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1.2 Die Frage nach dem Christus:
Von Ephesos (431) bis Konstantinopel II (680/81) 1.2.1 Die Schulen von Alexandreia und Antiocheia

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In der Herausforderung, Christi Dasein als vollständiger Gott und vollständiger Mensch zu beschreiben, verfolgten im 5. Jh. zwei theologische Richtungen zwei Ansätze: Die Schulen von Alexandreia und Antiocheia. Die antiochenische Schule betonte dabei die Zweiheit der Naturen (physeis) von Gottheit und Menschheit. Deren Einung (henosis) ergab die eine Person (prosopon) des einen Christus. Auf diese Weise suchten Theologen wie Theodoros von Mopsuestia (ca. 350–428) zu unterstreichen, dass der Christus ein vollständiger Mensch (anthropos) gewesen sei. Die Dogmengeschichte bezeichnet das antiochenische Schema daher als das Logos-Anthropos-Modell.

Die Alexandriner gingen dagegen eher vom Gedanken der Einheit aus, wenn sie – unter Bezug auf Joh 1,14 – den Gott-Logos zum handelnden Subjekt im Inkarnationsgeschehen machten. Daher bezeichneten sie den Fleisch gewordenen Gott-Logos als eine – und zwar aus vollständiger Gottheit und vollständiger Menschheit zusammengesetzte – Natur (physis), eine Hypostase (hypostasis) und eine Person (prosopon). Klassisch für diese Auffassung ist die Formel von der einen Natur des Fleisch gewordenen Gott-Logos (mia physis tou theou logou sesarkomene) geworden. In der Dogmengeschichte trägt diese Vorstellung die Bezeichnung Logos-Sarx-Schema.

Der wichtigste Vertreter dieser Richtung, Kyrillos (ca. 375–444), formulierte diese Position folgendermaßen: „Wer zu behaupten wagt, der Christus sei ein Mensch, der Gott [in sich] trägt, und nicht vielmehr wahrhaftig [selbst] Gott als einziger und natürlicher Sohn, weil ja der [Gott-]Logos Fleisch geworden ist und uns gleich Anteil an Fleisch und Blut gehabt hat, der sei aus der Kirche ausgeschlossen“ (DH Nr. 256). In diesem Textauszug zeigt sich die Befürchtung der Alexandriner, der eine Christus werde in zwei selbstständig handelnde Subjekte „gespalten“, wenn die Antiochener von zwei Naturen (en dyo physesin) nach der Einung von Gottheit und Menschheit in dem einen Christus sprächen. Daher bestand Kyrillos von Alexandreia darauf, dass Maria die Mutter des Gott-Logos (theotokos) genannt werde, weil sie diesen ja „in [seinem] Fleisch“ geboren habe (DH Nr. 252). Hätte Maria nämlich nicht den Gott-Logos im Fleisch zur Welt gebracht, dann hätte sie – so die Befürchtung – nur einen einfachen Menschen geboren, den der göttliche Vater erst zu einem späteren Zeitpunkt zu seinem Sohn erhoben habe – eine Lehrmeinung, die bereits als Adoptianismus von früheren Bischofsversammlungen im Imperium Romanum verurteilt worden war.

Während sich die Alexandriner derart darum sorgten, die Antiochener wollten den einen Christus in zwei Christusse spalten, hegten die Antiochener umgekehrt die Befürchtung, die Alexandriner verkürzten die menschliche Natur in dem einen Christus, wenn sie von der einen Natur des Fleisch gewordenen Gott-Logos redeten. Denn wenn es vor der Einung von Gottheit und Menschheit in dem einen Christus zwei Naturen gebe, nach deren Einung aber nur noch eine, so stellte sich für die Antiochener die Frage, wo die menschliche Natur in dem Christus denn geblieben sei. Der theologische Gegner des Kyrillos, Nestorios von Konstantinopel (ca. 381–451), schrieb daher: „Siehe, wie sie zuerst [… ] die gemeinsamen Namen für die Gottheit und für die Menschheit […] setzen […], damit durch das Voranstellen der Namen, die jede der beiden Naturen gemeinsam kennzeichnen, weder das, was zur Sohnschaft und zum Herr-Sein gehört, zerschnitten wird, noch das, was zu den Naturen gehört, in Gefahr gerät, sich in der Einzigkeit der Sohnschaft zu vermischen und zu verschwinden“ (DH Nr. 251a).

Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition

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