und gegebenenfalls Regulation von Medienkulturprodukten. Ergebnisse von Kultur lassen sich in den Vor-und Einstellungen der Kommunikatoren, ihren unmittelbaren Praktiken sowie den daraus resultierenden schriftlichen und mündlichen Kommunikationsprodukten analysieren (vgl. Hepp 2006; Hanitzsch 2007; Brüggemann 2010). Es gibt eine geisteswissenschaftliche und eine sozialwissenschaftliche Kulturforschung. Letztere interessiert hier besonders. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive fordern beispielsweise Semetko und Mandelli (1997) mehr ländervergleichende Untersuchungen zur Hypothese, inwiefern Medien die politische Kultur beeinflussen, indem eine skandalorientierte Politikberichterstattung die Ansichten der Bevölkerung gegenüber Regierungs- und Parteivertretern langfristig untergraben kann. Pfetsch (2003a) untersucht in einer Vergleichsstudie die Hypothese, inwiefern die institutionellen Strukturen des amerikanischen und deutschen Politik- und Mediensystems mit den Beziehungsmustern der Politiker und Journalisten korrespondieren, welche die Autorin zu Typen von Kommunikationskulturen verdichtet. Blumler und Gurevitch (1995) untersuchen eine |33◄ ►34| Hypothese zu den Auswirkungen unterschiedlicher Professionskulturen –„pragmatic“ und „sacerdotal“–in öffentlich-rechtlichen und privat-kommerziellen Rundfunksendern auf die Berichterstattung über Wahlkämpfe in Grossbritannien und den USA.

7.3 Strukturalistisches Paradigma

Strukturalistisches Paradigma: Die Prägekraft institutioneller Arrangements wird erklärt

Hierbei stehen Systemaspekte als Erklärungsfaktoren im Vordergrund. Komparative Analysen, die Aspekte der Massenkommunikation durch makro-analytische Charakteristika der Medienstrukturen oder Medieninstitutionen erklären, basieren oft auf Theorien der strukturorientierten Forschungstradition. Hierbei werden oft medienökonomische, medienrechtliche, medienpolitische oder medienhistorische Konfigurationen (oder sonstige strukturelle Aspekte des Medien- und Politiksystems) zur Erklärung für unterschiedliche Ausprägungen der politischen oder journalistischen Kommunikation herangezogen. Das Bindeglied zwischen Struktur und Handlung bilden Institutionen, definiert als Regeln und formale Organisationen. Institutionen prägen Rollen, die wiederum das Verhalten einzelner Akteure prägen. Durch den meist direkten Bezug zu nationalen Mediensystemen als Analyseeinheit wird hier besonders deutlich, dass Einflüsse unterschiedlicher Regulierungsordnungen, nstitutionalisierungsformen und anderer verfestigter Makroarrangements auf konkrete Kommunikationsverhältnisse nur durch Ländervergleiche analysiert werden können. Die Mediensystemtypologie von Hallin/Mancini (2004) steht mit ihrem historisch-institutionalistischen Ansatz beispielsweise in dieser Tradition. Weitere Beispiele: Aus ihrem 10-Länder-Vergleich leiten Gunther/ Mughan (2000) die Hypothese ab, dass die effektivsten Barrieren gegen eine Verwässerung der Informationsqualität in heutigen Mediensystemen zwei Strukturelemente sind–ein stark verankerter öffentlicher Rundfunk sowie eine effektiv ausgestaltete Medienregulierung, welche die Einhaltung gemeinwohlorientierter Standards beaufsichtigt. Die 6-Länder-Studie von Aalberg/van Aelst/Curran (2010) bestätigt übrigens genau das. Ein anderes Beispiel ist die Wahlkampfstudie von Swanson und Mancini (1996). Eine ihrer ländervergleichend untersuchten Strukturhypothesen lautet, dass Vielparteiensysteme, in denen programmatisch unterschiedliche Gruppierungen gegeneinander antreten, zu einer grösseren Themen- und Perspektivenvielfalt |34◄ ►35| in der Wahlkampfberichterstattung führen als Zweiparteiensysteme, in denen mit Allerweltsparolen um dieselben unentschlossenen Wähler gekämpft wird.

Bei der theoretischen Herleitung der eigenen Vergleichsstudie spricht nichts dagegen, Theoriekonzepte zu verwenden, die Bezüge zu allen drei Paradigmen herstellen. Generell dürfte die Theoriearbeit

Integrative Studien verwenden Theorien, die Elemente verschiedener Paradigmen in sich aufnehmen

in der komparativen Kommunikationswissenschaft davon profitieren, Impulse aus allen Paradigmen aufzunehmen, integrative Analysemodelle zu entwerfen, und daraus originelle Hypothesen abzuleiten (vgl. Lichbach 2009). Dies sollte jedoch informiert und nicht willkürlich geschehen. Ebenfalls dürfte deutlich geworden sein, dass prinzipiell jeder Gegenstand verglichen werden kann. Was die vergleichende von der nicht vergleichenden Forschung unterscheidet, sind ihre konkreten Ziele, die erklärende Analyselogik und grosse Bedeutung der Fallauswahl. Die Auswahl der Länder ist das Herz der komparativen Methode, wie die folgende Diskussion der methodischen Grundlagen zeigt.

