Читать книгу Entspannt ans Gymnasium - Группа авторов - Страница 11

Оглавление

No 1.3

Ab wann gilt es ernst?

— Ab wann muss sich mein Kind in der Primarschule dahinterklemmen, damit es den Übertritt ans Gymnasium schafft? Und ab wann muss es sich konkret auf die Prüfung vorbereiten? —

Ab wann gilt es ernst? Eine Frage, die jeder Leitfaden und jede Primarschule beantwortet. Und trotzdem bleibt es eine der häufigsten Fragen, die im Vorfeld zu diesem Buch gestellt wurden. «Nach den Herbstferien der sechsten Klasse» genügt vielen Eltern nicht als Antwort. Denn – werden die Weichen nicht schon viel früher gestellt? Wird ein Kind, das in der vierten Klasse schon brilliert, nicht eher von seiner Klassenlehrperson als Gymnasiumanwärter wahrgenommen und entsprechend gefördert?

«Sicher ist es wichtig, in der Mittelstufe, also von der vierten Klasse an, gut aufzupassen, gut mitzuarbeiten und sich so optimal vorzubereiten.

Es reicht aber, mit der konkreten Prüfungsvorbereitung in der sechsten Klasse zu beginnen. Zuerst mit Lesen und gelegentlichen Sprachübungen, dafür gibt es im Kanton Zürich zum Beispiel auch das Buch ‹Ich will ans Gymi›. Ab den Herbstferien sollte man dann intensiv mit dem Lernen beginnen, indem man Prüfungsaufgaben löst, die jeweils von den Gymnasien öffentlich zur Verfügung gestellt werden.

Generell gilt aber: Wer ans Langzeitgymnasium will, sollte keine Mühe mit der Schule haben und sich nicht ‹dahinterklemmen müssen›. Kinder, die bereits nach der sechsten Primarklasse ins Gymnasium gehen und die Probezeit bestehen, lernen in der Regel von sich aus gerne, setzen sich für die Schule ein, lesen viel und sind wissbegierig.

Für das Kurzzeitgymnasium werden die Kinder in der zweiten Oberstufe vorbereitet, dafür muss man nicht schon in der Primarschule einer der besten Schüler sein.»

Barbara Schmucki, Primarlehrerin

«Darf ich etwas weiter ausholen?», entgegnet eine Mutter auf die Frage. Für ihre Tochter begann die Förderung nicht in der Primarschule, sondern schon viel früher.

«Ich las viele Bücher, wie man Babys fördern kann. Also, was zum Beispiel in einem bestimmten Monat im Kopf des Babys passiert, und wie man die Entwicklung mit gewissen Spielsachen oder bestimmten Farben unterstützen kann. Das habe ich sicher gemacht, bis meine Tochter zwei, drei Jahre alt war.

Ab der vierten Klasse wird es strenger und es gibt viel mehr Fächer. Ich denke, es ist schon wichtig, dass man ab der vierten Klasse ein Auge auf sein Kind und seine schulischen Leistungen hat.»

H. D., Mutter

Wer die Aufnahmeprüfung für das Langzeitgymnasium machen will, braucht entsprechende Noten. Sei das als Empfehlung für den Übertritt oder als Vornoten, die mitzählen.

«Bei uns war das zweite Zeugnis der fünften Klasse wichtig, denn nur, wer da einen Notenschnitt von über fünf vorweisen konnte, durfte auch an die schulische Gymnasiumsvorbereitung, die in der sechsten Klasse nach den Herbstferien startete. Ich denke, das ist aber von Schule zu Schule anders.

Weiter dünkt mich, dass einige Lehrer sich vorschnell eine Meinung dazu bilden, ob ein Kind fürs Gymnasium geeignet ist oder nicht. Unter dieser Voraussetzung ist es sicher sinnvoll, dass die betreffende Lehrperson der Mittelstufe einen guten Eindruck erhält. Zumindest solange die Noten wichtig sind für den Übertritt.

