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Ablehnende Anerkennung

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Ich schicke voraus, dass die reziproke Anerkennung der wechselseitigen Unverfügbarkeit der Menschenwürde das normative Prinzip meines kontextuellen Kommunikationsmodells ist. Diese Anerkennung wird eine ablehnende sein müssen.

Ablehnende Anerkennung heißt den anderen als Person, als Teil der Gesellschaft oder als Diskursteilnehmer unter Bewahrung seiner Würde anzuerkennen, ohne damit die Pflicht zu verbinden, seine Einstellungen und Überzeugungen zu akzeptieren. Der Kern dieser Form von Anerkennung ist die Unverfügbarkeit der Menschenwürde auf jedwedem Gebiet.

Ablehnende Anerkennung erfordert Standpunktbeweglichkeit und keine Preisgabe eigener Auffassungen, die Aufhebung von Unterschieden oder die Assimilierung in eine Gemeinsamkeit, sondern vielmehr die Anerkennung von Divergenzen und Konvergenzen, um eine ‚Gemeinschaft des Wir‘ zu bilden.

Ablehnende Anerkennung ist ein Weg, der sich auf vielen Ebenen der Politik, Wissenschaft und Gesellschaft wiederfindet. Dies hängt damit zusammen, dass das menschliche Verhalten immer aufgrund seiner Konfliktivität mit ablehnenden Komponenten verbunden ist. Ich toleriere bspw. den Heilsweg und den Anspruch des Judentums, Christentums oder Islam, obwohl ich diese Religionen für mich bewusst ablehne. Dabei räume ich den Anhängern dieser Religionen die Möglichkeit aktiv ein, dass sie für sich ihren Heilsweg als absolut behaupten und meine Anschauung als Agnostiker ablehnen, wenn auch mir zugestanden wird, dass diese Religionen mir als Agnostiker keine Lebenserfüllung bedeuten. Es geht um Selbstbehauptung und Anerkennung.

Dies heißt, dass wir uns gegenseitig gleich behandeln, obwohl wir nicht gleich sind. Die ablehnende Form der Anerkennung erreicht ihre Grenze dort, wo Anhänger anderer Anschauungen mich gewaltsam durch eine exklusivistische Praxis bekehren wollen und mir meinen Freiheitsspielraum einschränken. Der Fall von Metin Kaplan, der sich zum ‚Kalifen von Köln‘ ernannte, zeigt, dass eine bedingungslose Anerkennung von Überzeugungen den zivilgesellschaftlichen Ordnungen nicht förderlich ist.

Interreligiöse Toleranz

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