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Die einheimische Bevölkerung

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Die römische Okkupation traf in Hessen auf einen von zwei unterschiedlichen Kulturen geprägten Raum: Während der älteren vorrömischen Eisenzeit lebten in weiten Teilen Hessens Menschen, die von der keltischen Zivilisation des Südens und Westens geprägt waren, ohne dass wir wissen, welcher ethnischen Gruppe sie sich selbst zugehörig fühlten. Doch seit dem 2. vorchristlichen Jahrhundert sind in den Funden des täglichen Bedarfs Gruppen erkennbar, deren Wurzeln weiter im Norden und Osten zu suchen sind. Besonders deutlich ist dies in Formen der Keramik und im Bestattungswesen zu sehen. Ab der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. dominieren in Mittel- und Nordhessen Keramikformen, die in der Archäologie unter dem Begriff germanisch subsumiert werden. Dies sind einfache von Hand hergestellte Gefäße, die als Zeichen ihrer elbgermanischen Wurzeln oft noch einen facettierten Rand besitzen. Diese Veränderung der Bevölkerung fand teilweise unter Kontrolle der Römer statt, sind uns doch verschiedene Ereignisse überliefert, die zum einen von Stammesumsiedlungen auf die westliche Rheinseite unter die Obhut der Römer berichten (z.B. den Ubiern), zum anderen wurden Stämmen von den Römern neue Siedlungsgebiete zugewiesen (z.B. den Chatten). Kennzeichnend für die Unterschiede zwischen diesen Völkerschaften waren zentrale Siedlungen, Münzprägung und ein vor allem auf die Getreideproduktion ausgerichtetes Landwirtschaftssystem auf der keltischen Seite, während auf germanischer Seite keine Münzwirtschaft, eine auf Viehhaltung ausgerichtete Landwirtschaft und kleinteiligere Siedlungsstrukturen vorherrschten, die wohl auch Ausdruck der stärker segmentär organisierten Gesellschaften waren.

Auf dem nahe Gießen gelegenen Dünsberg befinden sich die Überreste einer der größten eisenzeitlichen Siedlungen nördlich der Alpen. Die Besiedlung auf dem Berg beginnt vermutlich in der späten Bronzezeit im 8. Jahrhundert v. Chr. Zur Umsiedlung der Ubier, einer bereits in Caesars Werk De bello Gallico als den Römern freundlich gesinnter Stamm erwähnten Volksgruppe, entwarf Schulze-Forster bei der Bearbeitung der Münzfunde vom Dünsberg ein historisches Modell. Die Besiedlung auf dem Berg endete – nach chronologischer Einordnung der Funde – um 35/25 v. Chr. Diesen Besiedlungsbruch verband er mit Überlegungen, ob nicht der Dünsberg eine Siedlung der von Agrippa auf die westliche Rheinseite umgesiedelten Ubier gewesen sein könnte. Folgt man diesen Überlegungen, wäre in der Region zwischen Neuwieder Becken und der nördlichen Wetterau ein Machtvakuum entstanden, das, wie Tacitus überliefert, die Römer zwang, in diesem Gebiet den Chatten zu erlauben, sich anzusiedeln.

Diese Vielschichtigkeit steht stellenweise einer Platzkontinuität gegenüber. So belegen Ausgrabungen in Wetzlar-Dalheim, dass die lokalen Eisenerzvorkommen seit dem Beginn der Hallstattzeit kontinuierlich abgebaut wurden; ebenso war der Siedlungsplatz Mardorf im Amöneburger Becken offenbar kontinuierlich besetzt. Frühe aus dem heutigen Polen stammende Gruppen der Przeworskkultur, die in Mainfranken, Gießen-Muschenheim oder Echzell in der Wetterau archäologisch nachgewiesen wurden, konnten offenbar noch keine Traditionen entwickeln; der Zuzug aus dieser wie der nordöstlich gelegenen elbgermanischen Kulturregion tritt darauffolgend zunehmend in den Funden auf; im direkten Vergleich wirken die Formen aus unserer Region jedoch verwaschen, man könnte auch sagen nicht mehr originalgetreu. Dieser von Peschel als Überschichtung der einheimischen Bevölkerung durch verschiedene elbgermanische Gruppen bezeichnete Prozess ist seiner Meinung nach nur von kurzer Dauer und in den Zeitraum 25/20 v. Chr. bis 15/20 n. Chr. chronologisch einzuordnen.

Auf diese von großer Mobilität gekennzeichnete Bevölkerung rechts des Rheins nehmen die Römer ab 12 v. Chr. mit der gezielten Okkupation ersten und dann kontinuierlich stärker werdenden Einfluss. Zwar konnte die einheimische Bevölkerung wohl Abgaben leisten und einen Beitrag zum Unterhalt des römischen Heeres liefern, aber die Versorgung aus dem neu eroberten Land war vermutlich nicht – zumindest nicht so einfach wie in Gallien – gegeben. Für den Kriegszug des Jahres 11 v. Chr. berichtet Cassius Dio, dass das Vorhaben wegen Proviantmangels vorzeitig abgebrochen wurde. Das Fehlen zentraler Orte, wo die Steuern entrichtet und Abgaben geleistet werden konnten, könnte auch zu Anlagen wie dem römischen Militärlager von Rödgen in der Wetterau geführt haben, in dem während der Zeit der Kriegszüge des Drusus eine umwehrte Anlage gebaut wurde, in deren Innerem neben bis zu sechs Kasernen drei mächtige Speicherbauten errichtet worden waren. In diesen Speichern konnten zusammen bis zu 3051 t Getreide in Säcken gelagert werden (lose etwa 1525 t), das vermutlich zur Versorgung des römischen Militärs während der Kriegszüge des Drusus diente.4 Das Lager wurde aber nach Ausweis besonders der Münzfunde bereits nach kurzer wieder Nutzungszeit wieder aufgegeben.

Die Römer im Rhein-Main-Gebiet

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