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Heinz Bonfadelli/Otfried Jarren/Gabrielle Siegert

PUBLIZISTIK- UND KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT–EIN TRANSDISZIPLINÄRES FACH

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Es gibt keine einfachen und eindeutigen Antworten auf die Fragen, was öffentliche Kommunikation ist bzw. was Medien sind und inwiefern öffentliche Kommunikation und Medien die alleinigen Untersuchungsgegenstände der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sein sollen. Vielmehr bestehen verschiedenste Auffassungen über den Gegenstand der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Und je nach der theoretischen Konzeption ihres Gegenstands variiert auch das darauf bezogene wissenschaftliche Selbstverständnis der Disziplin.

1 Zur Identität und Geschichte des Faches

Vielzahl der Fachbezeichnungen

Die universitäre Verankerung und die Herausbildung der Identität der verhältnismässig jungen sozialwissenschaftlichen Disziplin „Publizistik-und Kommunikationswissenschaft“ und die Bestimmung ihres Gegenstands sind sowohl im deutschen als auch im englischen Sprachraum mit Schwierigkeiten und Spannungen verbunden (gewesen). Sichtbar wird dies in der Vielzahl der bestehenden und sich konkurrenzierenden Fachbezeichnungen wie Publizistik-, Kommunikations- sowie Medienwissenschaft oder gar Journalistik, aber auch in den verschiedensten neuen Handbüchern (vgl. Bentele/Brosius/Jarren 2003) und Lehrbüchern in diesem Bereich (vgl. u. a. Kunczik/Zipfel 2001; Burkart 2002; Faulstich 2002; Hickethier 2003; Pürer 2003; Beck 2007; McQuail 2010). Trotz dieser Schwierigkeiten geht die Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) als wissenschaftliche Fachgesellschaft davon aus, dass es sich um ein Fach handelt, das sich mit ähnlichen Problemen und Gegenständen beschäftigt, nämlich vor allem der öffentlichen Kommunikation.

Bindestrich-Wissenschaft

Aus der Aussenperspektive erscheint das Fach jedoch als heterogen, bestenfalls als Bindestrich-Wissenschaft. Praktisch alle Disziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften beschäftigen sich nämlich, allerdings aus ihrer jeweiligen Fachperspektive heraus, mit Teilbereichen des Gegenstands (Massen-)Kommunikation wie Medienphilosophie, Mediengeschichte, Medienökonomie, Medienpolitik, Medienrecht, Mediensoziologie, Medienpsychologie, Medienpädagogik etc., um nur einige zu nennen.

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Abbildung 1: Lehr- und Forschungsfeld der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft


Quelle: modifiziert nach Pürer 2003: 20

Wurzeln deutschsprachiger Publizistikwissenschaft

Die Wurzeln der deutschsprachigen Publizistikwissenschaft (vgl. Saxer 1980; Rühl 1985; Glotz 1990; Bentele 1999) liegen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der historisch-biografischen und praxisorientierten „Zeitungskunde“: In Deutschland wurde 1916 der erste Lehrstuhl für Zeitungswissenschaft in Leipzig eingerichtet (vgl. Pürer 2003: 15). In der Schweiz erfolgte die Institutionalisierung später, wenngleich bereits 1903 in Zürich die Habilitation von Oscar Wettstein erfolgte und in der Folgezeit mit einem (kleinen) Lehr- und Forschungsbetrieb an der damaligen Staatswissenschaftlichen Fakultät begonnen wurde. Auch in Bern gab es bereits ab 1903 Lehrveranstaltungen. In Zürich wie in Bern bezog sich die Lehre zunächst auf die akademische Vorbildung von Journalisten (vgl. Schade 2005: 13 ff.).

Entgrenzung des Gegenstands

Der Wandel des Mediensystems hatte aber notwendigerweise eine ständige Ausweitung und Entgrenzung des Gegenstands der Publizistikwissenschaft zur Folge, beispielsweise in Richtung Massenkommunikationswissenschaft mit dem Aufkommen der Medien Radio und Fernsehen in den 1930er- und 1960er-Jahren sowie der Online-Kommunikation in den 1990er-Jahren. Neben der Integration kam

Spezialisierungen

und kommt es zugleich auch zu Spezialisierungen in eigenständigen Disziplinen, z. B. als Buch- (Universität Leipzig) oder Filmwissenschaft (Universität Zürich).

