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1. Leben

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Martin Bucer wurde am 11. November 1491 als Sohn eines Handwerkers in der Freien Reichsstadt Schlettstadt (Sélestat) im Elsass geboren. Nach dem Besuch der berühmten, im Geiste des Humanismus geführten Lateinschule seiner Heimatstadt trat er wahrscheinlich im Sommer 1507, fünfzehnjährig, als Novize in das dortige Dominikanerkloster ein. Weitere Studienorte waren Mainz, wo er die Priesterweihe erhielt, und Heidelberg. Hier wurde er am 31. Januar 1517 eingeschrieben und sollte die Ausbildung im Rahmen des Generalstudiums des Ordens mit der Promotion zum Doktor der Theologie abschließen. Dazu kam es jedoch nicht mehr, da er Ende Januar 1521 das Kloster nahezu fluchtartig verließ.

Dieser Schritt war das Ergebnis einer Entwicklung, die den in der thomistischen Theologie geschulten und vom Humanismus erasmianischer Prägung inspirierten jungen Mönch zum Luther-Anhänger und konsequenten Verfechter reformatorischer Ideen werden ließ. Eine Schlüsselrolle spielte dabei die Teilnahme an Martin Luthers Heidelberger Disputation am 26. April 1518 und ein ausführliches Gespräch mit dem Wittenberger Reformator am folgenden Tag. Wie andere humanistisch orientierte Studenten, die später die Reformation in Südwestdeutschland vorantrieben, war Bucer von Luthers Auftreten tief beeindruckt. Sein begeisterter Bericht über die Begegnung an den verehrten, ihm aus den frühen Kontakten mit |66|dem Schlettstadter Humanistenkreis gut bekannten Humanisten Beatus Rhenanus zeigt, dass er Luthers Thesen ganz in einem humanistischen Kontext wahrgenommen hatte. Das ging so weit, dass er formulierte, Luther vertrete die gleichen Auffassungen wie Erasmus von Rotterdam, nur trete er entschiedener und konsequenter für die praktische Verwirklichung der geforderten Reformen ein (BCOR 1, 61). Gerade die humanistischen Intentionen zuwiderlaufenden Pointen wie die Gegenüberstellung von Gesetz und Evangelium sowie die zugespitzte Problematisierung guter Werke als Gefährdung der Orientierung an der Glaubensgerechtigkeit gingen verloren. Anders als Luther betonte Bucer in seinem Bericht neben der Glaubensgerechtigkeit auch das gute Handeln des Christen. Noch in den vierziger Jahren hat Bucer seine Hochschätzung des Erasmus mit dem Hinweis erläutert, dass dieser im Gegensatz zu den Auswüchsen des kirchlichen Zeremonienwesens das schlichte Vertrauen auf Christus gelehrt habe. Durch ihn sei der Gehorsam gegenüber Gottes Geboten, deren Inhalt und Ziel das Wohlergehen der Menschen ist, wieder ins Zentrum gerückt worden. Ferner komme Erasmus das Verdienst zu, neben den Kirchenvätern wieder die Heilige Schrift ins Zentrum gerückt zu haben (vgl. Greschat, Martin Bucer, 38).

Gerade noch rechtzeitig, bevor ein Ketzerprozess gegen ihn eröffnet wurde, erlangte Bucer am 29. April 1521 den päpstlichen Dispens von seinen Ordensgelübden, wurde Weltpriester an verschiedenen Orten und heiratete im Sommer 1522 die ehemalige Nonne Elisabeth Silbereisen. Infolge der Exkommunikation durch den Speyerer Bischof musste er seinen Wirkungsort Weißenburg (Wissembourg) verlassen und kam so im Mai 1523 nach Straßburg, wo sein Vater lebte. Hier gelang es ihm, die anfängliche Zurückhaltung des Rates gegenüber dem verheirateten und exkommunizierten Priester zu überwinden und seit 1524 als Pfarrer in der Stadt angestellt zu werden. Mehr als 25 Jahre lang, bis zu dem durch das Augsburger Interim im Jahre 1549 erzwungenen Exil in England, war er hier für die Reformation tätig.

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