Читать книгу Die Römer im Rhein-Main-Gebiet - Группа авторов - Страница 21

Niedereschbach

Оглавление

Nun bildete NIDA zwar das politische, ökonomische und kulturelle Zentrum der civitas, in der Fläche war die Gemeinde jedoch von den zahlreichen Gutshöfen geprägt, die im 2. und bis weit in das 3. Jahrhundert die fruchtbaren Böden der Wetterau bewirtschafteten. Diese villae rusticae finden sich folglich in einiger Zahl auch auf Frankfurter Boden und dort insbesondere in den nördlichen Stadtteilen.

Gut dokumentiert ist vor allem die Anlage bei Niedereschbach, in unmittelbarer Nähe des Bad Homburger Autobahnkreuzes an der Frankfurter Stadtgrenze gelegen. Durch Luftfotos seit den 1980er Jahren bekannt, machte eine geplante Baumaßnahme eine großflächige Ausgrabung des Areals notwendig. Um eine Vorstellung von der Lage der Gebäude des Gutshofes zu gewinnen, wurden die Luftaufnahmen durch geomagnetische Messungen ergänzt. In mehreren Kampagnen konnten so auf abfallendem Gelände gezielt das Hauptgebäude der villa rustica, ein Nebengebäude mit Torbau und Teile der Umfassungsmauer freigelegt und erforscht werden. Bei der Bewertung der Anlage lag ein besonderes Augenmerk auf den geborgenen botanischen Resten, die von Angela Kreuz (Landesamt für Denkmalpflege Wiesbaden) analysiert wurden. Damit war es möglich Aussagen über die Wirtschaftsweise des Hofes zu treffen. Verkohlte Reste von Mangold, Erbsen, Bohnen, Walnüssen und Pflaumen oder Zwetschgen machen den Anbau von Gartengemüse und die Pflege von Obst- und Nussbäumen denkbar. Gerade der spezialisierte Anbau von Obst- und Gemüse zeichnete die römische Landwirtschaft aus und schuf bei geschicktem Wirtschaften eine breite Existenzgrundlage. Eine Konzentration auf die Aussaat und die Weiterverarbeitung von Getreide lassen sich aus den Funden und Befunden in einem an die Außenmauer angelehnten Wirtschaftsgebäude ablesen. Im teilweise überdachten Hof konnten zwei Darren zum Rösten von Spelzgetreide freigelegt werden. In unmittelbarer Nähe von zwei Backöfen fand sich eine größere Menge von Gerstenkörnern, die offenbar bei einem Schadensfeuer verbrannt waren. Entlang der Außenmauer des Gebäudes lief ein Wassergraben, in dessen Bereich sich die Unterkonstruktion eines nicht zu deutenden Aufbaus fand und zudem Bruchstücke von Mühlsteinen. Fasst man diese Beobachtungen zusammen, liegt es nicht fern, hier die Überreste einer Wassermühle zu vermuten, die gut zu den oben geschilderten Produktionsschritten bei der Verarbeitung von Getreide passen würde: nämlich dem Dörren, Entspelzen und Mahlen. Das Gebäude, das an einen Wasserlauf angeschlossen war, der den Gutshof durchfloss und nicht nur für die Energiegewinnung, sondern auch für den Brandschutz von Bedeutung war, weist damit eindeutig auf einen Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Nutzung der Wetterau hin – dem Anbau von Getreide. In den Truppenkontingenten am Limes wird der Besitzer oder Pächter des Gutes bei Niedereschbach zahlungskräftige Abnehmer für seine landwirtschaftlichen Erträge gefunden haben.

Die Römer im Rhein-Main-Gebiet

Подняться наверх