Ab den 1960er-Jahren rückte als Folge der Rezeption des amerikanischen „communication research“ (vgl. Kivikuru 1998) die sozialwissenschaftliche|6◄ ►7| Perspektive ins Zentrum der deutschsprachigen Publizistikwissenschaft. Sie brachte eine deutlichere empirische Ausrichtung der Disziplin mit sich. Und Mitte der 1970er-Jahre wurden in Deutschland erste berufsorientierte Diplomstudiengänge für das anwendungsorientierte Fach „Journalistik“ an den Universitäten eingerichtet. In den 1990er-Jahren kamen weitere spezialisierte Ausbildungsangebote (z. B. Public Relations [PR] oder Medienmanagement) hinzu. Seitdem professionalisiert sich das Fach meist unter schwierigen Rahmenbedingungen und differenziert sich zunehmend in Teilgebiete aus.

Medienwissenschaft

Etwa zur selben Zeit entdeckte die Germanistik die Massenmedien als Forschungsgegenstand, zusammen mit der Rezeption der sog. Cultural Studies (vgl. Beitrag Theorien und theoretische Perspektiven, i. d. B.), und es etablierten sich seit den 1980er-Jahren vermehrt unter der Bezeichnung Medienwissenschaft (vgl. Faulstich 1994:9; ders. 2002: 74 ff.; Hickethier 2003: 5 ff.) neue sprach- und geistes- bzw. kulturwissenschaftlich orientierte Forschungsbereiche und Studienangebote an verschiedenen deutschen Universitäten (z. B. Universität-GH Siegen). Auch in der Schweiz finden sich geistes- bzw. kulturwissenschaftlich orientierte Institute (z. B. Institut für Medienwissenschaften an der Universität Basel oder Institut für Populäre Kulturen an der Universität Zürich). Neben universitären Angeboten treten heute verstärkt auch Lehrangebote an Fachhochschulen (z. B. an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur oder an Künstlerischen Hochschulen (z. B. Kunsthochschule für Medien in Köln) auf.

2 Facetten des Gegenstands und Fachverständnisse

2.1 Material- vs. Formalobjekt

Eine Bestimmung des Gegenstands des Fachs allein über ihr Materialobjekt, also durch Aufzählung von einzelnen (Massen-)Medien wie Presse, Buch, Radio, Fernsehen, Film oder Online-Medien, genügt also nicht, können doch an diese Medien aus verschiedenen Blickrichtungen heraus ganz unterschiedliche Fragen — z. B. ökonomische vs. soziologische vs. psychologische — gerichtet werden (vgl. Abb. 1). Jede dieser Perspektiven führt zu einem je anderen Formalobjekt. Inter- oder transdiziplinäre|7◄ ►8| Forschung (vgl. Faulstich 2002: 70 ff.) ist dem Gegenstand vielfach angemessen, findet jedoch aufgrund von Fakultätsgrenzen und Fachinteressen selten statt.

Abbildung 2: Facetten der (Massen-)Kommunikations-, Medien- und Publizistikwissenschaft


Quelle: eigene Darstellung

2.2 Perspektivenvielfalt

Unterschiedliche Fachverständnisse

Kommunikation als soziales Totalphänomen kann aus unterschiedlichsten Perspektiven heraus thematisiert werden, was sich in der je anderen Namensgebung und der je unterschiedlichen theoretischen wie auch empirisch-methodologischen Ausrichtung des Fachs spiegelt. Kritisiert wird, dass der Theorieimport aus anderen Disziplinen wie z. B. der Psychologie dominiere und es an eigenständiger Theorieentwicklung mangle.

• Die Bestimmung des Fachs kann über die interpersonale (unvermittelte) Kommunikation als allgemeine Kommunikationswissenschaft erfolgen oder über die technisch vermittelte Kommunikation als Massenkommunikationswissenschaft.

• Im Unterschied zur Massenkommunikationswissenschaft, bei der sich die Bezeichnung am technischen Medium orientiert, liegt der

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Fokus bei der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft vor allem, aber nicht nur, auf der durch Medien hergestellten Öffentlichkeit. Fragen der interpersonalen bzw. der privaten Kommunikation (z. B. Mobilkommunikation) wurden bislang eher am Rande thematisiert, haben aber im Zusammenhang mit der verstärkten Medienkonvergenz an Bedeutung gewonnen.

