Читать книгу Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition - Группа авторов - Страница 20
2.3 Die Kreuzzüge und das erste Schisma im Osten
ОглавлениеDie nun spürbaren Gegensätze vertieften sich in der Zeit der Kreuzzüge. Zwar hatte Kaiser Alexios Komnenos (ca. 1081–1118) den Westen um militärische Unterstützung gebeten. Doch führte der Ehrgeiz vor allem des Bohemund von Tarentum zum ersten „echten“ Schisma am Sitz eines der fünf altkirchlichen Patriarchate. Als die lateinischen Kreuzfahrer nämlich im Juni 1098 die Stadt Antiocheia einnahmen, residierte dort der griechische Patriarch Johannes IV Oxos. Der päpstliche Legat Adhemar von Le Puy bestätigte ihn zunächst im Amt. Nach den lateinischen Gesta Francorum wurde der erste lateinische Bischof für das Bistum Albara von dem griechischen Patriarchen Johannes geweiht (Gesta Francorum X.31 (ed. BREHIER, 166–168)). Doch nach dem Tod Adhemars im August änderte der Normanne seine Politik. Zum einen sicherte er sich die weltliche Herrschaft über die Stadt am Orontes. Zum anderen bat er den lateinischen Patriarchen Dagobert von Jerusalem um die Weihe von lateinischen Bischöfen für seine Grafschaft, weswegen Johannes IV. im Jahr 1100 die Stadt Antiocheia verließ. Sir Steven Runciman merkte daher zu diesen Vorgängen an: „One can therefore say that a schism started in Antioch in 1100, with two rival lines of Patriarchs, each claiming to be in the apostolic succession“ (RUNCIMAN: The Eastern Schism, 92).
Ihren traurigen Höhepunkt fanden diese Auseinandersetzungen, als ein lateinisches Kreuzfahrerheer im Jahr 1204 Konstantinopel selbst eroberte, die Stadt ausplünderte und ein lateinisches Kaiserreich errichtete. Das Schisma zwischen West und Ost wird daher „von den meisten Historikern auf das Jahr 1204 datiert“, merkt der Theologe Johannes Oeldemann an (OELDEMANN: Die Kirchen des christlichen Ostens, 38).