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9 Gott als Erzieher des Einzelnen

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Obwohl das Leiden Einzelner im AT nur selten mit der göttlichen Erziehungsabsicht begründet wird, haben die betreffenden Bibelworte (Hiob 5,17f.; Spr 3,11f.; Weish 3,5) oftmals zur theologischen Rechtfertigung harscher Erziehungsmethoden herhalten müssen. Erst die Aufarbeitung dieser Wirkungsgeschichte in jüngerer Zeit hat den Blick für andere Verständnismöglichkeiten der Schrifttexte freigegeben. So übersetzt z.B. die Zürcher Bibel 1931 Spr 3,11f. noch mit: „Mein Sohn, verwirf nicht die Züchtigung des Herrn und sei nicht unmutig ob seiner Strafe; denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er wie ein Vater den Sohn, dem er wohlwill.“ (Zur Kritik vgl. DELKURT 2002, 234–236.) In der neuen Ausgabe von 2007 lautet die Stelle dagegen: „Verachte nicht, mein Sohn, die Unterweisung durch den Herrn und sei nicht unwillig, wenn er dich ermahnt. Denn wen der Herr liebt, den weist er zurecht, und er ist ihm zugetan wie ein Vater dem Sohn.“ Diese Textauffassung hat einen Widerhall in den Psalmen: Wen JHWH mit → Krankheit schlägt, um ihn zu strafen und zu züchtigen, der erfährt darin nicht seine Liebe, sondern den → Zorn Gottes und seinen Grimm, auch wenn sie nicht gleich zum → Tod führen (Ps 6,2; 38,2; 39,12; 118,18). Umgekehrt passt zur Belehrung durch das Wort nicht Züchtigung, sondern Mahnung und Unterweisung (Ps 50,17; 94,12). Dem entspricht die häufige Bitte der Beter um Belehrung und Wegweisung durch JHWH (Ps 25,4f.8f.12; 27,11; 32,8; 86,11; 119,33; 143,10; vgl. 1 Kön 8,36; 2 Chr 6,27; Jes 2,3; Mi 4,2).

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