• Die Journalistik, erst im geringen Umfang universitär institutionalisiert, orientiert sich am Handlungssystem Journalismus, das Inhalte für die Öffentlichkeit her- und bereitstellt.

Praxis- und Wissenschaftsorientierung

Journalistik (vgl. Weischenberg 1995) wie auch PR beziehen sich auf Institutionalisierungen des Fachs, die praxisorientiert sind und in denen die Journalisten- oder PR-Leistungen für die Gesellschaft im Zentrum stehen, im Gegensatz zu den stärker wissenschaftlich orientierten Disziplinen bzw. Ausbildungsgängen wie Publizistik- oder Kommunikationswissenschaft: Hier steht die Reflexion öffentlicher Kommunikation aus sozialwissenschaftlicher Perspektive im Mittelpunkt.

2.3 Verschiedene Analyseebenen

Analysen auf Mikro—, Meso— und Makroebene

Kommunikationsphänomene können aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven, wie z. B. Psychologie oder Soziologie, und auf verschiedenen Ebenen untersucht werden: auf der Mikroebene von Personen bzw. Medienakteuren und Medienaussagen, auf der Mesoebene von Medienorganisationen und -institutionen und auf der Makroebene der Mediensysteme. In der Praxis ist zumeist eine disziplinäre Spezialisierung erkennbar (z. B. historische, linguistische, technologische, psychologische, pädagogische, soziologische, ökonomische, juristische Zugriffe), denn die unterschiedlichen Sichtweisen sind nicht ohne Weiteres integrierbar. Zudem ist es vielfach aus erkenntnistheoretischen Problemen nicht möglich, Analysen sowohl auf der Mikro- (Handlungsebene) wie auf der Makro-Ebene (gesellschaftliche Ebene) durchzuführen.

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2.4 Unterschiedliche methodische Zugriffe

Quantitative und qualitative Methoden

Die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft versteht sich heute mehrheitlich als empirisch orientierte Sozialwissenschaft und integriert dementsprechend theoretische Konzepte und Ansätze sowie methodische Verfahrensweisen beispielsweise aus der Soziologie, der Politologie, der Ökonomie oder Psychologie. In Abgrenzung dazu definieren sich die Medienwissenschaft im deutschen und die sog. Cultural Studies im englischen Sprachraum mehr als Geistes- bzw. Kulturwissenschaften mit einer stärkeren Betonung von qualitativen Methoden.

3 Publizistik- und Kommunikationswissenschaft

3.1 Integrationswissenschaft — Transdisziplinarität — Methodenpluralismus

Öffentliche Kommunikation

Die publizistik- und kommunikationswissenschaftliche Forschung befasst sich primär mit der öffentlichen Kommunikation, die durch (Massen-)Medien wie Presse, Radio, Fernsehen, Online-Kommunikation und — mit geringer Bedeutung — Buch und Film hergestellt wird. Im Zentrum des Fachs stehen die Deskription und Erklärung der verschiedensten Phänomene und Probleme der modernen Gesellschaft als eine Medien- und Informationsgesellschaft unter Berücksichtigung der an ihr beteiligten Akteure und deren Strategien, die Leistungen der Medien sowie ihre Effekte auf Rezipienten und die Gesellschaft insgesamt, und zwar mit einem Fokus auf die beeinflussenden Faktoren (soziale, politische, ökonomische Strukturen) sowie vermittelnden Prozesse.

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Abbildung 3: Gegenstand „öffentliche Kommunikation“ Forschungsfelder und Forschungsprozess der Publizistikwissenschaft


Quelle: eigene Darstellung

3.2 Gegenstand, Fragestellungen und theoretische Perspektiven

Gegenstand

Den zentralen Gegenstand der klassischen Publizistik- und Kommunikationswissenschaft bilden alle Formen der öffentlichen Kommunikation bzw. Massenkommunikation, deren wissenschaftliche Erhellung in Form von Definitionen, Modellen und Theorien geschieht (vgl. Kapitel Grundlagen, Theorien und Modelle, i. d. B.). Der interpersonalen, d. h. |11◄ ►12| der zwischenmenschlichen Kommunikation wird als Basisphänomen insoweit Beachtung geschenkt, als diese an öffentliche Kommunikationsprozesse gebunden ist (vgl. Bentele 1999: 5).