8 Erklärende Komparatistik: Ihre methodischen Grundlagen

Die vergleichende Kommunikationsforschung greift deduktiv auf eine Vielzahl theoretischer Stränge zurück und baut induktiv stark auf Ergebnissen von Vorgängerstudien auf. Um den Schritt von der Beschreibung („alte“ Komparatistik) zur Erklärung („neue“ Komparatistik) zu vollziehen, müssen in den Hypothesen die Beziehungen zwischen Kontextfaktoren und den Untersuchungsphänomen klar benannt werden. Die Hypothesen bestimmen dann die Form der

Die Art der Hypothesen bestimmt das Untersuchungsdesign und die Zahl der Untersuchungsfälle

Untersuchung (Medieninhaltsanalyse, Dokumentenanalyse, Fragebogensurvey, Intensivinterviews, Beobachtung, Experiment), Art der Datenerhebung (quantitativ oder qualitativ), die Datenerhebungszeitpunkte (Querschnitt oder Längsschnitt) sowie das Forschungsdesign, für das die Anzahl und Auswahl der Untersuchungseinheiten (Länder bzw. Mediensysteme bzw. Elemente von Mediensystemen) festgelegt werden müssen. Die meisten Studien zur komparativen Kommunikationsforschung müssen sich aus Gründen begrenzter Ressourcen oder mangelnder Daten mit kleinen oder mittleren Fallzahlen begnügen. Weil multi-nationale Large-N-Studien ausserhalb der Reichweite von |35◄ ►36| Studierenden liegen, konzentriert sich die weitere Darstellung auf

In der Kommunikationswis- senschaft überwiegen kleine bis mittelgrosse Fallzahlen

kleinste bis mittelgrosse Versuchsanordnungen. Während kleine Vergleichsstudien eher „intensive“, qualitativ-verstehende Methoden verwenden, kommen für mittelgrosse Analysen bereits „extensive“, quantitativ-variablenorientierte Methoden in Frage (vgl. Ragin 1987). In all diesen Vergleichsstudien ist es ausserordentlich wichtig, dass der Forscher eine klare theoretische Begründung für die Länderauswahl

Die Fallauswahl muss immer begründet werden!

benennt.

8.1 Ein Land: Impliziter Vergleich

Einzelfallstudien sind in der Komparatistik unter der Bedingung vertretbar, dass sie als implizierter Vergleich angelegt werden (vgl. George/ Bennett 2005; Muno 2009). Zum Beispiel kann ein Mediensystem in

Einzelfallstudien können einen Beitrag zur Komparatistik liefern–wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen

Bezug auf einen von der komparativen Literatur entwickelten Idealtypus analysiert werden–um z. B. zu untersuchen, ob Grossbritannien wirklich dem von Hallin/Mancini (2004) entwickelten „liberalen“ Mediensystemtypus zugeordnet werden kann. Hierbei wird ein Mediensystem, das als repräsentativ für den Idealtypus gelten kann, auf seine prototypischen Charakteristika oder seine gravierenden Abweichungen hin untersucht (representative case oder deviant case analysis). Bezogen auf das genannte Beispiel, stünde dann allerdings weniger das britische System in seiner Gesamtheit im Erkenntniszentrum als die Angemessenheit und Verallgemeinerbarkeit des von Hallin/Mancini entworfenen Idealtypus. Theoretisch sauber durchgeführt, könnte eine solche Einzelfallstudie im besten Fall zur Überarbeitung der komparativen Typologie führen.

Viele Handbücher bieten eine Zusammenführung von Einzelfallanalysen in Form von Länderkapiteln–so etwa im Internationalen Handbuch Medien des Hans-Bredow-Instituts (2009), im Euromedia Handbook (Kelly/Mazzoleni/McQuail 2004) oder im ICA Handbook of Election News (Strömbäck/Kaid 2008). Sofern die als Länderkapitel präsentierten Fallstudien nach systematischen Kriterien ausgewählt, nach methodisch einheitlichen Kriterien verglichen, ihre Ergebnisse in einem synthetisierenden Schlusskapitel einer echt komparativen Analyse zugeführt und in Bezug auf eine einheitliche Theorie als theorieunterstützend oder theoriewiderlegend interpretiert werden, sind die Anforderungen einer „method of structured, focused comparison“|36◄ ►37| (George/Bennett 2005) erfüllt. In den genannten Beispielen, wie auch bei vielen anderen solcher Handbücher, ist dies allerdings nicht der Fall.

8.2 Wenige Länder: Qualitativer Vergleich

Paarvergleiche sind häufig, aber nicht unproblematisch. Sie müssen den Anforderungen der „structured comparisons“ folgen

Bei nur zwei oder drei Fällen muss die gerade angesprochene „method of structured, focused comparison“ angewendet werden (George/Bennett 2005). Es sollten dafür jeweils möglichst repräsentative Fälle ausgewählt werden, die idealerweise Aussagen über den dahinterstehenden Idealtypus erlauben. Die Frage, wofür jeder Fall ein Fall ist, muss vom Forscher also klar angegeben werden. Man muss allerdings realistischerweise auch sagen, dass die Generalisierbarkeit von Zwei-Land-Vergleichen im Regelfall sehr begrenzt bleibt. Das Hauptproblem liegt darin, dass bei kleiner Fallzahl eine grosse Menge von Kontextvariablen ins Blickfeld geraten, die vom Forscher kaum unter Kontrolle zu bekommen sind. Wenn sich die beiden Länder hinsichtlich Geschichte, Kultur, Wirtschaft, Politik, Recht etc. stark unterscheiden und diese Kontextfaktoren mit dem Untersuchungsgegenstand zudem eng verflochten sind, können Zusammenhänge nicht mehr zuverlässig identifiziert werden. Formal gesprochen, gilt dann die abhängige Variable als unterdeterminiert. Um dennoch Zusammenhangsmuster aufspüren und erklären zu können, sollten sich Forscher mit qualitativen Strategien wie „pattern matching“, „process tracing“ oder „analytical narratives“ vertraut machen (George/Bennett 2005; Jahn 2006; Muno 2009; Rohlfing 2009).