Ab der fünften Klasse wurde es deutlich strenger und ich bereute, dass ich vorher nie ein Auge auf die Erledigung der Hausaufgaben oder Prüfungsvorbereitung gelegt hatte. Mein Sohn schüttelte die Aufgaben in der Unterstufe und zu Beginn der Mittelstufe nur so aus dem Ärmel, oft erledigte er die Hausaufgaben sogar noch kurz vor dem Zubettgehen. Sich anstrengen für die Schule war bis zur fünften Klasse kein Thema. Und plötzlich änderte sich alles.

Gerade Kindern, denen das Lernen in der Unterstufe leichtfällt, schadet es sicher nicht, wenn man ihnen vermittelt, dass in der Mittelstufe mehr Disziplin gefragt ist und man auch lernen muss. Nicht, dass das Kind genau dann schulisch ins Hintertreffen gerät, wenn es wirklich zählt.»

D. T., Vater

«Vielerorts müssen die Kinder im Zeugnis des zweiten Semesters der fünften Klasse eine Fünf im Schnitt aufweisen, um an der Gymnasiumsvorbereitung der Schule teilnehmen zu können. An unserer Schule können teilweise Kinder, welche den erforderlichen Notendurchschnitt nicht erreichen, mit Einverständnis und Unterstützung der Klassenlehrperson trotzdem am Vorbereitungsunterricht teilnehmen. Sie merken dann selbst schnell, ob sie dem Druck und den Vorbereitungsaufgaben gewachsen sind oder nicht.»

Katharina Schweizer, Lehrperson für Gymnasium-Prüfungsvorbereitung

Die Noten müssen oft schon gut sein, damit das Kind überhaupt an der offiziellen schulischen Vorbereitung teilnehmen darf. Was den Zeitpunkt betrifft, ab wann man mit dem Lernen für die Aufnahmeprüfung beginnen soll, gibt es unterschiedliche Ansätze. Die offizielle Schulmeinung lautet «nach den Herbstferien». Doch private Institutionen bieten Kurse bereits ab den Sommerferien und Lerncamps in den Herbstferien an. «Muss unser Kind da mitmachen? Ist es benachteiligt, wenn es nur die offizielle Vorbereitung der Schule besucht?» – diese Fragen treiben die Eltern um.

«Grundsätzlich kann man sich nach dem Fahrplan der öffentlichen Schule richten, die auch Vorbereitungen für die Prüfung anbietet. Meist beginnen diese nach den Herbstferien. Private Lernstudios führen schon Kurse ab Beginn der sechsten Klasse durch. Es ist sicherlich gut, mit dem Kind bereits in der fünften Klasse darüber zu reden, ob es ans Gymnasium möchte und ob es bereit ist, in der sechsten Klasse den dafür nötigen Aufwand zu betreiben.

Grundsätzlich gilt: Je entspannter, desto besser. Wie es dem Kind dabei am wohlsten ist, hängt manchmal auch mit dem Umfeld zusammen. Wenn zum Beispiel alle Freunde nach den Sommerferien mit Lernen beginnen, so ist es durchaus sinnvoll, das auch so zu handhaben. Einfach nur schon deshalb, damit kein Stress entsteht, wenn man als Einziger noch nicht lernt. Stress gibt es dann sowieso noch genug …»

Bettina Marion Ulrich, Lerncoach, Primarlehrerin und Schulleiterin an privaten und öffentlichen Schulen

«Wir beginnen mit der von der Schule angebotenen Vorbereitung nach den Herbstferien. Das reicht. Es gibt aber immer Kinder, die vorher schon Ferienkurse oder Zusatzkurse belegen. Das ist grundsätzlich in Ordnung, mir ist aber wichtig, dass die Kinder sich nicht überfordern und stattdessen auch wirklich Ferien machen an Weihnachten und während den Sportferien. Die Kinder und ich besprechen darum vor den Ferien, was sie noch machen wollen, und ich bestärke sie darin, auch einmal Pause einzulegen!»