Die Entwicklung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien führt jedoch nicht nur zu einem Strukturwandel der Medien- bzw. der Gesamtwirtschaft, sondern macht auch bislang geltende Grenzen zunehmend durchlässig. Dies bedeutet nicht nur, dass wir es mit einer Vielfalt von Formen öffentlicher Kommunikation zu tun haben, sondern auch, dass deren Abgrenzung von gruppenspezifischer und interpersoneller Kommunikation (z. B. Mobilkommunikation) oder von Transaktion (z. B. E-Commerce) zunehmend problematisch wird. Als Konsequenzen dieser Entwicklung wird u. a. diskutiert, anhand welcher Elemente Medienunternehmen konkret bestimmt werden können, ob neue, bislang weniger beachtete Akteure, z. B. aus der Telekommunikation, zu relevanten Akteuren im Mediensystem werden, ob Transaktionsfernsehen öffentliche Kommunikation ist und inwiefern die Online-Kommunikation Rezipienten auch zu Kommunikatoren werden lässt. Die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft muss sich dieser aktuellen informations- und kommunikationstechnologischen Entwicklung stellen, weil sie ansonsten an gesellschaftlicher Erklärungskraft verlieren könnte.

Fragestellungen

Originäre Fragestellungen

Das Fach hat eine Reihe von originären Frage- und Problemstellungen entwickelt. Dazu gehören folgende Punkte:

• Medien und Gesellschaft: Die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowie ökonomischen und institutionellen Voraussetzungen, aber auch die medientechnische Basis, unter denen sich die Massenkommunikation vollzieht.

• Medienstrukturforschung und Medienentwicklung: Die Organisationen des Mediensystems und Strukturen im Mediensystem und deren Entwicklung.

• Kommunikatorforschung (Journalismus und PR): Die Prozesse der Produktion von Medienbotschaften.

• Inhalts- und Qualitätsforschung: Die durch die Massenmedien in Form von manifesten und latenten Aussagen produzierte Medienrealität und deren Resonanz in der Öffentlichkeit.

• Publikums- und Rezeptionsforschung: Die Publika der Massenmedien,|12◄ ►13| ihre Strukturen, sowie die Prozesse der Medienrezeption und die dahinterstehenden Wünsche und Erwartungen.

• Wirkungsforschung: Die individuellen und sozialen, intendierten und zufälligen, kurz- wie langfristigen, sozial erwünschten, aber auch schädlichen Effekte der Massenmedien auf Wissen, Einstellungen, Emotionen und Verhaltensweisen.

Theoretische Perspektiven

Theorienpluralismus

Wie in anderen sozialwissenschaftlichen Disziplinen auch, existiert in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft keine alles dominierende theoretische Perspektive (vgl. Burkart 1997). Das Fach ist eher durch einen Theorienpluralismus (Handlungs- wie auch Systemtheorien) charakterisiert (vgl. Beitrag Theorien und theoretische Perspektiven, i. d. B.). Die meisten der verwendeten theoretischen Ansätze stellen Hypothesensysteme über relativ eng begrenzte Teilbereiche der öffentlichen Kommunikation dar — sog. Theorien mittlerer Reichweite–, wie z. B. zu den Teilbereichen der Nachrichtenselektion auf der Mesoebene (Redaktion als Organisation) oder der Medienwirkungsphänomene auf der Mikroebene (Individuum). Am ehesten gibt es auf der Makroebene umfassende allgemeine Theorieentwürfe oder Paradigmen. In den 1970er- und 1980er-Jahren waren im deutschen Sprachraum der Strukturfunktionalismus und darauf aufbauend die Systemtheorie auf der Basis der Arbeiten von Niklas Luhmann (1996) besonders erfolgreich. Ein neueres, aber sehr kontrovers diskutiertes Paradigma stellt der Konstruktivismus (vgl. Beiträge in Bentele/Rühl 1993; Schmidt/ Zurstiege 2000) dar. Andere, in der Öffentlichkeit stark beachtete Entwürfe von medienphilosophischen und kulturkritischen Autoren, wie Marshall McLuhan (1968), Neil Postman (1985) und Pierre Bourdieu (1998) oder neue postmoderne Autoren, wie Paul Virilio, Jean Baudrillard oder Vilém Flusser (vgl. Kloock/Spahr 1997; Weber 2003), welche Phänomene und Entwicklungen wie Beschleunigung, Simulation und Vernetzung ins Zentrum ihrer Überlegungen stellen, betrachtet man in der akademischen Disziplin als eher unergiebig, da sie nicht ohne Weiteres empirisch überprüfbar sind (vgl. Bentele 1999: 7; Saxer 2000).

