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1.1 Die Frage nach der Einheit Gottes:
Die Konzilien von Nikaia (325) und Konstantinopel (381)

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Die Frage, welche sich die Theologen im 4. Jh. vor allem stellten, war, wie der christliche Gott als ein einziges göttliches Wesen bekannt werden könne, wenn es neben dem göttlichen „Vater“ auch einen göttlichen „Logos“ oder „Sohn“ gebe.

Ein alexandrinischer Priester namens Areios (ca. 260–336) versuchte eine Antwort auf diese Herausforderung dadurch zu finden, dass er alleine Gott, den Vater, als „ohne Anfang“ und „ungeworden“ bezeichnete. Demgegenüber betrachtete er den göttlichen Sohn, den Logos, das Wort des göttlichen Vaters, als dessen Geschöpf. Deshalb habe es, so argumentierte Areios, auch eine Zeit gegeben, in welcher der Gott-Logos noch nicht existiert habe – nämlich vor seiner Schaffung durch den göttlichen Vater (Opitz: Urkunden 6). Auf diese Weise meinte der Alexandriner offenbar, die Einheit des christlichen Gottes, den Monotheismus, wahren zu können.

Die Gegenposition zu den Vorstellungen des Areios vertraten der Erzbischof von Alexandreia, Alexandros, sowie sein theologischer Berater und Nachfolger, Athanasios (ca. 298–373). Beide betrachteten den christlichen Gott als ein einziges göttliches Wesen (ousia). Daher teilten für sie Vater wie Sohn das eine göttliche Wesen; und demzufolge waren für sie beide, „Vater“ wie „Sohn“, ohne Anfang und ungeschaffen. Sie erklärten daher, der göttliche Vater habe seinen Logos, sein Wort, aus sich selbst heraus geboren – und eben nicht, wie Areios meinte, geschaffen (DH Nr. 125). Damit aber war für sie der göttliche Logos ebenso vollständig Gott wie der Vater.

Auch wenn sich diese Position auf dem ersten reichsweiten Konzil in Nikaia (325) durchsetzte, durchzogen die sich anschließenden Erörterungen noch fast das gesamte 4. Jh. Eine Lösung zeichnete sich erst ab, als die maßgeblich von den drei aus Kappadokien stammenden Theologen Basileios von Kaisareia (ca. 330–379), Gregorios von Nazianzos (ca. 329–390) und Gregorios von Nyssa (ca. 335–390) geprägte „neunizänische“ Theologie die Begriffe Wesen (ousia) und konkrete Wirklichkeit (hypostasis) voneinander schied. In ihrer begrifflichen Einteilung umschrieb der Terminus Wesen (ousia) von da an den allgemeinen Charakter oder die Natur einer Sache, beispielsweise die Gattung des Menschen. Mit dem Wort Hypostase (hypostasis) bezeichnete Basileios demgegenüber die konkrete individuelle Verwirklichung einer Gattung mit den ihr jeweils eigenen Wesensmerkmalen (idiomata), also etwa den einzelnen konkreten Menschen als Paulus, Petrus oder Andreas (PG 31, 889).

Auf dieser begrifflichen Grundlage war es möglich, den christlichen Gott als das eine göttliche Wesen zu beschreiben, welches sich den Menschen im Laufe der Geschichte in den drei göttlichen Hypostasen oder Personen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes offenbart habe. Eine später als zweites ökumenisches Konzil anerkannte


Synode in Konstantinopel (381) beschrieb diesen Glauben als für die Reichskirche verbindlich (Thdt. hist. eccl. 5, 9, 11). Damit war theologisch festgehalten, dass der Gott-Logos und der Hl. Geist ebenso vollständig Gott seien wie der göttliche Vater. Es gebe innerhalb des einen göttlichen Wesens keinen Bruch. Die neue Frage lautete daher nun: Ist der Gott-Logos auch ein vollständiger Mensch?

Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition

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