8.3 Mittlere Länderzahl: Kontrollierter Vergleich

Mittlere Fallzahlen sind ideal, aber an bestimmte Analysestrategien gebunden


Logik des Most Similar Systems Design (MSSD)

Bei Vergleichsstudien von 4–15 Mediensystemen ist erst recht eine bewusste Fallauswahl erforderlich. Diese Studien fussen auf sogenannten quasi experimentellen Designs. Dafür stehen verschiedene Strategien zur Verfügung: Der erste Weg besteht darin, möglichst ähnliche Mediensysteme auszuwählen; der zweite Weg darin, möglichst verschiedenartige Mediensysteme zu untersuchen (vgl. Przeworski/ Teune 1970; Jahn 2006; Landman 2008). Die erste Forschungsstrategie wird mit Most Similar Systems, Different Outcome beschrieben. Hierbei werden Mediensysteme ausgewählt, in denen der Untersuchungsgegenstand |37◄ ►38| (die abhängige Variable) in sehr ähnlichen Kontexten variiert. Es werden ähnliche Mediensysteme zum Ausgangspunkt genommen, um die groben Rahmenbedingungen für den Untersuchungsgegenstand konstant gering zu halten. Ziel ist nun die Identifikation jener Ursache, die in beiden Mediensystemen eben nicht gleich ist und dafür verantwortlich gemacht werden kann, dass es zu unterschiedlichen Outcomes hinsichtlich des Untersuchungsgegenstandes kommt. In Abbildung 1 ist die Logik von Most Similar Systems, Different Outcome systematisch dargestellt. Verglichen werden zwei Mediensysteme, die sich in vielen Kontextfaktoren gleichen, aber in einem unterscheiden. Der Grund, warum sich im zweiten Mediensystem der Untersuchungsgegenstand X nicht herausgebildet hat liegt im Fehlen des Kontextfaktors „b“. Das grosse Problem dieser Forschungsstrategie liegt darin, wie man most similar systems erkennt bzw. bestimmt. Hierbei können Mediensystemtypologien wie die von Hallin/Mancini (2004) helfen. Beispiele für kommunikationswissenschaftliche Anwendungen des Most Similar Systems Design sind Adam (2007), Esser (2008) und natürlich Hallin/ Mancini (2004).

Abbildung 1: Erklärlogik von „Most Similar Systems, Different Outcome“


Logik des Most Different Systems Design (MDSD)

Die zweite Forschungsstrategie wird als Most Different Systems, Similar Outcome bezeichnet. Bei solchen Untersuchungen von extrem heterogenen Mediensystemen besteht das Ziel darin, in der Fülle von Unterschieden jenen gemeinsamen Faktor zu finden, der dann als ursächlich (im Sinne einer hinreichenden Bedingung) für einen überall vorgefundenen, ähnlichen Outcome gelten kann. In Abbildung 2 ist „a“ der verursachende Faktor, der in den ansonsten unterschiedlichen Mediensystemen 3 und 4 dafür sorgt, dass sich Outcome X in beiden zeigt; Mediensystem 5 dient als Prüffall zur Bestätigung dieser Schlussfolgerung. Kommunikationswissenschaftliche Beispiele für Most Different Systems Designs legten Swanson/Mancini (1996), Norris/Inglehart (2009) sowie Hanitzsch/Seethaler (2009) vor.

|38◄ ►39|

Abbildung 2: Erklärlogik von „Most Different Systems, Similar Outcome“


MSSD und MDSD sind Idealvorstellungen, die adaptiert und kombiniert werden können

Beide Forschungsstrategien, Most Similar und Most Different Systems Design, werden in der Praxis dadurch verkompliziert, dass es nie nur eine Ursache für ein erklärungsbedürftiges Phänomen gibt, sondern immer eine Konstellation mehrerer Ursachen. Beide Designs sind demnach als Idealvorstellungen anzusehen, die sich nur selten in Reinform realisieren lassen. Um die Vor- und Nachteile der verschiedenen Forschungsstrategien auszugleichen, kombinieren viele Studien die Logik von Most Similar und Most Different Systems Design.

Logik der Qualitative Comparative Analysis (QCA)

Es gibt eine weitere Lösung für das Problem, dass ein erklärungsbedürftiges Phänomen meist auf eine Konstellation mehrerer Ursachen zurückgeführt werden kann. Sie nennt sich Qualitative Comparative Analysis (vgl. Schneider/Wagemann 2007; Ragin 2008) und basiert auf einem anderen Kausalitätsverständnis und einer anderen Datenanalysestrategie als die beiden zuvor behandelten Strategien. Das Kausalitätsverständnis der QCA ist weniger deterministisch, indem nicht isolierte verursachende Einzelfaktoren gesucht werden (etwa „b“ in Abbildung 1), sondern grössere Konstellationen, die in bestimmten Gruppen und Kombinationen vorkommen müssen (etwa „a-b-c-d“ in Abbildung 1). Kausalität wird also nicht auf Einzelvariablen, sondern auf komplexe Konfigurationen von „notwendigen“ und „hinreichenden“ Bedingungen zurückgeführt. Für die komplexere Datenanalyse stehen speziell entwickelte Computerprogramme zur Verfügung; deren Auswertungslogik basiert auf Mengentheorie, logischer Kombinatorik und sogenannten Wahrheitstafeln. Ein kommunikationswissenschaftliches Anwendungsbeispiel der QCA ist Nguyen Vu (2010).

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9 Anwendungsfelder des Vergleichs

Zur Beantwortung der Kernfrage, inwiefern Faktoren des Kommunikationskontextes in charakteristischer Weise mit dem Untersuchungsgegenstand interagieren, sind für verschiedene Bereiche unseres Faches

Drei Anwendungsfelder, für die Mehrebenenheuristiken entwickelt wurden

hilfreiche Mehrebenenheuristiken entworfen worden. Hierzu zählt das an Stephen Reese angelehnte Modell der mehrschichtigen Einflussfaktoren im internationalen Journalismus, die Mediensystemtypologie von Daniel Hallin und Paolo Mancini sowie das Konzept des Politischen Kommunikationssystems von Jay Blumler und Michael Gurevitch. Entsprechend wenden wir uns diesen Feldern zu.