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4 Aufbau und Logik des vorliegenden Buches

Integrationswissenschaft

Publizistik- und Kommunikationswissenschaft wird in den Beiträgen dieses Einführungsbandes als transdisziplinäres Fach mit vornehmlich sozialwissenschaftlich-empirischer Ausrichtung verstanden und konzipiert. Gleichwohl wird neben sozial- auch mit kulturwissenschaftlichen Ansätzen gearbeitet, wobei diese Konzepte im Rahmen einer integrationswissenschaftlichen Perspektive gegenstandsbezogen verknüpft werden und Ausgangspunkt für eine eigenständige Theoriebildung sein sollen. Dabei werden Theorie- und Methodenpluralismus gepflegt. Einen übergreifenden Einblick in den Methodenpluralismus gibt auch der zweite Beitrag dieses Kapitels.

Die Logik des Buches unterscheidet zwischen Kapiteln und Beiträgen. Mit Beiträgen sind die einzelnen, von unterschiedlichen Autorinnen und Autoren verfassten, konkreten Abhandlungen bezeichnet. Diese Beiträge sind in insgesamt sechs thematisch kohärente Kapitel eingeteilt. Eine kurze Einleitung der Herausgeber am Anfang jedes Kapitels soll den „roten Faden“ und die Verknüpfung der einzelnen Beiträge aufzeigen. Die Autorinnen und Autoren der Beiträge lehren und forschen am IPMZ — Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung — oder stehen diesem Institut nahe, sodass trotz der Allgemeingültigkeit der Ausführungen eine gewisse „Standortperspektive“ verfolgt wird.

Aufbau des Buches

Der gesamte Aufbau des Buches erfolgt in Anlehnung an Abbildung 3. Auf das Einführungskapitel (dem auch dieser Beitrag zugeordnet ist), in welchem das theoretische und methodische Verständnis von Publizistik-/Kommunikationswissenschaft als meta-theoretische Basis skizziert wird, folgt Kapitel 2, Grundlagen, Theorien und Modelle, in dem in vier Beiträgen die wesentlichen Grundlagen, d. h. die Mediengeschichte, die Definitionen, Modelle und Theorien sowie der Wandel der Öffentlichkeit aufgearbeitet werden. Danach befasst sich das Kapitel 3 mit Systemen und Strukturen. Dabei werden neben der Betrachtung von Mediensystemen und Medienorganisationen auch deren ökonomische, politische und rechtliche Implikationen und Rahmenbedingungen diskutiert. Das Kapitel 4, Akteure und Prozesse, umfasst drei Beträge, die sich mit den beiden Bereichen Kommunikatoren/Journalismus und Public Relations auseinandersetzen sowie mit deren Zusammenspiel |14◄ ►15| am Beispiel der politischen Kommunikation. Die drei Beiträge des Kapitels 5, Medien und Inhalte, betrachten vor dem Hintergrund aktueller Veränderungsprozesse im Medienbereich die technologischen, die thematisch-inhaltlichen und die ökonomischen Dimensionen von Medien und ihren Inhalten. Im letzten Kapitel, Nutzung, Rezeption und Wirkung, fokussieren die drei Beiträge auf die Nutzung der Medien durch die Rezipienten, auf die Prozesse während der Rezeption und auf die Konsequenzen, die sich sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene zeigen.

Unsere Aufmerksamkeit richtet sich insbesondere auf die strukturellen Eigenheiten und Probleme der Medienentwicklung sowie der öffentlichen Kommunikation im Vergleich verschiedener kultureller Kontexte (Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen europäischen Ländern oder Europa und den USA) und unterschiedlicher Mediensysteme (öffentliche vs. privatwirtschaftliche Institutionalisierung). Die Beispiele in den einzelnen Beiträgen beziehen sich deshalb soweit möglich auf internationale Vergleiche, zumindest aber auf Vergleiche zwischen den deutschsprachigen Ländern. Gelegentlich wird allerdings bewusst nur auf Beispiele aus der Schweiz zurückgegriffen.

Übungsfragen:

Was versteht man unter Transdisziplinarität?

Was versteht man unter Material- und Formalobjekt einer Wissenschaft?

Worin unterscheiden sich Publizistik-/Kommunikationswissenschaft und Medienwissenschaft in ihrem Fachverständnis?

