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No 1.2

Unser Kind geht nicht gerne zur Schule

— Unser Kind geht nicht gerne zur Schule. Soll ich es trotzdem ermuntern, sich für den Kurs der Primarschule anzumelden, der die Kinder auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet? —

Wieso geht das Kind nicht gerne zur Schule? Das ist die erste Frage, die man stellen sollte. Gibt es eventuell Probleme mit anderen Kindern, mit der Lehrperson? Oder liegt es an den Hausaufgaben? Auf der Primarstufe gehen Kinder in der Regel gerne zur Schule. Später am Gymnasium kann es durchaus vorkommen, dass sie die Schule «doof» finden und der Wiedereinstieg nach den Ferien ein wenig harzig verläuft.

«Kinder gehen in der Primarschule in der Regel gerne zur Schule, vor allem in der Unterstufe. Ist dies nicht der Fall, gilt es, Druck wegzunehmen und den Fokus auf das zu richten, was das Kind in der Schule gerne macht. Also das Kind in seinen Stärken zu fördern, damit es sich in der Schule positiv erlebt.

Dann sollte man unbedingt näher nach den Gründen fragen. Vielleicht liegt es nicht am Lernen selbst, sondern das Kind hat andere Sorgen – im Zusammenhang mit Schulkameraden oder Lehrpersonen. Darum: Wenn ein Kind in der Primarschule schulmüde ist, muss man sehr genau hinschauen. Nicht wegen seiner zukünftigen Schulkarriere und des Gymnasiums, sondern weil da möglicherweise etwas ist, das das Kind belastet.

Allgemein muss man festhalten: Das Langzeitgymnasium eignet sich für Kinder, denen das Lernen leichtfällt. Andere gehen besser den Weg über die Sekundarschule und das Kurzzeitgymnasium – oder absolvieren die Berufsmatura. Gesagt sei: Die Matura macht nicht per se glücklich. Heute ist das Denken unter Eltern weit verbreitet, dass man ohne Matura nichts erreichen könne. Gerade für die Schweiz gilt das definitiv nicht.»

Bettina Marion Ulrich, Lerncoach, Primarlehrerin und Schulleiterin an privaten und öffentlichen Schulen

«Es besteht die Tendenz, bereits an der Unterstufe Prüfungen zu benoten. Messen Kind und Eltern den Benotungen zu viel Gewicht bei, führt das zu Druck. In diesem Alter können Hausaufgaben und Prüfungsdruck einfach manchmal zu viel sein. Es ist gut möglich, dass ein Kind, das in der Unterstufe nicht gerne Hausaufgaben macht, später mit Freude studiert.

Aber: Vielleicht ist das Kind auch unterfordert und langweilt sich an repetitiven Hausaufgaben. Eine Lösung kann sein, dass das Kind selbst Hausaufgaben entwirft, oder dass es weniger Fleissaufgaben erhält, sondern spannendere, offenere Hausaufgaben. Das muss man mit der Lehrperson besprechen.

Das Wichtigste ist, dass man die Situation analysiert und herausfindet, warum das Kind nicht gerne Hausaufgaben macht oder nicht gerne zur Schule geht. Erst dann kann man Motivationsanreize finden. Einem Kind, das Schule zum Beispiel als Last empfindet, kann man erklären, dass es sich mit der Zeit an Prüfungen und Hausaufgaben gewöhnen und diese nicht mehr als solch grossen Druck erfahren wird. Weiter kann man ihm aufzeigen, dass es am Gymnasium viele spannende Sachen lernen wird und verschiedene Lehrpersonen hat, das kann auch eine Chance sein!»

Katharina Schweizer, Lehrperson für Gymnasium-Prüfungsvorbereitung

Das Gymi als Chance sehen für Kinder, die nicht gerne zur Schule gehen – das hat sich auch der Vater dieses Jungen gedacht, der nun im dritten Jahr des Langzeitgymnasiums steht und zum ersten Mal wirklich gerne zur Schule geht.

