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Weitsichtiges Erfolgsrezept Die Fürst Fugger Privatbank setzt ihren Schwerpunkt in der Vermögensverwaltung.

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Das Gebäude atmet Vergangenheit. Doch durch das ursprünglich 1515 im Renaissancestil erbaute Stadtpalais an der breiten Augsburger Maximilianstraße weht auch der Wind der Gegenwart. Damals wie heute bilden Banken und Staaten eine Schicksalsgemeinschaft, die Kreditinstitute schnell an den Rand des Ruins bringen kann. Das galt bereits für Jakob Fugger den Reichen und seinen Nachfolger, den Neffen Anton als Financier von Kaiser Karl V. Deren Nachfahren wären fast in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs untergegangen, als die Habsburger sich durch Staatsbankrott schnell und einfach ihrer hohen Schulden bei den Fuggern entledigten. Die Parallelen zur heutigen Staatsschuldenkrise sind unverkennbar.

Diese kommentiert Seine Erlaucht Johannes Graf Fugger, der Seniorbanker der Fugger-Bank, eindringlich: "Wir können unsere Mittelmeer-Freunde nur bedingt unterstützen." Gemeint ist Griechenland. Der Graf steht in der Fürstenhalle im Stammsitz der Fürst Fugger Privatbank vor einem Historiengemälde, das Anton Fugger neben Kaiser Karl V. und dem Malerfürsten Tizian zeigt. Das weckt Erinnerungen an frühere Tage.

Dabei bietet es dem Grafen keine Genugtuung, dass Regina, die Frau des verstorbenen Erzherzogs von Österreich, Otto von Habsburg, bei einer Veranstaltung der Bank 2003 in München ein schlechtes Gewissen wegen in früheren Jahrhunderten nicht bezahlter Schulden zeigte. Viel wichtiger ist ihm, dass das Geschäft der Fürst Fugger Privatbank unter dem Chef Hans-Jörg Schreiweis und seinem Stellvertreter Martin Fritz wieder gut läuft. Das Institut gehört heute mehrheitlich der Nürnberger Versicherung und zu einem kleinen Anteil der Fürstenfamilie um Hubertus Fürst Fugger-Babenhausen. Die Familie hatte die Bank im Jahr 1954 nach dem Kauf des Bankhauses Friedl & Dumler wiedereröffnet. Das Institut konzentriert sich auf Vermögensverwaltung sowie Private Banking und hat wichtige Niederlassungen in Städten wie München und Köln.

Den erzwungenen 100-prozentigen Schuldenschnitt durch die Habsburger hat die zweitälteste Bank der Welt überlebt. Heute läuft das Geschäft der Fürst Fugger Privatbank wieder rund. Das Geldhaus wurde erstmals 1486 von einem Augsburger Ratsschreiber in einem Brief als "banck von ulrichen Fugker" erwähnt und ist gerade einmal "sieben Jahre jünger als die italienisch Monte dei Paschi di Siena", wie Graf Fugger stolz erzählt.

Die Italiener werden zurzeit von Skandalen geplagt, anders die Fugger-Bank: Über die Zuwachsraten von denen Schreiweis spricht, würde sich selbst die Deutsche Bank freuen. Im für die Kreditwirtschaft schwierigen Jahr 2012 steigerten die Augsburger das Zinsergebnis um 18 Prozent, das Provisionsergebnis durch Wertpapiertransaktionen für Kunden kletterte um 13 Prozent; der Jahresüberschuss legte sogar um 124 Prozent auf 1,8 Millionen Euro zu. Auch für 2013 verspricht der ehemalige Investmentbanker zweistellige Zuwachsraten.

Doch die goldenen Zeiten des 16. Jahrhunderts werden nicht zurückkehren. Urahn Anton Fugger bilanzierte im Jahr 1546, als die Firma im Zenit ihrer Macht stand, ein Eigenkapital von fünf Millionen Gulden. Damals gaben sich in der "Konzernzentrale" an der Maximilianstraße Kaiser und Könige, Kurfürsten und Kurienkardinäle sowie Künstler wie Tizian die Klinke in die Hand. Aber auch der Reformer Luther verteidigte 1518 dort seine Thesen gegenüber dem päpstlichen Legaten, dem Kurienkardinal Cajetan.