Katharina Schweizer, Lehrperson für Gymnasium-Prüfungsvorbereitung

«Unser Sohn entschied sich erst sehr spät dafür, die Prüfung fürs Langzeitgymnasium zu machen. Nach den Herbstferien besuchte er die offizielle Vorbereitung der Schule. Erst ab etwa November/Dezember war für ihn allerdings klar, dass er ans Gymnasium möchte und gewillt ist, dafür zu arbeiten.

Wir entschieden, dass er von Januar bis März einen Intensivkurs besucht, vier Stunden am Samstagvormittag in einem Lernstudio. Sprich, er lernte sehr intensiv, dafür nur kurz, und er blieb so auch motiviert. Andere gingen schon ab September in eine private Vorbereitung, sie lernten während einer längeren Zeit und sicher stressfreier. Es gibt wohl kein allgemeines Rezept.

Man verbaut sich nichts, wenn das Kind erst ab Weihnachten richtig Gas gibt. Zumindest nicht, wenn es ab dann strukturiert lernt und noch eine separate private Vorbereitung besucht.»

K. S., Mutter

«Ich mache das Kurzzeitgymnasium und habe damals nach den Herbstferien mit der Prüfungsvorbereitung begonnen. Ich fand das ziemlich früh, die Prüfung war damals in meinen Augen noch weit weg. Ich hatte ein halbes Jahr Zeit für die Vorbereitungen. Am Schluss lernte ich natürlich intensiver als zu Beginn. Aber das halbe Jahr reichte gut fürs Kurzzeitgymnasium.»

M. B., Kurzzeitgymnasium, letztes Schuljahr

«Im August zu beginnen wäre mir viel zu früh gewesen. Mir passte es, kurz und intensiv zu lernen. Ich habe mich ab Weihnachten richtig reingekniet, dafür hatte ich dann aber kaum noch freie Zeit. Meine Kollegin besuchte ab August eine private Vorbereitung und war dafür die ganze Zeit recht entspannt. Sie konnte auch noch ins Skilager, das wäre bei mir nicht mehr möglich gewesen.»

J. T., Langzeitgymnasium, 3. Jahr

«Unsere Tochter ging gleich nach den Sommerferien in eine private Vorbereitung. So verlief das Ganze recht stressfrei und entspannt. Das ist eben auch wichtig. Sie hatte dadurch auch weniger Hausaufgaben als die, die eine kürzere Vorbereitungszeit vorzogen.»

H. D., Mutter

Jeder Zeitpunkt kann also der richtige sein, wenn er dem Kind entspricht. Für den Neurowissenschaftler Lutz Jäncke aber ist klar: «Von nichts kommt nichts» (siehe Interview am Ende des ersten Teils). Das gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für die Eltern, die den Kindern von früh auf vermitteln sollen, dass Lernen etwas Positives ist, das ihnen neue Welten eröffnet – und nicht einfach Druck bedeutet, um Erwartungen zu genügen.

Tipps

— In einigen Kantonen ist schon das zweite Zeugnis in der fünften Klasse wichtig.

— Nach den Herbstferien mit Lernen zu beginnen, reicht für die Prüfungsvorbereitung.

— Auch wer sich erst spät entscheidet, kann mit entsprechendem Einsatz sich ausreichend vorbereiten.

— Sich entspannt vorbereiten kann auch bedeuten, schon gleich nach dem Sommer mit Vorbereitungen zu beginnen, dafür weniger intensiv – und sich dem Umfeld anzupassen.

— Generell gilt: Es hilft, genug früh in der Primarschule ein Auge auf den Lernerfolg des Kindes zu werfen und dem Kind ein positives Lernumfeld zu vermitteln.

Entspannt ans Gymnasium

Подняться наверх