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Der Mensch ist nur Zuschauer
ОглавлениеKarin Lochner
Der Bayerische Wald ist der älteste deutsche Nationalpark und Teil des größten zusammenhängenden Waldgebiets Mitteleuropas. Er soll geschützt, gleichzeitig aber auch touristisch genutzt werden. Damit das gelingt, braucht es engagierte Ranger
Vogelgezwitscher erfüllt die Luft. Eine leichte Brise trägt den Geruch von Harz aus den Wäldern. An diesem idyllischen Treffpunkt wartet eine achtköpfige Kindergruppe aus den Nachbardörfern auf Alena Lettenmaier. Ihr Kollege Günter Sellmayer führt eine Gruppe Erwachsener, die die Tour „Chaos und Ordnung“ gebucht haben. Die Wege der Ranger werden sich gleich trennen – wegen der unterschiedlichen Geschwindigkeiten ihrer Zöglinge.
Der sanfte Tourismus spielt in Nationalparks eine wichtige Rolle. Bei den Führungen zeigen die Ranger die Geheimnisse des Waldes; öffnen ihn wie ein lebendiges Biologiebuch für große und kleine Besucher. Denn dass er hier so wild wachsen darf, ist nicht selbstverständlich. In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hatte es viel Streit über die zukünftige Nutzung des Rachel-Lusen-Gebiets im Bayerischen Wald gegeben. Neue Skigebiete sollten der Region Einnahmen und Gäste garantieren. Hubert Weinzierl, von 1969 bis 2002 Vorsitzender des BUND Naturschutz, war damals ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter der Regierung von Niederbayern und kämpfte vehement dagegen. Schließlich hatte der damalige Regierungspräsident Johann Riederer die Blockadehaltung satt und forderte einen Alternativvorschlag: „Wenn Sie dort oben am Rachel und Lusen keinen Skizirkus wollen, dann müssen Sie mir etwas anderes offerieren, was im Jahr 200.000 Touristen bringt.“ Und Weinzierl offerierte. Er führte mit der Nationalpark-Idee den Umweltschutz und das Tourismus-Interesse der Kommunen zusammen. Und war erfolgreich. Weil er sich Verbündete suchte, wie den berühmten Tierfilmer und TV-Publikumsliebling Bernhard Grzimek.
Aber die Einigung war schwierig, jeder hatte mit dem Wald anderes in Sinn. Die Jäger wollten jagen, die Forstwirte Gewinn erzielen, die Sportler wandern und Ski fahren. Erst am 11. Juni 1969 beschloss der Landtag einstimmig, zwischen Rachel und Lusen einen Nationalpark mit einer Fläche von circa 13.000 Hektar zu schaffen. Auch engagierte Lokalpolitiker setzten sich mittlerweile für den Nationalpark ein, um in der strukturschwachen Region neue Impulse für den Tourismus zu schaffen. Am 7. Oktober 1970 wurde der Nationalpark Bayerischer Wald schließlich eröffnet.