Zu dieser Zeit waren die Fugger unermesslich reich. Sie finanzierten Kriege, kürten mit ihren Bestechungsgeldern Kaiser. Sie waren aber auch einer der größten Großgrundbesitzer im Reich, die bedeutendsten Bankiers der Welt, das mit Abstand größte Handelshaus, der wichtigste Bergbaukonzern, bedeutendster Arbeitgeber des Handwerks, Münzverwalter und eine politische Großmacht. Eine Superlative jagte die nächste. Im Reich Karl V., in dem die Sonne nie unterging, bestimmten sie das Wirtschaftsleben. In ihren besten Tagen besaßen sie fast zehn Prozent des Volksvermögens. Auf das heutige Deutschland umgemünzt wären das knapp 1,2 Billionen Euro.

Selbst in den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs gingen die Fugger nicht bankrott. Weitsichtig hatte Jakob Fugger bereits das betrieben, was heute neudeutsch Diversifizierung heißt. Er investierte massiv in Grund und Boden. Für Nachfahre Johannes Graf Fugger ist das noch heute ein Erfolgsrezept. Ein Beispiel: Zwar sei eine Investition in Wald "sehr unsexy, aber sie hat schon vor Hunderten von Jahren vor Inflation geschützt", meint er. Und eine nachhaltige Rendite von bis zu drei Prozent könne man auch erzielen.

Für Bankchef Schreiweis ist der Graf "ein Glücksfall, der lebende Beweis, dass langfristige Geldanlage zum Erfolg führt". Schreiweis, dessen Familiengeschichte vor acht Generationen 1767 in der Gemeinde Waldberg in den westlichen Wäldern nahe Augsburg unter der Herrschaft der Fugger begann und dessen Vorfahrin Radegundis Magd auf dem Fürstenschloss Wellenburg war, bevor sie von Wölfen zerrissen wurde, eben dieser Schreiweis stützt sein Institut heute auf die "symbiotische Beziehung" mit der Nürnberger Versicherung und dem Fürstenhaus. Zwar verwaltet die Bank ein Vermögen von fünf Milliarden Euro. Zusammen mit der Versicherung geht es aber im Konzern um 25 Milliarden Euro.

Ein Vorteil: Die Kunden werden betreut wie in einer Bank-Boutique, haben aber die Sicherheit der Nürnberger Versicherung im Rücken. Das ist auch für einen Pensionsfonds in Essen das Entscheidende, der für seine Versicherten eine Milliarde Euro anlegen muss. Für den Chef zählen die langjährige gute Beziehung und die Individualität, mit der er und sein Spezialfonds mit immerhin 45 Millionen Euro behandelt werden. Der Manager will über alle Transaktionen bis ins Kleinste Bescheid wissen, schließlich gilt es, "die Risiken im Griff zu halten". Gut kommt bei ihm an, dass Bankchef Schreiweis selbst an Anlagekonzepten arbeitet. Aber auch für Kommunen und Stiftungen arbeitet die Fugger-Bank. Bis zum Jahresende 2013 möchte Fritz ein Vermögen von einer Viertel Milliarde Euro verwalten. Ein ehrgeiziges Ziel. Beim Private Banking für gut Betuchte hat der typische Kunde ein Vermögen von einer Million Euro. Vertreter sprechen zudem Leute mit weniger Geld auf Fonds und Versicherungen an.

Für die Fürstenfamilie gilt auch im 6. Jahrhundert des Bestehens: Bei der Bank darf nichts schieflaufen. "Im Notfall können wir der Bank den Namen entziehen", sagt Graf Fugger. Unter keinen Umständen soll der Name beschädigt werden. Dafür steht Seine Erlaucht.

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