9.1 Journalismus im Vergleich

Forschungsinteresse: Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Professionskultur und Nachrichtenstilen erklären

In der komparativen Journalismusforschung geht es u. a. um die Frage, ob es eine einheitliche oder ob es unterschiedliche professionelle Einstellungen und Kulturen gibt und welche Bedeutung dies für die Produktion der Medieninhalte hat. Es spricht viel für die Annahme verschiedener professioneller Kulturen, wobei ihre Grenzen unterschiedlich bestimmt werden. So unterscheidet beispielsweise Donsbach (vgl. Donsbach/Klett 1993; Donsbach/Patterson 2003) auf Basis einer 5-Länder-Befragung von Nachrichtenjournalisten zwischen einer anglo-amerikanischen (USA, GB) und einer kontinental-europäischen (SW, D, IT) Professionskultur, wohingegen Heinderyckx (1993) auf Basis einer 8-Länder-Inhaltsanalyse von Fernsehnachrichtensendungen eine nordisch-germanische (GB, D, NL) von einer romanischmediterranen (F, IT, ES) abgrenzt. Gute Überblicke über die zentralen Einzelstudien und die bisherigen Befunde der vergleichenden Journalismusforschung finden sich bei Esser (2004), Donsbach (2008) sowie Hanitzsch (2009a).

Erklärungen für Gemeinsamkeiten und Unterschiede im westlichen Journalismus können auf verschiedenen Analyseebenen verortet werden

Eine Fülle von Einzelfaktoren, die sich auf verschiedenen Analyseebenen anordnen lassen, können für die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Journalismussystemen oder -kulturen verantwortlich gemacht werden (vgl. den Beitrag Journalismusforschung, i. d. B.). Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten: Journalisten westlicher Industrieländer zeigen eine hohe Angleichung hinsichtlich Durchschnittsalter, Schichtenrekrutierung, Frauenanteil, Bildungsgrad, Anstellungsverhältnis, Mediensektorzugehörigkeit und Arbeitszufriedenheit, was |40◄ ►41| auf die Anwendung ähnlicher Kriterien bei der Personalrekrutierung, -positionierung und -ausbildung in westlichen Medienorganisationen zurückgeführt werden kann. Unterschiede haben internationale Journalistenbefragungen v. a. hinsichtlich der beruflichen Einstellung und Aufgabenselbstverständnisse aufgedeckt. Hier zeigen sich in den Journalistenpopulationen westlich-pluralistischer Industrienationen erstens Unterschiede hinsichtlich Investigativgeist und Selbstverständnis der Presse als demokratiekontrollierende Vierte Gewalt (was u. a. auf Divergenzen der politischen Kultur und anderer gesamtgesellschaftlicher Kontextfaktoren zurückgeführt werden kann); zweitens hinsichtlich Recherchebereitschaft und -verhalten (was u. a. auf Divergenzen bei der Herausbildung des Reporter-Berufsbildes und anderer medienorganisationaler Kontextfaktoren zurückgeführt werden kann); drittens hinsichtlich der Trennungsnorm von Nachricht und Meinung (was u. a. ebenfalls auf medienorganisationale Prinzipien–Grad der Arbeitsteilung und redaktionellen Kontrolle–zurückgeführt werden kann); sowie viertens hinsichtlich Berichterstattungsabsichten und Informationsbeschaffungsmethoden (deren Unterschiede sich auf der Ebene des gesamtgesellschaftlichen Kontextes mit allgemeinen Normen und dem Rechtssystem, auf der Ebene der Medienorganisationen mit der Organisation redaktioneller Tätigkeiten erklären lässt). Es wird deutlich, dass die komparative Journalismusforschung zur Erklärung von Unterschieden und Gemeinsamkeiten auf ein mehrschichtiges Modell von Einflussfaktoren zurückgreift, an deren Konzeption Reese (2001), Esser (2004), Donsbach (2008) und Hanitzsch (2009b) mitgewirkt haben.

Es gibt Angleichungen im westlichen Journalismus, aber keine Einebnung nationaler Distinktionen

Insgesamt kommt die Forschung zum Ergebnis, dass es unterschiedliche professionelle Kulturen gibt, die sich durch Prozesse der Europäisierung, Amerikanisierung oder Globalisierung bislang nicht eingeebnet haben. Unterschiede können vor allem durch Einflussfaktoren der nationalgesellschaftlichen Mediensystemebene (mit ihren divergierenden kulturellen, politischen, rechtlichen Bedingungen) erklärt werden; Gemeinsamkeiten durch die darüber liegende, supranationale Ebene (mit ihrer grenzüberschreitenden Diffusion von Ausbildungsstandards, Nachrichtenwerten, Informationsströmen) sowie die darunterliegende Medienorganisations- und Mediensektorebene (mit ihren konvergierenden technologischen und ökonomischen Bedingungen). Hebt man die Beschränkung auf die westliche Hemi-sphäre

Herausforderung: global gültige Erklärungen und Modelle

auf und blickt auf den Journalismus verschiedener Kontinente, zeigen sich weltweit fundamentale Unterschiede, an deren Erklärung die Forschung noch arbeitet (vgl. Weaver 1998; Hanitzsch/Seethaler 2009).

|41◄ ►42|

9.2 Mediensysteme im Vergleich

Einen anderen Blick auf Journalismussysteme bietet Mancini (2005). Er ist weniger an aktuellen Befunden interessiert, sondern macht