«Unser Sohn hatte hin und wieder Phasen, in denen er Schule richtig doof fand. Wir versuchten in gemeinsamen Gesprächen herauszufinden, mit WAS er denn genau Mühe hatte. Unser Sohn war eher lernfaul, gleichzeitig aber wissbegierig und kreativ. Er wollte nicht zur Schule, sondern Künstler werden. Ich sagte ihm, dass man es auch als Künstler (zumindest, wenn man eine Kunsthochschule besuchen will) einfacher hat mit einer gymnasialen Matura.

Ich konnte ihm aufzeigen, dass am Gymnasium vermehrt projektorientierter Unterricht stattfindet, was ihm eher entspricht als das sture Vorgehen nach Anleitung, wie sich bisher der ihm bekannte Unterricht gestaltete. Dadurch merkte er, dass es nicht Schule und Lernen an sich waren, an denen er sich störte, sondern die Schule, wie sie sich ihm damals präsentierte. Bei unserem Sohn hat sich der Durchhaltewille gelohnt, er geht jetzt zum ersten Mal richtig gerne zur Schule.

Geholfen hat auch der Tag der offenen Türe an der Kantonsschule und die Informationsveranstaltung, wo viele Gymnasiasten aus ihrem Schulalltag erzählten. Unser Sohn kam dadurch zu dem Schluss, dass diese Schulumgebung ihm gefallen könnte und dass das Gymnasium wohl eben doch das Richtige ist, auch wenn er Schule kurz zuvor noch so richtig ‹doof› fand.»

D. T., Vater

«Hier gilt es, genau und ehrlich hinzuschauen, über welche Motivation, Interessen und Fähigkeiten das Kind verfügt. Liest es beispielsweise viel oder lässt es sich für naturwissenschaftliche Themen begeistern? Zeigt es Interessen, die darauf hinweisen, dass es Freude für die Themen am Gymnasium entwickeln kann? Auch wenn das Kind die Freude am Lernen noch nicht entdeckt hat, kann sie durchaus noch geweckt werden, sobald die Fächer spannender und vernetzter werden.

Solche Kinder kann man motivieren, indem man ihnen erzählt, wie es am Gymnasium ist, welche interessanten Fächer dort gelehrt werden, dass man viele verschiedene Lehrpersonen hat und sicher auch gleichgesinnte Freunde. Ein Besuchstag kann zudem helfen, das Kind zu begeistern.

Kinder sollten in den Bereichen gestärkt werden, in denen sie Freude verspüren und Eigenmotivation zeigen.

Hingegen, musste das Kind von den Eltern bereits die ersten sechs Jahre stark begleitet und zum Lernen motiviert werden, stellt sich die Frage, ob man diesen Effort weitere sechs Jahre aufbringen kann und will und ob man damit dem Kind etwas Gutes tut. Der Druck und die Anforderungen am Gymnasium und später an der Universität sind hoch. Mit Druck von aussen funktioniert es auf die Dauer nicht, wenn das Kind nicht wirklich von sich aus auch dahin will. Gerade bei Buben hat sich gezeigt, dass sie im Kurzzeitgymnasium mehr motiviert sind. Erstens ist es kürzer und zweitens können sie schon ein Profil nach ihren Interessen wählen. Buben lernen tendenziell lieber, wenn sie den Sinn und die praktische Anwendung hinter dem zu lernenden Stoff sehen.»

Elena Arici, Psychologin FSP, Lerncoach

Tipps

— Analysieren Sie die Situation: WARUM geht das Kind nicht gerne in die Schule?

— Leidet das Kind unter zu grossem Druck, empfiehlt sich die Fokussierung auf das, was es gut kann. Erfolgserlebnisse werden ermöglicht und Ressourcen gestärkt.

— Bei Primarschulkindern: Prüfen Sie, ob das Kurzzeitgymnasium nicht die bessere Option ist, siehe dazu auch Kapitel 2.1.

— Ist das Kind unterfordert, suchen Sie mit der Lehrperson oder dem schulpsychologischen Dienst das Gespräch.

— Auch wer die Primarschule zwischenzeitlich doof findet, kann im Gymnasium Freude haben – vielleicht sogar viel mehr als zuvor.

Entspannt ans Gymnasium

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