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8 Gott als Erzieher des Volkes

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Im AT erzieht Gott selbst sein → Volk durch die Erfahrungen der Geschichte (vgl. BETZ 2007, 324f.). Im Deuteronomium sind dies die Gründungsereignisse seiner Bundesbeziehung mit Israel in der → Wüste (Dtn 4,36; 8,5 u. 11,2). Angesichts der Eroberung und Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier (597/587 v. Chr.; → Babylon) stellt sich dem Volk JHWHs die Theodizeefrage. Sie findet im Gedanken an eine göttliche Erziehung des Volkes durch die geschichtlichen Ereignisse eine Antwort, die vor allem das Jeremiabuch durchzieht und wahrscheinlich aus „deuteronomistischen“ Kreisen stammt. Danach ist das Volk JHWH untreu geworden, indem es sich an fremde Völker mit ihren Göttern gewöhnt und von ihnen Übeltaten gelernt hat (Jer 2,33; 9,4.13; 10,2.8; 12,16; 13,21.23). Es hat sich seinen Untergang selbst zuzuschreiben (Jer 2,19), weil es JHWHs Zurechtweisung nicht angenommen hat (Jer 2,30; 5,3; 7,28; 17,23; 30,14; 32,33; 35,13; Zef 3,2.7). Denn vor dem drohenden Strafgericht (Ez 5,15) bewahrt das Volk nur die rechtzeitige – wenn auch maßvolle – Züchtigung durch JHWH (Jer 6,8; 10,24; 30,11; 31,18; 46,28). Eine ähnliche erzieherische Absicht verfolgt das Heiligkeitsgesetz (Lev 17–26) mit seinen abschließenden Fluchsprüchen, die immer neues Unheil ankündigen für den Fall, dass Israel sich durch frühere Züchtigungen JHWHs nicht zur Umkehr bewegen lässt (Lev 26,18.23.28). Solcherlei Erklärungen einer leidvollen Geschichte als pädagogische Maßnahmen Gottes zum Wohle seines Volkes haben bis in die hellenistisch-römische Zeit hinein offenbar nichts an Plausibilität verloren (2 Makk 6,12.16; 7,33; 10,4; Weish 11,9f.; 12,22). Spätestens mit den Ereignissen der Shoa sind sie endgültig gescheitert.

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