Erklärungen für Mediensystemunterschiede setzen historischinstitutionell an

historische Ursprünge für die Ausprägung von Mediensystemen verantwortlich. Ihm zufolge haben sich europäische Medien in grösserer Nähe zur Politik entwickelt–und sich häufig auch stärker mit politischen Interessen identifiziert. Dies habe eine grössere Parteilichkeit der Berichterstattung begünstigt. Dagegen hätten amerikanische Medien seit ihren Anfängen weniger starke Verbindungen zur Politik unterhalten und sich eher kommerziell auf ein Massenpublikum ausgerichtet. In den früh entwickelten angloamerikanischen Massenzeitungen sei Politik–wenn sie überhaupt vorkam–eher neutral dargestellt worden, um potenzielle Leser nicht vor den Kopf zu stossen. Neben Politiknähe und Parteilichkeit zeichneten sich die Ursprünge des europäischen Journalismus ausserdem durch eine Nähe zur Literatur aus, was einen anspruchsvolleren Schreibstil mit einem Hang zu Interpretation, Analyse, Belehrung, Aufklärung und Kommentierung begünstigt habe–Publizisten hätten sich als Teil der intellektuellen Elite gesehen. Dagegen habe das angelsächsische Journalismusideal andere Wurzeln: unelitärer, vermittelnder, faktenzentrierter, newsorientierter. Für den eher politiknahen, parteilichen, interpretierenden Journalismus in Europa gebe es schliesslich noch einen letzten Grund, nämlich die grössere Involviertheit des Staates. Der sich in die Presse- und Rundfunkordnung einmischende Staat, der entweder wohlfahrtsstaatlich reguliert oder die Medien für eigene Zwecke instrumentalisiert, hat in Europa lange Tradition. Dies sei in den USA ganz anders verlaufen, wo der Markt anstatt des Staates herrsche. Daher hätten sich dort ein staatlich geschützter öffentlicher Rundfunk, staatliche Pressesubventionen oder eine ausdifferenzierte Mediengesetzgebung nicht recht entwickeln können. Mancini anerkennt, dass es sowohl im Kreise der angelsächsischen wie der kontinentaleuropäischen Systeme gravierende Unterschiede zwischen den Einzelländern|42◄ ►43| gibt. Daher ist von der Existenz mehrerer Mediensystemtypen im Westen auszugehen.

Forschungsinteresse: Zentrale Vergleichsdimensionen bestimmen, die die Unterscheidung verschiedener Mediensystemmodelle erlauben

Eine solche theoriegeleitete Unterscheidung westlicher Mediensysteme entwickelte Mancini mit seinem amerikanischen Kollegen Hallin (Hallin/Mancini 2004). Ihre Typologie unterscheidet Mediensysteme nach vier Einflussfaktoren: (1) Kommerzialisierung: Gab es eine starke Entwicklung zur massenorientierten, auflagenstarken Presse, oder blieb die Presse eher elitenorientiert und damit auflagenschwächer? (2) Politisierung: Gibt eine starke Parallelität zwischen dem ideologischen Spektrum der Zeitungen und dem der politischen Parteien, oder gibt es diese kaum? (3) Professionalisierung: Ist der Berufsstand der Journalisten autonom, unabhängig und verfügt über eigene, von der Politik klar abgrenzbare Standards, oder ist er nur schwach institutionalisiert und von Politikern leicht instrumentalisierbar? (4) Staatsinterventionismus: Ist es eher der Staat oder der Markt, welcher als Ermöglicher und Regler der Medienordnung auftritt? Mittels dieser vier Erklärfaktoren

Hallin und Mancini identifizierten drei westliche Mediensystemtypen, die durch eine Reihe von „medienbezogenen” Erklärungsfaktoren bestimmt werden (Abbildung 3), sowie …

unterscheiden die Autoren drei Mediensysteme im westlichen Raum: das polarisiert-pluralistische, demokratisch-korporatistische sowie das liberale Modell (vgl. Abbildung 3; siehe auch den Beitrag Mediensysteme–Medienorganisationen, i. d. B.).

Die drei Modelle–und ihre Bezeichnungen–basieren auf einer Reihe von Variablen des politischen Systems, welche auf die Ausformung des Mediensystems Einfluss nehmen. Aufgrund der engen Verschränkung von Politik- und Mediensystem in sämtlichen Gesellschaften nennen Hallin/Mancini (2004) ihre Typen auch „models of media and politics“. Neben den in Abbildung 3 genannten medialen Erklärfaktoren unterscheiden Hallin/Mancini (2004) weiterhin fünf politische Erklärfaktoren, die gleichermassen bedeutend zur Bestimmung der verschiedenen „models of media and politics“ sind, hier aber nur kurz genannt werden können: (1) frühe oder späte Demokratisierung,

… durch eine Reihe von „politikbezogenen“ Erklärungsfaktoren (nicht enthalten in Abbildung 3)

(2) Konsens- oder Mehrheitsregierung, (3) individueller oder korporatistisch-organisierter Pluralismus, (4) starker oder schwacher Staatseinfluss, sowie (5) Filz persönlicher Gefälligkeiten oder rationalgesetzliche Autorität (vgl. ausführlich Hallin/Mancini 2004).

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Abbildung 3: Vier Erklärungsfaktoren zur Bestimmung westlicher Mediensystemmodelle


Hallin und Mancinis westliche Mediensystemtypen verteilen sich auf drei geo-linguistische Medienlandschaften

Hinsichtlich ihrer geolinguistischen Verteilung können die Typen auch als mediterranes (Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal, Spanien), nord-/mitteleuropäisches (Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz) und nordatlantisches Modell (Grossbritannien, Irland, Kanada, USA) gesehen werden. Dass die Verdichtung der Mediensysteme klare geo-linguistische Muster zeigt, erklären Hallin/Mancini (2004: 72 f.) mit der Gemeinsamkeit von kontextuellen Wandlungsfaktoren in bestimmten Grossregionen; dem intensiven politischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Austausch in einzelnen Medienlandschaften sowie Diffusions- und Dependenzprozessen.

