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Anhang
ОглавлениеAls Beispiel für die Verspraxis der Komödie des 16. Jahrhunderts sei hier Georgius MacropediusMacropedius, Georgius’ RebellesMacropedius, ሴiሴGeorgiusRebellesሴiሴ (1535) herausgegriffen. MacropediusMacropedius, Georgius verlieh seinen Komödien eine schlichte Form, weil er sie für die Lektüre der Jugend schrieb und von Schülern aufführen lassen wollte. Im Vorwort hebt er seine pädagogischen Zwecken dienende Sorgfalt in der lateinischen Prosodie von der Regellosigkeit seiner Vorgänger ab und will sich nur wenige Lizenzen in HiatHiaten, SynaloephenSynaloephe usw. gestatten.
Macropedius’ Verse wirken einförmig, weil er anders als PlautusPlautus und TerenzTerenz nur wenige geteilte LongaLongum, geteiltes“ und BreviaBreve, geteiltes“ (83, 87, 88, 91, 92, 93) und ElisionElisionen zulässt.HiatAnapaestuszerrissenerSynizeseTerenz1 So wirkt der Versbau eher senecanisch als plautinisch. Die Wortwahl zeigt einige Anklänge an die Sprache der Komiker. Mit der Anspielung auf Terenz, Adelphoe 57–58 in V. 95 lässt er seine Kenntnis der antiken Komödie durchblicken. Der Satzbau wirkt eher prosaisch. Doch das EnjambementEnjambement versteht er wie in 85–86 durchaus effektvoll einzusetzen.
Die Komödie RebellesMacropedius, ሴiሴGeorgiusRebellesሴiሴ soll die Jugend auf humorvolle Weise zu Fleiß und Sittsamkeit erziehen. Man könnte sie aber auch ein Lehrstück über den Nutzen der Prügelpädagogik nennen! Die besorgte Mutter Philotecnium (eine hübsche Neubildung, wie sie alle Neulateiner lieben: „Kinderlieb“), die sich über die prügelnden Lehrer empört, muss sich zum Schluss belehren lassen, dass ihr verkommener Sohn und sein Freund nur diese Methode verdient haben. Vgl. Philotecniums Rede aus der ersten Szene des 1. Aktes (Edition Bolte 1897)Macropedius, GeorgiusRebelles:
Cum aetatis huius et peracti temporis | |
rationem habeo, considero haud me paucula | |
Paschalia edisse ova; nam rugosa fit | |
cutis genaeque flaccidae, canis quoque | 80 |
respersa tempora. Quin et ipse filius | |
iam natus annos quindecim puellulam | |
me pernegat. Sed neque parum accelerant mihi | |
gravem hanc senectutem graves curae omnium | |
rerum domesticarum et immitis iugum | 80 |
mariti et ingens prolium curatio, | |
quibus locupletandis honestandisque diu | |
noctuque pervigilo. Nam ob istuc Dyscolum | |
gnatum meum, qui grandior natu est, scholis | |
primum docendum tradidi; et mirum in modum | 90 |
proficeret, id si liceat heu per improbam | |
didascalorum amentiam, qua tenerior | |
pueri cutis diverberatur: et eadem | |
est omnibus crudelitas doctoribus, | |
quasi sit rigore docendus, haud clementia. | 95 |
Wenn ich Gegenwart und Vergangenheit zusammenrechne, denke ich, dass ich nur winzige Ostereier zu essen bekommen habe. Denn die Haut wird runzlig und die Backen schlaff, auch die Schläfen sind von grauen Haaren übersät. Ja auch der Sohn selbst, der schon 15 Jahre alt ist, sagt mir, dass ich kein junges Mädchen mehr bin. Aber die schweren Sorgen um alle häuslichen Pflichten und das Joch des unerbittlichen Ehemannes und die gewaltige Fürsorge für die Kinder beschleunigen sehr dieses schwere Alter. Um ihnen Reichtum und Ehre zu verschaffen, wache ich bei Tag und Nacht. Denn deswegen habe ich meinen Sohn Dyscolus, der der ältere ist, als ersten zur Belehrung in die Schule geschickt. Und er würde erstaunliche Fortschritte machen, wenn es bei der bösen Dummheit der Lehrer möglich wäre, von der die allzu zarte Haut des Knaben verprügelt wird. Und alle Lehrer haben die gleiche Grausamkeit, als ob man mit Strenge lehren müsste, nicht mit Sanftmut.
Macropedius verwendete für die Monologe und Dialoge nur iambische TrimeterIambusTrimeter mit Ausnahme des 4. und 5. Aktes, wo er auch iambische TetrameterIambusTetrameter und iambische SeptenareIambusSeptenar wagte. Ein einziges Mal gebraucht er den ganz ungewöhnlichen trochäischen TrimeterTrochaeusTrimeter. Den Enden der Akte 1 bis 4 verleiht er durch die iambischen DimeterIambusDimeter der beiden Teufel Lorcoballus und Marcolappus und des Chores eine Art strophischer Responsion, die es nicht in früheren Dramen gab. Das Ziel ist offenkundig, mithilfe der einfachen und korrespondierenden metrischen Formen den dramatischen Bau für die Schüler durchsichtig zu halten. Der Dialog wirkt infolge zahlreicher Enjambements und Antilabai sehr lebendig.