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Basisliteratur

Bentele, Günter (1999): Gegenstands- und Problembereiche, Systematiken, Theorien und Methoden unseres Fachs. In: Aviso, H. 24, S. 4–8.

Bentele, Günter/Brosius, Hans-Bernd/Jarren, Otfried (Hg.) (2003): Öffentliche Kommunikation. Handbuch Kommunikations- und Medienwissenschaft. Wiesbaden.

Literatur

Beck, Klaus (2007): Kommunikationswissenschaft. Konstanz.

Bentele, Günter/Rühl, Manfred (Hg.) (1993): Theorien öffentlicher Kommunikation. Teil III: Konstruktivismus und Realismus in der Kommunikationswissenschaft. München, S. 103–171.

Bourdieu, Pierre (1998): Über das Fernsehen. Frankfurt a. Main.

Burkart, Roland (1997): Publizistikwissenschaftliche Basistheorien: Eine Annäherung aus drei Perspektiven. In: Bonfadelli, Heinz/Rathgeb, Jürg (Hg.): Publizistikwissenschaftliche Basistheorien und ihre Praxistauglichkeit. Zürich, S. 51—66.

Burkart, Roland (2002): Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder. Umrisse einer interdisziplinären Sozialwissenschaft. Wien, Köln, Weimar.

Faulstich, Werner (1994): Einführung: Zur Entwicklung der Medienwissenschaft. In: Faulstich, Werner (Hg.): Grundwissen Medien. München, S. 9–15.

Faulstich, Werner (2002): Einführung in die Medienwissenschaft. Probleme — Methoden — Domänen. München.

Glotz, Peter (1990): Von der Zeitungs- über die Publizistik- zur Kommunikationswissenschaft. In: Publizistik Jg. 35, H. 3, S. 249–256.

Hickethier, Knut (2003): Einführung in die Medienwissenschaft. Stuttgart, Weimar.

Kivikuru, Ullamaija (1998): Communication Research. Is There Such a Thing? In: Nordicom Review Jg. 19, H. 1, S. 7–11.

Kloock, Daniela/Spahr, Angela (1997): Medientheorien. Eine Einführung. München.

Kunczik, Michael/Zipfel, Astrid (2001): Publizistik: ein Studienbuch. Köln.

Luhmann, Niklas (1996): Die Realität der Massenmedien. Opladen.

McLuhan, Marshall (1992 [1968]): Die magischen Kanäle. Düsseldorf, Wien.

McQuail, Denis (2010): McQuail’s Mass Communication Theory. London, Thousand Oaks, New Delhi, Singapore.

Postman, Neil (1985): Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie. Frankfurt a. Main.

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Pürer, Heinz (2003): Publizistik- und Kommunikationswissenschaft: ein Handbuch. Konstanz.

Rühl, Manfred (1985): Kommunikationswissenschaft zwischen Wunsch und Machbarkeit. In: Publizistik, Jg. 30, H. 2, S. 229–246.

Saxer, Ulrich (1980): Grenzen der Publizistikwissenschaft. Wissenschaftliche Reflexionen zur Zeitungs-/Publizistik-/Kommunikationswissenschaft seit 1945. In: Publizistik, Jg. 25, H. 4, S. 525—543.

Saxer, Ulrich (2000): Mythos Postmoderne: Kommunikationswissenschaftliche Bedenken. In: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 48, H.1, S. 85–92.

Schade, Edzard (2005): Was leistet die Publizistikwissenschaft für die Gesellschaft? Eine Rückschau auf wichtige Forschungsvorhaben zur Ausgestaltung der Medienlandschaft Schweiz. In: Schade, Edzard (Hg): Publizistikwissenschaft und öffentliche Kommunikation. Beiträge zur Reflexion der Fachentwicklung. Konstanz, S. 13–45.

Schmidt, Siegfried/Zurstiege, Guido (2000): Orientierung Kommunikationswissenschaft. Was sie kann, was sie will. Reinbek b. Hamburg.

Themenheft „Ferment in the Field“ (1983). In: Journal of Communication, Jg. 33, H. 3.

Weber, Stefan (Hg.) (2003): Theorien der Medien. Von der Kulturkritik bis zum Konstruktivismus. Konstanz.

Weischenberg, Siegfried (1995): Journalistik. Theorie und Praxis aktueller Medienkommunikation. Bd. 2: Medientechnik, Medienfunktionen, Medienakteure. Opladen.

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Einführung in die Publizistikwissenschaft

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