In den Mediensystemmodellen herrschen unterschiedliche Typen von Einflusskräften auf den Journalismus vor

Innerhalb der drei Mediensystemtypen ist der Journalismus unterschiedlichen Macht- und Einflusskräften ausgesetzt (vgl. Hallin/Mancini 2004: 84; Hepp 2006: 100). Während im polarisiert-pluralistischen Modell lange Zeit „instrumentelle“ Machtausübung dominierte (direkte Einflussnahmen einzelner Staatslenker oder Parteien auf den Journalismus), sind die Machtkräfte in dem demokratisch-körperschaftlichen und liberalen Modell immer eher „strukturell“ gewesen (indirekte Formungen z. B. durch Markt- und Besitzverhältnislogiken). Auch wenn im liberalen Modell die Presse freier von instrumentellpolitischen Kräften als im polarisiert-pluralistischen erscheint, so ist sie durch kommerzielle Strukturen in Machtzusammenhänge eingebunden, welche die Journalisten in ihrer Berufspraxis eingrenzen können. Und im demokratisch-körperschaftlichen Modell sind Machtverhältnisse in erheblichem Masse durch Kontrollstrukturen einzelner Eliten, Verbände und Interessengruppen vermittelt. Dies verdeutlicht, so Hepp (2006: 101), dass man keines der Modelle als grundsätzlich „freiheitlicher“ auffassen kann.

|44◄ ►45|

Verschiedene Autoren haben diskutiert, ob die von Hallin und Mancini historisch hergeleiteten Einflussfaktoren auch heute noch zur Unterscheidung aktueller Massenkommunikationsarrangements in Europa taugen (z. B. Seethaler/Melischek 2007; Tenscher 2008). Selbstkritisch

Kritik an Hallin und Mancinis Mediensystemtypologie

haben Hallin/Mancini (2004) von Anfang an eingeräumt, dass ihnen die Zuordnung einzelner Länder zu den drei Mediensystemtypen schwerfiel und sie diskussionswürdig bleibt. Norris (2009) hält v. a. die Zuordnung Grossbritanniens für verfehlt und beklagt zudem das Fehlen zweier wichtiger Unterscheidungsdimensionen für Mediensysteme: Pressefreiheit und Neue Informationstechnologien. Hardy (2008) kritisiert, dass es zu anderen Systemtypen und Ländergruppen käme, wenn der Fokus nicht auf der historischen Presseentwicklung, sondern der aktuellen Entwicklung in Rundfunk, Film und Unterhaltung läge. Puppis (2009) fehlt eine Berücksichtigung der Unterscheidungsdimension Gross-/Kleinstaaten, was z. B. für eine angemessene Klassifikation der Schweiz wichtig wäre. Trotz oder gerade wegen der angeregten Diskussion ist davon auszugehen, dass die Hallin/Mancini-Typologie auf absehbare Zeit forschungsleitend bleiben wird. Wie sich in Zeiten der Inter- und Denationalisierung das Denken in Mediensystemkategorien entwickelt und im Verhältnis zu Konzepten wie Journalismus- und Kommunikationskulturen entfaltet, gehört zu spannenden Zukunftsfragen der komparativen Medienforschung.

9.3 Politische Kommunikation im Vergleich

Funktionserfüllung der Medien unterscheidet sich in unterschiedlichen Demokratiemodellen

Ländervergleichende Untersuchungen zur politischen Kommunikation zeigen, dass die Massenmedien in östlichen Transformationsgesellschaften die Übernahme demokratischer Normen unterstützen und einen positiven Beitrag zur demokratischen Konsolidierung leisten können (vgl. Gunther/Mughan 2000). Dagegen wird der Beitrag der Massenmedien zum demokratischen Prozess in den westlichen etablierten Gesellschaften häufiger kritisch hinterfragt (vgl. Blumler/Gurevitch 1995).

In der westlichen politischen Kommunikationsforschung werden vier Paradigmen im Verhältnis von Medien und Politik unterschieden (vgl. Schulz 2008): Das „Symbiose-Paradigma“ geht von einem wechselseitigen Tausch- und Abhängigkeitsverhältnis zwischen beiden aus; das „Gewaltenteilungs-Paradigma“ betont die Autonomie, Unabhängigkeit |45◄ ►46| und Watchdog-Funktion der Medien; das „Medienübermacht-Paradigma“ postuliert, dass sich die Politik–um Öffentlichkeit zu erreichen–der Eigenlogik der Medien anpassen muss, was politische Verfahren und Institutionen aus dem Gleichgewicht und die Politiklogik ins Hintertreffen geraten lässt; und das „Politikübermacht-Paradigma“ geht davon aus, dass die Politik mittels gesetzlicher Medienpolitik und strategischer Informationspolitik die eigenen Machtinteressen durchsetzen und die

Forschungsinteresse: Politische Kommunikationssysteme hinsichtlich verschiedener Kriterien beschreiben und erklären

Medien für eigene Zwecke instrumentalisiert. Eine wesentliche Aufgabe der ländervergleichenden Forschung liegt darin, politische Kommunikationssysteme hinsichtlich dieses Spannungsverhältnisses zu typologisieren (vgl. Pfetsch/Meyerhöffer/Adam 2008). Politische Kommunikationssysteme lassen sich auch nach anderen Kriterien klassifizieren. Als weitere mögliche Klassifikationsmerkmale nennen Gurevitch/Blumler (2003) u. a. den Grad der Unterordnung der Medien unter Marktmacht, den Grad der Kommunikationskontrolle von Politikern bzw. Journalisten, oder den Grad des Wandels von politischen Kommunikationssystemen. Letzteres verweist darauf, dass politische Kommunikationssysteme dynamische Gebilde sind, die permanent einem sozial, technisch und kulturell induzierten Wandel unterworfen sind.

Zentrale Vergleichsheuristik: Politische Kommunikationssys- teme. Sie haben eine „strukturelle“ und eine „kulturelle“ Dimension

Die Heuristik der politischen Kommunikationssysteme bildet den wesentlichen Rahmen für komparative Forschung auf diesem Feld (vgl. Blumler/Gurevitch 1995; Pfetsch 2003a). Politische Kommunikation wird in vergleichenden Ansätzen als System begriffen, welches eine strukturelle und eine kulturelle Dimension besitzt. Hier greifen wir zurück auf unsere Ausführungen zum strukturalistischen und kulturalistischen Paradigma. Die Struktur der politischen Kommunikation betrifft Faktoren der Politik- und Mediensysteme (auf Makroebene) bzw. der Politik- und Medienorganisationen (auf Mesoebene), insoweit sie an der Herstellung von Öffentlichkeit mitwirken. Die kulturelle Dimension zielt auf die Berufseinstellungen, Kommunikationspraktiken und Berichterstattungsprodukte der Akteure–also der Journalisten und Politiker. Dabei ist zu beachten, dass Journalisten und Politiker in unterschiedliche organisationale Zusammenhänge (Redaktionen; Parteien) und institutionelle Zusammenhänge (Medien; Politik) eingebunden sind, die jeweils verschiedene Interessen verfolgen (aufmerksamkeitsökonomische Medienlogik; macht- und regelungsorientierte Politiklogik). Wenn man politische Kommunikationsprozesse als Zusammenspiel von Akteurshandeln und Strukturbedingungen|46◄ ►47| begreift, bietet der vergleichende Ansatz die Möglichkeit, die Struktur und Kontextbedingungen zu variieren und danach zu fragen, wie sich die Orientierungen der Akteure im Verhältnis dazu verhalten (s. o., „Logik des Vergleichs“).

International unterschiedliche Strukturkontexte beeinflussen den Input, den Output sowie die Interaktionsbeziehungen innerhalb der politischen Kommunikationssysteme

Die ländervergleichende Forschung geht davon aus, dass Makrofaktoren des Medien- und Politiksystems Einfluss auf den Input des politischen Kommunikationssystems, den Output, sowie die Interaktionen der Akteure innerhalb nehmen (vgl. Pfetsch 2003a). Der „Input“ des politischen Kommunikationssystems verweist auf die Meinungen, Einstellungen, Erwartungen und Forderungen des Medienpublikums bzw. der Wählerschaft, welche die gemeinsame Bezugsgrösse für Journalisten (bei der Gestaltung ihrer Inhalte) und Politiker (bei ihren Entscheidungen und Selbstdarstellungen) ist. Medienpublikum und Wählerschaft können international vergleichend (also in Abhängigkeit von Systemeinflüssen) danach klassifiziert werden, wie intensiv ihre Partizipation

Details zu internationalen „Input“-Unterschieden und ihren Auswirkungen auf politische Kommunikationsprozesse

bei Wahlen oder wie intensiv ihre Nutzung politscher Informationsangebote ausfällt, wie viel Vertrauen bzw. Zynismus sie Medien und Politik gegenüber aufbringen, wie volatil oder etabliert bei ihnen demokratische Werte verankert sind, wie postmaterialistisch oder wie populistisch ihre politische Kultur ist, oder wie konsensual oder polarisiert ihre aggregierte öffentliche Meinung zu relevanten Themen ist. All diese Länderunterschiede bei der „Input“-Grösse Medienpublikum/Wählerschaft haben nachweislich Einfluss auf die politischen Kommunikationsprozesse (vgl. Semetko/Mandelli 1997; Norris 2000; Blumler/ Gurevitch 2001; Peter 2003; Tenscher 2008). Ebenfalls zur „Input“-Seite gehören international vergleichende Studien zur Frage, welche gesellschaftlichen Gruppen ihre Interessen besonders effektiv artikulieren können und damit die Themen- und Problemdefinitionsprozesse in ihrem Sinne beeinflussen können–und ob die Medien dabei stärker als Vermittler, Mobilisierer oder eigenständiger Akteur agieren (vgl. Semetko et al. 1991; Weaver 1998; Kriesi 2003; Adam 2007; Pfetsch/ Maurer 2007)

Details zu internationalen Unterschieden in den „Output“-Leistungen von politischen Kommunikationssystemen

Die „Output“-Seite des politischen Kommunikationssystems verweist auf die Produktion, Verarbeitung und Vermittlung politischer Botschaften durch Journalisten (politische Kommunikation als Nachrichtengebung) und Politiker (politische Kommunikation als Öffentlichkeitsarbeit). Unterschiedliche Makrostrukturen der politischen Kommunikationssysteme haben einen nachweislichen Einfluss auf die |47◄ ►48| national vorfindlichen Ausprägungen der Auslandsberichterstattung (vgl. Wilke 2008), Europaberichterstattung (vgl. Adam 2007; Pfetsch/ Adam/Eschner 2008; Brüggemann/Kleinen von Königslöw 2009), Wahlkampfberichterstattung (vgl. Esser 2008; Strömbäck/Kaid 2008) oder die Berichterstattung über ethisch schwierige Fragen wie die Abtreibung (vgl. Ferree/Gamson/Gerhards/Rucht 2002). Makrostrukturen haben ebenfalls nachweisbare Einflüsse auf politische Öffentlichkeitsarbeit, politische Werbekampagnen, Wahlkampfführung und Newsmanagement der Regierungen in verschiedenen Ländern (vgl. Swanson/Mancini 1996; Esser/Reinemann/Fan 2001; Plasser/Plasser 2003; Kaid/Holtz-Bacha 2006; Pfetsch 2007).

Details zu den international unterschiedlichen „Interaktionsmustern“ innerhalb von politischen Kommunikationssystemen

Die „Interaktion“ der Akteure verweist auf die Selbstverständnisbilder, Rollen(zwänge und -erwartungen) sowie Handlungsorientierungen von Journalisten und Politikern. Das Studium der Interaktionsbeziehungen beider Gruppen im Ländervergleich hat Pfetsch zu vier Typen von politischen Kommunikationskulturen verdichtet: Einen medienorientierten Typus findet man beispielsweise in den USA, einen PR-orientierten in der Schweiz, einen parteipolitischen in Deutschland und einen strategischen in Italien (Pfetsch 2003b).

Das Konzept des politischen Kommunikationssystems ist sowohl

Heuristik der politischen Kommunikationssysteme für international vergleichende Wahlkampfforschung anwendbar

für politische Routinephasen wie Wahlkampfphasen anwendbar (vgl. Blumler/Gurevitch 1995, 2001, 2005). Die speziell in der vergleichenden Wahlkampfforschung zu beachtenden Strukturfaktoren sind in der Literatur mittlerweile vielfach diskutiert worden (vgl. Swanson/Mancini 1996; Plasser/Plasser 2003; Esser 2008; Strömbäck/ Kaid 2008).

10 Fazit

Ziel dieses Beitrages war es, eine Einführung in die Logik und die Analyse von komparativer Kommunikationsforschung zu geben. Der

Besonderheit der erklärenden Komparatistik: Hypothesen- und theoriegeleitetes Vorgehen

wesentliche Beitrag der komparatistischen Forschung liegt in der Erklärung von sozialen Sachverhalten im Bereich von Information, Kommunikation und Mediensystemen, deshalb geht sie hypothesengeleitet vor. Wichtig ist es daher zu verstehen, wie komparative Hypothesen aus dem Handlungs-, Kultur- und Strukturparadigma abgeleitet werden können. Der wesentliche theoretische Fortschritt liegt bislang in der |48◄ ►49| Entwicklung von Mehrebenenheuristiken, welche die klare Trennung

Langsamer Fortschritt bei der Entwicklung von Mehrebenenheuristiken und Methoden

zwischen Untersuchungsgegenstand und Kontextbedingungen veranschaulichen. Dazu wurden Beispiele aus der vergleichenden Journalismus-, Mediensystem- und Politischen Kommunikationsforschung diskutiert. Der methodische Fortschritt entwickelt sich aufgrund der Strukturschwäche der Komparatistik innerhalb unseres Faches erst langsam; Methodenwissen muss derzeit noch aus der Literatur der Nachbarfächer erlernt werden.

Ein Einlassen auf die Herausforderungen des Vergleiches lohnt sich aufgrund des erheblichen Erkenntnispotenzials auf jeden Fall. Nur

Vorteile des Vergleiches: Generalisierung sowie Kontextualisierung von Theorien; besseres Verständnis von Mediensystemen; Lernen von Handlungsalternativen

der Vergleich erlaubt die Generalisierung bzw. Internationalisierung von Theorien über Grenzen hinweg. Und nur der Vergleich erlaubt die Kontextualisierung von Theorien–also die Benennung derjenigen Systemfaktoren, unter denen eine Theorie vor allem gültig ist. Darüber hinaus ist der Vergleich wesentlicher Schlüssel zur Entdeckung allgemeiner, im Verhältnis zu besonderen Gesetzmässigkeiten, wodurch die spezifische Identität von Medien-, Journalismus- oder Kommunikationssystemen bestimmbar wird. Der Vergleich bietet damit auch die Chance zum besseren Verständnis der eigenen Gesellschaft, indem die bekannten Strukturen und Routinen mit denen anderer Systeme kontrastiert werden können. Aus praktischer Sicht ist der Vergleich zudem eine fruchtbare Quelle für Handlungsalternativen: Missstände können behoben werden, indem der vergleichende Blick im Ausland Vorbilder findet, wo Länder in ähnlichen Problemlagen funktionsfähige Lösungen gefunden haben, die sich auch in den eigenen Kontext übertragen lassen.

Übungsaufgaben:

Wie kann man komparative Kommunikationswissenschaft definieren?

Was heisst Erklärung in der komparativen Kommunikationswissenschaft? Erläutern Sie die prinzipielle Logik zusätzlich an einem frei gewählten Beispiel.

Erläutern Sie, wie die Erklärlogik innerhalb des Handlungs-, Struktur-und Kulturparadigmas aussieht.

Warum sind Mehrebenenheuristiken in der Komparatistik wichtig?

Recherchieren Sie, wie die qualitativen Erklärverfahren „pattern matching“,|49◄ ►50| „process tracing“ oder „analytical narratives“ konkret vorgehen.

Recherchieren Sie die Probleme, die sich aus der Anwendung des „Most Similar“ und „Most Different Systems Design“ bei kleinen Fallzahlen ergeben.

Mit welchen besonderen Etablierungsproblemen hat die Komparatistik innerhalb der Kommunikationswissenschaft zu kämpfen?

Stellen Sie sämtliche Motive, Ziele und Vorteile der komparativen Kommunikationsforschung, die im Beitrag genannt sind, zusammen.

Diskutieren Sie, inwiefern nationale Distinktionen in der internationalen Forschung zu Mediensystemen, Nachrichtenjournalismus und politischer Kommunikation weiterhin eine Rolle spielen und wie die weitere Entwicklung einzuschätzen ist.

Ordnen Sie Ihr eigenes Land in die internationale Forschung zu Mediensystemen, Nachrichtenjournalismus und politischer Kommunikation ein.

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Literatur

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Blumler, Jay/Gurevitch, Michael (1995): The Crisis of Public Communication. London.

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Einführung in die Publizistikwissenschaft

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